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Feuer und Stille

Die Welt brannte.

Ich fühlte, wie die Flammen in meinem Inneren loderten, heißer als jemals zuvor. Meine Flügel schnitten durch die Luft, das Rauschen der Windböen war mir vertraut. Doch dieses Mal lag ein Schatten über mir, ein unsichtbares Gewicht, das auf meinen Geist drückte und jede meiner Bewegungen erzwang. Die Magie. Immer wieder die Magie.

Ich konnte nicht entkommen.

Unter mir erstreckte sich ein kleines Dorf, friedlich und schlafend. Menschen, unschuldig und ahnungslos, während die Nacht sie umhüllte. Meine Instinkte schrien, sie zu verschonen, ihnen die Flucht zu ermöglichen, aber die Ketten der Magie zwangen mich, hinabzustürzen. Ich spürte das kalte Kribbeln in meinen Schuppen, das mich drängte, Feuer zu speien, Zerstörung zu bringen.

"Bitte... nicht!" schrie ich innerlich, doch kein Laut kam über meine Kehle. Die Worte blieben in meinem Geist gefangen, als wäre meine Stimme durch dicke Fesseln verschlossen. Ich konnte nicht sprechen. Nicht flehen. Nicht warnen. Es gab nur die Flammen, die mich beherrschten.

Mit einem letzten Schlag meiner mächtigen Flügel schoss ich hinab. Die ersten Häuser zerbarsten unter meinen Klauen, als ich landete, und Flammen lechzten aus meinem Maul. Ich wollte weglaufen, wollte fliehen. Doch meine Klauen gruben sich tiefer in den Boden, während meine feurige Wut über das Dorf hinwegfegte. Die Schreie der Menschen vermischten sich mit dem Knistern des Feuers, und ich fühlte die Schwere des Verlusts auf meiner Seele.

Aber ich konnte nicht weinen.

Dann, aus der Ferne, kam ein anderer Klang. Flügel in der Dunkelheit. Meine Augen wanderten zum Himmel, und dort waren sie. Drachen, aber nicht wie ich – frei. Ich erkannte sie an den geschmeidigen Bewegungen, ihren Flügelschlägen, die nicht von Magie geleitet waren. Sie gehörten nicht zu den Sklaven des Königreichs.

Mein Körper spannte sich an, bereit zum Kampf, obwohl mein Herz etwas anderes wollte. "Lauft..." dachte ich, doch ich wusste, dass sie mich nicht hören konnten.

————

Die Nacht war schwarz und schwer, die Wolken so dicht, dass der Mond kaum zu sehen war. Aber das Dorf unter uns wurde von etwas anderem erleuchtet. Flammen.

„Verdammt," flüsterte ich, während Zyra, meine Drachin, sich auf das Geschehen konzentrierte. Der Rauch stieg in dicken Wolken auf, und ich konnte schon aus dieser Entfernung die Hitze auf meinem Gesicht spüren.

„Das ist er," sagte Darak zu meiner Rechten. Er lenkte Tharok, den gewaltigen Erdendrachen, tiefer in Richtung des brennenden Dorfes. „Der Feuerdrache. Der Sklave."

Meine Kehle zog sich zusammen. Ich hatte Geschichten gehört. Drachen, die mit dunkler Magie versklavt wurden, gezwungen, unschuldige Dörfer anzugreifen. Ich hatte diese Drachen nie für Feinde gehalten. Es waren keine Monster, sondern Gefangene, die in Ketten gelegt wurden – genau wie dieser.

„Wir müssen ihn stoppen, aber nicht töten," sagte ich und strich Zyra beruhigend über die Schuppen. „Er weiß nicht, was er tut."

Wir flogen schneller, und bald sah ich ihn inmitten der Zerstörung. Seine Flammen fraßen sich durch das Holz, die Erde bebte unter seinen Klauen. Doch da war etwas in seinen Augen... etwas Verzweifeltes, fast wie Schmerz.

„Kara, er wird das ganze Dorf zerstören!" rief Kharon neben mir, während Balethor in einem Blitz an uns vorbeischoss.

„Nein! Wir müssen ihn betäuben, nicht töten!" rief ich zurück und zog mein Schwert. Zyra verstand ohne ein weiteres Wort, ihre Flügel spannten sich, und wir stürzten uns hinab.

Ich sah die Spannung in den Bewegungen des Feuerdrachens. Er kämpfte – nicht gegen uns, sondern gegen sich selbst. Seine Flammen leuchteten hell, doch sie waren nicht die eines wilden Tieres. Es war, als ob er sich verzweifelt gegen die Zerstörung wehrte, zu der er gezwungen war.

„Jetzt!" rief Darak, und Tharok ließ eine Erdbebenwelle unter dem Drachen ausbrechen, was ihn ins Taumeln brachte. Doch er kämpfte weiter, die Flammen loderten auf.

„Zyra, Blitzangriff!" schrie ich, und sie ließ einen Sturm von elektrischen Blitzen los, der den Feuerdrachen traf. Für einen Moment erstarrte er, seine mächtigen Flügel ausgebreitet, und dann sank er zusammen, betäubt.

Als er bewusstlos zu Boden fiel, landeten wir vorsichtig. Ich sprang von Zyras Rücken und ging langsam auf den Drachen zu. Seine Brust hob und senkte sich schwer, und ich spürte den Schmerz, den er ertragen musste. Keine Kreatur sollte so leiden.

„Er ist am Leben," sagte ich, die Hand auf seinen Kopf legend. „Und jetzt ist er frei."

———

Die Flammen in mir erloschen, als Dunkelheit mich umhüllte. Ich fiel, mein Körper schwer und müde, als das letzte bisschen Bewusstsein verschwand. In der Ferne hörte ich noch Stimmen, aber sie erreichten mich nicht mehr.

„Endlich... Stille."