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Jagd und Beute

Als ich aufwachte richtete ich meine Blick gen Himmel. Dämmerung, noch immer zu früh. Ich warte bis es dunkler geworden ist und die ersten Sterne zu sehen sind. Zwei Stunden später war es dann endlich soweit. Nun gut, es sollte dunkel genug sein. Ich richtete mich auf. Meinen Körper habe ich jetzt ganz gut unter Kontrolle. Der nächste Schritt ist stärker zu werden. Und dazu werde ich ein paar Monster in den Gebieten außerhalb der Stadt jagen. Ich werde mit den kleinen anfangen und mir dann immer stärkere Gegner suchen. Die Dunkelheit der Nacht sollte mir einen großen Vorteil geben. Mit meinen schwarzen Schuppen habe ich die beste Tarnung, die ich mir vorstellen kann. Außerdem errege ich so weniger Aufsehen wenn ich mich aus und in das Schloss bewege. Ich breitete meine Flügel weit aus. Der kühle Nachtwind fühlt sich großartig an unter meinen Schwingen. Ich schlug kräftig mit meinen Flügeln und verschwand so schnell ich fliegen konnte aus dem Schloss, über die Stadt, hinein in die Wildnis.

Die Monster aufzuspüren ist ein Kinderspiel, dadurch das ich ihre Energie schon über eine so große Distanz wahrnehmen kann. Und ich kann in der Dunkelheit fast genauso gut sehen wie am Tage. Vermutlich verdanke ich das der Tatsache, dass ich ein Drache bin. Da vorne ist mein erstes Ziel. Ich werde mich so langsam wie möglich heranpirschen. Das scheint ein Wildschwein ähnliches Monster zu sein. Seine Hauer sind gewaltig! Ich sollte aufpassen, dass es mich damit nicht erwischt. So schnell ich konnte sprintete ich auf das Monster zu. Es bemerkte mich zwar aber war nicht schnell genug um zu reagieren. So konnte ich ihm meine Klauen seitlich in die Rippen jagen. Mit meine ganzem Körpergewicht drückte ich es zu Boden, während ich ihm meine Klauen immer weiter ins Fleisch trieb. Letztendlich erlag es den Verletzungen. Das war doch schon mal eine erfolgreiche erste Jagd.

Ich sah mir meine erste erlegte Beute an. Es wäre Verschwendung es einfach hier verwesen zu lassen. Nun ich muss mich irgendwann daran gewöhnen ein Drache zu sein und das zu fressen was ich auch erlege. Also begann ich das Monster zu verzehren. Ist das widerlich. Ein wildes Monster mit Haut und Haar zu fressen. Und von dem Blut will ich gar nicht erst anfangen. Aber je mehr ich davon aß desto leichter viel es mir. Und auch der Geruch und Geschmack von Blut war keines Wegs mehr abstoßend sondern eher anregend. Als ich merkte wie das verlangen nach Blut und frischem Fleisch in mir hoch kam erschrak ich für eine Moment. Ist es wirklich so einfach seine Menschlichkeit abzulegen? Oder sind das einfach nur die Instinkte eines Drachen? Wie dem auch sei, es macht mir ein wenig Angst. Auf keinen Fall darf ich die Kontrolle darüber verlieren. Aber ich denke ich könnte mir gut noch einen Nachschlag gönnen. Heute werde ich mich mal so richtig voll fressen.

Mein nächstes Opfer war ein Oger eine stumpfe Kreatur. Er hatte es nicht einmal kommen sehen wie ich ihm den Kopf vom Hals gerissen habe. Aber sein Fleisch war wenigstens nicht so zäh wie das des Wildschweins. Danach habe ich noch ein ganzes Wolfsrudel gefunden gehabt. Bei ihnen testete ich das erste mal, wie resistent meine Schuppen waren. Die Krallen und Zähne der Wölfe konnten mir rein gar nichts anhaben. Was ich jedoch nicht erwartet hatte, dass sie in der Lage waren Feuer zu speien. Aber es war so schwach, dass ich es kaum schlimmer empfand als die Flamme einer Kerze. Nachdem ich ein wenig mit ihnen gespielt hatte erledigte ich sie mühelos. Ich fühlte mich als wenn ich der Wolf und sie die Lämmer waren. Das Fleisch der Wölfe schmeckte großartig. Es war wohl von dieser Jagd mein Favorit.

Aber irgendetwas war komisch. Jedes mal wenn ich eines der Monster tötete spürte ich wie die Energie in meinem Körper anstieg und ich Fühlte mich kräftiger als zuvor. Meine derzeitige Vermutung ist, dass ich die Energie der besiegten Monster in mir auf nehme und so meine Kraft steigere. Wenn alle Monster nach diesem Prinzip leben würde es zumindest Sinn ergeben. Bei Gelegenheit sollte ich diese Theorie überprüfen. Vielleicht verbringe ich ein paar Tage damit einige Monster zu beobachten. Aber für Heute ist es genug. Ich bin papp satt. Ein Schläfchen wäre genau das richtige. Aber zuerst werde ich meine Klauen und mein Gesicht in dem Fluss waschen den ich vorhin gesehen habe. Ich flog zum Fluss wusch mich und trank aus ihm. In meiner alten Welt wäre das undenkbar gewesen. Diese Fluss ist so rein und klar, ganz anders als das was ich aus meinem alten Leben kenne.

Kurz nach Mitternacht kehrte ich zum Schloss zurück. Die Wachen waren wie aufgescheuchte Hühner als ich im Garten landete. Die sollen nicht so ein Theater machen, nur weil ich das Schlossgelände verlassen habe. Oder dachten sie ich würde hier für immer Verweilen, wie ein braves Haustier? Ich will auch Sachen erleben und die Welt erkunden in der ich nun lebe. Vielleicht hofften sie auch einfach ich würde nicht zurückkehren. Wie auch immer, ich werde mich jetzt schlafen legen. Hoffentlich beruhigen die sich bald.

Am nächsten Morgen wurde ich von Prinz Kaleon geweckt, der gerade dabei war einige Soldaten im Schlossgarten zurecht zu weisen. Ich sagte ihr sollt sofort Bescheid geben wenn der Drache aus dem Garten verschwindet! Wer weiß was er anstellt oder welche Gefahr er für die Bevölkerung darstellt. Er mag sich hier benehmen, aber das kann auch nur deswegen sein, weil er meine kleine Schwester als Mutter ansieht. Keiner kann sagen was er tun wird sollte er in Kontakt mit anderen Menschen kommen. Geschweige denn was die Menschen tun werden wenn sie ihn sehen. Er könnte eine Massenpanik auslösen!

Also ganz falsch ist es ja nicht was er sagt. Aber ich werde mich auf keinen Fall einsperren lassen. Geschweige denn, dass er und seine Soldaten eine reale Chance haben mich aufzuhalten. Ihm sollte klar sein, dass er mich hier nicht festhalten kann. Aber vor allem sehe ich die kleine Prinzessin Celine nicht als Mutter an. Sie hat mich beschützt als ich schwach und wehrlos war. Nur deswegen bin ich noch hier, um mich bei ihr erkenntlich zu zeigen. Ansonsten wäre ich schon lange aufgebrochen und würde die Welt erkunden.

So gingen viele weitere Wochen ins Land. Tagsüber leistete ich der Prinzessin Gesellschaft, wachte über sie und spiele gelegentlich mit ihr. Doch nachts jagte ich immer größere und vor allem stärkere Monster. Ich hatte auch Zeit meine Theorie über Monster und ihre Entwicklung zu bestätigen. Ich sah wie ein Goblin mehrere kleine Gegner erledigte. Seine Energie steigerte sich mit jeden besiegten Feind. Am Ende entwickelte er sich sogar zu einem Hobgoblin. Sicher bedarf es noch weiterer Beobachtung, aber heute Abend wollte ich herausfinden wo meine aktuellen Grenzen lagen. Auch in dieser Nacht flog ich los um mir eine neue Herausforderung zu suchen. Mittlerweile legte ich auf meiner Suche nach angemessener Beute eine beachtliche Strecke zurück. Diese Welt scheint zum Großteil verwildert und von Monstern beherrscht zu sein, denn ich fand unterwegs keinerlei Siedlungen oder andere Städte der Menschen.

Endlich, habe ich dich gefunden! Das ist die größte Energie die ich bisher gespürt habe. Da unten in dem Dickicht und es ist nicht alleine. Mit einem Sturzflug raste ich durch die Baumkronen ins Dickicht hinein um meine Opfer zu überraschen. Doch die Überraschung die Meine. Als ich auf dem Boden landete war ich von Oben bis Unten mit Spinnen weben voll. Igitt, Spinnen weben! Ich versuchte die Weben von meinem Körper zu entfernen, aber das schwerer als erwartet. Diese Netze sind nicht nur klebrig wie Hölle sonder auch noch ziemlich robust. Ach was soll es, ich hab keine Zeit dafür! Hier kommen sie! Ich setzte mich gegen die ganzen kleinen Spinnen zu wehr. Sie sind nicht größer als eine Handvoll von mir. Daher kann ich sie ganz leicht zerquetschen und aufschlitzen. Sorgen machen mir die größeren Exemplare, die versuchen mich mit weiteren Fäden unbeweglicher zu machen und bewahren dabei eine gute Distanz. Und bisher hat sich die große Energiesignatur, die ich spürte noch nicht gezeigt. Man ist das nervig. Ich muss etwas gegen diese Netze machen. Ich brauche Feuer. Moment ich bin ein Drache und ich habe auch schon einmal Feuer gespien, wenn auch nur aus Reflex. Tief einatmen, dann meine Energie darauf konzentrieren und aus dem Bauch heraus ausatmen. Ha! Es hat geklappt! Die Netze lösen sich auf. So nun kommt her ihr Mistviecher! Nachdem ihre Netze in Flammen aufgingen versuchten sie es mit ihren Stacheln. Glücklicher weise kamen sie durch meine Schuppen nicht hindurch. Ich hatte keine Lust mir eine Vergiftung ein zu fangen.

Nachdem ich unzählige von ihnen erschlagen hatte zeigte sich endlich die Mutterspinne. Ein gigantische Bestie und viel farbiger als ihre Artgenossen. Ihre orangenen und gelben Akzente ließen sie wirklich bedrohlich aussehen. Aus ihrem Maul spuckte sie mir eine grünliche Flüssigkeit entgegen. Ich wich ihr bestmöglich aus, dann sah ich mir die Flüssigkeit genauer an. Ist das Gift? Nein, das ist Säure, es zersetzt die Grashalme und Spinnen weben. Am besten ich beende das so schnell ich kann, bevor ich davon noch etwas abbekomme. Ich stürmte auf die Mutterspinne zu und wich ihrer Spucke aus. Leider verfehlte ich sie, sie ist flinker als sie aussieht. Ich muss ihre Bewegungsfreiheit mit Feuer eingrenzen um sie zu erwischen. Also zündete ich die Umgebung an und startete einen neuen Angriff. Dieses mal erwischte ich sie und machte ihr den Gar aus. Allerdings habe ich mich dabei auch von ihr treffen lassen. Verdammt mein linker Arm und die Schulter es brennt höllisch bis an meinen Flügel heran. Nachdem ich die restlichen kampfbereiten Spinnen platt gemacht hatte verließ ich die Gegend und eilte zum Fluss.

Ich muss mich ordentlich waschen, damit nichts von diese Säure an mir verbleibt. Verdammt! Selbst nachdem ich alles abgewaschen habe brennt es immer noch wahnsinnig. Fürs erste kehrte ich ins Schloss zurück, doch die Schmerzen hielten noch für einige Tage lang an. Erst nachdem ich mich völlig erholt hatte wagte ich es das Schloss erneut zu verlassen.