Harry sah sich um, so tief in den Kerkern war er noch nie gewesen. Er hatte nicht mal gewusst, dass hinter dem Gemeinschaftsraum der Slytherins noch weitere Gänge und Räume existierten. Sie waren an einigen Räumen vorbeigekommen, deren Türen offen gestanden hatten und er hatte ein Zaubertranklabor gesehen, dass fast so groß war wie die Große Halle. Einen riesigen Vorratsraum und noch zwei weitere Klassenzimmer. Er hatte sich gefragt, was hier unten früher noch unterrichtet wurde, denn nach Zaubertränken hatten diese Klassenzimmer nicht ausgesehen. Und der Vorratsraum war bis oben vollgestopft mit Zutaten gewesen. Für Severus musste das ein wahres Paradies gewesen sein. Er dachte an den Zaubertrankprofessor der vermutlich immer noch tief in den Katakomben von Slytherin Manor über den Kesseln hing und die Bestellungen von Regulus braute. Harry ließ seine Magie erneut fließen, doch er konnte noch keine Siegel und Banne in der Umgebung spüren, also vermutete er, dass sie noch nicht nah genug an den beiden Kammern waren. Das Schloss hätte Gringotts eindeutig Konkurrenz machen können. Ob hier wohl irgendwo ein Zugang zu der Kammer des Schreckens versteckt war? Immerhin waren die Kerker das Territorium von Salazar Slytherin gewesen. Und es konnte ja wohl nicht nur diesen Eingang in die Kammer gegeben haben. Ehrlich wer würde das in einem Mädchenklo verstecken? Ob der Basilisk noch da unten lag? Er wäre auf alle Fälle ein nettes Mitbringsel für Severus, Basiliskenzähne und -schuppen waren extrem teuer und sehr wertvoll für die Herstellung der Tränke. Dann erinnerte sich Harry, dass Hermine und Ron während der letzten Schlacht in die Kammer gegangen waren, um einen Basiliskenzahn zu holen. So gierig wie Ron war, war er danach bestimmt noch mal hinuntergeeilt und hatte den toten Basilisken abgeerntet und die Zutaten verkauft. Er behielt sich aber trotzdem vor, mal in der Kammer vorbei zu schauen.
Amos und Rabastan hatten angehalten und als der neue Direktor beiseitetrat, sah Harry zwei Portale im Gang, die leicht schimmerten. Eine Kammer lag links im Gang und die andere gegenüber auf der rechten Seite. Hier hingen keine Bilder, somit konnten sie auch keine Bewohner der Bilder fragen, wer hier normalerweise herkam. Harry trat vor und legte seine Hand vorsichtig auf das Portal auf der rechten Seite vom Gang. Er wurde zumindest nicht zurückgeschleudert, was schon mal von Vorteil war. Er ließ seine Magie fließen und entdeckte auf Anhieb drei unterschiedliche Siegel und Banne. Dann zog er seine Hand zurück und trat vor das Portal auf der linken Seite. Hier wiederholte er den Vorgang. Dieses Portal war schwerer versiegelt. Zauber, Siegel, Banne, Runen und sogar einen Blutbann konnte er spüren. Er trat zurück. Er forschte in seinem Bewusstsein nach den Namen der einzelnen Zauber, doch er konnte sie nicht benennen. Und wenn er sie nicht benennen konnte, dann konnte er den anderen auch nicht sagen, wie sie sie lösen konnten. Seine Magie wusste intuitiv, was zu tun war, aber selbst da wusste er nicht, wie er es beschreiben sollte. Also würden die anderen ihm nicht helfen können. „Egal was hier oder wer hier versteckt ist. Diese Kammer ist stärker gesichert als die andere. Fawkes kannst du spüren, ob sich die vier gefangenen Seelen alle in einer Kammer befinden, oder sind sie auf die beiden Kammern aufgeteilt?", Harry sah zu dem Phönix, dieser erhob sich von der Schulter von Rabastan und schwebte zwischen den beiden Portalen, ehe er sich wieder auf der Schulter des Schattendämons niederließ. „In jeder der Kammer befinden sich jeweils zwei Seelen.", ertönte die klare melodische Stimme des Phönix in Harrys Kopf. Dieser stöhnte. „Ich hatte es befürchtet. Kannst du spüren, in welcher Kammer die Gefangenen unsere Hilfe dringender brauchen? Ich befürchte, dass ich heute nicht beide Kammern öffnen kann, denn die linke Kammer wird mich mehr Energie kosten." „Nein das kann ich nicht spüren.", sagte der Phönix traurig und in Harrys Kopf klang eine traurige Melodie nach. Er seufzte und wandte sich zu Amos und den anderen um. „In jeder Kammer sind zwei gefangene Seelen. Allerdings kann Fawkes nicht sagen, in welcher Kammer die Gefangenen unsere Hilfe dringender brauchen. Auf beiden Seiten sind die Siegel stark, doch hier auf der linken Seite sind sie viel stärker. Ich befürchte selbst mit der Unterstützung von Fawkes, werde ich nicht die Kraft aufbringen beide Kammern am heutigen Tag zu öffnen. Das ist aus meiner Sicht ziemlich schwierig, denn Dumbledore dürfte das letzte Mal vor vier Tagen hier unten gewesen sein und sich um die Gefangenen gekümmert haben, bevor er aus den Schilden ausgeschlossen wurde. Vier Tage ohne Nahrung ist zwar schwer, aber noch machbar. Ohne Wasser hingegen ist es wohl ziemlich schlimm. Wenn uns also nichts einfällt, dann werden wir uns für eine Kammer entscheiden müssen und hoffen, dass es die Kammer ist, in denen die Gefangenen dringender Hilfe brauchen als in der anderen.", Harry senkte den Kopf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
„Sind die Banne und Zauber auf den Kammern gleich? Dann könntest du die Zauber auf dem einen Portal wirken und wir nach deiner Anweisung auf dem anderen?", fragte Lucius. Harry trat wieder vor die Türen und wiederholte das Abtasten der Zauber durch seine Magie. Als er zurücktrat, schüttelte er mit dem Kopf. „Nein, sie sind nicht mal annähernd gleich. Ich würde sagen der Zauber auf der linken Tür ist viel älter und da wurden nach und nach immer wieder Zauber hinzugefügt. Die Zauber auf der rechten Tür, sind … wie soll ich es ausdrücken … nicht schlampig, aber auch nicht so exakt und vielschichtig wie die auf der anderen Kammer. Dazu kommt, dass ich euch nicht sagen, kann was das für Zauber sind. Meine Magie erkennt sie und weiß intuitiv was zu tun ist, aber euch das zu beschreiben wird schwer bis unmöglich für mich, denn ich kenne die Zauber nicht. Daher werde nur ich die Zauber lösen können. Wenn in Hogwarts dunkle Magie unterrichtet worden wäre, dann wüsste ich vielleicht die Namen der Zauber, aber so kann ich nur auf meine Magie vertrauen.", Rabastan trat an das linke Portal und legte die Hand auf die Tür. Es dauerte einen Moment doch dann wurde er zurückgeworfen, Fawkes erhob sich von seiner Schulter und schwebte kurz so dass sich Rabastan sammeln und wieder erheben konnte. Dieser trat vor die rechte Tür und wurde auch hier zurückgeworfen. Als er wieder zwischen den beiden Portalen stand, setzte sich Fawkes wieder auf seine Schulter. „Interessant.", murmelte Lucius und tat es Rabastan nach. Auch er wurde von beiden Portalen zurückgeworfen. Harry fluchte. „Ein weiteres Indiz dafür, dass wir vergessen können, dass ihr an einer Kammer arbeitet und ich an der anderen. Warum aber werfen mich die Zauber nicht zurück, euch aber schon?", fragte er stirnrunzelnd. „Mir und den Kobolden geht es übrigens genauso wie Rabastan und Lucius.", sprach nun Amos zum ersten Mal als seit sie vor den Portalen angekommen waren. Harry starrte ihn überrascht an und blickte dann zu Renok, der nur bestätigend nickte. Harry seufzte und starrte beide Portale abwechselnd an. „Verdammt, für welches entscheiden wir uns denn nun?", er wirkte verzweifelt. In die eine Kammer kam er vermutlich schneller, aber in der anderen waren die Gefangenen wohl schon länger eingesperrt. Und wenn er mit der ‚leichteren' Kammer begann, dann hatte er sicher keine Kraft mehr, um die andere vollständig zu öffnen. Begann er mit den älteren Zaubern, dann konnte er vielleicht hoffen, am Ende noch genug Reserven für die ‚leichte' Kammer zu haben. Er wanderte ein paar Minuten auf und ab und betrachtete seine Optionen von allen Seiten. Schließlich hatte er eine Entscheidung getroffen und blickte seine Mitstreiter an.
„Ich beginne mit der Kammer auf der linken Seite. Hier sind die Zauber älter, also sind die Gefangenen auch schon länger versiegelt. Vielleicht habe ich am Ende noch genug Reserven, um auch die zweite Kammer heute noch zu öffnen, aber hier werde ich mehr Energie brauchen, also ist es sinnvoll hier zu beginnen.", Rabastan sah noch mal zwischen beiden Portalen hin und her, doch er konnte nachvollziehen, warum Harry sich so entschieden hatte. Er hätte genauso gehandelt. Sie alle traten zurück, um Harry Platz zu machen. Dieser trat vor die linke Kammer und ließ erneut seine Magie fließen. Jetzt begann die tiefgründige Analyse der Zauber, die er nur oberflächlich gespürt hatte, als er diese die ersten beiden Male abgetastet hatte. „Kennt sich einer von euch mit alten Runen aus?", fragte er an die anderen gewandt. Lucius nickte. „Ja, ich hatte ein ‚Ohnegleichen' in meinen UTZ.", Harry nickte, beschwor ein Blatt Pergament und skizierte die Runen, die er entdeckt hatte. Als er fertig war, reichte er das Blatt an Lucius. Dieser sah sie an und nickte dann. „Ich brauche ein Buch aus der Bibliothek in Malfoy Manor, um keine Fehler zu machen. Auf welcher Ebene des Siegels sind die Runen angebracht?", Harry sah auf. „Ich muss vorher den Blutbann und zwei Zauber lösen. Ich denke das wird mich sicher eine Stunde Zeit kosten, vielleicht länger.", Lucius nickte und sah zu Renok. „Kann mich einer ihrer Kobolde nach Malfoy Manor und zurückbringen?", Renok nickte und schnippte mit dem Finger, schon erschien ein Kobold. Lucius wiederholte seine Bitte und wenige Augenblicke später waren der Kobold und Lucius verschwunden. „Sir Renok, wenn ich ihnen in meinen Erinnerungen eine Magiesignatur zeige, können sie mir dann sagen, wer den Blutbann gewebt hat?", auch dieses Mal nickte der Großkobold. Harry kam auf ihn zu und reichte ihm die Hand. Der Großkobold schloss die Augen. „Es war Kingsley Shacklebolt.", sagte der Großkobold. Harry sah zu Rabastan. „Kannst du zurückgehen und schauen, ob unser Lieblingsluchs noch eine Blutprobe von ihm hat? Der Blutbann wäre so einfacher zu überwinden, als wenn ich ihn mit meiner Magie einreißen muss." Rabastan trat vor. „Bin schon weg.", von einer Sekunde auf die andere war er verschwunden. Schattendämonen konnten wohl auch ‚schimmern', so wie Tom es genannt hatte. Es dauerte ein paar Minuten ehe Rabastan zurück war. Fawkes hatte es sich in der Zeit bei Amos gemütlich gemacht, kehrte aber nun auf die Schulter des Dämons zurück. „Unser Luchs hat keine Probe mehr. Wir haben alles für den Fluch auf dir gebraucht, um diesen zu brechen.", Harry fluchte und wandte sich wieder dem Portal zu. Somit blieb ihm nichts anderes übrig, als den Blutbann mit Gewalt niederzureißen. Fawkes begann eine leise Melodie zu trällern und Harry spürte Energie durch seinen Körper fließen. Er sah noch einmal zu den anderen und begann mit seiner Magie an dem Blutbann zu arbeiten.
Harry hatte schon nach wenigen Minuten das Zeitgefühl verloren. Er wusste nicht mehr ob er schon Stunden an dem Portal arbeitete, oder ob es nur Minuten waren. Irgendwann war auch Lucius wiederaufgetaucht und unterhielt sich leise mit Rabastan. Harry ließ sich davon nicht stören und machte einfach weiter. Er hatte mittlerweile den Blutbann gelöst und auch den ersten der darunterliegenden Zauber aufgehoben. Nun wollte er den Zauber lösen, der die Personen identifizieren sollte, die versuchte durch das Portal zu gelangen, als er den Fehler machte und das Portal berührte. Der Zauber reagierte und schleuderte ihn zurück. „Verfluchter Drachenmist.", Harry rappelte sich wieder auf und betrachte das Portal. Der Zauber den er gerade gelöst hatte, hatte sich wiederaufgebaut. Zu seinem Glück, war der Blutbann nicht wiedererschienen, sonst hätte er von vorn beginnen müssen. Harry starrte das Portal missmutig an, trat vor und löste erneut den Zauber, bevor er sich auf den Personenzauber konzentrierte. Als auch dieser nach einer weiteren Viertelstunde gelöst war, trat er zurück, wischte sich den Schweiß aus der Stirn und sah zu Lucius. „Jetzt die Runen.", Lucius nickte und gab ihm ein Pergament. „Ich habe sie aufgezeichnet. Zeichne sie genau in der Reihenfolge von oben nach unten, damit sollte sich auch dieser Bann lösen.", Lucius reichte ihm außerdem noch eine Flasche Wasser, die Harry dankbar annahm. Nach dem er die Runen gezeichnet hatte und auch dieser Bann gelöst war, folgten zwei alte Siegel, die er relativ schnell zerstören konnte. Harry starrte auf das Portal. Er konnte nur noch eine weitere Ebene mit einem Zauber spüren. Ein Blutbann, zwei Zauber, Runen, zwei Siegel und nun wieder ein Zauber. Sieben Ebenen? Die Zahl ‚sieben' war eine magische Zahl und ziemlich wichtig in der Zaubererwelt. Sollte es das dann gewesen sein, oder erwarteten ihn in der Kammer noch weitere Überraschungen? Er hatte keine Ahnung, musste sich aber vorerst auf den Zauber konzentrieren. Ein weiterer Fehler und er konnte noch mal von vorn beginnen.
Dieser Zauber hatte es in sich und war selbst so vielschichtig, dass Harry eine weitere Stunde brauchte um ihn zu lösen. Seine Magie floss dabei unaufhörlich über den Zauber hinweg und fraß ihn von den Seiten her einfach auf. Harry hätte niemandem beschreiben können, wie seine Magie das tat, denn sie tat es einfach. Sie variierte in Stärke und Dauer der einzelnen Wellen. Es war wie eine Melodie, die mal lauter und mal leiser erklang. Und plötzlich war es geschafft. Der Schweiß lief Harry den Rücken hinunter und auch sein Gesicht und seine Haare waren vollkommen verschwitzt. Er trat zurück. „Erledigt. Rabastan bitte geh mit mir gemeinsam da hinein. Ihr anderen bleibt bitte hier. Wir wissen nicht was uns erwartet und ich will die Gefangenen nicht überfordern, wenn zu viele von uns in die Kammer stürmen.", Lucius, Amos und Renok traten zurück. Fawkes blieb auf der Schulter des Schattendämons sitzen. Seine Tränen könnten die Gefangenen heilen, daher akzeptierte Harry seine Anwesenheit. Rabastan zog seinen Zauberstab und trat an Harrys Seite. Er würde kein Schwert ziehen, denn die Gefangenen hatten vermutlich schon genug Leid erfahren. Harry nickte seinem Begleiter noch einmal zu und gemeinsam betraten sie die Kammer und verschlossen die Tür hinter sich. Für einen Moment war es dunkel, bevor in der Kammer sich von selbst Fackeln entzündeten. Harry sah sich vorsichtig um. Die Kammer war vermutlich fünf mal fünf Meter groß und in der Mitte befanden sich zwei Altäre, auf denen zwei Gestalten lagen. Rabastan nickte Harry zu und dieser trat auf die beiden Altäre zu und erstarrte. Er hatte sie bisher nur auf einem Portrait gesehen, doch er war sich absolut sicher, hier vor ihm lagen Godric Gryffindor und Salazar Slytherin. Jetzt ergab die Aussage auch Sinn, dass es eigentlich immer kalt um sie herum war, doch manchmal war es kälter. Der Wechsel der Jahreszeiten. Hier in den Kerkern war es eigentlich zu jeder Jahreszeit kalt, aber im Winter war es noch schlimmer. Harry blickte zu Rabastan, der nun zu ihm getreten war. „Sind die Beiden, die von denen ich glaube, dass sie es sind?", fragte der Schattendämon ungläubig. Harry schluckte und nickte. „Salazar Slytherin und Godric Gryffindor. Die Eltern von Tom.", Harry strich vorsichtig Godric eine Strähne seines Haares am Ohr beiseite und legte nun die spitzen Ohren frei, die ihn eindeutig als Elfen kennzeichneten. Rabastan machte das Gleiche bei Salazar. „Dann waren sie die ganze Zeit in Hogwarts?", fragte er überrascht. Harry nickte. „Sieht so aus. Kannst du die beiden nach Slytherin Manor schimmern? Ich denke nicht, dass Renok und Amos schon erfahren sollten, wer hier gefangen gehalten wurde. Ich habe so ein Gefühl, dass es besser ist, dieses Geheimnis noch etwas zu bewahren. Außerdem wüsste ich nicht, wie ich erklären soll, dass zwei der Gründer noch am Leben sind.", Harry sah zu Rabastan und hoffte, dass dieser die Beiden mit sich nehmen konnte, sonst müssten sie einen Portschlüssel erschaffen. Er wusste nicht wie sich das Zusammenpressen des Körpers bei der Reise mit dem Portschlüssel auf die Beiden auswirken würde. Rabastan trat vor, zog eines seiner Schwerter und reichte es Harry. „Hier nimm. Ich bin wohl einige Zeit weg, wenn Tom sieht, wen ich ihm da bringe. Nimm Lucius in die andere Kammer mit, wenn ich nicht bis dahin zurück bin. Du wirst doch versuchen die andere Kammer zu öffnen, oder?" „Ja, ich werde es versuchen. Ich weiß nicht ob meine Kraft noch ausreicht, um auch die zweite Kammer zu öffnen, aber ich werde es versuchen. Ich bin gespannt, wen wir dort finden werden.", Harry nahm das Schwert und Fawkes wechselte auf seine Schulter. Zusammen beobachteten sie, wie Regulus den beiden Gründern die Hände auf die Schultern legte und die Drei gemeinsam verschwanden. Harry blickte sich noch einen Augenblick in der Kammer um, konnte aber nichts mehr entdecken.
Er trat wieder vor das Portal. Die anderen blickten auf. Amos sah sich verwirrt um. „Wo ist Rabastan? Und wen habt ihr in der Kammer gefunden?", Harry hoffte, dass sie ihm nicht übelnehmen würden, dass er es ihnen nicht sagte. Er atmete tief ein und aus. „Zwei Menschen, die schon seit vielen Jahren vermisst werden. Rabastan bringt sie gerade zu Verbündeten. Verzeiht, aber wir denken es ist das Beste, geheim zu halten wen wir gefunden haben, um die Beiden nicht in Gefahr zu bringen.", Amos nickte. „Verständlich. Möchtest du nun noch versuchen die andere Kammer zu öffnen?", Harry sah sich das zweite Portal an. Lucius war zu ihm getreten und reichte ihm einen Trank. „Ein Aufbautrank. Und etwas Wasser. Du wirst beides brauchen, denn du siehst ziemlich erschöpft aus.", Harry bedankte sich und nahm erst den Trank und dann die Wasserflasche entgegen. Nachdem er beides leer getrunken hatte, wandte er sich nun dem Portal zu. Auch hier analysierte er zuerst wieder alle Zauber. Er war überrascht, dass er nur einen Bann, einen Zauber und eine Ebene mit Runen fand. Er zeichnete die Runen wieder auf ein Pergament und reichte diese an Lucius weiter. Dieser zog sich etwas zurück und holte aus seiner Tasche ein Buch hervor. Er hatte schon geahnt, dass auf dem anderen Portal auch Runen waren, so dass er das Buch aus seiner Bibliothek direkt mitgenommen hatte. Harry machte sich an die Arbeit. Der Bann war ähnlich vielschichtig, wie der Zauber auf der letzten Ebene an der anderen Kammer. Es kostete Harry fast eine Stunde, den Bann zu lösen und er spürte die Erschöpfung trotz dem Aufbautrank. Er sah zu den anderen. Amos und Renok beobachteten ihn, nachdem sie zwischenzeitlich die andere Kammer noch mal genau untersucht hatten. Lucius beendete gerade die letzte Rune auf dem Pergament und steckte das Buch wieder in seine Tasche. Fawkes rieb seinen Kopf vorsichtig an Harry und dieser spürte eine weitere Welle an Energie über sich hinweg waschen, so wie schon mehrfach in der letzten Stunde. Er wandte sich wieder dem Portal zu und riss nun den Zauber auf der zweiten Ebene nieder. Dafür brauchte er dieses Mal nicht allzu lange und schon trat Lucius mit dem Pergament zu ihm. „Dieses Mal sind die Runen verzwickter. Du musst sie über Kreuz zeichnen. Du beginnst oben links, als nächstes unten rechts, dann unten links und als letztes oben rechts.", Harry nickte und besah sich die Runen, ehe er begann diese mit seinem Zauberstab auf das Portal zu zeichnen. Als er fertig war, leuchtete das Portal auf und auch das letzte Siegel fiel in sich zusammen. Harry atmete auf. Es war geschafft und er war geschafft. Er spürte die Erschöpfung in seinem ganzen Körper. Er war stolz auf sich. Er hatte nicht geglaubt heute beide Kammern öffnen zu können, doch dank dem Aufbautrank und der zusätzlichen Energie von Fawkes hatte es gereicht. Trotzdem war er sich sicher heute Abend wie ein Stein zu schlafen. „Da Rabastan noch nicht zurück ist, wird Lucius mich in die Kammer begleiten. Wir werden hier auch wieder vorsichtig agieren und nur zu zweit hineingehen.", informierte er die anderen. Amos nickte wieder. Lucius trat zu ihm und wie schon mit Rabastan zuvor, betraten sie Seite an Seite die Kammer und schlossen die Tür vorsichtig. Die Kammer war kleiner als die andere und auf den ersten Blick leer. Der Schein der Fackeln leuchtete allerdings nicht den gesamten Raum aus, sondern die Ecken blieben dunkel. Harry sah zu Lucius. Dieser war erstarrt und blickte in eine der Ecken auf der hinteren Seite des Raumes. Harry konzentrierte sich und dann sah er es auch. Zwei Gestalten eng aneinandergepresst. Sie machten sich so klein wie möglich. Lucius rief mit seinem Zauberstab eine Lumos hervor und näherte sich vorsichtig den Gestalten. Harry folgte ihm vorsichtig. „Dad?", hörten sie plötzlich eine raue Stimme. Lucius erstarrte erneut und konnte nicht fassen was er dort sah. Zwei Jungen, einer mit blasser heller Haut und einer mit dunkler Haut. Harry rieb sich die Augen. Da vor ihm saßen Draco Malfoy und Blaise Zabini. Harry taumelte zurück. Sein Verstand lief Amok. Wie konnte das sein? Wie konnten sie hier sein? Sie sahen nicht aus, als wären sie erst ein paar Wochen hier und doch hatte er sie zum letzten Mal bei seiner Verhandlung gesehen.
„Draco? Blaise? Oh bei Merlin, was macht ihr hier? Seit wann seid ihr hier eingesperrt?", Lucius ließ sich vor den beiden Jungen nieder und betrachtete sie abwechselnd. „Welches Datum ist heute?", fragte Blaise. Draco starrte seinen Vater noch immer fasziniert an. Er konnte es offensichtlich nicht glauben. Die beiden hatten Harry noch gar nicht wahrgenommen. „Es ist der 27. Juni.", sagte Lucius mit rauer Stimme. „Das kann nicht sein, dann wären wir ja erst knapp vier Monate hier. So fühlt es sich nicht an.", die Stimme von Blaise klang rau und kratzig. „Wir haben das Jahr 1998.", sagte Lucius. Er hatte eine schlimme Befürchtung. Mitte des sechsten Schuljahres hatte sein Sohn jeden Kontakt zu ihnen abgebrochen und reagierte auch auf keine Briefe mehr. Waren sie wirklich seit fast anderthalb Jahren hier unten eingesperrt? Doch wie konnte das sein? Er wusste von Harry, dass dieser und Draco eine Beziehung geführt hatten. „1998? Dann sind wir anderthalb Jahre hier gewesen? Wie hast du uns gefunden?", Dracos Stimme klang so rau. Harry holte verzweifelt Luft. Anderthalb Jahre gefangen? Er lehnte sich an die Wand, denn vor seinen Augen begannen kleine silberne Punkte zu kreisen. Anderthalb Jahre gefangen. Blaise und Draco waren seit anderthalb Jahren hier unten. Mit wem hatte Harry dann eine Beziehung gehabt? Ihm wurde schlecht bei dem Gedanken. Fawkes trällerte ein sanftes Lied, denn er bemerkte wohl, dass Harry kurz vor dem Zusammenbruch stand. Nun nahmen auch Blaise und Draco ihn wahr. Draco riss seine silbernen Augen auf. „Potter?", oh Merlin. Draco hatte ihn schon lange nicht mehr ‚Potter' genannt … doch Harry musste sich eingestehen, dass Draco ihn nie anders genannt hatte. Derjenige von dem er dachte, es sei Draco hatte ihn lange nicht mehr bei seinem Nachnamen genannt. Harry schloss kurz die Augen, rieb sich mit einer Hand über das Gesicht und trat dann vor. „Lucius, wir sollten die Beiden hier wegbringen. Ein gewisser Heiler, wird sie sich ansehen wollen.", nachdem Lucius genickt hatte, verließ Harry den Raum. Amos und Renok richteten ihre Blicke auf ihn. „In dieser Kammer haben wir Blaise Zabini und Draco Malfoy gefunden. Wir sollten auch über diesen Fund Stillschweigen bewahren. Sir Renok, kann einer ihrer Kobolde, Lucius und die Beiden Jungen zu unseren Verbündeten bringen? Wir haben dort ja einen Heiler, der sich die Beiden sicher mal anschauen möchte." „Ich kann sie alle Vier dorthin bringen.", Harry atmete tief durch. „Nein nur die Drei. Ich brauche noch etwas Zeit. Wenn ich darf würde ich noch etwas in Hogwarts bleiben wollen.", dabei sah er zu Amos. Dieser nickte. „Selbstverständlich Harry.", Renok sah seinen jungen Freund skeptisch an, betrat dann aber die Kammer und brachten die beiden Malfoys und den Zabini-Erben nach Slytherin Manor bevor er nach Hogwarts zurückkehrte.
In Slytherin Manor war unterdessen eine Horde Hippogreife los, so könnte man meinen. Erst tauchte Rabastan mit Toms Eltern auf und später dann Lucius mit seinem Sohn und dessen besten Freund. Die Geschichte der Jungen klang ziemlich abstrus, doch niemand zweifelte sie an. Nur ihr junger Elementarzauberer blieb verschwunden. Sirius wanderte gerade nervös durch den Salon und war kurz davor einen Patronus zu Renok zu schicken, als sein Gefährte den Raum betrat und sich erschöpft aber glücklich lächelnd in einen Sessel fallen ließ. „Regulus sagt meine Eltern würden unter einer Stasis stehen, aber körperlich sind sie soweit wohl in Ordnung. Die beiden Jungen weisen ziemliche Mangelerscheinungen auf und haben auch einige alte Verletzungen, aber Reg ist sich sicher, das mit Tränken wieder in den Griff zu bekommen.", Sirius nickte nur abgelenkt und wanderte erneut durch den Raum. Tom zog die Augenbraue hoch. „Was hast du?", fragte er seinen Mann. „Harry ist noch nicht zurück. Ich mache mir Sorgen.", jetzt riss Tom die Augen auf. Erst jetzt bemerkte er das Fehlen ihres Jungen. Lucius war vor drei Stunden mit den beiden Jungen hier aufgetaucht, doch Harry war nicht bei ihnen gewesen. Wie konnte er nur Harry in den letzten Stunden vergessen? Er hatte Harry zu einem Teil seiner Familie gemacht und nun vergaß er ihn einfach? Verdammt. Tom erhob sich und wollte auf Sirius zugehen, als ein Hauself mit einer Eule auftauchte. Da es bereits 2 Uhr nachts war, musste es wichtig sein. Sirius nahm sofort den Brief von der Eule entgegen und begann zu lesen. Tom blickte dabei über seine Schulter.
Bin im Grimauld Place. Brauche Zeit für mich. Bitte kommt nicht her. Kreacher ist bei mir.
Harry