Bevor wir aufbrachen musterten wir einander oder vielmehr sahen mich die Abenteurer der Gruppe Shootingstar mit unsicheren und abwertenden Blicken an. Ich jedoch interessierte mich mehr für Waram, unseren Demihuman. Ich schätzte sein alter auf ungefähr 30 Jahre, er war ziemlich muskulös und trug zwei Schwerter an seiner Hüfte. Er hatte blaugraue grobe Haare, seine Ohren und Schwanz waren definitiv die eines Wolfes und hatte die selbe Farbe wie sein Haar, seine Hände und Füße waren mehr behaart als die normaler Menschen aber der eigentliche unterschied waren die robusten krallenartigen Finger- und Zehnnägel. Seine graugelben Augen strahlten Ruhe, Gelassenheit und Selbstsicherheit aus aber diese Farbe, die nur bei Demihumans vorkam, zusammen mit grünlichen Augenfarben, machte es einen nicht leicht ihm länger in die Augen zu schauen. Man hatte das Gefühl als würde man etwas gefährliches und potentiell giftiges ansehen. Seine leichte Metallrüstung schien eine speziell auf ihn zugeschnittene Sonderanfertigung zu sein, die ihm im Kampf viel Bewegungsfreiheit bot.
Wenn Ihr alle soweit seid würde ich gerne aufbrechen wollen. Knurrte Waram ungeduldig, nachdem er genug davon hatte, dass wir stumm in der Abenteurergilde herumstanden und uns anstarrten. Dann brachen wir ohne Umschweife auf. Wir liefen einen ganzen Tag ohne auch nur ein Wort zu wechseln. Zur späten Dämmerungsstunde schlugen wir unser Nachtlager auf. Jeder stellte sein eigenes Zelt auf, danach aßen die anderen einen Bissen, ihr Proviant bestand nur aus Trockenfleisch oder anderen lange und leicht haltbaren Lebensmitteln. Davon kann man doch nicht satt werden, aber wahrscheinlich ist es die günstigste Möglichkeit sich über längere Aufgaben zu versorgen. Ich stellte einen Kochtopf auf und errichtete mir ein Lagerfeuer mit darüber liegendem Grillrost, dann ging mir das nächstbeste, essbare Monster erlegen. Ich zerlegte das Monster vor Ort und nahm nur das essbare Fleisch und die weiterverkaufbaren Sachen wie Fell, Zähne und Hörner mit ins Lager. Dort begann ich das Fleisch zu braten und im Topf bereitete ich eine Suppe, mit den Zutaten aus meinen Proviantsäcken, zu. Dann schnitt ich das leicht angebratene Fleisch in würfel und gab es der Suppe hinzu. Jetzt musste nur noch alles gut durch kochen.
Während ich darauf wartete, dass das Essen fertig wurde, verstaute ich alles nicht notwendige in meinem Zelt und breitete schon einmal meinen Schlafsack aus. In meinem Zelt bereitete ich dann auch für alle Schüsseln und Löffel zum Essen vor. Ich Holte ein paar Kieselsteine aus meinem Rocksack und verwandelte sie zu den benötigten Utensilien, genauso wie ich es zuvor mit dem Kochtopf, Grillrost und der Kelle getan habe. Verwandlungsmagie ist wirklich praktisch um Unterwegs alltägliche Sachen zu ersetzen, dadurch muss man nicht so viel mit sich herum schleppen und hat mehr Platz für wichtige Dinge, wie Essen und Trinken. Nach einer Weile war das Essen auch endlich fertig. Ich kam wieder aus meinem Zelt heraus und füllte nacheinander die Schüsseln, dann überreichte ich jedem eine volle Schüssel. Waram nahm das Abendessen dankend an, die anderen wiederum nahmen es nur widerwillig entgegen. Erst nachdem ich und Waram davon gesessen hatten begannen auch sie das Essen zu probieren. Ihren Gesichtern nach schien es ihnen jedoch zu schmecken. Wenn sie wüssten wer ich in Wirklichkeit bin. Dachte ich mir, aber ich konnte es ihnen auch nicht verübeln. Wenn so viele Gerüchte kursieren, dann ist man automatisch vorsichtiger und misstrauisch.
Ihr solltet langsam die Nachtwachen Reihenfolge festlegen. Sagte Waram zu uns übrigen. Ich kann auch gerne die ganze Nacht über Wache halten, wenn ihr das möchtet. Schlug ich Team Shootingstar vor. Nein, ich traue Dir nicht unsere Sicherheit zu. Unser Team wird die Nachtwache übernehmen und wir teilen uns die entsprechend auf. Sagte Ihr Anführer. Ich zuckte leicht mit den Schultern und sah Waram fragend an. Würde sich das negativ auf meine Bewertung auswirken, wenn ich ihnen die Nachtwache allein überlasse? Fragte ich ihn und er griff sich überlegend ans Kinn. Also eigentlich ist es definitiv ein Bestandteil der Prüfung. Sagte er und Überlegte weiter, mit einem Nachdenklichen Blick. Dann mache ich folgenden Vorschlag, wir halten gemeinsam Nachtwache. Ich bleibe die Ganze Nacht wach und Ihr wechselt euch so ab, dass immer einer von Euch mit mir zusammen wache hält. Schlug ich als Kompromiss vor. Waram nickte zustimmend und auch der Anführer erklärte sich einverstanden. Außer ihrem Heiler würde jeder von ihnen einen Teil der Nachtschicht mit mir verbringen. Das bedeutet sie Teilen die Nacht auf vier Leute auf. Vielleicht ist das sogar besser für mich, wenn ich versuche mich ihnen einzeln anzunähern.
Kurz darauf legten sich alle schlafen außer mir und dem Anführer von Team Shootingstar. Aber egal wie oft ich versuchte mit ihm ein Gespräch anzufangen, er stand auf der anderen Seite des Camps, mit seiner Glaive auf dem Rücken und ignorierte mich einfach. Dennoch beobachteten mich seine eisblauen Augen mindestens genauso viel wie die Umgebung. Sein hellbraunes Haar und Gesicht hatte unter einer Kapuze versteckt, die an seinem langen Mantel angenäht wurde. Ich bemerkte, mit meiner Magieerkennung, wie sich Waram aus dem Camp schlich. Ich fragte mich was er vor hatte. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der wir uns anschwiegen, war es dann auch endlich Zeit für den ersten Schichtwechsel unter den Mitgliedern von Shootingstar. Als nächster war ihr Tank an der Reihe. Ein richtiger Berg von einem Kerl mit einer Glatze, einem Schnauzer und braunen Augen. Seine Rüstung war zwar massiv aber aus günstigen Materialien, sein Turmschild hingegen war ein Prachtstück und fast so groß wie er selbst, man konnte sehen in welchen Teil seiner Ausrüstung er sein Geld investierte. Außerdem war er ohne Frage der Älteste der Truppe, ich hatte die Hoffnung mit ihm am ehesten klar zu kommen. Ich wartete eine Weile bevor ich mich mit ihm versuchte zu unterhalten um sicher zu gehen, dass sein Anführer auch wirklich schlief.
Ich bin mir sicher wir wurden einander noch nicht ordentlich vorgestellt, mein Name ist Zymeth. Sagte ich dann. Rowan ist mein Name und ich weiß sehr wohl wer Du bist, es gibt wohl kaum jemanden in ganz Launil, der noch nicht von Dir gehört hat. Sagte er vorsichtig mit seiner kräftigen Stimme um niemanden aufzuwecken. Ich war froh, dass wenigstens mit ihm eine Unterhaltung zu Stande kam. Euer Anführer ist nicht sehr gesprächig, er hat die ganze Zeit nur geschwiegen, dabei hoffte ich Euch besser kennen lernen zu können. Das macht das zusammen kämpfen und aufeinander verlassen wesentlich einfacher. Führte ich unser Gespräch fort. Für mich spielt es keine Rolle wie gut ich jemanden kenne, ich erfülle meine Aufgaben und die Anderen die ihren. Sagte er und machte eine kurze Pause. Tarion ist ein guter Kerl, ich denke das die ganzen Gerüchte über Dich dafür Sorgen, dass er nicht weiß was er von dir halten soll. Außerdem ist er überaus vorsichtig geworden seit dem Vorfall mit der Goblinhorde und dem Drachen. Erklärte Rowan und versuchte mein Bild von Tarion ins positive zu rücken.
Richtig, ihr hattet ja eine Begegnung mit einem Drachen, davon habe ich schon gehört gehabt. Was für ein Drache war es und wie war es in seiner Gegenwart? Fragte ich um das Gespräch am laufen zu halten, außerdem interessierte es mich wie sie mich sahen. Aber er sah mich verwundert an. Du glaubst die Geschichte? Fragte er ungläubig. Warum nicht? Ich habe ja keine Beweise dafür, dass es eine Lüge ist. Also geh ich davon aus, dass ihr die Wahrheit erzählt. Sagte ich seelenruhig, während ich eine gewisse Erleichterung in seinem Blick sehen konnte. Die anderen Abenteurer haben uns ausgelacht als wir die Geschichte erzählten. Aber um deine Fragen zu beantworten, ich weiß nicht zu welcher Art Drache er gehörte und er war noch ziemlich jung, aber seine Erscheinung und Aura waren anders als alles was ich je gesehen habe. Man konnte es in seinem Blick sehen, dass er intelligent war. Solch eine Art Bewusstsein habe ich bei keinem Monster je gesehen. Aber allein in der Gegenwart von ihm zu sein und der spürbaren, scheinbar grenzenlosen Macht die er ausstrahlte ausgesetzt zu sein war angsteinflößend. Erzählte er und es schien als wenn nur die Erinnerung daran reichte um ihm einen eiskalten Schauer über den Rücken zu jagen.
Und die beiden Mädchen in eurer Gruppe? Sie scheinen mir sehr jung für Abenteurer zu sein. Ist es wirklich okay sie mit in den Dungeon zu nehmen? Fragte ich neugierig, aber eigentlich wollte ich nur ein paar Informationen über sie, um es nachher leichter zu haben mit ihnen zu reden. Ihre Namen sind Sué und Tifa und die Beiden haben es faustdick hinter den Ohren. Du solltest sie lieber nicht unterschätzen, sie sind genauso wenig hilflos wie ich oder Taroin. Aber jetzt mal zu Dir, sind die Gerüchte über dich wahr? Fragte er und sah mir direkt ins Gesicht. Manche sind es, andere nicht und einige enthalten die Wahrheit aber sind maßlos übertrieben in ihrer Darstellung. Interessiert dich ein genaues Gerücht? Dann kann ich Dir genau sagen, ob es wahr ist oder nicht. Antwortete ich ihm und stocherte mit einem Stock im Lagerfeuer herum, dann legte ich ein paar Äste nach. Wir sollten und wieder auf die Nachtwache konzentrieren. Sagte Rowan ernst und drehte sich von mir weg.
Als dann die Zeit zu tauschen kam ging Rowan schlafen und Sué übernahm deren Schicht. Ich hatte nicht einmal eine Chance mit ihr ein Gespräch zu beginnen. Sie verschwand gleich zu beginn in den Schatten und lies sich bis zum nächsten Schichtwechsel nicht blicken. Bis jetzt war es eine Ruhige Nacht, aber ich fragte mich was Waram die ganze Zeit machte und ob er rechtzeitig zurück kommen würde. Dann war es wieder soweit und Tifa übernahm die Nachtwache für Team Shootingstar. Aber auch sie zeigte mir die kalte Schulter und ignorierte mich wie es Tarion tat. Nach einer Weile hörte ich wie Vögel aus den Bäumen unter Krächzen davon flogen. Ich spürte zwei Magie Signaturen aus dieser Richtung auf uns zu kommen.