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Kapitel 13: Verrat

Luc war stinksauer. Das eine war, dass Bradford ihn herumkommandieren und ausnutzen wollte, nur weil er ein Rückkehrer war. Aber ihm dann auch noch mit dem Tod zu drohen, war zu viel. 

Er war froh, dass Elena eingesprungen war, sonst wäre es gut möglich gewesen, dass er Bradford reingehauen hätte.

Doch Luc war nicht bewusst, was Elenas Tat gerade für eine Lawine ausgelöst hatte. Während sie sich noch mit Bradford stritten, gingen überall im Lager Hunter in Stellung. Auch bekam keiner mit, dass sich die Reiter Nerias dem Lager näherten. 

Luc wollte sich gerade wieder Bradford wenden, um ihn zu konfrontieren, als dieser ihm nur zu lächelte und die Hand hob, wie für einen Befehl.

Bevor irgendwer reagieren konnte, schnellte Bradfords Hand nach unten und das Chaos brach los. Hunter stürzten sich auf Luc und die anderen der Gruppe und zwangen sie gewaltsam zu Boden.

Das einzige, was Luc vor seinen Augen noch sah, war Bradford, wie er mit einem Grinsen im Gesicht noch einmal Luc tief in die Augen schaute und dann zwischen den Zelten verschwand. 

Überall im Lager passierte dasselbe mit anderen Teams. Jeder, der auf Befehl zurückgekehrt war oder nicht zu den eingeweihten Huntern gehörte, wurde zu Boden gerungen und wer sich wehrte, erwartete ein schlimmeres Ende. 

Luc kam immer wieder zu sich. Er bekam mit, dass die Truppen Nerias in das Lager gelassen wurden. Wie andere Hunter schwer zugerichtet wurden. Auch sah er, wie Dave, Elena, Lyria und Elias in verschiedene Richtungen gezerrt wurden.

Keiner von ihnen hatte eine Chance gehabt, sich zu wehren. Als Luc wieder zu sich kam, saß er gefesselt an einem Stuhl in einem Zelt. Seine Augen waren verbunden. Allerdings reichten alleine die Schreie und der starke Geruch nach Blut, damit er sich denken konnte, was außerhalb passierte.

Sein Schwert und sein Beutel waren ihm abgenommen wurden. Auch seinen Handschuh mit der Glyphe konnte er nicht mehr an seiner Hand spüren. 

Er verlor jegliches Zeitgefühl, wie lange er gefesselt auf dem Stuhl saß. Es hätten zwei Stunden, aber auch zehn Stunden sein können. Doch wer irgendwann zu ihm kam, hatte er nicht erwartet.

Als jemand ihm die Augenbinde abnahm, saß Elijah Rayne vor ihm. Neben Elijah stand Sir Bradford und hinter Luc stand ein ihm unbekannter Hunter. 

Elijah begrüßte ihn: "Damit hättest du jetzt nicht gerechnet. Das wir uns nach so langer Zeit ausgerechnet in unserer Heimatwelt wiedersehen."

Lucs Antwort war eher an Sir Bradford gerichtet: "Ich hätte eher nicht damit gerechnet, dass Bewohner unserer Heimatwelt auf deinen Schwachsinn reinfallen. Aber scheinbar habe ich mich getäuscht."

Sir Bradford wollte auf Luc zustürmen, aber Elijah gab ihm mit seiner Hand ein Zeichen, sich zurückzuhalten. 

Mit einem Grinsen auf den Lippen gab Elijah zurück: "Nah, Nah. Wir wollen doch nicht gleich wegen ein paar Worten aufeinander losgehen, oder?"

Wieder an Luc gerichtet, ergänzte er: "Da jage ich dich durch ganz Neria und du präsentierst dich einfach hier auf dem Silbertablett. Naja, ist ja jetzt auch egal. Jetzt wo wir hier schonmal so gemütlich zusammensitzen, können wir uns auch gleich ganz nett unterhalten."

Luc ahnte bereits, was Elijah meinte, mit nett unterhalten. Und so kam es auch.

Elijah zog sich einen Mantel aus und hängte diesen über die Lehne seines Stuhls. Ebenfalls krempelte er noch die Ärmel von dem Hemd hoch, welches er darunter trug. Währenddessen reichte der Hunter einen Metallstift an Elijah. Es war ein ähnlicher Stift wie Luc in besaß. 

Bevor Elijah den Stift nahm, riss er Lucs Hemd auf. Danach gab er Luc noch drei Schläge in die Magengrube.

Kurz danach fing er an, auf Lucs Haut Glyphen zu zeichnen und diese bei der Fertigstellung direkt zu aktivieren. Luc kannte die Glyphen zwar nicht, aber verstand sofort, für was sie gut waren. Einige von den Glyphen jagten in bestimmten Abständen Strom durch Lucs Körper, wiederum andere simulierten das Gefühl von heißem Metall auf der Haut und andere wiederum waren nur dazu da, ihn am Leben zu halten. 

Dies war eine Foltermethode, für welche Elijah in Neria bekannt war. Ebenfalls konnte Luc sich gut an viele seiner Freunde erinnern, die diesen zum Opfer gefallen waren.

Vernebelt durch die Schmerzen kamen Luc jetzt wieder in Erinnerung seiner zwei Jahre in Neria hoch. 

Er befand sich wieder in der Kaserne von Luminal. Einer Kasernenstadt in der Nähe der Hauptstadt. Auf dem Bett neben ihm saß der 2 Jahre jüngere Elijah. Sie beide waren durch das Erscheinen einer Kuppel nach Velea, dem Planeten, auf dem Neria liegt, transportiert worden. Ursprünglich waren sie beide von der Erde.

Bei Ankunft waren sie von Soldaten vor die Wahl gestellt worden. Entweder dienen sie dem König als Soldaten oder als Sklaven. Beide hatten kein Interesse daran, als Sklaven zu enden.

Der jüngere Elijah meinte zu Luc: "Die Glyphen Technik, die wir heute von der Generalin gesehen haben, finde ich super. Ich hoffe, ich kann sie irgendwann auch lernen."

Luc antwortete darauf: "Du hast sie doch heute gehört. Wir werden sie nie lernen dürfen, da wir nur einfache Soldaten sind."

Leicht schnippisch entgegnete Elijah: "Ich darf doch wohl noch Träume haben in dieser verrückten Zeit."

Lucs Gedanken wurden wieder neblig und die Erinnerung an die Kaserne verblasste. ER spürte wie eine Schmerzenswelle durch seinen Körper schoss. 

Eine weitere Erinnerung kam in ihm hoch. Diesmal war er in einem kleinen Kerker und vor ihm stand Elijah in Uniform. Luc selber hatte kaum mehr als einen Stofffetzen um seine Hüfte gebunden. Seine Arme waren nach hinten gezogen und mit Eisenringen um seine Handgelenke an die Wand gefesselt. 

Der auf ihn herunter schauende Elijah spottete: "Du hättest eben auf die Generalin hören und die Dorfbewohner töten sollen. Diese Lage hast du dir selbst zu verdanken."

Mit einem Tritt in die Magengrube verabschiedete sich Elijah von ihm und verließ den Kerker. 

Wieder veränderte sich die Erinnerung leicht. Luc war nach wie vor angekettet in dem Kerker. Diesmal schien es allerdings Nacht zu sein. Es war deutlich kälter und fahles Mondlicht fiel durch die Schlitze in der Mauer. Einzelne Schneeflocken schwebten durch die Luft und Lucs Atem formte einen kleinen Nebel vor seinem Mund.

Ein lautes Krachen war vor Lucs Kerkertür zu hören. Nach wenigen Minuten barst diese und auf der anderen Seite stand eine Elfin mit erhobener Hand. Auf ihrer Handfläche war eine leicht glühende Glyphe zu sehen.