Das Tal der Tränen lag vor ihnen wie ein klaffender Abgrund. Ein Hauch von Fäulnis und kaltem Metall lag in der Luft, und die Dunkelheit schien sich zu bewegen, als wäre sie lebendig. Danny und Kael'thar standen auf einem Vorsprung und betrachteten die gespenstische Landschaft.
Die ersten Schritte
Der Abstieg ins Tal war beschwerlich. Der Boden war uneben und rutschig, als wäre er mit einer unsichtbaren Schicht aus Öl überzogen. Jeder Schritt war begleitet von einem unheimlichen Geräusch – einem Flüstern, das weder Wind noch Tiere zu erzeugen schienen.
„Spürst du das?" fragte Danny, während er einen Stein von der Klippe hinunterstieß. Er hörte nie, wie er aufschlug.
Kael'thar nickte, sein Blick wachsam. „Das Tal lebt. Die Schatten haben es durchdrungen, bis es selbst ein Teil ihrer Essenz geworden ist. Sei auf alles vorbereitet."
Je weiter sie hinabgingen, desto stärker wurde das Gefühl von Bedrohung. Es war, als ob das Tal selbst Danny beobachtete, seine Ängste und Unsicherheiten abtastete und sich bereit machte, sie gegen ihn zu verwenden.
Die Stimmen der Vergangenheit
Als sie den Talboden erreichten, wurde die Atmosphäre noch erdrückender. Um sie herum erhoben sich seltsame Strukturen – Ruinen aus einer längst vergangenen Zeit. Säulen aus schwarzem Stein ragten in den Himmel, ihre Oberflächen mit unbekannten Symbolen bedeckt, die im schwachen Licht zu pulsieren schienen.
Danny trat an eine der Säulen heran und fuhr mit den Fingern über die Gravuren. Plötzlich hörte er eine Stimme, klar und vertraut:„Du wirst es niemals schaffen, Danny."
Er wirbelte herum, doch niemand war da. Die Stimme gehörte seinem alten Trainer aus der Kindheit, einem Mann, der ihm oft das Gefühl gegeben hatte, nicht gut genug zu sein.
„Es sind Illusionen," sagte Kael'thar, der sich dicht an Dannys Seite stellte. „Sie greifen deine Erinnerungen an, um dich zu schwächen."
„Aber es fühlt sich so real an," murmelte Danny, während er versuchte, die aufsteigenden Emotionen zu unterdrücken.
„Das ist es auch," antwortete der Drache. „Sie nutzen die Wahrheit, um dir zu schaden. Doch du bist stärker als das. Erinnere dich daran."
Der Fluss des Schmerzes
Ein schmaler Fluss durchzog das Tal, doch sein Wasser war pechschwarz und von einem unheimlichen Glühen durchzogen. „Das ist kein Wasser," sagte Kael'thar, als sie sich dem Fluss näherten. „Das ist Essenz – die Essenz der verlorenen Seelen, die die Schatten gefangen halten."
Danny kniete sich hin und betrachtete die Oberfläche. Er konnte schemenhafte Gesichter erkennen, die unter der Oberfläche auftauchten und wieder verschwanden. Jedes Gesicht war von Qualen gezeichnet, und ein leises Wimmern erfüllte die Luft.
„Können wir sie befreien?" fragte er.
Kael'thar schüttelte den Kopf. „Nicht, solange die Schatten hier herrschen. Diese Seelen sind gefangen, bis die Dunkelheit vernichtet wird."
Danny ballte die Fäuste. „Das müssen wir ändern."
Der Schrein der Schatten
Weiter im Tal fanden sie einen riesigen Schrein, der aussah, als wäre er aus der Dunkelheit selbst geformt worden. Die Struktur schien sich zu bewegen, als ob sie atmete, und eine seltsame Energie ging von ihr aus.
„Das ist ihre Quelle," sagte Kael'thar leise. „Hier bündeln die Schatten ihre Macht. Doch es wird nicht einfach sein, dorthin zu gelangen. Sie werden alles tun, um uns aufzuhalten."
Danny spürte eine Mischung aus Furcht und Entschlossenheit. „Dann müssen wir bereit sein."
Die Wacht der Schatten
Kael'thar spannte seine Flügel und musterte die Umgebung. „Ich kann Schattenwächter spüren. Sie sind hier, irgendwo in der Nähe."
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, materialisierten sich mehrere Kreaturen aus der Dunkelheit. Sie waren größer und bedrohlicher als die, denen sie zuvor begegnet waren, mit leuchtend roten Augen und Klauen, die wie Klingen glänzten.
„Bereit?" fragte Kael'thar.
Danny zog sein Schwert und nickte. „Bereiter denn je."
Ein neuer Angriff
Die Wächter griffen an, und der Kampf war intensiver als alles, was Danny zuvor erlebt hatte. Diese Kreaturen waren nicht nur körperlich stark – sie griffen auch seinen Geist an. Mit jedem Schlag, den er ausführte, fühlte er, wie seine Zweifel zurückkamen, seine Ängste, nicht genug zu sein.
Doch diesmal war er vorbereitet. Er konzentrierte sich auf die Verbindung zu Kael'thar, auf die Stärke, die sie miteinander teilten. Mit jedem Angriff wuchs seine Entschlossenheit, und schließlich fielen die Kreaturen zurück in die Dunkelheit, aus der sie gekommen waren.
Ein Schritt näher
Nachdem die Wächter besiegt waren, standen Danny und Kael'thar vor dem Schrein. Die Luft war schwer und geladen, als ob das Tal selbst sie zurückhalten wollte.
„Das ist der Punkt ohne Wiederkehr," sagte Kael'thar. „Sobald wir eintreten, gibt es kein Zurück mehr."
Danny atmete tief durch. „Dann lass uns das beenden."