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Kapitel 21

Gabriel richtete sich auf und ließ Vivian widerwillig im Schlafzimmer zurück. Er folgte Dr. Dess in den Raum, den er vor kurzem verwüstet hatte, der aber wieder in seinem Originalzustand war.

Er ließ sich auf das Bett in dem Gästezimmer fallen, er lag mit den Armen über sein Gesicht gelegt, die Beine über der Bettkannte seine Füße am Boden.

Der Arzt nahm den Stuhl vom Schreibtisch und schob ihn gegenüber von Gabriel, mit genügen Respekt-Abstand. 

„Geh ich richtig in der Annahme, dass sie sich das selbst zugefügt hat?"

Gabriel knurrte nur ein „Mhm." Er bewegte sich nicht, kein Anzeichen, dass er vor hatte sich aufzurichten.

Dr. Dess seufzte lange, bevor er sich mit der Hand durch die Haare fuhr. 

„Eigentlich verständlich, dass sie psychisch nicht unbeschadet da herauskam." Sagte er. Plötzlich spürte er einen heftigen Schmerz, als ihn Gabriels Faust traf. Er stürzte rückwärts vom Sessel, Gabriel auf ihn. Er schlug noch einmal zu. „WO" er schlug zu, „WAR DIESE" er schlug zu „ERKENNTNISS" der nächste Schlag „VOR ZWEI TAGEN?" Er wollte noch einmal zuschlagen, doch der Weichling würde ohnmächtig werden, also ließ er es. „Tch" er klickte seine Zunge verächtlich und stand von dem Arzt auf. Er streifte seine Hose glatt bevor er auf seinen Platz an die Bettkannte zurück schlenderte, seine Ellbogen auf seine Oberschenkel gestützt saß er da und fuhr sich durch die Haare.

Dr. Dess wusste was auf ihn zukam in dem Moment als er Vivians Wunden sah. Gabriel riss sich zusammen, um mit ihm noch die Konversation beenden zu können, dessen war sich der Arzt bewusst, und er war dankbar dafür. Der Respekt-Abstand hatte nichts gebracht stellte er seufzend fest.

Er zog, noch immer liegend, ein Taschentuch aus seinem Kittel und drückte es auf seine gebrochene Nase er richtete den Bruch mit seinen Fingern, bevor er in einer Bewegung aufstand und den Sessel wieder hinstellte. Er ging um den Sessel herum und setzte sich, als wäre nie etwas passiert. 

„Wir könnten einen Psychologen holen." Schlug Dr. Dess vor.

„Ein Fremder, der mit ihr über ihre tiefsten Emotionen spricht?" Gabriel zog warnend eine Augenbraue hoch. „Deine Einschätzung?" Er gestikulierte dem Arzt das er anfangen solle, während er seinen Kopf auf seine verschränkten Finger stützte.

„Okay aber Gabriel, ich liebe mein Gesicht, was ich als nächstes sage...Bitte nicht ins Gesicht." Er machte sich innerlich auf den Schmerz gefasst. 

„Lass mich raten, seit sie hier ist bist du durchgehend bei ihr und schläfst im selben Bett wie sie?" Gabriel richtete sich Ruckartig auf, er stand bereit wieder auf den Arzt loszugehen. 

„Warte, warte, lass mich wenigstens ausreden, bevor du zuschlägst." Dr. Dess hob seine Hände, um ihm zu zeigen, dass er sich nicht wehren würde. Als könnte er es.

„Sie war soweit ich von Norman weiß, durchgehend alleine in ihrer Zelle, abgesehen von ein paar Ausnahmen. Meine Einschätzung ist, dass sie mit Nähe nicht umgehen kann." Gabriel dachte über seine Aussage nach, aber noch immer mit einer drohenden Körperhaltung. 

Dr. Dess fuhr fort. „Stell dir vor du hast so wenig menschlichen Kontakt wie möglich, seit du dich erinnern kannst, keine Beschäftigung, du bist 24 Stunden am Tag alleine mit dir selbst, außer du siehst andere Gefangene oder ein Psycho kommt, um dich zu verletzen." Gabriel wurde bei dem Gesagten bleich und seine Fäuste ballten sich so fest, dass seine Knöchel weiß wurden. Dr. Dess wusste, dass er sowieso auf dünnem Eis war, er sollte Gabriel nicht wütender machen in dem er ihn Vivians Vergangenheit bildlich vorführte. Er fuhr schnell fort.

„Und eines Tages kommt ein gutaussehender Junge, der dich mit Liebe überschüttet." Der Arzt sah kurz auf um zu sehen ob die Schmeichelei funktionierte, sie tat es nicht, wie er verbittert feststellte. Er presste seine Lippen zusammen, bevor er weitersprach „Ich könnte mir vorstellen, dass sie nicht weiß, wie sie damit umgehen soll. Wenn Menschen starken oder ständigen Schmerzen ausgesetzt sind, fangen sie an sich zu entfremden, ein Mechanismus, um zu überleben, in extremen Fällen spüren sie dann zum Beispiel Schmerz garnichtmehr. Egal wie stark dieser ist. Die extremste Form dieser Abspaltung sind multiple Persönlichkeiten, der Betroffene schiebt dann den Schmerz oder, dass mit dem er nicht umgehen kann, auf einen erfundenen Charakter, der das Ungewollte für ihn erlebt. Das ist hier nicht der Fall, trotzdem gehe ich davon aus, dass sie sich abgespalten hat, sich entfremdet hat, die Wunden, die sie sich zugefügt hat mit einer stumpfen Haarnadel, wenn ich das richtig gesehen habe, so etwas tut richtig weh. Aber sie hat nicht nach einem Mal aufgehört..."

Gabriel überlegte, dass ergab Sinn, er mochte nicht, dass der Arzt recht hatte, aber es war eine gute Erklärung für Vivis Verhalten. „Lösung?" Gabriel sah ihn ungeduldig an.

Dr. Dess hob die Arme vor sein Gesicht, um es zu schützen, vor dem was kam. „Du solltest vorerst nicht bei ihr schlafen und ihr nicht zu nahekommen, um ihre Zeit zu"- bevor er fertig sprechen konnte hatte ihn Gabriel so fest ins Gesicht geschlagen, dass er seine Nase ein zweites Mal richten werden müsste, während er wieder mit dem Sessel umfiel.

Er blieb einfach liegenden während Gabriel im Zimmer auf und ab ging um nachzudenken. Wieso aufstehen, er würde sowieso wieder am Boden landen. Also sprach er liegend weiter. „Körper Kontakt einschränken und lass sie allein schlafen." Ein Tritt traf die Sitzfläche des umgestürzten Stuhles, so fest, dass Dr. Dess nach hinten den Boden entlang geschoben wurde, er lag jetzt flach auf dem Boden.

Deswegen bin ich nicht aufgestanden, dachte er, seine Lippen zusammengepresst. Sollte er einfach kündigen und das Land verlassen? Er seufzte, und drehte seinen Kopf nach hinten, um die Tür gefährlich nahe vor sich zu sehen, in die er beinahe geknallt wäre. „Gut, wenn du das absolut nicht willst" er zog ein frisches Taschentuch aus seinem Kittel und presste es auf seine Nase, wieso nur wieder sein Gesicht. „dann etwas anderes: Ich nehme an in.... dort wo sie vorher war... gab es fixe Essenszeiten?" 

Gabriel ließ nur ein weiteres „Mhm." von sich hören, er hatte sich genauestens informiert über ihren Alltag, bevor er die Wachen totschlug.

„Wiederhole das, sie braucht fixe Abläufe, keine Überraschungen. Selbstverletzung hat immer mit Kontrolle zu tun. Keine neuen Menschen vorerst, sie braucht Ruhe und Beständigkeit." 

Dr. Dess hörte nur ein „Ich wusste es." Bevor er Gabriel, der Wahnsinn war in seine Augen zurückgekehrt, aus der Tür stürzen sah. Der Arzt rollte die Augen, wenigstens war seine Wut diesmal auf jemand anderes gerichtet. Messie kam den Gang entlang und stoppte an der Tür, sie warf ihm einen mitleidigen Blick zu, auch sie war nicht überrascht über den Zustand des am Boden liegenden Mannes. Dr. Dess ging noch einmal durch was er gerade gesagt hatte, bevor er Messie fragte „Gab es vor kurzem Besuch?"