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Kapitel 13

Als das Mädchen zu sich kam war es desorientiert. Sie brauchte ungewöhnlich lange um sich zurecht zu finden. Sie sah zum Fenster doch wurde abgelenkt durch die Figur neben ihr, neben ihr auf dem Bett saß Gabriel, seine Beine übereinander geschlagen auf der Decke, seine Arme verschränkt und seine Augen geschlossen. Sie sah zu wie sein Brustkorb sich hob und senkte, das unwiderstehliche Bedürfnis unterdrückend sich an ihn zu schmiegen. Ihre Hand hatte sie aber nicht mehr unter Kontrolle, sie reichte hoch um ihm die Haare aus dem Gesicht zu streichen, bevor sie von dem dumpfen Schmerz ihrer Schulter unterbrochen wurde. Sie wimmerte und Gabriels Augen schossen auf. Er legte sich seitlich zu ihr und strich ihr über den Kopf. „Schmerzen?" Er verzog das Gesicht. Sie wusste nicht, wie sie darauf antworten sollte. Seine Hand und die sie liebevoll berührte zog sie zurück in den Schlaf, sie schloss unweigerlich die Augen. Durch die geschlossenen Augenlider registrierte sie, dass es dunkel im Zimmer war, sie sah zum Fenster. Gabriel legte seine Hand auf seine Seite. „Es ist Abend am nächsten Tag, du hast alles hinter dir, keine Ärzte mehr." Er grinste. Sie musste lächeln und rückte näher, ihr Kiefer brachte sie um und sie sehnte sich nach wärme, sie sehnte sich nach etwas, dass ihre Gedanken sowie ihre ständige Suche nach Kontrolle stoppten. Sie war über sich selbst entsetzt, ein Tag weg von zuhause und sie ließ sich fallen, sie durfte das nicht zulassen, sonst würde sie nicht weitermachen können. Sie wollte einfach nicht mehr denken. Er nahm sie in den Arm und zog sie weiter zu sich. Sie schlief wieder ein.

Eine weiche warme Hand strich ihr über den Rücken. „Du musst langsam etwas essen, und die Schmerzmittel lassen bald nach." Flüsterte Gabriel ihr zu.

Als die Benommenheit nachließ merkte sie, dass er sie ganz umhüllt hatte, sie war viel zu sehr in die Decke eingepackt, dass ihr Gesicht zur Hälfte bedeckt war und sie war an ihn gekuschelt, während er über der Decke lag und sie festhielt. Er war viel zu nah und sie schreckte von ihm weg, sofort bereute sie es und vermisste die fehlende Wärme. Gabriel sah nicht glücklich aus, räusperte sich und stand mit einem Schwung auf, er ging um das Bett und reichte ihr die Hand. „Gehen wir was essen?" Ihr Kopf schnappte zu ihm bei der Erwähnung des lang ersehnten essen, ihre Hand schoss zu ihrer Wange wo sich die Schmerzen durch die schnelle Bewegung breit machten. Gabriel sah sie besorgt an bevor er sie mit sich nach unten in den Speise Saal führte. Das Mädchen fühlte sich benommen und registrierte den kunstvollen Luster, sowie die Jagdbilder von irgendwelchen Aristokraten die an den Wänden aufgereiht waren nicht. Der Mahagonitisch stach ihr allerdings sofort ins Auge, statt Köstlichkeiten waren aber nur zwei Suppen serviert. Für das Mädchen war das allerdings mehr als sie sich erträumen konnte, kein hartes Brot auf, dass sie sowieso verzichten hätte müssen, und die dampfenden Teller versprachen ihr die ersehnte Wärme. Gabriel schob ihren Sessel neben seinem zurecht, er saß rechts von ihr am Kopfende, sie setzte sich und er rückte ihren Stuhl näher an den Tisch. Auch er nahm Platz, dieselbe langweilige Suppe vor sich. Er nahm den Löffel und begann zu essen, als würde er ein Kind animieren sagte er „Oh mein Gott, das ist das Beste was ich je gegessen habe. Probiere es." Das Mädchen zögerte, sie saß das erste Mal an einem Tisch und war sich unsicher ob sie da hingehörte, anstatt auf den Boden. Doch die Suppe roch so köstlich, dass sie den Löffel wie Gabriel in die Hand nahm und zu essen begann. Gabriel sah ihr mit einem Lächeln zu. So aßen sie mit einer angenehmen Stille ihre erste gemeinsame Mahlzeit zusammen. Sie hatte zwar noch Schmerzen aber der Hunger war größer.

Die Eingangstür wurde aufgestoßen. Sie hörten die Bediensteten im Nebenraum im Chor grüßen: „Willkommen Master, Madam, Miss." Gabriel der seine Zeit mit dem Mädchen genossen hatte zuckte zusammen bevor er fluchte, er hörte erst auf als er ihren Blick bemerkte, worauf er ihr eilig zulächelte. „Nur ungebetene Gäste, sie können dir nichts tun, ich bin da." Das Mädchen aß weiter. 

Eine ältere grau haarige Frau in teuren schwarzen Pelz eingehüllt stürmte in den Speisesaal, ihr folgte ein älterer Mann mit weißem Haar zu einem Seitenscheitel gekämmt. Der große Blonde Mann der nun wie ein Butler gekleidet war folgte ihnen, unsicher wie er reagieren sollte. „Ist in Ordnung, Norman." Sagte Gabriel seufzend. Der ältere Mann nahm auf dem Kopfende des Tisches Platz, gegenüber von Gabriel. Die Dame saß schräg gegenüber von dem Mädchen neben ihrem Mann. Beide älteren Leute saßen ohne ein Wort da und sahen den Jungen erwartungsvoll an. Messie und Norman hatten ihre Position in der Nähe der Wand eingenommen, die erstere konnte sich auf einen Stuhl der an die Wand gelehnt war hinsetzen. Gabriel hatte seine Finger verschränkt und sah das ältere Paar genervt an. „Ja? Wieso seid ihr hier?" Aufs Stichwort kam ein Mädchen ins Zimmer, in ein goldenes Kleid gehüllt, ihren seidigen langen dunkelbraunen Haaren seitlich an ihre Schulter gelegt, auf der anderen Seite waren ihre Haare streng zurückgekämmt und sie hatte prunkvollen goldenen Haarschmuck in ihre Frisur eingearbeitet. Ihr schwarzen Augen auf Gabriel fixiert, rannte sie zu ihm „Gabriel!" Sie zog seinen Namen unendlich in die Länge. Er hob nur genervt eine Hand um ihr zu signalisieren sie solle nicht näherkommen, sie blieb stehen und nahm am Sessel dem Mädchen direkt gegenüber Platz. Die beiden Mädchen starrten sich ungläubig an. Die eine schnaubte verächtlich bei dem traurigen Anblick der sich ihr bot, während die andere langsam zu verstehen versuchte wieso jemand vor ihr saß, der wie die gesunde wunderschöne, aber doch exakte Kopie von ihr aussah. Sie hatte ein gesundes Gewicht, keine erkennbaren Narben, sie war wunderschön. 

„Emma gab keine Ruhe, sie wollte dich sehen, außerdem müssen wir über dein kürzlichstes Massaker reden." Die ältere Frau verzog ungehalten den Mund. Gabriel gab ein Handzeichen und Messie trat vor um dem Mädchen, dass seine Suppe aß die Ohren zuzuhalten, sie sah kurz auf, beschäftigte sich dann aber wieder mit dem Essen. 

Gabriel massierte seinen Nasenrücken, er war an seinen Grenzen, er hätte nicht damit gerechnet, dass sie Emma anschleppen würden, sie würde das Mädchen nur noch mehr verwirren, er war an seinen Grenzen. „Ich betone doch schon seit Jahren ihr sollt sie loswerden, und nicht Püppchen mit ihr spielen." Die ältere Dame sah ihn wütend an „Meine Tochter und ihr Mann sind ja nicht mehr, wessen Schuld ist das?" Sie hatte plötzlich Tränen in den Augen und Gabriel rollte nur seine Augen über ihre Theatralik. Sie fuhr fort mit einer zitternden Stimme „Was soll ich sonst den ganzen Tag machen außer darauf warten, bis du volljährig wirst?" 

Gabriel antwortete scharf: „Dann behalte sie eben, aber bring sich nicht her." Emma sah trotz des Gesprochenen nur verliebt zu Gabriel, seine harschen Worte ihr gegenüber wohl gewohnt, und immer wieder angewidert zu dem Mädchen vor ihr. Sie wusste nichts von einer Schwester, vor allem nichts von einer so Verkommenen, aber sie bekam zu vieles in dieser Familie nicht mit, nicht dass sie darauf bestand etwas zu erfahren.