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Die Entscheidung, sich zu öffnen

Der Morgen brach mit einer Dämmerung an, die die Räume der Akademie in sanftes Licht tauchte. Amaya saß am Fenster ihres Zimmers und starrte auf die weite Landschaft draußen, die in den goldenen Schimmer des aufkommenden Tages getaucht war. Ihre Gedanken waren jedoch nicht bei der Schönheit der Natur oder den friedlichen Geräuschen des Erwachens der Akademie. Stattdessen drehten sich ihre Gedanken nur um eines: Jackson.

Der Kuss, den sie vor einigen Tagen geteilt hatten, hatte in ihr ein Chaos entfacht, das sie nicht kontrollieren konnte. Es war nicht nur der Kuss selbst, sondern die Worte, die er nach dem Kuss gesprochen hatte. „Ich kann dir nicht das geben, was du verdienst. Aber ich will dich, Amaya. Aber ich... ich weiß nicht, wie."

Diese Worte hallten immer noch in ihrem Kopf nach. Sie hatte gehofft, dass sie mit der Zeit verblassen würden, dass sie sich an die Realität des Alltags anpassen würde. Doch es war das Gegenteil der Fall. Sie dachte ständig an ihn, an das, was zwischen ihnen war, und vor allem daran, warum er sich so zurückzog. Warum er sich selbst davon abhielt, mit ihr zu sein.

Amaya hatte sich entschlossen, endlich etwas zu tun, sich endlich mit ihren eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen. Sie konnte nicht länger in der Ungewissheit leben. Es war Zeit, dass sie sich selbst und Jackson gegenüber ehrlich wurde.

„Ich kann nicht mehr so weitermachen", murmelte sie vor sich hin, während sie sich von ihrem Fenster abwandte und sich an ihren Tisch setzte. Sie griff nach einem Federkiel und begann, in ihr Tagebuch zu schreiben. Sie hatte nie viel über ihre eigenen Gefühle nachgedacht, aber jetzt, in diesem Moment, wusste sie, dass sie eine Entscheidung treffen musste.

Die letzten Tage hatten ihr klar gemacht, dass sie Jackson nicht nur als Rivalen oder Mitstreiter sah. Es war mehr. Viel mehr. Und es war an der Zeit, diese Wahrheit zu akzeptieren. Ihre Gefühle für ihn waren stark, unbestreitbar. Aber er war eine Wand, die sie nicht zu überwinden wusste. Der Gedanke, dass er sie zurückhielt, dass er sich selbst in einem Käfig aus Unsicherheit hielt, war zu viel. Sie musste ihm die Möglichkeit geben, sich zu öffnen, oder sie würde in dieser emotionalen Falle für immer stecken bleiben.

Amaya stand auf und griff nach ihrem Umhang. Sie wusste, was sie tun musste. Es war Zeit, dass sie Jackson gegenüber ihre Gefühle aussprach. Vielleicht würde er es nicht erwidern, vielleicht würde er weiterhin auf Abstand bleiben, aber sie konnte nicht mehr in diesem Zustand der Unklarheit leben. Sie hatte das Recht, ihre eigenen Gefühle zu verstehen, und vielleicht, nur vielleicht, würde er ebenfalls die Gelegenheit bekommen, sich zu öffnen.

Mit festem Schritt verließ sie ihr Zimmer und ging den langen Flur hinunter. Es war früh am Morgen, und die Akademie war noch ruhig, fast friedlich. Der Duft von frischem Papier und alten Büchern lag in der Luft, als sie die Bibliothek betrat. Sie wusste, dass Jackson oft dort war, besonders zu dieser frühen Stunde. Wenn er sich nicht in seinem Zimmer aufhielt, dann fand man ihn mit einem der vielen alten Bücher in der Bibliothek, die er durchblätterte, als würde er Antworten auf seine innersten Fragen suchen.

Amaya fühlte sich nervös, als sie sich den langen Regalen näherte. Ihre Schritte hallten auf dem polierten Boden wider, und der Klang ließ ihr Herz schneller schlagen. Sie konnte ihn spüren, bevor sie ihn sah. Die Art, wie sich der Raum veränderte, wenn er anwesend war – diese unsichtbare, aber fast greifbare Präsenz.

Und dann sah sie ihn. Er saß an einem Tisch in der hinteren Ecke der Bibliothek, das Gesicht in ein dickes Buch vertieft. Amaya atmete tief ein und trat näher. Es war jetzt oder nie. Sie konnte nicht einfach weiterhin an der Unsicherheit festhalten. Sie musste sich öffnen.

„Jackson", sagte sie leise, als sie sich vor ihn stellte.

Er blickte auf, und für einen Moment schien es, als würde er sie nicht erkennen. Vielleicht war er überrascht, dass sie ihn an diesem frühen Morgen aufsuchte. Doch dann trafen sich ihre Blicke, und sie spürte die gleiche Spannung wie immer – eine Mischung aus Vertrautheit und unerklärlichem Abstand.

„Amaya", sagte er ruhig. Es klang fast neutral, doch sie konnte in seiner Stimme eine gewisse Unsicherheit hören. Eine Unsicherheit, die sie nicht erwartet hatte.

„Kann ich mit dir reden?" Ihre Stimme war fest, aber innerlich bebte sie vor Nervosität. Was würde er sagen? Würde er sie einfach abweisen, wie er es schon so oft getan hatte? Würde er erneut die Mauer hochziehen, die er zwischen ihnen errichtet hatte?

Er nickte, legte das Buch beiseite und schaute sie aufmerksam an. „Natürlich. Was gibt's?"

Sie nahm einen tiefen Atemzug, bevor sie antwortete. „Ich muss wissen, was zwischen uns passiert. Es geht mir nicht darum, dass du mir etwas versprichst. Aber ich kann nicht weiter in der Unklarheit leben. Du hast dich mir gegenüber immer zurückgehalten, und ich verstehe das. Aber ich muss wissen, was du fühlst. Was wir fühlen. Ich... ich kann diese ständige Unsicherheit nicht mehr ertragen."

Jackson sah sie lange an, seine Miene war undurchdringlich. „Amaya, ich... ich weiß nicht, wie ich dir helfen soll. Du hast das Recht, Antworten zu bekommen, aber ich weiß nicht, wie ich das tun soll, ohne dir wehzutun."

Amaya zog die Augenbrauen zusammen, überrascht über seine Worte. „Wehzutun?"

„Ich will nicht, dass du dich in etwas verrennst, das ich nicht kontrollieren kann", sagte er. „Ich... ich habe das Gefühl, dass ich dich in eine Richtung dränge, die du vielleicht nicht willst. Aber wenn ich ehrlich bin, dann... dann will ich dich auch nicht loslassen. Du hast etwas in mir geweckt, das ich nicht ignorieren kann. Aber ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll."

Amaya spürte ein heißes Gefühl, das in ihr aufstieg. Es war eine Mischung aus Erleichterung und Frustration. Endlich hatte er gesprochen, aber warum war es so schwer für ihn? Warum konnte er nicht einfach zu seinen Gefühlen stehen? Sie hatte die Geduld verloren, aber gleichzeitig wusste sie, dass er ebenso wie sie mit seinen eigenen Dämonen kämpfte.

„Es geht nicht darum, dass du mir alles gibst", sagte Amaya leise. „Es geht darum, dass wir uns gegenseitig die Freiheit geben, wir selbst zu sein. Du musst mir nicht alles sagen, aber du kannst mir zeigen, dass du mir vertraust. Und ich werde dir auch vertrauen."

Jackson stand auf und trat einen Schritt auf sie zu. Es war ein langsamer, bedächtiger Schritt, als ob er sich seinen eigenen Ängsten stellen würde. „Ich will dir vertrauen, Amaya", sagte er leise. „Aber ich brauche Zeit."

„Das ist okay", antwortete sie, ihre Stimme sanft, aber bestimmt. „Wir müssen uns nicht sofort entscheiden. Aber ich will nicht, dass du mich weiter ignorierst. Ich will, dass wir endlich einen Schritt aufeinander zu machen."

Für einen Moment herrschte Stille zwischen ihnen. Die Luft war schwer von den unausgesprochenen Gefühlen, die beide trugen. Und dann, ohne ein weiteres Wort, trat Jackson einen Schritt auf sie zu. Es war ein zögerlicher Schritt, doch er war da. Es war der erste Schritt, der alles veränderte.

„Ich... ich werde es versuchen", sagte er schließlich, und in seinen Augen lag etwas, das Amaya nie zuvor gesehen hatte. Etwas, das sie Hoffnung schöpfen ließ.

„Dann fangen wir an", antwortete sie leise.

In diesem Moment wusste Amaya, dass sie eine Entscheidung getroffen hatte. Sie hatte sich entschieden, ihre Gefühle zu akzeptieren und ihnen Raum zu geben. Und sie wusste, dass Jackson sich auch irgendwann öffnen würde. Es war nur eine Frage der Zeit. Aber für jetzt war das genug. Sie waren auf dem richtigen Weg. Und sie würde nicht zurückschauen.