Tanzende Flamme der Unaufhaltsamkeit. Strauchelt im Winde und zeigt sich bereit. Erschrocken durch die Wahrheit und Offenheit. Die Hoffnung ist da, doch die Zukunft so weit.
Seika war immer noch verwirrt, wieso ihre Mutter ihr helfen wollte von ihrem eigenen Zuhause zu fliehen. Wieso sollte sie ihr helfen wollen? Es war doch alles gut zwischen Ihrer Mutter und Ihrem Vater. Wieso also, war sie so für das abhauen von Seika?
S: „Ich verstehe nicht…"
M: „Wir können nicht hier darüber reden…"
S: „Wo sonst?"
M: „Auf dem Balkon."
S: „Oh, ich dachte irgendein geheimer Ort."
M: „Ist zwar nicht geheim, aber trotzdem sicher."
S: „Wieso?"
M: „Dein Vater hat Angst hier runterzufallen und geht deswegen nie hier hin."
S: …Vater…"
M: „Ja, ich weiß, dass du ihn hasst."
S: „Was? Wie kommst du darauf?"
M: „Es ist mehr als offensichtlich. Und auch sehr verständlich."
S: „Wieso verständlich? Ich dachte du magst ihn? Du bist doch nur deswegen überhaupt mit ihm zusammen!?"
M: „Das war mal so, aber ist es schon lange nicht mehr."
S: „Wieso sollte ich dir glauben? Was ist, wenn du es ihm danach einfach erzählst? Der schlägt mich dann doch Tod."
M: „Es ist verständlich, weil wir beide die gleichen Ansichten zu ihm haben. Ich hasse diesen Typen und ich weiß auch, dass du ihn ebenso sehr hasst. Du hast es schließlich selbst gesagt."
S: „Was hast du sonst noch gehört? Und wie soll ich dir das bitte glauben? Du holst ihm doch immer sein Gesöff! Wie soll ich dir dann glauben, dass du auf meiner Seite bist?"
M: „Er schlägt nicht so fest, wenn er ständig betrunken ist. Ich dachte ich könnte ihn durch eine Alkoholvergiftung töten, aber er stirbt einfach nicht."
S: „Wieso bist du nicht einfach abgehauen, als du ihm sein Gesöff geholt hast?"
M: „Weil ich weiß, dass er sonst dir etwas antun würde."
S: „Tut er doch auch so."
M: „Ich bin beeindruckt, wie gut du das hinnimmst."
S: „Ich soll das gut hinnehmen? Bist du verrückt? Wenn er mich noch einmal berührt, schneide ich ihm seine Hand und sonst noch was ab!"
M: „Temperamentvoll, wie deine Mutter, aber das würdest du nicht machen."
S: „Doch, ich schwöre, ich würde diesem Mann sogar seinen…"
M: „Genug davon. Ich will dir helfen abzuhauen, damit ich auch abhauen kann."
S: „Wieso bist du mit dieser „brillianten" Idee nicht früher gekommen?"
M: „Ich habe meine Idee noch gar nicht erzählt…"
S: „…Wieso hast du deine Idee nicht schon früher erzählt?"
M: „Das ist doch absolut witzlos. Hätte ich dir meine Idee früher erzählt, hättest du es sowieso nicht verstanden. Zweitens: Du hättest noch viel früher auch gar nicht die Kraft oder den Mut dazu."
S: „Wieso bist du nicht einfach früher abgehauen?"
M: „Ich kann dich nicht bei diesem Monster von Mann alleine lassen."
S: „Wieso bist du dann überhaupt mit ihm zusammengekommen, wenn er so ein Monster ist?"
M: „Er war nicht immer so…"
S: „Ach ja?"
M: „JA! Er war früher ein Lieber und Netter Kerl, aber jetzt…"
S: „Ich glaube dir kein Wort."
M: „Das ist jetzt auch egal. Die einzige Möglichkeit, wie wir verschwinden können, ist gemeinsam. Wenn eine von uns hierbleibt, dann muss die andere deswegen darunter leiden."
S: „Ist das dein Plan? Wir sollen zusammen abhauen?"
M: „Ja und ich weiß auch, dass du eine Idee hattest, wohin."
S: „Das war keine wirkliche Idee, sondern nur ein Gedanke."
M: „Ein lauter, ausgesprochener Gedanke…"
S: „…"
M: „Wir müssen planen, wann wir abhauen können."
S: „Wieso nicht sofort?"
M: „Das wäre verrückt, wir müssen unsere wichtigsten Sachen packen und auch einen Ort finden, wo wir hingehen können."
S: „Was soll das für ein Ort sein?"
M: „Das ist doch komplett egal. Hauptsache weg von hier."
S: „Zitierst du mich?"
M: „Wirkt es so?"
S: „…"
M: „Wir gehen dorthin, wo du es gesagt hast, aber wir können nicht sofort gehen."
S: „Wieso? Jede Minute hier mit ihm fühlt sich an, wie eine Woche."
M: „Nicht nur ein Stunde? Sehr interessant…"
S: „Mach jetzt doch keine Witze! Wieso können wir nicht sofort weg von hier?"
M: „Selbst wenn wir wissen, wohin wir gehen werden, wissen wir immer noch nicht, wo genau. Willst du in einen Fremden Ort oder eine fremde Stadt, ohne zu wissen, was dort abgeht?"
S: „Das ist doch komplett egal. Ich will hier weg. Überall ist es besser."
M: „Ja, überall, außer auf der Straße. Wir können nicht ohne Vorbereitungen einfach in die nächstbeste Stadt reisen und darauf hoffen, dass schon alles gut wird. Wo sollen wir hin? Wir gehen nur in die eine Richtung und hoffen darauf, dass wir dort etwas finden!? Ist das dein Vorschlag?"
S: „Uhhh…Und wie lange sollen wir uns vorbereiten?"
M: „Woher soll ich das wissen? Es wird so lange dauern, wie es braucht. Als erstes müssen wir einen Ort finden, wo wir schlafen und essen können. Dann müssen wir unsere wichtigsten Sachen packen und sie nach und nach dort hinbringen."
S: „Ich will das alles nicht! Ich will jetzt gehen. Sofort!"
M: „Sei nicht so irrational und denk mal darüber nach."
S: „Ich habe schon darüber nachgedacht und es mir alles egal! Hauptsache nicht mehr hier in diesem Scheißhaufen!"
M: „Denk mal darüber nach, was passieren könnte!"
S: „Ich könnte endlich glücklich werden und in Freiheit leben!"
M: „Nein, falsch. Du würdest auf der Straße umherlaufen und wenn du Pech hast, den Hungertod sterben oder irgendjemand sticht dich auf der Straße ab. Du denkst nicht nach, sondern handelst nur nach deinen Gefühlen, wie eine dumme Hirnlose!"
S: „Hirnlos? Nennst du mich Hirnlos, du alte Schachtel?"
M: „Das ist nicht der Punkt! Du hörst nur das, was dir gerade passt."
S: „Mir passt das gar nicht, das du mich beleidigst. Was redest du für eine Scheiße?!"
M: „Klappe Halten und hör mir bis zum Ende zu. Ich bin noch nicht fertig."
S: „Hmpf…!"
M: „Er darf nichts davon erfahren. Er darf keinen Verdacht schöpfen. Wer weiß, was er uns sonst antun könnte?"
S: „Wieso bringst du ihn nicht einfach um?"
M: „Das kann ich nicht."
S: „Dann mach ich das! Dann sind wir ihn los und können endlich ohne Angst leben."
M: „Das ist nicht, wie das funktioniert. Du kannst ich nicht töten."
S: „Und ob ich das kann!"
M: „Weißt du denn gar nicht, dass Mord die Seele belastet?"
S: „Wieso sollte mich das interessieren?"
M: „Es ist wie ein Geist, der dich in deinen Träumen verfolgt und dir deine Existenz entzieht und dich von innen heraus umbringt."
S: „Wieso erzählst du immer solche Horror-Geschichten?"
M: „Es ist einfach nur die Wahrheit. Und kein Mensch ist dazu in der Lage einen Mord auf seinen Schultern zu tragen. Niemand. Nicht ich, nicht du und auch kein Soldat. Du würdest es nur bereuen."
S: „Wieso? Wieso bin ich nur dazu da, um zu leiden? Und dann darf ich nicht einmal meine Probleme alleine lösen."
M: „Mord ist niemals die Lösung!"
S: „Ach ja? Und was ist mit den Kriegern und Soldaten, die für ihr Land kämpfen? Von mir aus auch die Polizisten? HÄ? Was ist mit denen? Töten die nicht andere, im Namen ihres Landes?"
M: „Das stimmt zwar, aber das ist etwas ganz anderes…"
S: „WO ist das was anderes? Jeder Mensch, der einen anderen Menschen umbringt ist doch ein Mörder!? Wieso sind sie dann die Helden des Landes?"
M: „Weil sie es für etwas größeres und für die anderen Menschen machen. Es ist kein Mord im Sinne des Mordes."
S: „Wenn das wirklich so ist, dann bringe ich diesen Mann halt um, und werde zur Heldin von mir selbst!"
M: „Lass den Unsinn und komm zurück zur Sache! Es wird nicht lange dauern."
S: „Was heißt nicht lange? Woher willst du das schon wieder wissen?"
M: „Ich denke darüber nach. Wenn wir uns vorsichtig verhalten und nur die wichtigsten Sachen einpacken und in kleinen Mengen dort hinschicken, wo auch immer das sein wird, dann dauert es vielleicht so einen Monat."
S: „EIN MONAT? Das soll nicht lange sein?"
M: „Ein Monat für ein freies, ruhiges Leben ohne Gewissensbisse und Mord ist wirklich nicht viel. Und außerdem haben wir den Alkohol auf unserer Seite."
S: „*Mürrisch* Was meinst du denn damit schon wieder?"
M: „Mein Versuch ihn durch Alkohol zu vergiften ist zwar schief gegangen, aber er steht immer noch unter großem Einfluss davon."
S: „Hätte eine Vergiftung ihn nicht auch getötet?"
M: „Ja, schon…"
S: „Wenn du es machst, ist es also in Ordnung…?"
M: „So war es nicht gemeint. Er trinkt es und ich bringe es ihm nur…"
S: „Lächerlich…"
M: „Ich war bereit mein Gewissen dafür zu opfern, damit wir beide hier raus können. Ich wusste ja nicht, dass du selber schon Pläne geschmiedet hattest. Das hat einiges geändert. Als ich diesen Plan zuerst hatte, schien er mir gut, doch Tag für Tag kam ich mir selbst dadurch immer scheußlicher vor, bis ich dann von dir dein indirekten Plan gehört habe. Abhauen…Na klar. Wieso habe ich nicht früher daran gedacht? …"
S: „Du hast zuerst an Mord und danach ans abhauen gedacht und sagst mir hier Predigten auf, das Mord schlecht ist und die Seele frisst?"
M: „Das klingt jetzt vielleicht etwas heuchlerisch…"
S: „Nein, es klingt ganz genau so."
M: „Wie auch immer…Ich habe es ja nicht getan, also zählt es auch nicht als Mord."
S: „Das nennt sich Versuchter Mord, das solltest du wissen."
M: „…Nun ja, jeder hat sein Päckchen zu tragen…Aber egal was passiert, verhalte dich normal…Ich meine so, wie immer."
Das Gespräch endete und Seika ging wieder auf ihr Zimmer. Seikas Mutter beschäftigte sich von da an immer mehr oder weniger um den Plan, ein neues Leben ganz wo anders beginnen zu können.