Nach ihrem ersten gemeinsamen Frühstück stürmten die Kinder voller Energie auf den Pausenhof. Akio und Auron liefen sofort zu einem hohen Kletterturm, neugierig und etwas ehrfürchtig.
„Was ist das?" fragte Akio unsicher.
Auron schnaubte. „Zum Klettern, natürlich. Traust du dich etwa nicht?"
„Doch, natürlich traue ich mich!" rief Akio, aber seine ersten Kletterversuche scheiterten kläglich.
Auron grinste. „Schau her, ich mach das besser als du!" Doch auch er rutschte schnell ab, woraufhin Lirien und Sophie kichernd dazukamen.
„Ihr schafft das wohl nicht, was?" neckte Lirien.
„Doch, ich bin wie ein Affe!" verteidigte sich Akio und versuchte sich ein weiteres Mal. Auron schloss sich an und erwiderte: „Und ich kann's sowieso besser als du!"
Lirien schmunzelte und flüsterte Sophie zu: „Siehst du? Schon machen sie, was ich will."
„Beeindruckend," lachte Sophie. Doch Lirien runzelte plötzlich die Stirn.
„Warum bist du so nett zu mir?" fragte sie Sophie skeptisch.
„Ich bin doch immer nett," antwortete Sophie mit unschuldiger Miene.
„Das stimmt doch gar nicht," mischte sich Akio ein und sah Sophie herausfordernd an. „Manchmal bist du voll die Ziege."
„Hör auf, so mit mir zu reden!" Sophie verzog das Gesicht, während Auron sich demonstrativ vor sie stellte.
„Lasst Sophie in Ruhe," sagte er mutig, doch Sophie schüttelte den Kopf.
„Ich brauche deine Hilfe nicht," entgegnete sie. „Du machst es nur schlimmer."
„Genau darum reagieren sie so auf dich," sagte Lirien trocken. Sophie blinzelte verwirrt, doch anstatt zu fragen, was sie meinte, blieb sie trotzig.
„Du bist echt stur," meinte Lirien und verschränkte die Arme.
„Bin ich gar nicht!" protestierte Sophie, und die beiden sahen einander finster an. Jeder im Kreis schien fest entschlossen, im Recht zu bleiben, und keine wollte die erste sein, die nachgab.
Akio blickte verwirrt zwischen ihnen hin und her. „Seid ihr jetzt alle... fies?"
„Das hat doch nichts mit Fies-Sein zu tun," meinte Auron. „Es ist Sophie, die nicht zuhören will."
Sophie wurde wütend. „Ich höre doch zu! Ihr redet alle Quatsch!" Ihre Stimme war lauter geworden, und die Kinder begannen, sich unruhig umzuschauen.
„Das ist genau das Problem," erwiderte Lirien. „Man kann dir nichts sagen, ohne dass du sofort widersprichst."
Sophie starrte Lirien an, als würde sie sie zum ersten Mal sehen. „Ihr seid doch alle gegen mich, oder?" Ihre Stimme klang nun fast verletzlich, aber der Trotz war noch nicht ganz verschwunden.
Akio sah die anderen an und fragte: „Müssen wir uns denn immer streiten?"
„Du hast doch keine Ahnung, was hier los ist," meinte Auron, ungeduldig, „und wenn jemand fies ist, dann… dann doch sie."
Sophie schaute ihn an, und zum ersten Mal sah man Verwirrung in ihrem Blick. „Bin ich wirklich fies?" flüsterte sie, fast zu sich selbst.
Doch statt einer Antwort wandten sich Lirien und Auron bereits ab. „Es hat keinen Sinn," murmelte Lirien, „Sophie will sowieso immer recht haben."
„Ja, wir sollten es lassen," stimmte Auron zu und machte sich bereit, wegzugehen.
Akio sah, wie seine Freunde sich voneinander abwandten, und in ihm regte sich ein seltsames Gefühl von Verlust und Angst. *Was, wenn sie einfach auseinandergehen und nie wieder zueinander finden?*
Plötzlich rief er mit lauter Stimme: „STOP!"
Alle blieben wie angewurzelt stehen und sahen ihn an. Akio hatte Tränen in den Augen, doch seine Stimme war fest. „Wir sind doch Freunde und eine Gruppe! Das heißt, wir dürfen nicht einfach weglaufen, nur weil jemand etwas Falsches sagt."
Die anderen schauten ihn verdutzt an, und selbst Sophie schien unsicher, wie sie reagieren sollte.
„Warum ist dir das so wichtig?" fragte Lirien schließlich, ein wenig irritiert.
„Weil... weil ich nicht will, dass wir uns trennen!" schluchzte Akio. „Wir haben uns doch gerade erst gefunden, und Freunde gehen nicht einfach weg. Ich will nicht, dass ihr weggeht!"
Auron sah ihn skeptisch an. „Heulst du jetzt echt, weil wir uns ein bisschen gestritten haben?"
Akio wischte sich die Tränen ab und nickte entschlossen. „Ja! Ich will nicht, dass ihr geht, nur weil niemand zugeben will, dass er auch mal falsch liegt. Wir können doch zusammenbleiben, auch wenn wir uns mal streiten."
Die Kinder sahen sich an und schwiegen, bis schließlich Lirien das Wort ergriff. „Na gut. Ich geb zu, vielleicht hab ich ein bisschen überreagiert." Sie zuckte die Schultern und schaute Sophie an. „Aber nur, weil ich will, dass wir Freunde bleiben."
Sophie wirkte verlegen, aber auch ein bisschen erleichtert. „Ich... ich kann das erlauben. Einmal," fügte sie hinzu und schmunzelte.
Auron grinste. „Du und dein 'Erlauben'. Aber okay, ich mach mit. Nur weil... weil Akio so ein Heulsuse ist."
Die Kinder lachten, und Akio ließ die Schultern sinken, sichtlich erleichtert. Die Spannungen lösten sich, und sie standen nun wieder als eine Gruppe zusammen – vielleicht ein wenig zerbrechlich, aber doch irgendwie vereint.
Als die Pausenglocke läutete, wandten sich Lirien und Auron Richtung Schulgebäude, während Sophie und Akio stehen blieben. Sophie blickte Akio an, als wolle sie noch etwas sagen, aber zögerte.
„Danke, Akio," sagte sie schließlich leise.
„Wofür?" fragte er verwundert.
„Weil... weil du uns irgendwie zusammengehalten hast," murmelte sie. „Ich wollte auch nicht alleine sein."
Akio nickte. „Ich auch nicht."
„Sind wir jetzt Freunde?" fragte Sophie vorsichtig.
Akio grinste breit. „Na klar. Und das heißt, wir gehen jetzt zusammen rein, oder?"
Sophie lächelte und nickte. Gemeinsam gingen sie ins Schulgebäude zurück, beide ein wenig weiser und bereit für den nächsten Abschnitt ihres Abenteuers.
Was wohl das Schicksal für Akios Gruppe bereithält? Ich weiß es ja schon, aber was ist mit dir? Willst du es nicht auch erfahren?
Und übrigens:
Wenn du das liest: Ich versuche jeden Tag eine neues Kapitel zu veröffentlichen. Wenn dir die Geschichte so weit gefallen hat und du sie noch nicht in deine Bibliothek hinzugefügt hast, dann mach das doch gerne.
Bis zum nächsten Abschnitt.