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Kapitel 4 - Die verbotene Armee

„Manchmal muss man das Gesetz brechen, um die zu schützen, die es nicht können. Stärke bedeutet nicht Gehorsam – Stärke bedeutet, die richtigen Entscheidungen zu treffen, egal was es kostet." – Liang Wei

,,Junge, Junge. Ich bin wohl nicht der Einzige, der in seiner Gruppe auserwählt ist. Was willst du nun machen? Sie alle massakrieren? Oder willst du eher deine immensen Kräfte nutzen, um sie zu beschützen? Tja, am Ende ist es dir überlassen. Ich sag' nur, wenn es an der Zeit ist, dass wir uns in Person treffen, werde ich dir meine Kraft geben, damit wir Seite an Seite gegen diese Welt kämpfen können. Wenn wir uns sehen, will ich deine Entscheidung hören… Aiden!"

Episode 4 - Die verbotene Armee

,,Was… ist passiert…? Wo bin ich?" Der Junge öffnete seine Augen. Er lag in einem Krankenbett in einem marineblauen Zelt. Neben dem Bett saß ein junger Mann mit langen, silbernen Haaren, die er hinter seinem Kopf zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Seine Gesichtszüge waren weich, sodass es schwer war, zu erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war. Die Augen des jungen Mannes strahlten in einem ebenso metallenen Ton. Als Aiden sein Gegenüber betrachtete, fiel ihm auf, dass er asiatische Gesichtszüge hatte. ,,Kommt er auch aus unserer Welt? Oder gibt es es hier Replikationen einiger Länder?" Bevor der Junge fertig denken konnte, meldete sich der junge Mann zu Wort: ,,Oh, du bist aufgewacht. Als wir dich da so halb tot aufgefunden haben, war ich mir nicht sicher, ob du überleben kannst." Aiden richtete sich auf. Auf der anderen Seite des Raumes befand sich ein Spiegel, durch den er sich selbst sehen konnte. Etwa die Hälfte seines Körpers war in Bandagen gehüllt. Der junge Mann und seine Leute hatten sich gut um ihn gekümmert. ,,Erstaunlich…", merkte der junge Silberschopf an, ,,Du bist gerade erst aufgewacht und kannst dich schon aufrichten. Deine Selbstheilungskräfte scheinen enorm zu sein." 

Aiden sah ihn an. ,,Ich weiß selbst nicht, warum es mir auf einmal so gut geht. Es ist, als wären alle Verletzungen geheilt…" Als der junge Mann die Bandagen um seine rechte Kopfhälfte entfernte, bemerkte er eine gewaltige Verbrennung dritten Grades, die sich von seiner Brust bis zu seinem rechten Auge erstreckte. Da fiel ihm wieder ein, dass er, als er ohnmächtig wurde, mit seiner rechten Körperhälfte genau auf den Baumstamm fiel, wovon die Verbrennungswunden scheinbar kamen. Die Bandagen waren um seinen kompletten rechten Arm gewickelt. ,,Ähm… S-Sieht mein Arm schlimm aus…?" Sein Gegenüber deutete, dass der Junge es selbst sehen sollte. So öffnete Aiden den Verband etwas, wodurch er erblickte, dass sein ganzer Arm schwarz war. Sofort wickelte der junge Mann den Verband wieder um seinen Arm, um die Verbrennungen zu verdecken. ,,Verdammt… Alles nur wegen Vincent…" Daraufhin rutschte er an den Rand des Bettes und stand auf. 

,,Wir haben uns noch überhaupt nicht vorgestellt.", merkte der Fremde an, ,,Mein Name lautet Liang Wei und ich bin der Anführer der verbotenen Armee." Auch Liang Wei stand auf. Ein chinesischer Name? Damit hatte der junge Mann eher weniger gerechnet. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen antwortete er: ,,Ich bin Aiden Blackthorn. Freut mich!" Liang Wei öffnete die kleine ,Tür' des Zeltes und bat Aiden, mitzukommen. Draußen angekommen, sah er viele weitere Zelte. Es war, als wäre er in einer kleinen Stadt. ,,Nun, Aiden, heiße ich dich herzlich willkommen bei der verbotenen Armee." Gemeinsam gingen die Beiden durch die Straßen. Irgendwann fragte Aiden, was die verbotene Armee überhaupt war. ,,Ich dachte schon, du fragst nie.", antwortete Liang Wei, ,,Die verbotene Armee ist eine Gruppe von Kämpfern, die Menschen beschützen und außerhalb des Dungeons kämpfen. Bestien tauchen immer öfter auch außerhalb von Dungeons auf, weshalb wir unsere Pflicht darin sehen, die Menschen vor ihnen zu schützen."

Eine Frage stellte sich Aiden jedoch noch: ,,Aber warum ist die Armee dann verboten?" Liang Wei sah ihn verwirrt an. ,,Armeen und Kämpfe außerhalb von Dungeons sind generell verboten. Wusstest du das etwa nicht?" Langsam schüttelte Aiden den Kopf. Daraufhin fasste sich Liang Wei an die Stirn. ,,Vor Jahrzehnten fand ein großer Kampf statt, der damit endete, dass sich alle vier Territorien der Welt zusammen taten und den großen Propheten versiegelten. Dieser Kampf wurde ,letzter Krieg' genannt. Daraufhin schworen sich alle Territorien, dass alle Menschen in Frieden leben und es nie wieder einen Krieg geben sollte. Um das zu versichern, wurde das Kampfverbot einberufen, durch das Armeen und der Einsatz von Skills außerhalb von Dungeons verboten wurden. Verstehst du jetzt, was ich meine?" Aiden nickte. Die verbotene Armee existierte also, weil Kämpfer in dieser Welt gebraucht wurden, ob es Kriege verhinderte, oder nicht.

Aiden folgte Liang Wei weiter durch das Lager der verbotenen Armee. Überall waren Kämpfer zu sehen, die sich für den Kampf vorbereiteten, ihre Waffen schärften oder ihre Skills trainierten. Die Stimmung war ernst, aber gleichzeitig schien in den Augen der Kämpfer ein Funke von Entschlossenheit zu brennen. Sie wussten, dass sie gegen die Regeln der Welt verstießen, aber sie hatten sich entschlossen, für den Schutz der Menschen alles zu riskieren. "Also, Aiden," begann Liang Wei, während sie durch die engen Gassen zwischen den Zelten gingen, "wir haben dich hier aufgenommen, weil wir glauben, dass du etwas Besonderes bist. Es gibt nicht viele, die einen Angriff der Bestien überleben, und schon gar nicht mit solchen Selbstheilungskräften wie deinen." Aiden nickte stumm, aber in ihm brodelten Zweifel. Warum hatte er überlebt? Und was meinte dieser mysteriöse Fremde mit der Kraft, die in ihm schlummerte? Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, erreichten sie ein größeres Zelt, in dem bereits mehrere Kämpfer auf sie warteten. Liang Wei stellte die Mitglieder der verbotenen Armee vor: "Das hier sind Morvan, unser Vizeanführer." Morvan, ein großer Mann mit tiefschwarzen Haaren und dunklen Augen, nickte Aiden kurz zu. Er hatte eine stoische Ausstrahlung, aber in seinen Augen blitzte etwas Unnahbares auf, als ob er schon viele Schlachten hinter sich hatte.

"Und das sind die drei Kämpferbrüder – Kade, Roan und Faron." Die drei Brüder wirkten unterschiedlich, doch man konnte erkennen, dass sie eine starke Bindung teilten. Kade, der älteste, hatte eine strenge Miene, während Roan mit einem selbstbewussten Grinsen an der Wand lehnte. Faron, der Jüngste, schien am energischsten, immer in Bewegung, als könnte er keine Sekunde stillstehen. Schließlich wandte sich Liang Wei einer jungen Frau zu, die etwas abseits stand. Ihre Augen waren scharf und wachsam, und sie hielt einen Dolch locker in der Hand. "Und das ist Luna, unsere Dolchkämpferin. Schnell, präzise und tödlich. Sie ist eine unserer besten Kämpferinnen." Luna warf Aiden nur einen kurzen Blick zu, bevor sie sich wieder auf ihre Waffe konzentrierte. Sie wirkte distanziert, als hätte sie keine Zeit für Smalltalk. Liang Wei ging in die Mitte des Zeltes und schaute in die Runde. "Wir haben heute eine wichtige Mission. Ein Storm Titan ist in der Nähe einer Stadt aufgetaucht und bedroht die Einwohner. Wir müssen ihn stoppen, bevor er alles zerstört." Aiden horchte auf. Ein Storm Titan? Tier II Monster des Typs Elementar. Er hatte Geschichten über diese Bestien gehört – riesige Kreaturen, die die Elemente beherrschen und alles in ihrem Weg vernichten konnten. "Du wirst mit uns kommen, Aiden," fuhr Liang Wei fort. "Wir können jede Hilfe gebrauchen. Deine Kraft, auch wenn du sie vielleicht noch nicht vollständig kontrollierst, könnte entscheidend sein." Aiden nickte, unsicher, ob er wirklich bereit war, gegen eine solche Bestie zu kämpfen. Doch bevor er seine Zweifel äußern konnte, hatte Liang Wei bereits alle angewiesen, sich auf den Weg zu machen.

Nachdem Liang Wei die Anweisung erteilt hatte, machten sich Aiden und der Rest des Teams bereit, den Storm Titan zu bekämpfen. Die Atmosphäre im Lager war plötzlich von einer drückenden Spannung erfüllt. Jeder wusste, was auf dem Spiel stand – nicht nur die Stadt, die sie beschützen wollten, sondern auch ihre eigene Existenz als Mitglieder der verbotenen Armee. Liang Wei ging voran, sein Schritt fest und entschlossen. Luna, die immer mit einem kühlen und konzentrierten Blick unterwegs war, überprüfte noch einmal ihre Dolche, bevor sie ihnen lautlos folgte. Morvan schulterte eine große schwarze Waffe, die in einem auffälligen Kontrast zu seiner stillen, aber bedrohlichen Aura stand. Die drei Kämpferbrüder – Kade, Roan und Faron – packten ihre Schwerter, die sie in ihrer Familienmanier geschliffen und verstärkt hatten. Aiden blieb einen Moment stehen und schaute sich um. Er war immer noch neu in dieser Welt, und obwohl er sich immer stärker fühlte, war der Gedanke, gegen einen Storm Titan zu kämpfen, einschüchternd. Dennoch spürte er, wie sich etwas in ihm regte – ein tiefes Bedürfnis, seinen Platz in dieser neuen Welt zu finden. Der Marsch zur Stadt war schweigsam. Aiden merkte, dass keiner der Kämpfer das Bedürfnis hatte zu sprechen. Jeder schien tief in Gedanken versunken. Auch er dachte darüber nach, was als Nächstes kommen würde. Er hatte bisher seine Stärke nur sporadisch eingesetzt und wusste, dass er noch lange nicht die Kontrolle hatte, die andere Kämpfer wie Liang Wei und Morvan über ihre Kräfte besaßen.

Doch bevor er sich in seinen Zweifeln verlieren konnte, trat Liang Wei neben ihn. "Du denkst viel nach, Aiden", sagte er, ohne den Jungen anzusehen. "Ich verstehe das. Aber manchmal müssen wir aufhören zu grübeln und einfach handeln. Du hast bereits gezeigt, dass du es kannst. Vertraue deiner Kraft." Aiden nickte langsam. "Es ist nicht leicht, aber ich werde mein Bestes geben." Liang Wei schmunzelte leicht. "Das Beste ist alles, was wir verlangen können." Der Marsch ging weiter, und nach einigen Stunden erreichten sie die Anhöhe, die auf die Stadt hinabblickte. Die Wolken hatten sich bereits bedrohlich über der Stadt zusammengezogen, und in der Ferne konnte man das grollende Donnern des Storm Titans hören. Blitze zuckten am Horizont, während der Wind stärker wurde. Die Stadt selbst war von einer hohen Mauer umgeben, doch diese schien angesichts der bevorstehenden Gefahr nicht viel Schutz zu bieten. "Da unten ist es", sagte Liang Wei, während er das Terrain musterte. "Der Storm Titan greift bereits die äußeren Felder an. Wenn wir zu lange zögern, erreicht er bald die Stadtmauern."

"Also, was ist der Plan?", fragte Kade, der älteste der drei Brüder, mit einem energischen Blick. "Ich nehme an, wir stürzen uns nicht einfach kopfüber in den Kampf." "Nein, das tun wir nicht", antwortete Morvan ruhig. "Luna, du wirst die Merodacti erledigen, bevor sie uns in die Quere kommen. Sie fliegen schnell und sind in großen Gruppen gefährlich, aber du bist schneller." Luna nickte stumm. Ihr Blick war fest auf die düsteren Wolken über der Stadt gerichtet, in denen man bereits die Silhouetten der fliegenden Merodacti erkennen konnte, Dinosaurier des Tiers II. "Morvan und ich werden uns um den Storm Titan selbst kümmern", fuhr Liang Wei fort. "Ich werde seine Angriffe ablenken und seine Bewegungen verlangsamen. Morvan, du wirst mit deinem Skill den Kern des Titans freilegen, damit Aiden zuschlagen kann." Aiden hob überrascht den Kopf. "Ich?" 

"Ja", bestätigte Liang Wei ruhig. "Deine Stärke liegt nicht in der Menge deiner Angriffe, sondern in der Wucht eines einzelnen Schlags. Konzentriere deine Kraft auf deinen rechten Arm, wie du es im Kampf gegen den Behemoth getan hast. Der Kern des Storm Titans ist seine Schwachstelle – wenn du ihn triffst, wird er fallen." Aiden schluckte und fühlte die Verantwortung auf sich lasten. "Okay... ich werde es tun." "Wir alle werden uns auf dich verlassen", fügte Morvan hinzu, während er seine Waffe vorbereitete. "Du kannst das, Aiden."

Während sie sich der Stadt näherten, wurde das Wetter immer wilder. Der Wind peitschte ihnen entgegen, und der Regen begann in dichten Schleiern zu fallen. Die Geräusche des Donners vermischten sich mit dem Knirschen der Erde unter den Schritten des Titans, der sich durch das Land pflügte. Die Stadtbewohner hatten sich bereits in ihren Häusern verschanzt, und von den Wällen aus konnten sie sehen, wie die verbotene Armee auf den Feind zumarschierte. Angst und Hoffnung lagen in der Luft, doch die Kämpfer waren fokussiert. Dies war nicht ihre erste Schlacht, und sie wussten, dass sie zusammenarbeiten mussten, um zu überleben. Liang Wei, Luna, Morvan und Aiden trennten sich von den drei Brüdern, die die Verteidigung der äußeren Stadtmauern übernahmen, um eventuelle Angriffe anderer kleinerer Bestien abzuwehren. Der Wind peitschte über das Schlachtfeld, während sich die Gruppe der verbotenen Armee dem Zentrum der drohenden Gefahr näherte. Blitze zuckten am Himmel, und das donnernde Grollen des Storm Titans füllte die Luft, als die massive Bestie auf das Dorf zu marschierte. Der Boden bebte bei jedem ihrer Schritte, und eine Welle der Panik erfasste die Stadtbewohner, die sich hinter den schützenden Mauern verbargen. Doch die verbotene Armee war bereit.

Der Storm Titan war eine wahrhaft gewaltige Erscheinung. Seine kolossale Gestalt, umhüllt von wütenden Wolken, erhob sich wie ein lebendiges Unwetter. Blitze zuckten zwischen den Adern seiner muskulösen Gliedmaßen, die wie Berge über dem Boden schwebten. Sein Körper schien aus purem Sturm zu bestehen – Wolken, Blitze und Wind formten ihn zu einer tödlichen Bestie, die die Stadt zu verschlingen drohte. Die Augen der Kreatur glühten in einem intensiven, elektrischen Blau, während sie ihre Umgebung mit dumpfen Schlägen verwüstete. „Wir haben keine Zeit zu verlieren!", rief Liang Wei und gab den Befehl zum Angriff. „Aiden, sei bereit!" Als Erste ging Luna in den Angriff über. Sie war kaum mehr als ein Schatten, als sie sich in die Schlacht warf, ihre Dolche blitzten im Wind. Über ihr kreisten die Merodacti – riesige Dinosaurier mit weit gespannten Flügeln, die die Lufthoheit des Schlachtfelds beherrschen wollten. Doch Luna war schneller. Ihre Dolche schnitten lautlos durch die Luft, und mit einem tödlichen Präzisionsschlag fiel ein Merodacto nach dem anderen vom Himmel. Ihr Bewegungsfluss war fast unmenschlich, während sie zwischen den Bestien hin- und herschoss und keine Zeit für Fehler ließ. Innerhalb von Minuten hatte sie den Himmel für die restlichen Kämpfer freigeräumt. „Beeindruckend wie immer", murmelte Aiden, der mit angehaltenem Atem zusah.

In der Zwischenzeit stürmten Liang Wei und Morvan auf den Storm Titan zu. Liang Wei aktivierte seinen Skill [Wrath of the Vanguard]", und sofort umhüllte ihn eine schimmernde, goldene Aura. Jeder seiner Schritte ließ den Boden unter ihm erbeben, doch es war nicht die Macht des Titans, die ihn erschütterte – es war die unerschütterliche Verteidigungskraft von Liang Wei selbst. Er stellte sich direkt dem Titanen entgegen, zog dessen Aufmerksamkeit auf sich und blockte jeden Angriff, den die Bestie auf ihn abfeuerte. Die Blitze, die aus den Klauen des Titans schossen, prallten an seiner Aura ab und verpufften wirkungslos. „Jetzt, Morvan!", rief Liang Wei, während er eine gewaltige Pranke des Titans zurückdrängte, die auf die Gruppe niederzufallen drohte. Morvan bewegte sich präzise und konzentriert. Er hob seine Hand und rief den Skill [Dark Goo] herbei. Eine dunkle, zähe Masse begann, sich aus seinen Handflächen zu ergießen und schlang sich um die Beine des Titans. Das gewaltige Wesen schrie wütend auf, als seine Bewegungen immer mehr eingeschränkt wurden. Die klebrige Masse zog den Titanen langsam nach unten und machte es für ihn unmöglich, sich schnell fortzubewegen. „Aiden, jetzt ist deine Chance!", rief Liang Wei über das Grollen des Sturms hinweg. Aiden stand einen Moment lang still, während er die Szene vor sich aufnahm. Der gigantische Titan, der schier unbesiegbar schien, war in die Falle geraten. Morvan hatte den Kern des Titans freigelegt – ein leuchtender, pulsierender Punkt in der Brust der Bestie. Aiden wusste, dass dieser Moment alles entscheiden würde. Die ganze Verantwortung lag auf ihm.

„Konzentriere dich…", murmelte Aiden zu sich selbst, während er die Energie tief in seinem Körper spürte. Zum zweiten Mal in seinem Leben rief er all seine Kraft in seinen rechten Arm. Doch dieses Mal ging er noch weiter. Er bündelte nicht nur seine Körperverstärkung, sondern kanalisiert jede einzelne verbleibende Energie in einen einzigen Punkt. „Hier geht's los", flüsterte er, bevor er mit einem gewaltigen Sprung auf den Storm Titan zustürmte. Die Welt schien für einen Moment still zu stehen. Aidens rechter Arm glühte vor Energie, während er sich durch den Wind und den Regen kämpfte. Die Entfernung zum Titanen schien in einem einzigen Herzschlag zu verschwinden. Sein Ziel war klar – der leuchtende Kern des Storm Titans. Mit einem letzten, mächtigen Sprung schoss Aiden auf den Kern des Titans zu. Sein rechter Arm, vollgepackt mit all seiner gesammelten Kraft, schlug direkt auf den schwach pulsierenden Punkt in der Brust der Bestie ein. Die Wucht des Aufpralls war ohrenbetäubend. Ein gewaltiger Lichtblitz brach aus dem Körper des Titans hervor, und die Energie des Schlags sandte eine Schockwelle durch das gesamte Schlachtfeld.

Der Titan schrie auf – ein markerschütterndes, donnerndes Brüllen, das die Luft erzittern ließ. Blitze zuckten wild umher, und für einen Moment schien es, als würde der ganze Himmel auseinanderbrechen. Doch dann, plötzlich, verstummte das Ungetüm. Der Storm Titan kniete zu Boden, seine gewaltige Gestalt sackte kraftlos in sich zusammen. Der leuchtende Kern erlosch, und mit ihm verflog die unaufhaltbare Macht des Sturms. Aiden landete schwer atmend auf dem Boden, nur wenige Meter von der zusammenfallenden Kreatur entfernt. Er spürte, wie sein rechter Arm schmerzte, doch das Gefühl des Triumphs überlagerte alles. Er hatte es geschafft. Der Storm Titan war gefallen. Liang Wei trat an Aidens Seite und klopfte ihm auf die Schulter. „Du hast es geschafft, Aiden. Das war beeindruckend." Aiden nickte nur stumm, während er versuchte, seine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Morvan trat ebenfalls näher und musterte den gefallenen Titanen. „Es war nicht leicht, aber wir haben es geschafft." Luna tauchte aus den Schatten auf, die sie wie immer völlig lautlos durchquert hatte. Sie nickte anerkennend in Aidens Richtung. „Nicht schlecht", sagte sie knapp.

Doch bevor die Gruppe sich weiter entspannen konnte, hörten sie das Knirschen von Knochen und das entfernte, dumpfe Geräusch von marschierenden Füßen. Liang Wei drehte sich um und seine Augen verengten sich. „Das ist noch nicht vorbei", murmelte er. In der Ferne, am Horizont, sahen sie es: Eine Armee von Skelettkriegern, die langsam und unaufhaltsam auf das Lager der verbotenen Armee zumarschierte. Es war kein Ende in Sicht – eine neue Gefahr erhob sich am Horizont. „Wir müssen zurück", sagte Liang Wei ernst. „Das ist nicht der letzte Kampf, der uns erwartet." Aiden spürte, wie seine Erschöpfung von einer neuen Welle der Entschlossenheit abgelöst wurde. Die Schlacht gegen den Storm Titan war vorbei, aber der Krieg hatte gerade erst begonnen.

Hey! Danke, dass du Episode vier von Tales of Seven gelesen hast! Bald sehen wir den Showdown mit Azrael!

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