Am nächsten Tag schleppte ich mich übermüdet zur Arbeit. Diese verdammte Formel spukte immer noch hartnäckig in meinen menschlichen Gedanken herum, genau wie die Jungs in denen meiner Maus. Dank ihrer Verärgerung darüber, dass ich mich nicht den Jungs unterwarf, um meinen Bauch zu präsentieren, hatte ich kaum geschlafen.
Ich dachte, wir hätten einen Deal, verdammt noch mal.
Als ich meinen Kopf von einer Seite zur anderen neigte, merkte ich nicht, dass ich gleich gegen eine geschlossene Tür laufen würde. Eine Hand zog mich zurück, bevor es soweit kam.
"Halt mal", grummelte der Mann und zog mich an seine steinharte Brust. "Türen funktionieren normalerweise besser, wenn man sie zuerst öffnet."
Ich blinzelte ihn ein paar Mal an, mein Gehirn schien nicht so schnell zu schalten, wie ich es gebraucht hätte.
Ich atmete tief ein, um seinen Duft aufzunehmen, und ließ dann einen großen Gähner folgen, um mein Schnüffeln zu tarnen.
"Danke", sagte ich zu ihm. Er war ein Hase. Das war mir neu, und er war einer der ersten männlichen Hasen, die ich je getroffen hatte.
"Kein Problem", lächelte er und ließ mich los. "Aber vielleicht solltest du nachts etwas mehr Schlaf bekommen."
"Ja. Oder ich verlasse das Haus erst, wenn der Kaffee am Morgen seine Wirkung zeigt." Ich wurde zunehmend unwohl bei der Vorstellung, diesem Hasen zu vertrauen. Von anderen Beutearten ging zwar keine Bedrohung aus, aber Hasen traute ich nicht über den Weg, geschweige denn, dass ich einen werfen konnte.
Und nach der Statur dieses Männchens, könnte ich ihn wahrscheinlich nicht mal hochheben.
"Arbeitest du hier?", fragte er und deutete auf das Diner.
"Was lässt dich das denken?" erwiderte ich spitz und zeigte auf mein Dienstkleid. Meine Geduld war so kurz wie ich selbst, und draußen herumzustehen, machte die Sache nicht besser.
"Tut mir leid", erwiderte der Mann und sein Gesicht färbte sich leicht rot. Er blickte zu Boden und machte einen Schritt zurück. "Ich suche gerade nach einem Job und hab Gutes über diesen Ort gehört. Stellt ihr gerade ein?"
"Leider nicht. Es sei denn, du willst, dass ich gefeuert werde, weil ich zu spät zu meiner Schicht komme?"
Manchmal konnte ich wohl ziemlich schnippisch sein, wenn ich mit einem Gespräch fertig war.
"Ach nein! Entschuldige! Oh man, ich bin so schlecht darin. Können wir nochmal von vorne anfangen? Ich heiße Toby." Er hielt mir seine Hand hin, doch ich starrte sie bloß an.
"Adaline!"
Plötzlich wurde mein Name gerufen. Ich schaute über Tobys Schulter und sah Damien, wie er mir zuwinkte, während er und die anderen drei Jungs auf das Diner zugingen.
Was sollte das denn jetzt? Warum mussten sie gerade jetzt auftauchen?
Sogar meine innere Maus war bestürzt und fragte sich, ob mein menschliches Ich Ringe unter den Augen hatte oder ob meine Haare in Ordnung waren.
Geschieht ihr recht, beim nächsten Mal sollte sie mir den Schlaf lassen, den ich so dringend brauchte.
Aber auch wenn ich aussah wie der Tod auf Latschen, boten mir die Jungs die perfekte Flucht vor Toby.
"Hey", lächelte ich zurück und schlängelte mich um den Mann herum direkt in Damiens Arme. Er wirkte einen Moment lang überrascht, bevor er mich umarmte.
Dass ich dabei zufällig eine kleine Decke in seine Tasche gleiten ließ, war reiner Zufall.
"Alles okay?" murmelte er mir ins Ohr. Ich hätte fast gezittert, so überwältigte mich sein Duft und verwandelte mich in eine emotionsgeladene Lache.
"Ja", antwortete ich ebenso leise. "Er kam aus dem Nichts und hat einfach angefangen mit mir zu reden."Damien nickte, als er mich losließ und mich sanft zur Seite schob, sodass ich von vier Wölfen umringt war. Gemeinsam gingen wir auf die Eingangstür des Diners zu.
"Hey", grüßte Damien fröhlich und streckte Toby die Hand entgegen.
"Hallo", erwiderte Toby und blickte abwechselnd mich und die vier Wölfe an. "Ich habe sie nur davor bewahrt, in eine Tür zu laufen."
"Das ist nett von dir. Ich würde es hassen, wenn ihr etwas zustoßen würde. Sie ist mir wichtig." Die Falte auf Damiens Nase, als er das sagte, ließ mich am liebsten sofort zu ihm springen.
Unartige Maus. Sehr unartig.
In meinem Inneren zuckte sie mit den Schultern, doch das Grinsen auf ihrem Gesicht erzählte eine ganz andere Geschichte. Sie genoss den Gedanken, für den Wolf etwas Besonderes zu sein.
"Natürlich", lächelte Toby. "Aber ich muss jetzt wirklich weiter. Wir sprechen uns später", sagte er und sah mich direkt an.
"Das glaube ich kaum", erwiderte Raphael lächelnd, während er einen Arm um meine Schulter legte.
Die Augen des Hasen weiteten sich, als er zwischen mir und den anderen Männern hin und her blickte. "Tut mir leid! Ich wusste nicht, dass sie zu dir gehört."
"Macht das irgendwie einen Unterschied?", fragte einer der anderen Männer und trat vor mich.
"Nein, natürlich nicht. Ich bin dann mal weg."
Und damit hüpfte der Hase so schnell davon, wie seine kleinen Beine ihn tragen konnten.
Ich musste mir auf die Lippe beißen, um nicht zu lächeln, aber nachdem die Hasen mir in letzter Zeit so auf die Nerven gegangen waren, war es irgendwie befriedigend, einen von ihnen davonjagen zu sehen. Nicht, dass ich ihn selbst vertrieben hätte, doch es kam dem sehr nahe.
"Danke dafür", sagte ich und lächelte Raphael an.
"Es ist unsere Pflicht, schöne Damen zu beschützen", antwortete er, bevor er seinen Arm weglegte.
Ich nickte, als würde ich verstehen, dass ihm das nichts bedeutete, aber meine innere Maus war keineswegs begeistert von der Idee, dass sie sonst jedem geholfen hätten.
"Nun, dann solltest du wohl wieder an die Arbeit gehen."
Manchmal wünschte ich wirklich, dass mein Gehirn in sozialen Situationen wie dieser besser funktionieren würde. Mir würde in ein paar Stunden sicher eine schlagfertige, kluge Antwort einfallen, doch in diesem Moment...
Ich hatte nichts.
"Wir sind wegen des Frühstücks hier", warf Damien ein und bewahrte mich davor, mich völlig lächerlich zu machen.
Also, noch lächerlicher.
"Noch ein Erdnussbutter-Crêpe?", fragte ich mit einem breiten Grinsen, ging zur Tür, schloss sie auf und ließ alle hinein.
"Ja. Das war sogar ziemlich gut."
"Du klingst überrascht", lachte ich und ließ die Jungs aussuchen, wo sie sitzen wollten.
Der männliche Hase war völlig aus meinem Kopf verschwunden, als ich meine Morgenroutine begann.