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Kapitel 18: Stimmen und Träume

"Komm zu mir", flüsterte die Stimme. Luc öffnete überrascht seine Augen.

"Folge mir", erneut die unbekannte, aber vertraute Stimme.

Luc war verwirrt. Lag er nicht gerade noch in seinem Bett, träumte er.

Doch nun befand er sich in absoluter Dunkelheit. Vor ihm tauchte wieder und wieder ein Licht auf. Der leichte Schimmer des Lichts ließ Baumstämme erkennen. Immer wieder forderte die Stimme Luc auf, ihr zu folgen. 

Da er keine Ahnung hatte, was hier vor sich ging und die Stimme ihm auf irgendeine Art bekannt vorkam, folgte er ihr. 

Je länger er der Stimme folgte, desto mehr Lichter tauchten um ihn herum auf. Trotz ihres hellen Aussehens und ihrer Anzahl schafften sie es nicht, gegen die Dunkelheit des Waldes anzukommen. 

Trotz der zurückgelegten Strecke, schien die Stimme immer weiter weg von Luc zu gelangen. Allerdings hatte er eher das Gefühl, dass er zu langsam war, um ihr zu folgen und nicht in die falsche Richtung ging.

Er rannte, um die Stimme einzuholen. Doch irgendwann war er so außer Atem, dass er stehen bleiben musste. Der Stimme schien dies aufgefallen zu sein.

"Dein Geist. Das ist nur dein Geist. Finde den Ort im Wald und suche mich auf. Ich erwarte dich."

Luc wachte auf. Er war komplett durchgeschwitzt. Fast so als wäre er für Stunden durch einen Wald gelaufen. Ihm wollte die Stimme nicht aus dem Kopf gehen.

Warum war sein Geist noch nicht bereit und welcher Wald war gemeint? Er dachte den ganzen Morgen über diesen merkwürdigen Traum nach. 

Luc war so in seinen Gedanken rund um den Traum versunken, dass ihm nicht auffiel, wie sich andere zu ihm an den Tisch gesetzt hatten. Erst als der Mann mit den blonden kurzen Haaren ihm auf die Schulter tippte, erwachte Luc aus seiner Trance. 

'Wie hieß er noch gleich. Ach ja, er hatte sich gestern als Simon Inoe vorgestellt.'

"Luc mit dir alles in Ordnung? Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen."

"Danke Simon für die Nachfrage. Ich hatte heute Nacht nur einen komischen Traum, der mir nicht aus dem Kopf gehen will." 

Dave der gegenüber von Luc saß meinte mit einem lächeln auf dem Gesicht:

"Vergiss deinen Traum. Heute wirst du erstmal die Insel erkunden und einen Platz finden, wo du deine Bude bauen wirst. Kannst ja schließlich nicht ewig hier in der Haupthalle wohnen."

Verwundert über die Aussage vergaß Luc seine Gedanken und hakte nach:

"Bude bauen? Wohnt ihr etwa nicht in den anderen Zimmern oben?"

Auch Nicolas hatte sich ebenfalls zu ihnen gesellt. 

"Nein, die Zimmer sind nur für Gäste. Viele haben sich in der Nähe der Haupthalle niedergelassen. Elias zum Beispiel wohnt in der Wüste und erforscht in seiner Freizeit dort die Ruinen. Er ist sich immer noch nicht sicher, ob sie von der Erde oder einer anderen Welt stammen. Aiko hat es sich in den Bergen gemütlich gemacht. Dort hat sie ihre Ruhe beim Trainieren und ihr Vogel kann die Winde nutzen, um Spaß zu haben. Wie du siehst, hat jeder einen Platz für sich gefunden, der ihm gefällt."

"Mmh. Dann würde ich mir gerne als erstes den Wald anschauen. Ich habe das Gefühl, als würde mich dort etwas erwarten. Ist schwer zu erklären."

"Uff das wirst du wohl alleine testen müssen. Bis jetzt hat es noch keiner geschafft, den Hüter des Waldes zu überzeugen, einem Zutritt zu gewähren.", kam es von Dave zurück.

"Wie das?", wollte Luc wissen.

"Naja keine kann seine Sprache sprechen. Elena versucht zwar schon eine Weile, sie zu entziffern, aber bis jetzt ohne Erfolg." 

Jetzt war Luc noch mehr interessiert. Er hatte bis jetzt einmal mit einem Hüter zu tun. In Velea waren Hüter oft gestaltlose Geister, welche bei Kontakt mit Menschen oder anderen Rassen die Form von Tieren annahmen.

Wenn es hier einen Hüter gab, war die Chance noch größer, dass der Wald tatsächlich von Velea stammte. 

Mit neuer Motivation stand er auf und sagte zu den anderen: "Je mehr ich über eure Insel erfahre, desto spannender wird es."

Simon, Dave und Luc verbrachten den ganzen Tag damit, die Insel zu erkunden. Jetzt auf dem Boden wurde Luc erst richtig klar, wie groß die Insel eigentlich war. Der Wald musste noch etwas warten, denn der Hüter schien immer nur zur Abend- oder Morgendämmerung aktiv zu sein und bis dahin waren es noch einige Stunden.

Auf der Insel waren aktuell nicht viele andere Gildenmitglieder unterwegs, da sie entweder auf Missionen oder im Urlaub waren. Einige schienen wohl auch beim Aufbau einer neuen Stadt zu helfen. Der Tag verging viel schneller als Luc es sich vorgestellt hatte.

Am Abend standen sie vor dem Wald. Wie Dave prophezeit hatte, konnte keiner von ihnen den Wald betreten. Eine unbekannte Macht hielt sie davon ab. Ihnen blieb also nichts anderes übrig, als auf den Hüter des Waldes zu warten.

Parallel eine Etage höher in der Haupthalle: 

Elena schaut aus dem Fenster und beobachtet, wie Luc, Simon und Dave die Halle verließen. 

Wenig später betrat Nicolas den Raum. Bevor er die Tür richtig geschlossen hatte, drehte sich Elena um.

"Da jetzt alle da sind, können wir das dieswöchige Meeting beginnen. Das heutige Thema ist leider mal wieder die Gildenvereinigung. Wie ihr ja sicher mitbekommen habt, hat diese bereits von dem Vorfall in Hamburg mitbekommen und möchte von uns eine Stellungnahme haben."

Elias, der ein Capybara auf dem Schoß hatte und zwei weitere zu seinen Füßen äußerte erstaunt:

"Warum wollen sie eine Stellungnahme von uns haben. Sollten die sich nicht eher gegenüber uns äußern, was dort vorgefallen war."

Lyria stimmte ihm zu. 

"Eigentlich wurden wir von einem Mitglied der Gildenvereinigung gefangen genommen und Luc sogar gefoltert."

Elena verstand den Frust der anderen.

"Aus diesem Grund werde ich mit Luc übermorgen in die nächste Stadt gehen und dort bei der Gildenvereinigung alles regeln. Wir können es auf jeden Fall so nicht stehen lassen."

"Klingt nach einem Plan. Aber pass auf, nicht, dass die wieder so ein Schmierentheater abziehen, um uns wieder irgendwo reinzuziehen." 

Da dies nun geregelte Sache war, fuhren sie mit den anderen Punkten auf ihrer Themenliste fort. Das Meeting dauerte ebenso fast den ganzen Tag. Allerdings hatte sich in der letzten Zeit einiges angestaut. Es galt, Missionen zu genehmigen, Anfragen zu regeln und vieles mehr.

Am Abend versammelten sich alle am Waldesrand. Keiner wollte verpassen, ob es Luc schaffen würde, den Hüter zu überzeugen und den Wald als erster zu betreten.

Die Sonne stand bereit tief am Horizont, als im Dunkeln des Waldes ein Licht zum Vorschein kam. Luc war erstaunt. Das Licht hatte eine große Ähnlichkeit mit den Lichtern aus seinem Traum.

Das Licht kam ihnen nicht zu nah. Doch zur Überraschung von jedem sprach es:

"Du bist meinen Worten gefolgt. Ich habe auf dich gewartet, Lucien."