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Kapitel 16: Herz der Helden

Generalin Thorne machte vor dem Lager halt und wies ihre Wachen an, in Stellung zu gehen. Die restlichen Soldaten sollten ihr in das Lager folgen. 

Das erste, was ihr in die Augen fiel, als das Tor geöffnet wurde, war ein kopfloser Körper, der auf dem Boden kniete. Vor diesem Körper lag ein Hammer und er hielt ein rundes Objekt gewickelt in ein Hemd in den Händen. 

Sie hatte bereits eine böse Vorahnung, wer dort vor ihr auf dem Boden lag. Diese wurde bestätigt, als ihre Soldaten den Kopf von Elijah auspackten. Auf Befehl der Generalin wickelten sie den Leichnam in Tücher und brachten ihn zum Karren, den sie mitgebracht hatten.

Beim weiteren Erkunden des Lagers wechselten die Emotionen der Generalin im Minutentakt. Erst war sie unglaublich wütend auf die Person, die das ganze zu verantworten hatte. Im Anschluss überkam sie die Traurigkeit über die vielen Toten. 

Freude kam auf, als einzelne Überlebende gefunden wurden. Unter ihnen war auch ihre Kontaktperson zu den Menschen der Erde, Sir Bradford. Dieser hatte zwar schwere Prellungen und einige Knochenbrüche, aber er war lebend davon gekommen.

Thorne rügte sich selbst. Sie hätte es besser wissen müssen. Oft hatten Bewohner verschiedener Welten sich bereits nach wenigen Jahren so stark mit den neuen Kräften entwickelt, dass sie eine Bedrohung darstellen konnten. 

Sie war gerade so tief in ihren Gedanken versunken, dass erst recht spät mitbekam, wie ein Soldat vor ihr Salutierte:

"Ich grüße die Generalin. Lang lebe Neria." 

"Rühren. Was gibt es zu berichten?"

"Laut Berichten der Überlebenden lautet der Name des Verantwortlichen für dieses Massaker, Lucien Rivers. Sir."

"WAS! Lucien lebt noch? Sie übernehmen hier. Ich muss sofort mit dem Obergeneral in Kontakt treten."

In Windeseile schritt sie durch das Lager und bahnte sich ihren Weg zurück zu ihrem Greifen. Sie zerrte ihren Glyphenspiegel aus ihrer Tasche.

Nach wenigen Sekunden tauchte eine Silhouette auf dem Spiegel auf. 

"Was gibt es zu so später Stunde noch Frau Generalin?"

"Ich habe gerade erfahren, dass Lucien noch lebt und sich auf der Erde befindet. Außerdem ist er für den Tod von Elijah verantwortlich."

Es kam ein Schnauben zurück.

"Wie kann es sein, dass Lucien den Angriff auf das Dorf damals überlebt hat? Ich dachte, es seien alle ausgelöscht worden. 

"So wurde mir damals von Elijah berichtet. Aber es kommt noch schlimmer. Lucien hat die Macht der Tiere von den Elfen übernommen."

"Elijah hat also nicht nur versagt, einen Deserteur zu töten. Er hat sich auch noch von ihm mit der Macht der Elfen, welche wir geschworen hatten auszurotten, töten lassen."

Es folgte eine kurze Denkpause und der Schatten verschwand kurz aus dem Sichtfeld des Spiegels.

"Neue Befehle, Frau Generalin. Solltet ihr Lucien begegnen, dann nehmt ihr ihn gefangen und bringt ihn für Untersuchungen nach Neria. Ich will wissen, wie er diese Kraft nutzen kann." 

"Verstanden, Sir. Generalin Thorne Ende."

Luc kam wieder zu sich. Er befand sich in einem kleinen, aber gut eingerichteten Raum. Seine Habseligkeiten lagen neben ihm auf einem kleinen Schrank neben seinem Bett. 

Er spürte etwas Schweres auf seinen Beinen liegen. Als er sich umdrehte, bemerkte er, dass sowohl auf seiner Decke, an dem Fußende seines Bettes und auch auf dem Teppich Capybaras lagen. 

Alle drei schienen es sich gemütlich gemacht zu haben und sein Zimmer für einen guten Ort zu halten, um einen Mittagsschlaf zu machen. Da er sie nicht wecken wollte, legte er sich wieder hin.

Nach einer Weile kam ihm der Gedanke, dass es das erste Mal seit Wochen war, dass er sich entspannen konnte. Erst war er für Tage verfolgt worden und hatte immer nur notdürftig in Bäumen oder auf dem Waldboden schlafen können. Dann hatte man ihn direkt zu einer Rettungsmission verdonnert, die im Anschluss in einem heftigen Kampf endete.

Er war kurz davor, wieder einzuschlafen, als die Tür zu seinem Raum geöffnet wurde. Herein kam Elena mit einem Tablett. Sie stellte es auf den kleinen Schreibtisch, welcher die andere Seite des kleinen Raumes einnahm. Dabei stolperte sie über das Capybara, das auf dem Teppich lag.

"Ach man. Hat Elias wieder seine kleinen Haustiere nicht im Griff." 

Mit wenigen Handgriffen navigierte Elena die drei Capybara aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter ihnen. Mit einem Lächeln öffnete sie noch einmal die Tür.

"Wenn du aufgegessen hast und denkst, dass du aufstehen kannst. Komm gerne in den Hauptsaal runter."

Vom Duft des Essens angezogen, setzte er sich an den Schreibtisch. Auf dem Tablett stand ein dampfender Teller Frittaten Suppe und daneben in einer kleineren Schüssel lag eine Mandarine. Nachdem er die ersten Bissen runter geschlungen hatte, ermahnte er sich selbst und aß den Rest gemütlich auf. 

Bevor er sein Zimmer verließ, nahm er noch sein Schwert und Beutel an sich. Auf dem Flur begegnete er wieder den Capybara, diese hatten es sich in der Mitte von diesem wieder gemütlich gemacht, allerdings lag diesmal ein Drache und eine Katze auf ihnen. 

Ohne sie zu stören schlich er an ihnen vorbei und nahm die Treppe nach unten. Auf einmal tat sich vor ihm ein riesiger Saal auf. In dessen Mitte gab es einen Springbrunnen und um diesen herum standen etliche Tische und Bänke. An einem Ende des Saales konnte Luc eine Tafel mit verschiedenen holografischen Anzeigen entdecken. 

Hinter dieser kam Elias zum Vorschein. Dieser schien gerade zu versuchen, das Flackern der Hologramme zu reparieren. Luc folgte der Treppe weiter nach unten.

Eben noch verdeckt von der Treppe kam eine Bar zum Vorschein. An dieser saßen Elena, Lyria und Dave und ein weiterer Mann mixte hinter der Theke gerade etwas zusammen.

Luc steuerte direkt auf die Bar zu. Immer noch mit dem Tablett in der Hand schaute er Elena fragend an. Diese brach in Lachen aus. 

"Das Tablett hättest du ruhig in deinem Zimmer stehen lassen können. Das wäre abgeholt worden. Aber Dave ist dir sicher dankbar. Hat er weniger nachher zu tun."

Luc stellte das Tablett auf der Theke ab und setzte sich zu den anderen. 

"Die anderen hier im Raum kennst du ja schon. Aber Nicolas hinter der Theke noch nicht. Also Nico, stell dich mal vor."

Der Mann hinter der Theke goss Dave das fertige Getränk ein und drehte sich dann zu Luc.

"Hi, ich bin Nicolas Weiß. Ebenfalls in der Gildenleitung dieser Gilde. Auf eine spaßige Zeit."

Erfreut eine weitere Person kennenzulernen, griff Luc nach der zu ihm ausgestreckten Hand und schüttelte diese.

"Freut mich dich kennen zu lernen."

"Na dann Herzliche Willkommen bei Herz der Helden."