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Kapitel 1: Ein weiterer Schatten in der Dunkelheit.

Ein lautes Krachen lies Valeria zusammenzucken. Ein weiteres Katapultgeschoss war nur einige Dutzend Meter von ihr entfernt in eines der Gebäude gekracht. Es war ein lautes und erschreckendes Ereignis welches allerdings nicht reichte um die junge Algarin aus der Ruhe zu bringen. Trotz ihres jungen Alters hatte Valeria den Tod in ihrer Kindheit bereits etliche Male ins Auge geblickt und gelernt ihre Angst bis zu einen gewissen Grad zu kontrollieren. Trotzdem gelang es Valeria nicht ihre Angst völlig zu unterdrücken. In Anbetracht der kommenden Schlacht hatte sie zum Beispiel gar nicht bemerkt, wie sie sich vor lauter Nervosität des Öfteren mit eines ihrer Wurfmesser geistesabwesend den Vorderarm aufgeschnitten hatte.

„Ich wusste, dass ich dich hier finden würde." hörte Valeria plötzlich die Stimme ihres Lehrmeister Larmor hinter sich sprechen. „Das Rathaus ist das einzige Gebäude hier in der Gegend von welchem Dach aus man über die Stadtmauern blicken kann."

Mit einen kurzen Nicken grüßte Valeria ihren kahlköpfigen Lehrmeister welcher sie und ihren Bruder in Domen der Magie unterwiesen hatte.

„Hast du dir wiedermal den Arm aufgeritzt?" wollte Larmor vorwurfsvoll wissen der das Blut bemerkt hatte, dass von Valerias Unterarm herunter tropfte.

Durch ihren schweigen bestätigte Valeria Larmors Frage obwohl sie es hasste, den Mitleid und die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen. Hätte irgendjemand anderes der jungen Algarin diese Frage gestellt, hätte diese vermutlich sich irgendeine Lüge ausgedacht, was Valeria bei ihren ehemaligen Lehrmeister allerdings nicht machen wollte. Neben ihren Bruder Varbur, war Larmor die einzige Person der Valeria wirklich vertrauen konnte weswegen sie wollte, dass sowohl er als auch Varbur ihr auch vertrauen konnten.

„Du weißt, das dein Bruder sich jedesmal Sorgen um dich machst wenn du sowas machst oder?" wollte Larmor wissen woraufhin Valeria mit den Schultern zuckte.

„Ich bin halt ein wenig gestresst." Erwiderte sie. „Wie sollte es auch anders sein wenn eine feindliche Armee gerade unsere Heimatstadt belagert."

„Die feindliche Armee ist ein gutes Thema." bemerkte Larmor ehe er in Richtung der Mauern deutete. „Du weißt, dass ich nicht gerade die besten Augen habe weswegen es nett wäre wenn du mir sagst was du siehst."

„Es scheint als wäre dies ihr finaler Angriff des Feindes." Stellte Valeria fest was Larmor zu verwundern schien. .

„Warum sollten die Menschen während der Nacht angreifen?" fragte er skeptisch „Zu dieser Zeit sind wir Algaren im Vorteil."

„Es sind mehr nicht nur Menschen." erklärte Valeria. „Es scheint als habe die feindliche Streitmacht Verstärkung bekommen. „Eine Armee Orks hat sich ihnen angeschlossen."

Larmor erwiderte nichts. Schon ohne Verstärkung war die Streitmacht des Feindes jener der Algaren überlegen gewesen und nun wo sie auch noch Unterstützung bekommen hatte schien ein Sieg für die Verteidiger fast unmöglich.

„Trotzdem verstehe ich die Strategie der feindlichen Generäle nicht." fuhr Valeria fort. „Sie hätten einfach bis zum nächsten Morgen warten können, damit die Menschen sich besser zu Recht finden können, doch ziehen sie stattdessen mit allen Truppen in Richtung der Mauer. Der Feind hätte zumindest warten können bis die Trolle unsere Mauern zerstört haben um unnötige Verluste zu vermeiden anstatt direkt mit allen Truppen loszuziehen. Entweder haben die feindlichen Generäle vor den Kampf zu viel getrunken oder es gibt einen Spion in unseren Reihen der versuchen wird die Tore von innen zu öffnen."

„Orks betrinken sich manchmal tatsächlich vor großen Schlachten." bemerkte Larmor als habe er Valerias Witz ernst genommen. „Menschen hingegen warten mit den Feiern in der Regel bis zum Ende der Schlacht. Sie feiern den Sieg und nicht die Schlacht an sich. Außerdem habe ich gehört General Gragham habe die Führung über die feindlichen Truppen übernommen. Wie du sicherlich weißt ist er ein legendärer Söldner aus Illeria und gilt als einer der fähigsten Generäle in ganz Deranda. Es heißt Armeen würden ein Vermögen ausgeben um ihm auf ihrer Seite zu wissen. Wenn man den Gerüchten glaubt hat er nie eine Schlacht verloren und sogar einen Sieg gegen Kaiser Viripus persönlich errungen."

„Dann wird der Feind vermutlich wirklich ein Spion hier in der Stadt haben und beschlossen haben jetzt anzugreifen damit das Risiko sinkt, dass er entdeckt wird." Bemerkte Valeria nachdenklich. „Ich sollte fürs erste hier bleiben und meine Augen offen hallten. Sollte ich eine verdächtige Person finden die sich auf die Mauern zubewegt werde ich mich um sie kümmern."

„Du willst dich alleine um den Spion kümmern?" wollte Larmor von seinen ehemaligen Lehrling wissen. „Das könnte ein relativ harter Kampf werden immerhin wird General Gragham vermutlich einen seiner besten Kämpfer benutzt haben um unsere Ränge zu infiltrieren."

„Ich werde schon klar kommen. Ich habe Masamune die letzten Tage mit magischer Kraft aufgepumpt und kann auf diese zurückgreifen sollte es nötig sein. Außerdem bin ich auf den Kampf gegen einzelne Gegner und kleineren Gegnergruppen spezialisiert während du und Varbur in größeren Schlachten an wirkungsvollen seit, weswegen ihr euch auf die Mauer hinbewegen solltet anstatt mir mit den Spion zu helfen." Stellte Valeria fest welche davon überzeugt war, dass sie den feindlichen Spion auch alleine überwältigen konnte. Die Algarin war angesichts ihres jungen Alters zwar weder die stärkste Schwertkämpferin noch die mächtigste Magierin doch hatte sie schon öfters Feinde besiegt die ihr auf dem Papier haushoch überlegen gewesen waren. Dies lag daran, dass Valeria im Kampf vor allem auf ihre Vielseitigkeit und Intelligenz setzte um sich ihren Feinden anzupassen oder sie zu Überraschen. Im Gegensatz zu den meisten Personen, die sich nur in einen Domen spezialisierten, wusste Valeria sowohl mit Schwert als auch mit Magie umzugehen und hatte dank ihrer Zeit als ehemalige Diebin zudem eine Menge fiese Tricks aufs Lager.

„Wenn du meinst, dass du meine Unterstützung nicht brauchst bin ich dann mal weg." Bemerkte Larmor ehe er auf einen Teil der Mauer deutete. "Wenn du uns suchst werden ich und dein Bruder vermutlich diesen Teil der Mauer hier bewachen. Er scheint mir recht Anfällig zu sein, da kein Wachturm in der Nähe ist und er Nahe an der feindlichen Armee steht."

Mit einen kurzen Nicken willigte Valeria ein woraufhin Larmor sich von Acker machte und die junge Algarin sich wieder der feindlichen Streitmacht zuwandte. Soviel sie wusste war dies das erste Mal in der Geschichte, dass Menschen und Orks eine Allianz gebildet hatten. Obwohl dies der Fall war verwunderte das Bündnis Valeria nicht wirklich. In ihren Augen waren beide Völker von Grund aus verdorben was unter anderen daran lag, dass sie beide von einer enormen Gier besessen waren die sie um jeden Preis zu befriedigen versuchten. Die Menschen begehrten stets die Schätze und Reichtümer anderer Zivilisation während die Orks pausenlos nach Blut dürsteten.

Als erstes viel Valeria Blick auf die Menschen. Sie stellten den größten Teil der feindlichen Streitmacht da und trugen die Wappen des Schangar-Imperiums welches aus einem silbernen Adler auf blauen Hintergrund bestand. Die Wappen der Freiheit wie die Schangaren sie nannten seit sie ihre Unabhängigkeit von Illeria erhalten hatten. Die Armeen des Schangar-Imperiums waren vor allem dafür bekannt, dass sie auf Masse statt Klasse setzten was sowohl mit der hohen Bevölkerungsdichte als auch mit der Armut des Schangar-Imperiums zusammenhing. Die Soldaten der Schangaren waren meistens eher schlecht Bewaffnung und verfügten über eine mangelhafte militärische Ausbildung was sie allerdings durch ihre pure Anzahl wieder wettmachten.

Die Orks trugen in Gegensatz zu den Menschen oftmals verschiedene Wappen welche ihre jeweiligen Häuptlinge repräsentierten. Die Wappen der Orks waren eher simpler Natur, da ihre Besitzer nicht sehr künstlich oder handwerklich bewandert waren. Meistens handelte es sich bei den ‚Wappen' um simple Konstrukte. Tierleder wurde irgendwie über große Äste gespannt woraufhin die Orks mit Menschen, Zwergen, Elfen oder Algaren Blut die dahingekritzelten Zeichen ihrer Häuptlinge auf das Tierleder mallten.

Die orkische Streitmacht war nicht ganz so zahlreich wie die der Menschen doch schien von ihnen die größere Bedrohung auszugehen. In ihren Reihen befanden sich einige Tiere welche von den Sümpfen Argors korrumpierte worden waren wie Warks, Kriegselefanten und Bären sowie zahlreiche kraftvolle Oger welche normalen Orks in Kampf bei weiten überlegen waren. Die grünen oder wenn sie älter wurden gelben Ungeheuer waren fast doppelt so groß wie normale Orks und waren auch um einiges gefährlicher als diese. Sie mochten dümmer und schwerfälliger als Kobolde und Orks sein doch verfügten sie über zusätzliche Gliedmaßen und waren sehr Widerstandsfähig und kraftvoll.

Zwischen den Reihen der Orks und der Menschen konnte man außerdem vereinzelte Magier und Trolle wiederfinden welche vermutlich die gefährlichsten Truppen waren die den Feind zu Verfügung standen. Obwohl von den Magiern und den Trollen eine ähnliche Gefahr ausging hätten die Waffen welche diese verwendeten nicht unterschiedlicher sein können. Da wo die Magier meist mit Stäben und Büchern bewaffnet waren, trugen die Trolle eher primitive Waffen wie Felsen oder Baumstämme. Trolle waren einfach zu groß und zu dumm um richtige Waffen herzustellen weswegen sie auf die Waffen angewiesen waren die Mutter Natur ihnen zu Verfügung stellten. Dies änderte allerdings nichts an die Gefahr welche die Trolle für die Algaren darstellen würden. Sie waren von den Sümpfen Argors korrumpierte Riesen welche mit ihren mächtigen Körpern sogar Mauern zu Fall bringen konnten und über eine Haut verfügten welche sie vor direkten magischen Angriffen schützte.

Als Valeria sich an die feindliche Streitmacht sattgesehen hatte, wandte sie ihren Blick den Gassen ihrer Heimatstadt Erondir zu. Die meisten Bewohner der Stadt hatten sich bereits ins Stadtinnere zurückgezogen um hinter den inneren Mauern Schutz zu suchen. Eine verzweifelte Maßnahme wie Valeria fand. Würde die äußere Mauer fallen wäre es nur noch eine Frage der Zeit bis die innere Mauer folgen würde.

Vereinzelt nahm Valeria dennoch einige Bürger war die sich panisch auf die inneren Mauern zubewegten doch schenkte sie ihnen keine Beachtung. Ein Spion würde sich nicht auf die inneren sondern auf die äußeren Mauern zubewegen.

Eine Zeit lang beobachtete Valeria ihre Umgebung aufmerksam. Während dieser Zeit erblickte sie niemanden Verdächtigen weswegen sie begann mit den Gedanken zu spielen ihre magischen Kräfte zum suchen zu benutzen. Jeder erfahrende Zauberer verfügte über eine Art sechsten Sinn mit dem er in der Lage war die magischen Impulse seiner Umgebung wahrzunehmen um sich so besser zurechtzufinden. Nach kurzer Überlegung kam sie dann aber zu dem Entschluss, dass dies sich als fataler Fehler erweisen konnte. Während ihrer Suche würde ihr Körper völlig ungeschützt bleiben sein wodurch die Algarin nicht auf einen Katapultgeschoss oder einen Feind reagieren können würde.

Nach einiger Zeit nahm Valeria dann zu ihrer Erleichterung eine schemenhafte Gestallt war die sich von den Gassen heraus auf die Tore zubewegte. Ihre Anwesenheit versuchte die Gestalt so gut wie möglich zu verbergen was mehr als Suspekt war. Valeria wollte bereits einen Fernangriff mit Hilfe ihrer Magie ausführen um den vermeintlichen Feind zu überraschen bevor sie es sich anders überlegte. Nicht weil die Möglichkeit bestand, dass es sich bei der fremden Person nicht um einen Feind handelte, immerhin spielte die Sicherheit des einzelnen keine Rolle wenn eine gesamte Stadt in Gefahr war. Der vermeintliche Spion war einfach zu schnell um einen sicheren Treffer zu landen und er hätte mehr als genug Zeit um auf Valerias magischen Angriff zu reagieren.

Spontan beschloss Valeria den Feind abzufangen und ihm eine Falle zu stellen, da dies in ihren Augen die beste Option war und dadurch die Wahrscheinlichkeit sang, dass der Spion ihr entkam.

Langsam aber nicht gerade sicher kletterte sie den Dach, auf den sich befand hinunter, bevor sie sich schnellen Schrittes auf den Weg machte.

Kurz vor den Kreuzweg an dem Valeria den Feind überraschen wollte blieb sie dann stehen. Wenn ihre Einschätzungen richtig waren müsste, der Spion jeden Augenblick um die Ecke kommen. Valeria wollte hier auf den feindlichen Spion warten um ihm so mit einen magischen Angriff zu überraschen. Aus der kurzen Distanz würde Valeria ihm vermutlich mit einen gezielten Angriff töten können ohne ihm Zeit zum reagieren zu lassen.

Der Angriff den die Algarin benutzen wollte würde nicht sehr viel magische Kraft enthalten aber schnell und kompakt sein. Sollte Valeria ihre magische Kraft vor den Überraschungsangriff fokussieren um einen besonders starken Angriff auszuführen, bestand die Gefahr, dass der Spion dies spüren und skeptisch werden würde sollte auch er ein Magier sein was Valeria nicht zulassen konnte.

Ein paar Sekunden stand Valeria einfach nur da und wartete bis etwas geschah. Während dieser Zeit war Valerias gesamter Körper stocksteif und obwohl sie nicht sonderlich erschöpft war pumpte ihr Herz vor Aufregung und Anspannung wie verrückt. Ihre rechte Hand hatte Valeria vor sich gestreckt, bereit den Spion eine Eiskugel in die Stirn zu feuern sobald dieser um die Ecke kam.