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Eine schwierige Aufgabe

Es war der erste Tag des großen Projekts, das alle Schüler der Akademie in zwei Gruppen einteilte. Es sollte ein praktisches Experiment sein, bei dem Teamarbeit und Kreativität gefragt waren. Doch als Jackson und Amaya sich gegenüberstanden, spürte jeder von ihnen sofort, wie sich die Spannung in der Luft verdichtete. Es war nicht nur die Herausforderung der Aufgabe, die sie beschäftigte, sondern auch das unausgesprochene Gefühl, das zwischen ihnen lag.

„Also, wie wollen wir das angehen?" Jacksons Stimme klang ruhig, fast zu ruhig, als er sie ansprach. Doch in seinen Augen lag ein Schimmer von Unruhe, den Amaya kaum ignorieren konnte. Ihr Blick fiel auf die Papiere vor ihnen, die die Aufgabe beschrieben: Ein magisches Artefakt musste unter bestimmten Bedingungen erschaffen werden, und zwar aus Materialien, die nur unter schwierigen Umständen miteinander reagierten.

Amaya fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, dass sie mit Jackson arbeiten musste. Ihre letzten Begegnungen waren zu intensiv gewesen, als dass sie einfach so weitermachen konnten wie zuvor. Doch sie wusste, dass es keinen Ausweg gab. Hier standen sie nun – zusammen, in einer Gruppe, vor einer Aufgabe, die nur gelöst werden konnte, wenn sie zusammenarbeiteten. Sie seufzte innerlich, versuchte, ihre Nervosität zu unterdrücken.

„Also, was schlagen wir vor?" fragte sie, ihre Stimme betrübt, aber bestimmt. „Lass uns zuerst die Materialien durchsehen und die Theorie dahinter verstehen, bevor wir uns in die Praxis stürzen. Wir müssen sicherstellen, dass wir die richtige Reihenfolge einhalten."

Jackson nickte knapp. Es war ein praktischer Ansatz, den sie wahrscheinlich beide schon oft gehört hatten, aber in diesem Fall war es der einzige, der half. Der Raum, in dem sie arbeiteten, war eine Mischung aus Magie und Wissenschaft – mit mehreren Regalen, die Regenerationssteine, Zaubertränke und andere magische Zutaten enthielten. In der Mitte des Raumes standen zwei Tische, und über ihnen schwebten Diagramme und Texte, die die Aufgabenstellung weiter erläuterten.

„Du weißt, dass das nicht einfach wird, oder?" sagte Jackson nach einer kurzen Pause und trat neben sie, um die verschiedenen Zutaten und Werkzeuge zu betrachten. Es war das erste Mal, dass er eine Bemerkung machte, die weder spöttisch noch abweisend klang. Stattdessen klang sie fast wie eine Warnung, aber nicht in der Art, wie sie es gewohnt war. Es war eher eine Anerkennung der Herausforderung.

„Ich weiß", antwortete Amaya, ohne ihn anzusehen. Ihre Gedanken rasten. Was, wenn sie es wieder vermasselten? Was, wenn ihre Zusammenarbeit scheiterte und sie sich noch weiter entfremdeten? Sie brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Schließlich nahm sie den ersten Zauberstab in die Hand, ein Werkzeug, das ihre Macht kanalisieren konnte. Es war ein kleiner, silberner Stab, der sich weich anfühlte, fast wie ein lebendiges Wesen.

„Gut, dann sollten wir anfangen", sagte sie schließlich, ihren Blick fest auf die Aufgabenstellung gerichtet. „Das Rezept für das Artefakt verlangt nach einer präzisen Mischung von Kräutern, die in einer bestimmten Reihenfolge aktiviert werden müssen. Wir können nicht einfach alles zusammenwerfen und hoffen, dass es funktioniert."

Jackson trat einen Schritt zurück, sah sich die Aufgabenstellung an und nickte dann langsam. Er schien sich zu konzentrieren und war nicht der gleiche arrogante, abweisende Junge, den sie aus den letzten Wochen kannte. Dies war der Jackson, den sie nur selten sah – der Jackson, der sich bemühte, der sich anstrengte.

„Ich nehme das magische Harz, das wir verwenden müssen", sagte er, als er auf die Regale griff und ein kleines Glas mit einer zähflüssigen, goldenen Substanz entnahm. „Du kümmerst dich um die Kristalle und die Verstärkungszauber, richtig?"

„Ja", antwortete Amaya, obwohl sie sich nicht sicher war, ob sie das wirklich tun wollte. Doch es war die einzige Möglichkeit, das Projekt erfolgreich abzuschließen. Ihre Hände zitterten leicht, als sie sich auf den Kristall konzentrierte, den sie verwenden musste. Es war ein magischer Kristall, der nur durch präzise Handhabung und ein wenig Druck seine vollständige Kraft entfaltete. Zu viel Druck konnte ihn zerbrechen, zu wenig ließ ihn seine Energie verlieren.

Der Raum füllte sich mit einer intensiven, beinahe greifbaren Energie, als sie die ersten Zauberworte murmelte und den Kristall mit einer feinen Handbewegung aktivierte. Der Kristall begann zu leuchten, ein sanftes, pulsiertes Licht, das in der Luft vibrierte. Amaya beobachtete mit angehaltenem Atem, wie der Kristall seine Energie entfaltete. Sie spürte den Widerstand in ihren Fingerspitzen, als sie versuchte, ihn zu kontrollieren, die Energie zu kanalisieren, ohne dass er zerbrach.

„Gut, mach weiter", sagte Jackson plötzlich und riss sie aus ihrer Konzentration. Sie sah auf und traf seinen Blick, der genauso intensiv war wie der Kristall, den sie hielt.

„Ich brauche noch einen Moment", murmelte sie, ihre Stimme war leiser, als sie beabsichtigt hatte. Sie sah die Besorgnis in seinen Augen und konnte nicht genau sagen, warum ihr Herz plötzlich schneller schlug. War es der Druck des Projekts? Oder war es die Nähe zu ihm?

„Ich kann dir helfen", sagte Jackson, bevor sie es verhindern konnte. Mit einem schnellen Schritt trat er näher und legte seine Hand sanft auf ihre. Der Kontakt war flüchtig, aber es war genug, um eine Welle von Elektrizität zwischen ihnen hervorzurufen. Amaya spürte, wie sich ihre Haut unter seinem Griff erwärmte, wie ihr Puls beschleunigte. Es war ein Moment der Nähe, der sowohl beruhigend als auch unangenehm war. Sie hatte ihn in letzter Zeit immer wieder gemieden, aber jetzt, hier, war es schwer, sich nicht von dieser Nähe beeinflussen zu lassen.

„Lass uns das gemeinsam machen", sagte er leise, seine Stimme fast ein Flüstern. Es war das erste Mal, dass er so etwas sagte, ohne eine Spur von Arroganz oder Distanz. Seine Stimme war ernst, und es lag etwas in seiner Miene, das Amaya nicht ganz einordnen konnte.

Für einen Moment blieb alles still, bis Amaya nickte und mit einem leisen Seufzer begann, den Kristall weiter zu bearbeiten. Ihre Finger zitterten nicht mehr – aber sie konnte nicht verhindern, dass ein Teil von ihr sich in diesem Moment verlor.

Es war, als ob sie sich für einen Augenblick in einem Zustand zwischen der Realität und der Magie befanden, verbunden durch ihre Arbeit, durch ihre Fähigkeiten und durch die unausgesprochene Spannung zwischen ihnen. Sie wussten beide, dass die Aufgabe nicht einfach war, aber es war mehr als das. Irgendetwas in diesem Moment fühlte sich anders an – intensiver.

„Wir haben es geschafft", sagte Jackson schließlich, als das Artefakt vor ihnen pulsierte und zu leuchten begann. „Es funktioniert."

Amaya atmete tief ein, ihre Hand immer noch leicht zitternd, als sie sich vom Artefakt zurückzog. Sie hatte den Moment der Nähe zu ihm beinahe vergessen, bis er plötzlich neben ihr stand und sie mit einem fast nachdenklichen Blick ansah.

„Es war eine gute Zusammenarbeit", sagte er, und auch wenn es wie ein gewöhnliches Kompliment klang, spürte Amaya, dass mehr dahintersteckte.

Sie nickte. „Ja. Es war... mehr als ich erwartet hatte."

Doch beide wussten, dass dies nur der Anfang war. Die Spannung zwischen ihnen war gewachsen, und obwohl das Projekt abgeschlossen war, waren die ungelösten Fragen, die ihre Beziehung betrafen, noch nicht einmal ansatzweise geklärt. Doch in diesem Moment wusste Amaya, dass es vielleicht nicht länger nur um das Projekt ging – sondern um das, was zwischen ihnen wuchs.