„Wie lange bleiben wir noch hier?" fragte Feline. „Einige Tage noch." meinte Arthur, und er hörte sie erleichtert seufzen. Er beugte sich zu ihr. „Durch unsere Paarung wirst du nun so lange leben wie ich." sagte er. Feline hatte ein ganz schlechtes Gefühl. Das hatte er vorher nie erwähnt gehabt. „Wie lange?" fragte sie. „Jahrhunderte." sagte er. „Das passiert nur bei wahren Gefährten. Werwölfe ohne wahren Gefährten werden maximal 100 Jahre alt. Wir dagegen, mein Schatz, altern erst die letzten Jahre. Du wirst sehen." sagte er.
Er spürte sofort ihr Unbehagen. „Sieh es positiv, Feline. Wir haben ein Leben und mehr voller Liebe." sagte er zu ihr, und ließ Liebe und Vertrauen durchs Gefährtenband fließen.
Zögerlich antwortete sie: „Klingt nur so seltsam. Du vergisst, dass ich nur ein Mensch bin. Für mich war es normal evtl. mit 80 Jahren ins Gras zu beißen. Nun erfahre ich, dass ich Jahrhunderte alt werde. Etwas schwer zu verkraften." sagte sie. „Tut mir leid. Ich vergesse wirklich immer, dass das alles für dich noch unbegreiflich sein muss. Ich bin so aufgewachsen." sagte er, und umarmte Feline. „Jetzt lass uns essen. Sonst wird es noch kalt." sagte er, und sie stimmte zu.
Die nächsten Tage verbrachte Arthur seine Zeit damit Feline durch das Gefährtenband zu manipulieren. Feline spürte nur leichte Kopfschmerzen, wo er ihr dann, als er dies bemerkte nicht nur eine Tablette gab, sondern auch kurz aufhörte sie durch das Band zu beeinflussen. Denn er wollte nicht, dass seine Gefährtin dabei litt. Er überlegte es daher in der Nacht zu versuchen.
Arthur wollte nur, dass sie ihm vertraute und keine Angst hatte. Er war sich sicher, dass das Gefährtenband ohne Angst und mit Vertrauen stärker würde, und sie auch dann Gefühle wie Liebe ihn entgegen bringen konnte. Also beeinflusste er sie nachts in dieser Weise.
Aber Feline war tagsüber immer noch so verschlossen ihm gegenüber. Das verstand er nicht.
Feline bemerkte die Veränderung, und konnte es sich nicht erklären. Darum rief sie sich immer wieder ins Gedächtnis, wer für diese ganze Misere verantwortlich war, und das war für sie Arthur.
Daher klappte die Beeinflussung nicht, was Arthur sehr frustrierte.
Als er nach einigen Tagen immer noch kein Erfolg sah, und er ja auch zum Rudel irgendwann mal wieder zurück musste, da holte er ganz leise eine Spritze aus einer Tasche. Er hatte sie noch versteckt gehalten. Nur falls sie ausrasten würde. Nun wollte er sie damit bewusstlos machen, und so leichter und schneller sie beeinflussen. So hoffte er, dass es klappen würde.
Beim Abendessen war es still, wie auch schon in den letzten Tagen. Seit Feline spürte, dass da was im Busch war, war sie vorsichtig, und daher lieber still. Und Arthur wusste nicht, wie er anfangen sollte.
Nach dem Essen legte sie sich hin, und schlief ein.
Arthur holte die Spritze raus. Man hatte ihm gesagt, dass die Mischung anders sei. Denn diese war dunkelblau statt rot. Ihr Hals war frei, und er versenkte in ihr die Spritze.
Feline spürte den Einstich nicht, aber als sie schlief hatte sie nun das Gefühl von Ketten in der Dunkelheit gefangen worden zu sein.
Arthur sah, wie sie komplett ruhig da lag, und sprach leise, und benutzte auch das Gefährtenband.
Feline hörte seine Stimme. Aber es verursachte ihr starke Schmerzen. „Du kannst mir vertrauen. Hab keine Angst." kam mit seiner Stimme aus der Dunkelheit. Sie konnte sich nicht einmal die Ohren zuhalten. Daher schrie sie nur vor Schmerz.
Aber außerhalb blieb sie bewusstlos liegen.
Das war ein Fehler. Ich spüre, wie sie Schmerzen innerlich hat. sagte Arthurs Wolf. Das tat auch Arthur weh, aber er hoffte, dass es nun doch klappen würde.
Feline hörte weiter diesen Singsang von Vertrauen und keine Angst. Es fühlte sich so lange an, dass sie schon an den Ketten hing. Sie hatte auch keine Kraft mehr sich zu wehren, aber weinte heftig, als die Worte sie immer weiter quälten.
Arthur sah, wie nun aus Felines Augen ein paar Tränen fielen. Der Versuch war eindeutig ein Misserfolg! meinte sein Wolf wütend. Arthur betrachtete stumm die Tränen, und wischte sie mit seinem linken Daumen weg.
Was bei Feline sich nun veränderte war, dass die Ketten verschwanden. Aber sie war so fertig, dass die Worte nun ohne Schmerzen in sie eindrangen. Da jeglicher Widerstand gebrochen war, war sie empfänglich für die Worte geworden.
Nach einigen Stunden erwachte wieder Feline im Bett. Aber sie fühlte sich seltsam. Emotionslos. Ohne jegliches Gefühl. Neben ihr lag Arthur, der eingeschlafen war. Da sie kein Bedürfnis hatte aufzustehen blieb sie liegen, und starrte an die Decke.
Als Arthur wach wurde, da sah er Feline wach neben sich. Da stimmt was nicht mit ihr! Schau in ihre Augen. Siehst du, was du angerichtet hast? rief sein Wolf wütend. Und Arthur sah es. Denn das Leuchten in ihren Augen war erloschen. Ihre Emotionen waren weg. Rash, sein Wolf, jaulte in ihm wegen ihr.
„Feline, alles okay?" fragte er. Sie schaute ihn an und er sah nichts. Das war schlimmer als jeglicher Horrorfilm.
Dann ohne jegliche Emotion in den Augen kam ein Lächeln auf ihrem Lippen. „Mir geht's gut." sagte sie. Und sobald sie wieder wegschaute, verschwand selbst das Lächeln wieder.
Rash rastete komplett nun aus, und Arthur verschwand im Hintergrund. Zwar blieb Rash in Arthurs Körper, aber war nun statt Arthur präsent.
Feline nahm die Zuckungen von Arthur war, und als sie ihn wieder anschaute, da sah sie in Rashs Augen. „Gefährtin." knurrte er leicht.
Fragend schaute sie ihn an. „Ich bin Rash. Sein Wolf." stellte sich Rash vor. „Rash." murmelte Feline. „Verzeihe bitte uns." sagte er. Feline schüttelte den Kopf. „Ich vertraue euch, und hab auch keine Angst mehr. Aber verzeihen braucht seine Zeit, Rash." sagte sie. Sein Name ließ ein Kribbeln in ihr aufsteigen. Sie mochte seinen Namen. „Dir geht's bald wieder gut." sagte Rash, und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
Sie fühlte sich plötzlich wieder normal. Nicht mehr emotionslos. „Danke Rash." murmelte sie, bevor sie nochmals erschöpft einschlief.