Kevin erinnerte sich an die Worte, die Akio ihm damals gesagt hatte: „Es bringt nichts, gegen den Wind zu schlagen. Der Wind hört niemals auf zu pfeifen."
So lächerlich, wie es sich anhörte, aber es war die Wahrheit. Kevin hatte es nie wirklich verstanden, doch jetzt, in diesem Moment, kamen ihm diese Worte immer wieder in den Sinn. Es war wie ein Echo in seinem Kopf. Was hatte Akio damit gemeint? Was wollte er ihm sagen? Kevin knirschte mit den Zähnen, während er in seinem Zimmer auf und ab lief.
„Verdammte Scheiße! Daran habe ich nicht gedacht! Der alte Mann ist jetzt tot. Soll ich jetzt etwa zu Opa gehen? Verdammt, das war schlechtes Timing, alter Sack... So ein… Was jetzt? F***! Das bringt doch nichts!"
Er raufte sich die Haare, wild vor Frust. Seine Wut, die er sonst so gut herauslassen konnte, fühlte sich jetzt nutzlos an – ein Schlag ins Leere.
„Was soll ich jetzt tun? Opa hat doch keine Zeit für mich, und ich will ihn auch gar nicht sehen. Der hat doch nur diesen Bastard gemacht – diesen Mistkerl, der sich mein Vater nennt. Scheiß drauf! Wo soll ich jetzt hin? Was soll ich machen? SO EINE KACKE!"
Kevin ließ sich schwer auf das Bett fallen und starrte an die Decke. Die Gedanken rasten in seinem Kopf, doch keiner brachte ihm eine Lösung. Wie immer, wenn er verzweifelt war, schob er die Schuld auf andere.
„Wenn er nicht gewesen wäre, wäre Mutter jetzt bestimmt noch am Leben...", murmelte er leise. Seine Stimme klang brüchig, und er biss sich auf die Lippe, um nicht weiter zu reden. Der Kloß in seinem Hals wurde größer.
Seine Großeltern hatten ihn nach dem Tod seines Vaters aufgenommen, aber Kevin fühlte sich bei ihnen nicht zu Hause. Sein Vater, ein strenger und disziplinierter Mann, hatte ihn von klein auf gedrillt – körperliche Fitness, schulische Perfektion, eiserne Disziplin. Doch Kevin wollte das alles nicht. Er wollte ein normales Leben, ohne ständige Kontrolle und Druck. Nach dem Tod seines Vaters hatte er gehofft, endlich frei zu sein. Stattdessen war er bei den Großeltern gelandet, die ihn zwar nicht wie sein Vater behandelten, aber auch keinen echten Draht zu ihm hatten.
„Als ob die alten Freunde meines Vaters sich für mich interessieren würden. Mal sehen, wie lange die mich überhaupt aushalten. Wenigstens sind die nicht so drauf wie er... Aber ich werde mich nicht kontrollieren lassen. Nicht von denen, nicht von irgendwem!"
Kevin stand auf und begann, im Zimmer auf und abzulaufen. Seine Fäuste ballten sich, und sein Atem ging schwer.
„Ich will meine Freiheit. Die sollen mich in Ruhe lassen... Ich..."
Er hielt inne und schloss die Augen. Akios Worte kamen ihm erneut in den Sinn: „Es bringt nichts, gegen den Wind zu schlagen."
„Verdammt! Warum hatte er recht?"
Er erinnerte sich an Akios ruhige Art, die ihn immer wieder frustriert hatte. Während Kevin impulsiv und laut war, hatte Akio eine Gelassenheit ausgestrahlt, die Kevin wütend machte, weil er sie nicht verstand. Akio hatte nie zurückgeschlagen, nie geschrien. Das hatte Kevin damals als Schwäche betrachtet. Jetzt, mit etwas Abstand, fragte er sich, ob es vielleicht Stärke war.
„Vielleicht hat er mich deshalb so wütend gemacht... Er hat nie zugelassen, dass ich ihn aus der Ruhe bringe."
Kevin schlug mit der Faust gegen die Wand. Die Wand vibrierte leicht, doch Kevin spürte keinen Schmerz. Es war, als hätte die Wand seine Wut einfach geschluckt.
„Freiheit... Was soll das überhaupt sein?" Er seufzte und ließ sich erneut auf das Bett fallen. „Ich will das alles nicht. Ich will einfach nur ich sein, ohne dass mir jemand sagt, was ich tun soll."
Kevin wusste, dass er sich ändern musste, doch er wusste nicht, wie. Sein Stolz und seine Wut hielten ihn gefangen.