webnovel

Die Rückkehr des Grafen

Das erste Mal, das ich etwas verspürte, war in der Klasse. Das Gefühl, das ich hätte vor einem Jahr spüren müssen, war plötzlich da... Aber ich war nicht Gwenny... Es dauerte gerade mal zwei Sekunden, dann war alles wieder weg. Trotzdem schaffte ich es, dass mir die Vase entglitt, deren Blumen ich eigentlich hätte gießen müssen. Ich war wie schockgefroren. Die Vase fiel laut zu Boden und zerbrach in mehrere Tonscherben.

"Die Vase hätte sowieso mal ersetzt werden müssen.", sagte Gwendolyn, meine Cousine und Adoptivschwester, und zuckte mit den Schultern. Bereitwillig holte sie ein Kehrblech, einen Handfeger und einen Besen. Zum Glück war niemand sonst mehr in der Klasse, nur wir beide. "Ähm... Wir... Wir könnten ja auch einfach neue Blumen kaufen gehen, die alten waren ja schon ganz welk."

"Ja, dann bringen wir Grace und Falk auch gleich welche mit." An den Gedanken daran musste ich lächeln. Die beiden waren seit ein paar Monaten zusammen und konnten plötzlich die Finger nicht voneinander lassen. Zufälligerweise hatten sie sich kurze Zeit vorher nicht riechen können... Ich leerte den Inhalt über dem Papierkorb aus, seufzte und sah zu Gwenny.

"Wie Cynthia jetzt sagen würde: Ach, geht's noch? Pass doch besser auf, du Tollpatsch! Guck mal, wie ich jetzt aussehe! Du blöder Tölpel!", lachte sie. "Igitt, jetzt bin ich voller Erde! Blablabla!"

"Als ob ich je wieder mit ihr befreundet sein möchte!" Leider hatte sie wieder angefangen, sich über Gwenny und ihre vermeintlich "angeborene Tollpatschigkeit" lustiggemacht und sie damit vor der ganzen Schule bloßgestellt. Erst vor ein paar Monaten hatte sie heimlich Fechtstunden angefangen zu nehmen, und nichts war von dem tollpatschigen, damals sechzehnjährigen Mädchen von vor gut einem Jahr übrig geblieben. Im Gegenteil, inzwischen war sie sogar besser als Gideon und ich und hätte es sogar leicht mit Onkel Falk aufnehmen können, aber Grace würde sich definitiv zu große Sorgen machen, wenn die ganze Sache herauskäme.

Aber schwindelig war mir noch nie gewesen.

Na ja, es war hundertprozentig Einbildung. Sonst hatte nur Gwenny die Schwindelgefühle, aber das war das letzte Mal vor über einem Dreivierteljahr. Vorher wurde ich von Glenda oder Lady Arista andauernd gefragt.

Aber jedes Mal, wenn ich verneinte, schauten sie mich komisch an. Ich habe es gehasst, aber nie etwas gesagt, sondern nur dämlich gelächelt... Oh Gott, wie peinlich..

Die anderen - Grace, meine Cousine Caroline, mein Cousin Nick, Großtante Maddy, ja sogar Gwenny - verdrehten die Augen. Natürlich war es aufregend, jemanden mit einem Zeitreise-Gen in der Familie zu haben, - fälschlicherweise wurde ich für die Auserwählte gehalten - aber mit den Jahren "nutzte sich das doch merklich ab", wie Gwenny immer meinte. Es war klar - manchmal hatten sie das Theater, das um mich veranstaltet wurde, einfach über.

Arista hatte jeden Tag gesagt :"Früher oder später ist es so weit. Und dann müssen wir bereit sein." Jedoch hatte Gwenny das blöde Zeitreise-Gen geerbt - und nicht ich! Trotzdem verstand ich eine Sache nicht. Meine "Mum" musste mir etwas verheimlicht haben.

"Was ist, wenn... Was ist, wenn es eine dreizehnte Zeitreisende gäbe, könnte das dann die Rückkehr des Grafen bedeuten? Und was ist, wenn ich diese dreizehnte Zeitreisende bin?", dachte ich laut und erschrak über meinen eigenen Gedanken, doch Gwendolyn wurde grimmig.

Hatte ich etwas Falsches gesagt? "Gwenny? Ich... Es tut mir leid... Du hattest aber doch auch diesen kurzen Schwindel. Ich glaube, es... Oh, Mist!" Gwenny drehte sich zu mir um, mit Tränen in den Augen.

Ich wollte ihre Hand nehmen, aber sie schubste sie weg. "Mein ganzes verdammtes Leben war eine einzige Lüge! Ach nein, dein Leben war auch eine einzige Lüge? Ja, Glenda hat als deine Mutter und als meine Tante versagt! Ist es das, was du mir sagen willst?", schrie sie mich an.

"Weißt du, ich glaube, es gibt nicht nur den Kreis der Zwölf... Da muss noch mehr sein! Ich...", setzte ich an, aber dann wurde mir so schwindelig, dass ich nur noch :"Hilfe!" rausbringen konnte, bevor ich umkippte.

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Da war dieses irre Lachen... Es klang so wie... "Der Graf von Saint Germain!", schrie ich. Ein beengendes Gefühl machte sich in meiner Kehle breit und ich bekam Angst. "Ganz genau, ma chére! Endlich lerne ich Euch kennen, Miss Charlotte."

Ein Knacken war zu hören und dann sah er mir in die Augen. Sein Gesicht war an vielen Stellen zersplittert wie bei einer Porzellanpuppe, aber das, was mir am meisten Angst bereitete, waren seine irre glänzenden, komplett schwarzen Augen, das weiße war nicht mehr zu sehen. Er hatte zwar Ähnlichkeit mit dem Grafen auf dem Bild, war aber um einiges gealtert.

"Was wollt Ihr von mir? Lasst mich los!", brachte ich mühsam hervor. "Du dummes, einfältiges, hässliches Ding! Ihr Frauen seid so leicht zu beeinflussen, da habe ich ein leichtes Spiel. Wenn du es genau wissen willst... Ich habe dich so manipuliert, dass dein erster Zeitsprung so spät wie nur möglich kommt, sodass ich zurückkommen und Rache an euch Schwächlingen nehmen kann, aber es hat wohl nicht geklappt. Ich warne dich, ma chére! Ich komme wieder! Es ist noch nicht vorbei!"

"Im Gegenteil! Es hat gerade erst angefangen!"

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

"Im Gegenteil! Es hat gerade erst angefangen!"

"Nein! Mum! Wie konntest du nur!", heulte ich auf und sah in Gwenny's angstverzerrtes Gesicht. Sie war aschfahl, so wie ein Geist, und weinte. Neben ihr stand - "Leslie!" "Charlotte? Was ist passiert? Du hast irgendwas vom Grafen erzählt, hast wild um dich getreten und schlimmer noch, du bist mit dem Kopf... Na ja, wie soll ich sagen... Du bist mit dem Kopf gegen die Tischkante geknallt und bist jetzt im Krankenhaus. Du hast Glück, dass es keine Gehirnerschütterung ist..."

Im Krankenhaus? "Was? Nein! Ich will hier nicht - ", ich versuchte, mich aufzusetzen, ließ mich aber gleich wieder unter Schmerzen ins Kissen fallen - " Der Graf, er... Er ist zurück und... Ich bin eine Zeitreisende!"

"Was?", sagten Gwendolyn und Leslie gleichzeitig. Sie schienen mir nicht zu glauben... "Ich habe den Grafen gesehen... Er hat mich manipuliert und hat mir die Kehle zugedrückt, so, als ob er Zugang zu meinen Gedanken hätte! Und er wird wieder auferstehen... Gwendolyn, bitte glaub mir doch! Ich hab solche Angst...", sagte ich, flüsterte dabei aber eher.

Leslie ging auf und ab. Gwenny lachte nervös, wurde aber schlagartig ernst. "Verdammt! Ich habe überhaupt nicht verstanden, was du meinst! Und... Es tut eher mir leid, du hättest dich nicht entschuldigen müssen."

Ich schluchzte. "Als mir die Keramikvase runtergefallen ist, war mir schwindelig... Und ich bekam eine düstere Vorahnung, so, als ob es eine Vision war! Da war der Graf, der hat mich manipuliert... Wir müssen Grace und Falk schleunigst informieren!" Aber Gwenny drückte mich zurück ins Kissen und schüttelte den Kopf.

"Nein, du bleibst hier! Grace und Falk warten draußen... Ich mache das!", sagte sie bestimmt und ließ mich mit einer selten so aufgebrachten Leslie alleine.

I wrote this story in German, because I can't find the German language settings. Uh, should I upload my other story too? It's in English, don't worry....

Daoist4bOdDacreators' thoughts