webnovel

Flucht vor roten Augen

Leichte und langsame, durchdachte Schritte erfüllten den kristallinen Raum. Eine braunhaarige Person war inmitten eines Kristallkäfigs zu sehen, während sich das Mädchen näherte. Ihr gebeugtes Bücken mit Knien, die nach unten abschwenkten, brachte sie auf Augenhöhe mit dem regungslosen, blass und blau verfärbten Jungen. Sanfte, von Hornhaut bedeckte Hände ließen die Kristalle flüssig dahingleiten. Nach ihrem aufrechten Stand und geradem Blick nach vorne lief sie in seine Richtung, begleitet von erneuten, kalt und langsam klingenden Schritten im kalten Raum.

Der Rauch aus Kaidens Atem war durch seine unregelmäßigen Atemzüge sichtbar, während er weiterhin davonrannte. „Verdammt, ich hoffe, sie hat keine Kenntnisse in Jägerkunst. Falls doch, wäre ich definitiv das Reh, das vom Jäger gejagt wird", sagte er, während er seinen Weg fortsetzte. Wie viele Minuten oder vielleicht sogar Stunden waren seit ihrer Aussetzung vergangen? Er fragte sich auch, wie lange er schon vor dieser Frau davonrannte. Er wollte es sich nicht eingestehen, musste es jedoch. Wenn er ihr erneut begegnen würde, könnte der nächste Tag sein letzter sein. Nein, selbst bei der Begegnung mit anderen wäre er erledigt, dachte er. Obwohl er mit Cyanid einzelne Gegner leicht erledigen könnte, wäre es gefährlich, auf jemanden wie Alex zu stoßen. Es musste sicherlich noch viele solcher Menschen geben, aber auch solche wie das Mädchen und diesen Jungen, der enorm stark war. „Ich darf kein Risiko eingehen, ich muss so schnell wie möglich mein Ziel erreichen", flüsterte er, während seine Stimme durch das Rennen unregelmäßiger wurde.

Die erfrischende Kälte war wie eine Wasserquelle in einer trocknenden Wüste. Obwohl seine Hände mittlerweile riesig und von weißen Spuren bedeckt waren, blieb er durch die Anstrengungen erhitzt und drohte nicht in einen Eisblock zu verwandeln. Die endlosen Schritte durch den kristallinen Gang setzten sich mit langen und schnellen Abfolgen fort, wobei das reflektierende Licht von den Kristallen ihn oft geblendet hatte. „Warte, was ist das da vorne?", fragte er sich. „Ist das etwas? Nein, es ist bestimmt wieder nur eine Reflektion der Kristalle." Die Schritte gingen weiter, bis Kaiden vom Gegenteil überzeugt wurde.

Tatsächlich weitete sich sein Grinsen aus, während die Kälte seine Gesichtsmuskeln einfrieren ließ. Doch das war ihm recht, schließlich näherte sich das Ende. „Ja, verdammt noch mal", feuerte er sich an. Seine Schritte wurden kräftiger und schneller, während die Lichtquelle mit jedem Schritt größer wurde und die kristallfarbigen Wände weniger wurden. Schließlich erfüllte die immense Lichtquelle seine Augen mit kleiner werdenden schwarzen Pupillen. „Argh", stöhnte er kurz darauf und hielt seine Hand vor die Augen, wobei ein Schatten sein halbes Gesicht bedeckte. Er schaute in jede Richtung, es schien wie ein Traum vor seinen Augen. Alles schien anders als in seiner eigentlichen Welt zu sein.

Das Wasser, das in roten, orangefarbenen und gelben Tönen harmonierte, tanzte mit mehreren hundert reptilienartigen Wesen im Wasser. Kaum vergleichbar mit denen von der Erde. Er murmelte vor sich hin; die nächste Beschreibung wäre ein… Nein, mir fällt dazu kein passendes Tier ein. Es bestand aus Schleim und Federn, dazu riesig und schwarz-weiß. Wahrlich seltsam und nur eines von vielen merkwürdigen Dingen, dachte er. In der Ferne zu seiner Rechten und Linken, hinter dem bunten See, waren gigantische Berge, oder waren es Baumstämme? Es schien alles nicht ganz vertraut, doch das Einzige, was ihm vertraut rüberkam, dennoch nicht ganz, war die moderne Landschaft im geraden Blick vor ihm. Es schien wie ein normales Gelände, gefüllt mit mehreren Gebäuden, doch schien es nicht ganz so vertraut. Es fühlte sich einfach anders an, dachte er sich. Doch davon abgesehen, war der Boden ebenfalls vertraut. Es war kein flüssig werdender, verhärtender, zu weicher oder sich ausdehnender Boden; es war einer, der sich wie Asphalt anfühlte. Aber warum musste dann die Farbe anders sein, fragte er sich selbst laut. Selbst der Boden war ohne jeglichen Grund in einem violetten Ton gefärbt.

Sein immer noch etwas großes Grinsen, das langsam abnahm, sowie die weißen Verfärbungen an seiner etwas zitternden Hand, mussten allerdings immer noch Laute in Form von Lachen von sich geben. „Alles ist verrückt", sagte er mit einem scherzhaften Ton. Es waren schon etliche Hunderte von Metern seit der Kristallhöhle abgelegt, was ihn an seine Box in der linken Hand erinnerte. „Du, mein Freund, wirst mich hoffentlich reich machen", fügte er einen erneuten scherzhaften Spruch hinzu. Als er kurz nach hinten schaute, verfiel sein Grinsen jedoch in Furcht. Seine Beine wechselten nun in den Turbo-Modus, und seine energischen Arme, die große Schwünge vor und zurück machten, halfen ihm dabei, an Geschwindigkeit zuzunehmen. „Verdammt, ich muss noch schneller rennen", schrie er sich selbst innerlich an. „Komm schon."

Sein Blick, entsetzt mit großen Augen, sah nur in Richtung der Akademie. Waren es noch ein Kilometer oder doch nur 500 Meter? Seine Panik überfiel ihn; hatte er noch genug Zeit? Als er sich erneut umdrehte, sah er sie wieder. Es war erneut das silberhaarige Mädchen, diesmal allerdings noch näher. „Wieso ist sie so schnell?" Sein kalter Schweiß erfüllte seine Stirn, Rücken und alles drum und dran. Es waren doch nur noch ein paar hundert Meter. Die Schritte, die ausgeführt wurden, überschritten die Skala, für die er eigentlich befugt war zu rennen. Es schien, als würden seine Beine zerreißen, sofern er welche hätte, und dazu erschöpften sich seine Reserven der Kraft. Die Brust bewegte sich immer schneller auf und ab, gefolgt von noch unregelmäßigeren Atemzügen.

Er blickte nach vorne und nach hinten, doch schon schien das Mädchen in beunruhigender Nähe zu sein, obwohl es nur noch ein paar dutzende Meter waren. „Verdammt noch mal, wie zur Hölle ist sie so schnell?" Er war sich bewusst, dass sie ihn wahrscheinlich nicht töten würde, aber sie würde ihm sein Namensschild nehmen, was für ihn gleichbedeutend mit dem Tod wäre. „Warum denke ich gerade über so etwas nach? Ich muss mich auf das Rennen konzentrieren!" Doch genau bei diesen Gedanken hörte er die Schritte allmählich näher kommen, so nah, dass sie schon fast auf gleicher Höhe waren. Die himmelblau-gräulichen Augen trafen auf die erwärmenden, rubinroten Augen. Welch herzergreifende Farben diese doch hatten, dachte er kurz für einen Augenblick, aber diese wurden sofort zerschmettert, da er sich raffte und auf solche Dinge nicht achten durfte.

Er schaute auf seine Hand und richtete diese in Richtung des Mädchens. „Hoffentlich klappt es", dachte er sich mit zusammengekniffenen Augenlidern. Eine kleine Menge Luftstrom pulsierte aus seiner Hand in Richtung des Beins des Mädchens, doch verfehlte es sie. „Warum? Warum?" fragte er sich erleichtert. Sie rannte davon, aber warum? War ihr jemand Stärkeres von hinten gefolgt? „Aber ich sehe niemanden", sagte er. Die Anspannung blieb jedoch erhalten, da sie vielleicht nur mit ihm spielen wollte. Wollte sie ihn etwa demütigen und kurz vor der Akademie bloßstellen? Aber warum ging sie dann in die Türen? Seine Brauen erzeugten über seinen jungen Körper Falten. „Wieso nur?" Dennoch atmete er tief aus, als wäre ihm ein Stein vom Herzen gefallen und er könnte alles tun, was er je wollte. „Nanu", sagte er etwas erschrocken.

Das Gebäude streckte sich scheinbar, wie die Barriere durch sie gekommen waren, weit empor. Es schien zwar hoch, aber er ahnte nicht, dass es so hoch wäre. Ebenfalls schockte ihn die Breite; er konnte nicht einmal das Gelände von zuvor in jeglicher Hinsicht erfassen. „Hey, Jungspund! Raff dich auf und komm in die Gänge, sonst disqualifiziere ich dich höchst persönlich!" Eine vertraute und kräftige Stimme riss ihn zurück in die Realität. „Äh, ja Sir, ich komme schon", folgte von Kaiden mit niederer Stimme. Die Tore, die schon geöffnet waren, waren mindestens 5 Meter breit und 8 Meter hoch. Majestätisch, seine Augen darauf gerichtet, kam er nicht mehr aus dem Staunen heraus. „Warum glotzt du so herum?" schrie der Sergeant erneut, „Gib mir jetzt deine zwei oder mehreren Namensschilder, oder hast du etwa keine?" „Eh nein, ich meine ja, ich habe 2", erwiderte er mit einem leichtem Kratzen am Hinterkopf, „hier sind sie auch." „Gut, ich gebe sie weiter zum Scannen, warte du solange im Wartebereich rechts von uns, bis du aufgerufen wirst, verstanden!?" „Ja", erwiderte er mit einem leichten Kratzen am Hinterkopf und begab sich in dessen Richtung.