Es war sehr offensichtlich, dass sie... weinte.

Entlang des Korridors waren Kameras aufgestellt, und unzählige Reporter starrten auf den Stationsbereich.

Shen Hanyus Auftritt bei der Vorstellung des neuen Produkts des Unternehmens der Familie Shen machte ihn zu einem neuen Star. Darüber hinaus rückte Shen Hanyu durch den Autounfall von Shen Shaofeng ins Zentrum des Interesses.

Die Medien wollten ihn so dringend interviewen, dass sie sogar ins Krankenhaus kamen.

Sang Qianqian senkte ihren Kopf, schlich sich an den Medien vorbei und betrat das Gebäude. Einige Reporter waren von ihrer Schönheit überwältigt und warfen noch ein paar Blicke auf sie, aber das war auch schon alles.

All die Jahre hatte Sang Pengcheng Sang Qianqian sehr gut beschützt. Daher erkannten die Medien sie nicht und hielten sie für ein Familienmitglied eines Patienten, das zu Besuch war.

Auf der Station lag Shen Shaofeng schwach auf dem Bett, aber seine Beine waren immer noch mit dicken Bandagen umwickelt. Shen Hanyu stand mit dem Rücken zur Tür, während er seinen Vater mit einem Löffel Wasser fütterte. Er war sehr geduldig.

Sang Qianqian zögerte, ob sie eintreten sollte.

In diesem Moment kam Wei Qinghua gerade mit heißem Wasser herüber. Als er Sang Qianqian sah, runzelte er sofort die Stirn. "Was tust du hier?"

"Ich bin hier, um Onkel Shen zu besuchen." sagte Sang Qianqian.

Aufgrund der PowerPoint-Präsentation hatte Wei Qinghua ursprünglich einen guten Eindruck von Sang Qianqian. Als er jedoch erfuhr, dass sie die Tochter von Sang Pengcheng war, schlug dieser gute Eindruck sofort in Abscheu um.

"Das ist nicht nötig. Ihr solltet lieber schnell wieder gehen. Die Familie Sang ist hier nicht willkommen!" Sagte er schlecht gelaunt.

Wei Qinghuas Stimme war nicht gerade sanft, und die beiden Worte "Familie Sang" wurden von den Reportern außerhalb des Stationsbereichs scharf aufgenommen.

Es war, als hätte man den empfindlichen Nerven der Reporter eine Dosis Aufregung injiziert. Alle Augen leuchteten, als sie Sang Qianqian anstarrten.

Wäre es ihnen nicht verboten gewesen, den Stationsbereich zu betreten, wären sie sofort herbeigeeilt und hätten Sang Qianqian umringt.

Sang Qianqian wollte sich nicht mit Wei Qinghua streiten, also legte sie die Nahrungsergänzungsmittel in seinen Händen ab.

Ihr Blick fiel auf Shen Hanyus Rücken, als sie leise sagte: "Ich hoffe, Onkel Shen wird bald wieder gesund."

Wei Qinghua warf einen Blick auf diese Dinge. Darin befanden sich mehrere hundert Jahre alte Ginseng. Es schien, als hätte das junge Fräulein eine ganze Menge Geld ausgegeben.

"Nimm diese Dinge mit."

Wei Qinghua sagte etwas spöttisch: "Wir wagen es nicht, etwas zu essen, das von der Familie Sang geschickt wurde."

Sang Qianqian sagte leichthin: "Du kannst damit machen, was du willst. Ihr könnt es sogar wegwerfen."

Das Ding war schwer, und sie wollte es nicht zurücktragen.

Sang Qianqian drehte sich um und ging hinaus. Eine riesige Menschenmenge strömte herbei, als sie aus dem Stationsbereich trat, und die Reporter umringten sie.

Die Kamera und das Mikrofon waren fast direkt vor Sang Qianqians Gesicht. Die Menge drängte sie mit Gewalt zurück. Sie wurde an die Wand gedrückt und konnte nirgends hin.

"Ich habe gehört, dass Sang Pengcheng eine Tochter hat, um die er sich sehr sorgt, weil er Angst hat, sie könnte wegfliegen oder seinen Ruf ruinieren. Du bist diese Tochter, nicht wahr?"

"Fräulein Sang, wussten Sie, dass Ihr Bruder jemanden umgebracht hat?"

"Vertreten Sie die Familie Sang, um für seine Taten zu büßen?"

"Wird die Familie Sang ihre Verbindungen nutzen, um Ihren Bruder zu entlasten?

Drängende und spitze Fragen wurden unaufhörlich gestellt.

Sang Qianqian fasste sich ein Herz. "Ich glaube nicht, dass mein Bruder so etwas tun würde. Das Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen wird alles klären. Sollte mein Bruder im Unrecht sein, würde die Sang-Familie ihn gewiss nicht decken."

Nachdem sie die Fragen beantwortet hatte, wollte sie sich entfernen, doch die Reporter ließen nicht locker. Einer von ihnen trat ihr im Gedränge sogar auf den Fuß, was so wehtat, dass Sang Qianqian blass wurde. Sie versuchte, sich durch die Menge zu drängen, aber die Wand aus Menschen hielt sie unerbittlich zurück.

Sie fühlte sich wie ein Schmetterling, der versehentlich in ein Spinnennetz geraten war – sie kämpfte, aber kam nicht frei. Sie fühlte sich extrem hilflos.

Seit ihrer Kindheit wurde Sang Qianqian stets von ihrem Vater und Bruder verwöhnt. Noch nie hatte sie eine derartige Lage erlebt, in der die Medien sie umringten und mit Vorwürfen konfrontierten.

Ihre Ohren brummten, ihre Augen schmerzten, und das grelle Blitzlicht brachte sie zum Weinen. Schließlich wandte Sang Qianqian sich ab und drehte den Reportern den Rücken zu.

'Hm, ich stelle mich einfach zur Wand. Mal sehen, was diese Reporter dann noch tun können.'

Doch sie hatte die Hartnäckigkeit der Reporter, der Sache auf den Grund zu gehen, unterschätzt. Sie blieben dabei, sie nicht gehen zu lassen.

"Frau Sang, fühlen Sie sich schuldig? Oder weinen Sie gerade?"

"Frau Sang, wieso sind Sie überzeugt, dass Ihr Bruder niemanden umgebracht hat..."

Sang Qianqian war am Rande des Wahnsinns.

Sie bereute, nicht ihren Fahrer mitkommen zu lassen; dann wäre sie jetzt nicht hier gefangen.

Draußen vor dem Krankenzimmer herrschte ununterbrochenes Stimmengewirr, während Shen Hanyu im Zimmer seinem Vater weiter Wasser gab.

Nachdem er fertig war, ging er nach draußen, um die Tasse zu spülen. Dabei warf er noch einen Blick auf die Menge und entdeckte Sang Qianqian, die dort umringt war.

Ihre schlanke, zarte Gestalt presste sich hilflos gegen die Wand. Ihr Kopf war gesenkt und in ihren Armen verborgen. Offensichtlich weinte sie.

Zwei Sekunden lang verharrte er, in Gedanken versunken, dann kehrte er ins Zimmer zurück, stellte die Tasse ab und machte Anstalten zu gehen.

Die Pressekonferenz wäre ohne ihre PowerPoint-Präsentation nicht so ein Erfolg gewesen. Sie wegzuschicken, wäre ein Zeichen des Dankes gewesen.

…

Sang Qianqian, die zur Wand stand, vernahm plötzlich erhöhte Unruhe in der hinter ihr liegenden Menge. Erneut wurden vielerlei Fragen gestellt.

Doch diesmal schienen sie nicht ihr zu gelten. Stattdessen...

Sie drehte sich um und sah Shen Hanyu. Shen Hanyu hatte den Mittelpunkt der Umzingelung eingenommen. Die Kameras klickten ohne Unterlass, und die Blitze flackerten abermals wild auf.

Sang Qianqian versuchte, ihre von Tränen verschleierten Augen aufzureißen und erblickte Shen Hanyu völlig überrascht. Wie kam er dort heraus?

Wusste er denn nicht, dass die Medien auf ihn warteten?

Shen Hanyus Gesicht war ausdruckslos und seine Augen eiskalt. Als er dann die tränenfeuchten Augen des Mädchens sah, zog er die Stirn in Falten.

Im nächsten Augenblick teilte sich die Menschenmauer gewaltsam. Shen Hanyu packte Sang Qianqians Handgelenk. Mit einer Hand schirmte er vor der Kamera ab, mit der anderen schützte er Sang Qianqian und schritt mit gleichmäßigen Schritten nach draußen.

Shen Hanyu schürzte seine schmalen Lippen und reagierte nicht auf die Flut von Fragen.