Hey, ich bin kein Plappermaul!
Noman! Was suchst du hier! Das ist mein Geheimraum, geh in deinen Eigenen.
Warum sollte ich? Merlin ist gerade nicht da, also muss irgendjemand aufpassen, dass du deine Hausaufgaben machst.
Ist man die die eine Nervensäge los, kommt direkt eine andere…
Kurze Zeit später saßen wir auf Roro und flogen in Richtung Flixia. Ich zeigte in einem Buch, mit welchen Trio wir es zu tun hatten. Es waren Maulwürfe, Drillinge von Day Light, Problem war eher die die Lage. Timion, Tamion und Tomion hatten sich einen gigantischen Bau zu nah an einer der hohen Familien der Negativen gegraben.
„Die Schwächeren rotten sich immer zusammen."
Sagte Sajin und wirkte etwas wie ein Berserker.
„Ja, du hast Recht, trotzdem dürfen wir die Situation nicht unterschätzen, vor allem, weil sie eben in der Nähe der Familie Rokio sind."
„Wir brauchen auf jeden Fall einen Späher. Roro und Noman sollten das übernehmen."
In Anbetracht dessen, dass Noman fast schon neben uns einschlief, war das wahrscheinlich auch besser. Doch, wie fast immer, er protestierte:
„Ach kommt schon, lasst mich endlich mitkämpfen, ich war die letzten Woche nur am Heilen und zusammenflicken ich will mal wieder das Gegenteil tun."
„Nom, du schläfst demnächst ein, bleib lieber bei Roro, er kann aufpassen und du kannst kämpfen, falls etwas passieren sollte."
Machte ich einen Kompromiss mit ihm. Er nickte nur müde. Wir kamen dem Familiendorf immer näher.
„Blevicia."
Roro und wir wurden unsichtbar. Es war ruhig, das Dorf war, bis auf ein paar Frauen und Kindern so weit verlassen. Also mussten Noman und Roro sich nicht allzu sehr abmühen. Etwa zweihundert Meter weg von dem Familiendorf fanden wir ein Erdloch. Sajin zog Flixia hervor, Merlin hatte es ihm, wenn auch unwissentlich, anvertraut.
„Haltet die Augen offen, wir bleiben in Kontakt per Kommi, falls was ist."
Erklärte Sajin. Ich aktivierte bei meinen Kommi die Übertragung, Sajin hielt seinen Offen für Notrufe, danach sprangen wir in das Loch. Es war dunkel und eng und was hasst Loki nochmal? Ach ja Enge. Mir ist da unten so schlecht geworden, dass ich mir die Gänge mit Tarrealis weiter machen musste. Sajin, so unglaublich das auch klang, musste sich ein Grinsen verkneifen.
„Hör auf zu lachen."
Sagte ich und wollte ihn schon eine mit dem Ellbogen in die Rippen knallen, da fiel mir wieder ein, dass es gar nicht mein Meister war. Sajin wirkte anders, als ob er jeden Moment, den wir in dieser Hölle unterhalb der Erde verbringen mussten, genoss. Er verströmte eine friedliche Aura, die er sonst nie hatte.
„Warum freust du dich so?"
Fragte ich und lächelte so ein wenig in mich hinein.
„Ich finde Gefallen daran endlich mal was anderes zu erleben in diesen Krieg."
„Freu dich nicht so früh, das sind so die drei Schwächsten und ungefährlichsten Kinder der Negativen. Die einzige Sorge, die wir hatten, war dass sich die drei womöglich unter Kanori graben und die Stadt einstürzen könnte."
„Eben deswegen, ich genieße es einen praktisch freien Tag zu haben. Außer, dass wir nachher Merlin besuchen müssen, kann ich heute mal unter eure Dusche hüpfen, darauf freut sich vor allem Noman. Wir beide haben seit einer Woche nicht mehr duschen können."
„Ach, deswegen riecht man euch, bevor man euch sieht."
„Hey!"
Protestierte Noman durch Sajins Kommi. Sajin lachte tatsächlich kurz auf. Was mich wieder etwas grinsen ließ. Plötzlich spürte ich die Aura von drei Lebewesen, die unter uns in einem Gang gruben. Ich deutete Sajin an, leise zu sein, doch er hatte schon gemerkt, was Sache war. Er deutete mir an, er würde gleich den Tunnel zum Einstürzen bringen. Ich hielt mich bereit, Maquia einzusetzen, um zu schweben. Sajin und ich setzten gleichzeitig Motosutra ein, aber nur leicht, um nicht unnötig Aufmerksamkeit zu erzeugen. Die Erde fiel auf die Drillinge. Tamion, Timion und Tomion sahen aus wie gigantische Maulwürfe, nur waren ihre Körper lang, wie die der Regenwürmer, die mit ihnen in der Erde hausten. Sie wurden kurz begraben, gruben sich schnell wieder raus, aber anstatt uns anzugreifen, wahrscheinlich sahen sie uns nicht, arbeiteten sie einfach weiter.
„Wir müssen das Dorf zum Einstürzen bringen, grabt schnell weiter, egal ob noch mehr Gänge einstürzen."
Das Dorf zum Einstürzen bringen? Meinten sie etwa das Familiendorf? Sajin und ich sahen uns ungläubig an. Waren diese Kinder etwa tatsächlich auf unserer Seite? Plötzlich stellte sich Timion auf die Hinterbeine und schnupperte.
„Igitt, hier stinkt es furchtbar!"
Ich sah zu einen Sajin, dem das so unendlich peinlich war, und musste mich so anstrengen nicht laut loszulachen.
„Das sind zwei andere Magier, sie gehören nicht zu den Negativen. Lasst sie in Ruhe."
Ich war höchst verwirrt. Woher kamen diese Dinger? Das sind doch nicht wirklich die Kinder der Negativen, das waren normalerweise ganz böse Kreaturen. Bevor ich genauer nachdenken konnte, fragte Sajin:
„Was versucht ihr hier?"
Die Drei hoben erschrocken den Kopf und sahen sich um. Sie waren blind.
„Wir versuchen das Dorf zum Einstürzen zu bringen, damit keiner fliehen kann."
Quickte der eine.
„Da habt ihr euch um zweihundert Meter vergraben meine lieben."
Sagte ich und landete vor ihnen, Sajin folgte mir und stellte sich neben mich.
„Tatsächlich junge Dame sind wir gerade dabei die letzte Falle zu graben, damit die Negativen nicht fliehen können."
Deswegen waren sie so lange hier.
„Dürfen wir fragen, warum ihr das macht?"
„Wir hassen unsere Mutter."
„Wir sind schwächer und weniger blutrünstiger als unsere Geschwister und wurden dementsprechend aus der Familie verstoßen."
„Deswegen haben wir uns gegen sie gewandt und versuchen die Negativen zu sabotieren."
Das schien mir so plausibel, wie unplausibel. Sie gruben sofort weiter, sie vertrauten darauf, dass wir sie nicht angriffen, was ja auch nicht unsere Absicht war. Sajin nahm mich zur Seite.
„Ich rufe kurz Thorsten an, finde heraus, ob sie vielleicht Interesse daran hätten, sich uns anzuschließen."
Ich nickte und setzte mich auf ein festes Stück Erde.
„Eine Frage, wie viele Familiendörfer habt ihr schon unter die Erde gebracht?"
Einer hörte auf zu graben und setzte sich zu mir.
„Leider nur eines, wir sind nicht so schnell, aber effektiv, die Negativen auf ihrer Seite konnten nicht fliehen, sie mussten durch ein Portal direkt in die Anderswelt fliehen."
„Aber was bringt das dann? Sie können jederzeit wiederkommen."
„Nur spezielle Magier können ein illegales Portal in die Anderswelt passieren. Hat was mit dem Blut zu tun, die anderen sind dort festgesetzt. Für immer auf der dunklen Seite der Anderswelt."
Das bedeutete, dass ihre illegalen Portale schwächer waren als meine, und ich war bei Moon keine gute Zaubertrankbrauerin. Vielleicht könnte man den Rest, der durch die Portale gehen konnte, mit einem speziellen Trank auch noch da drüben festsetzen, überlegte ich mir.
„Ich bin von eurem Einfallsreichtum sehr überrascht."
„Mit etwas Hilfe wären wir schneller."
Deutete Timion mir an, fast schon wie auf Kommando kam Sajin wieder zu uns und nickte.
„Wir haben mit dem Höchsten geredet, er hätte daran Interesse, euch zu helfen."
Da drehten sich die anderen Beiden um und sahen interessiert aus.
„Dann wollen wir uns mit euch zusammentun, aber im Gegenzug wollen wir leben."
Sajin nickte.
„Selbstverständlich, wir töten keine Verbündeten. Ich werde euch unter Beobachtung von Loki hier setzen. Und Thorsten will, dass wir das hier fertig machen und dann nach Kanori kommen"
Was? Mich! Warum? Ich wollte nicht auf die Drillinge aufpassen.
„Wir können tagsüber nicht raus. Die Sonne ist tödlich für uns."
Ich holte ein Einmachglas aus meinen Kosmos-Beutel und füllte es mit Erde.
„Ich werde euch nachher mit Minimalix verkleinern. Ihr grabt euch ein und ich stecke euch in meinen Kosmosbeutel. Das müsste gehen."
Sie nickten eifrig und gruben weiter.
„Dann helfen wir den Herren mal."
Befahl mir Sajin.
Hihi
Sitzt du jetzt die ganze Zeit neben mir und kicherst dir einen ab?
Natürlich, warum glaubst du habe ich mich freiwillig gemeldet, um dich beim Schreiben zu beaufsichtigen.
Was heißt hier freiwillig gemeldet! Bei wem musstest du dich melden?
Thorsten, er meinte, er traut dir, was das angeht, eher weniger und hat gesagt, nachdem Merlin sich verabschiedet hatte, ich solle mich um dich kümmern.
Na warte, wenn ich diesen Kobold erwische, muss sich das Volk für einen neuen Höchsten entscheiden! Aber bevor ich unseren Vorgesetzten umbringe, schreibe ich das hier zu Ende.
Ich kam einige Stunden später komplett verdreckt aus einen Loch heraus. Der Plan der Drillinge war aufgegangen, das Dorf war erfolgreich ein Stockwerk tiefer gelegt worden. Ich hatte die drei wie geplant verstaut. Es war erstaunlich, das Familiendorf war komplett weg. Es gab zwar nur drei große Familien, aber die Familien waren teilweise so groß, dass sie in mehreren Dörfern unterteilt worden waren, außer die Familie Jeevah, die als Hauptfamilie der Negativen galt. Noman war wieder etwas wacher und tat das, was er nach heilen am besten konnte, reden. Wir redeten wenigstens über etwas wichtiges, unser Mittel gegen Matts Fähigkeiten. An meinen Kommi hing der Anhänger, den uns Sajin übergeben hatte, mit dem kamen wir in den Garten der Solar.
„Lass uns Sajin allein mit den Drillingen zu Thorsten schicken und wir beide gehen in den Garten."
„Ich sitze hier und höre euch flüstern. Aber ja, ihr dürft gerne gehen."
Noman lächelte etwas geniert.
„Aber mal ein anderes Thema. Wir wollten doch beide unseren Trank der Unsterblichkeit brauen, sollen wir das heute Abend mal in Angriff nehmen?"
„Nichts für ungut, Nom, aber ich möchte, dass Merlin dabei ist."
„Warum? Sajin kann uns gut genug leiten."
„Darum geht es mir nicht… Merlin und ich haben die letzten Jahre daraufhin gearbeitet, darum möchte ich, dass er dabei ist, so zum Abschluss meiner Schülerzeit. Meine Nachlehre läuft zwar schon, aber…"
„Ich weiß, du möchtest, dass Papa dabei ist."
„Er ist nicht mein Vater!"
Protestierte ich, als Noman versuchte mich damit aufzuziehen.
„Dann macht es doch einfach nachher, wenn wir Merlin besuchen. Wir nehmen die Zutaten mit und überraschen ihn damit, dass wird ihn, auch wenn er es nie zugeben würde, aufheitern."
Schlug Sajin vor. Das würde ihn wirklich aufheitern. So wie ich Merlin kannte hatte er die Übertragung gesehen und es würde ihn zerfressen, dass er nicht dabei war, als das Familiendorf eingestürzt war. Wahrscheinlich hätte er noch, einfach aus Spaß, ein paar blaue Löwen durch das Dorf gejagt. Er raufte sich sicherlich die Haare und schrie innerlich, weil er diese einmalige Chance verpasst hatte. Das würde seine Laune heben, hundert Prozent. Ich lehnte mich etwas über den Sattel und dachte nach. Ich vermisste ihn, klar es war nichts wirklich sehr Gefährliches passiert und ich kannte meine Begleiter sehr gut… trotzdem vermisste ich ihn und wünschte mir, er wäre bei mir. Ich seufzte etwas vor mich hin.
Ach, waren wir der Dame nicht gut genug?
Klappe Doktor Sarkasmus.
Sag mal Lolo, ist das das Kapitel? Wo Sajin…
Ja, das ist das Kapitel…
Wir pflückten vorsichtig einen Ableger von der Pflanze der Stolas ab und verstauten es sorgfältig. Nom und ich hatten sichergestellt, dass Riguldo nicht da war, die Pflanze war halt doch Solars ein und alles. Ich besuchte noch Thalia, während Noman schon mal alles für den Trank der Unsterblichkeit vorbereitete. Sie saß auf den Knien in der Erde und setzte etwas. So liebevoll wie sie mit den Pflanzen war, war sie nicht einmal mit mir. Ihre Uniform war voller Dreck und nass vom Gießwasser, deswegen lag sie enge als sonst an ihren Körper an. Ich beschloss mich an sie heranzuschleichen und ihr die Augen zuzuhalten. Sie zuckte kurz hoch und wollte sich umsehen ging nicht, ich ging mit den Händen mit.
„Drei Mal darfst du raten, wer ohne einen einzigen Kratzer zu dir zurückgekehrt ist, Liebste."
„Loki, nimm deine Hände da weg!"
Sagte sie und drückte mich weg. Man hätte meinen können, ich hätte sie an einer schamlosen Stelle berührt. Ich setzte mich auf ihren Schoß und küsste sie. Sie hatte ein paar Kratzer im Gesicht.
„Welche Pflanze war das?"
Fragte ich belustigt.
„Das war ein Negativer, der Pesetra eingesetzt hatte."
„Wann seid hier angegriffen worden? Dieser Ort ist hochgesichert."
„Nun ja… ab und zu mal unterstütze ich den Versorgungstrupp. Heute waren wir ein paar Streitkämpften in Whalia Essen bringen. Es war ruhig, aber naja die Negative sind halt eben unberechenbar, sie griffen sogar uns vom Versorgungstrupp an."
„Das hast du mir gar nicht erzählt."
„Du hättest dir sonst Sorgen gemacht und es reicht, wenn sich einer von uns schon Sorgen macht, wenn der andere gegen Negative kämpft. Wenigstens sind die Maulwürfe auf unserer Seite."
„Ich finde das sehr mutig und klasse, du wächst über dich hinaus, aber mir wäre es lieber, wenn ich dir ein paar Nahkampftechniken, ohne Magie, zeigen dürfte, wenn mir mal Zeit haben."
Sie sah mich verliebt an und küsste mich.
„Ich muss zu Merlin, Noman und ich wollen den Trank der Unsterblichkeit zusammenrühren, möchtest du mitkommen?"
„Wollt ihr das nicht etwas feierlicher machen? Eine große Feier nach dem Bürgerkrieg wäre doch sicherlich schöner."
„Das holen wir irgendwann einmal nach, aber Noman ist schon ein alter Mann."
„Ich bin immer noch ein halbes Jahr älter als er, also was bin ich dann? Ein Fossil?"
Fragte sie im Scherz und wir lachten kurz. Dann stand ich auf und reichte ihr die Hand.
„Ich hätte dich wahnsinnig gerne dabei."
Etwas unsicher nahm sie an und ich zog sie hoch.
„Willst du mich wirklich dabeihaben, wir sind erst seit kurzem wieder zusammen."
„Und es fühlt sich jetzt schon wieder schön an. Sei beruhigt mein Blümchen, ich würde gerne diesen besonderen Moment mit allen besonderen Magiern in meinen Leben teilen, und dazu gehörst du auch."
Wir betraten Merlins Krankenzimmer und fanden schon reges Treiben vor. Sajin, Noman, Thorsten und tatsächlich auch Riguldo waren körperlich anwesend, Kalli, Ignis, Rania, Rulan, Alezsa und A-Lyn waren durch den Kommi anwesend, und noch jemand, der für Noman besonders wichtig, war anwesend, nämlich sein Vater. Sie sahen etwas überrascht aus, dass ich in Begleitung erschienen war, aber sie erkannten, dass es Thalia war und wir es wieder miteinander versuchten. Merlin saß auf einen Stuhl, ich umarmte ihn und er war so erleichtert und stolz. Noman hatte zwei Kessel mit den Zutaten darum herum aufgestellt und die Erwachsenen hatten etwas zum Essen besorgt. Eine kleine, feine Feier. Wir unterhielten uns kurz mit den Gästen, ich mich mit Riguldo.
„Es freut mich, dass du da bist. Ich weiß, wir hatten in der Vergangenheit unsere Probleme, aber sei dir gewiss, ich würde nie jemanden ein Haar krümmen."
Er sah nicht begeistert aus, sagte aber:
„Es ist für mich nicht leicht, dich zu akzeptieren, aber du bist nach wie vor mit Solar in gewisser Weiße verwandt, also versuche ich es zumindest. Habt ihr in ihren Garten gefunden, was ihr gebraucht habt?"
„Ja, vielen Dank dafür."
„Eure Theorie war sehr ausgeklügelt, wir Hohe und Thorsten waren begeistert wie viel Erfindergeist die neue Generation hat. Eines muss ich dir lassen, du bist wahnsinnig begabt, in manchen Sachen leider zu sehr wie Merlin, aber das Wichtigste hast du eindeutig von ihm."
Er legte seine Hand auf meine Schulter und versuchte krampfhaft stolz auszusehen. Ich musste ihn eindeutig mal Solar in der Anderswelt zeigen. Auch wenn das ein absolutes Geheimnis zwischen den Beiden und mir war, es könnte ihn vielleicht mir gegenüber etwas erweichen. Wenn ich hoher Magier werden würde, müssten wir miteinander auskommen. Nach gut einer Stunde, wo wir einfach nur mal wieder eine gute Zeit zusammen verbrachten, wollten Noman und ich uns an die Arbeit machen. Ich stand gegenüber von meinen besten Freund, mein Meister hatte sich aufgerafft und sah mir beim Mischen zu. Es war fast schon ein wenig bedrückend ruhig und ich zitterte. Noman lachte sich halb schlapp, als ich wie Espenlaub dastand. Ich warf ein leeres Glas nach ihm und es gab wenigstens ein kurzes Kichern für den verspielten Bücherwurm. Wir waren fertig und füllten unsere Tränke in ein Glas. Wir sahen uns kurz an. Dann hoben er, ich und alle anderen unsere Gläser und tranken, wie es halt eben bei so einer Zeremonie üblich war. Ich exte es runter und ließ das Glas fallen. Das schmeckte so ekelhaft bitter und salzig. Wer versuchen sollte euch vom Gegenteil zu überzeugen, ihr habt mein Wort als hoher Magier, es schmeckt unterirdisch. Moon seid danke muss man diesen Trank nur einmal in seinen unsterblichen Leben trinken. Ich kippte auf den Hintern und meine Sicht wurde verdoppelt. War das normal? Ja, Noman hatte es sogar auf die Fresse geschlagen. Kurz sah man all meine Adern, sie waren von der goldenen Flüssigkeit durchzogen. Merlin kniete sich zu mir und legte seine Hand auf meine Schulter. Ich kam langsam wieder zu mir und sah Noman der mich mit einem so fetten, frechen Grinsen ansah, dass ich ihn am liebsten eine reingehauen hätte.
„Gut, dann können wir ja endlich etwas Feiern."
Sagte Thorsten und klatschte in die Hände.
So schöne Erinnerungen, trotz der ganzen Scheiße.
Ja, und obwohl du mir manchmal so auf den Sack gehst, wie kein anderer, ich hätte mir keinen besseren vorstellen können, der mich bei meinen letzten Schritt in das Leben eines Magiers begleitet.
In allen Punkten Ditto, danke Loki, auch dass du wegen mir bereit warst, Sajins Nachfolge anzutreten.
Einen Monat später hatten wir es geschafft noch vier Kinder und zwei Familiendörfer zu erledigen. Die Negativen kamen, was Magier anging, so langsam in Bedrängnis und schickten die stärkeren Kinder immer mehr los. Darunter auch Allector. Sein verdammter Schattenfluch hatte so vielen schon das Leben gekostet, mehr als in den sieben Monaten zuvor und somit führten kurzzeitig die Negativen. Noman hatte ein schwach effektives Mittel zusammengeschustert, aber es wirkte nur, wenn es direkt nach den Biss verabreicht wurde, und man musste sich trotzdem durch die Schmerzen und durch die Nachwirkungen kämpfen, trotzdem wäre es ohne das Mittel zu mehr Toten gekommen. Mein Mittel gegen Matts Fähigkeiten war da eindeutig besser, ich weiß Eigenlob stinkt, aber in dem Fall sei es mir einmal gegönnt. Matt hatte seinen Trumpf verloren. Wie schnell sich so ein Krieg wieder zu unseren Gunsten wenden konnte. Merlin ruhte sich tapfer aus und konnte tatsächlich schon eineinhalb Wochen vor der eigentlichen Frist entlassen werden. Aber bis dahin hatten Noman und ich noch eine Mission mit Sajin. Wir waren in diesen Monat so eng zusammen geschweißt worden, dass Sajin so eine Art zweiter Meister wurde, er hatte mich, in seinem Sinn indirekt, in meinen Sinn direkt, auf meine Aufgabe als sein Nachfolger vorbereitet. Noman bedankte sich immer wieder bei mir, dass ich mich nicht dagegen wehrte.
„Das Biest ist wahnsinnig. Es ist ein weißer Tornado. Boryos. Boryos verwüstet die Präfektur Lamada, der Kern liegt mitten in seinen Herzen."
Erklärte uns Sajin erneut und deutete auf den unteren Teil des Tornados. Wir waren gerufen worden, nachdem wir am Morgen schon die regulären Kampftruppen unterstützt hatten, Boryos war auch eher spontan erschienen. Wir kamen immer näher, ich spürte den Wind, den er erzeugte, jetzt schon, es war, als würde er uns einsaugen wollen.
„Wie sollen wir ihn besiegen? Lamada ist fast noch zwanzig Minuten Flugzeit entfernt und der Wind ist jetzt schon unnachgiebig."
„Dieser Tornado ist wahnsinnig stark, er kann uns das Fleisch von den Knochen reißen, bevor wir ihn überhaupt sehen."
Mir kam spontan der ganz Körperpanzer Pretitia, auch ein Zauberspruch, in den Sinn. Er könnte uns vor Boryos schützen, jedoch blieben dafür selbst mir, mit meinen sehr guten Magie Ressourcen, nur zwanzig Minuten, den anderen beiden nur fünfzehn. Pretitia verbraucht wahnsinnig viel Energie, man konnte auch keinen anderen Zauberspruch einsetzen, wenn man Pretitia benutzt, sonst verliert man sofort seine gesamte Energie und in dieser Situation, das muss ich glaube ich nicht noch zusätzlich erwähnen, wir wären Tod. Aber ich hatte noch Abendrot, außerdem schien Pretitia unsere einzige Möglichkeit zu sein. Jedoch wollte ich eine Idee noch zusätzlich vorschlagen, was meinen beiden Begleitern missfallen würde.
„Ich werde allein Pretitia einsetzen und gehen. Aber als Rückendeckung werde ich die Fremden und die Monster aus der Anuyomi Welt rufen. Sie können nicht sterben, wenn ich es nicht schaffe, werden sie Boryos in ihre Falle einsperren und es dort zerfetzen."
„Warum sollen wir es nicht gleich so machen? Ich meine, es wäre sehr viel sicherer für dich und würde viel schneller gehen."
„Das Problem dabei ist, dass wir nie mit absoluter Sicherheit sagen können, dass es die Sechs geschafft haben, da wir nicht ihre Falle einsehen können. Wenn wir sie dann das nächste Mal mit der Falle rufen, könnte es sein, dass sie Boryos frei gibt."
„Okay, wie du willst, traust du dir das überhaupt zu?"
„Keine Sorge Sajin. Ich pack das schon. Bleibt hier, ich gehe allein weiter."
Wir landeten und ich machte mich auf den Weg.
Ich saß hinter einen großen Felsen und zeichnete das Zeichen der Fremden und der Monster mitsamt ihrer Falle auf meinen Handrücken. Die Sechs ehemaligen Magier erschienen neben mir. Mit ihnen musste ich reden, die Assassine schien mich da besser zu verstehen. Sie nickten nur, reden konnten sie schon lange nicht mehr. Zusätzlich stellte ich den Timer meines Kommi auf neunzehn Minuten, damit ich nicht die Zeit vergaß. Danach atmete ich kurz durch und sagte entschlossen:
„Pretitia!"
Ich merkte gar nichts mehr von dem starken Wind. Im selben Moment hob ich ohne Magie ab. Boryos hatte mich gefunden. Ich wurde eingesaugt und wirbelte wild herum, dank dem ganz Körperpanzer merkte ich davon aber kaum was. Ich sah den freiliegenden Kern und versuchte mit schwimmähnlichen Bewegungen ihn zu erreichen.
„Wenn du denkst, ich wäre so blöd, hast du dich geschnitten."
Hörte ich die Stimme eines kleinen Mädchens sagen und im selben Moment wurde ich aus dem Tornado rausgeschleudert. Ich flog kurz, erlangte aber dann die Kontrolle zurück und tauchte wieder ein, dieses Mal war ich tiefer. Aber Boryos schleuderte mich wieder heraus.
„Du willst spielen? Gut, aber ich werde gewinnen."
Sagte es und schleuderte mich wieder hoch. Dieses Mal höher, es gelang mir erneut die Kontrolle zurückzubekommen und als ich zurück in den Tornado eintauchte war ich fast an seinen Kern, nur einige Zentimeter trennten Abendrots Spitze von den gelb leuchtenden Kern.
„Mama Day Light hat gesagt, dass du eine Gefahr bist, also töte ich dich für sie. Ich werde dir langsam, aber grausam dein Fleisch von den Knochen abziehen, dann wirst du als Bettvorleger von Mama enden."
Dieses Mal katapultierte mich der Tornado gegen einen Berg. Ich knallte dagegen und man sieht heute noch einen Abdruck, der mir ähnelt, in diesen Berg. Aber ich war unverletzt. Boryos und ich standen uns nun Aug in Aug gegenüber. Ich war fast zehn Minuten schon dabei, gegen dieses Ding zu kämpfen. Also versuchte ich es zu provozieren, damit ich wieder eingesaugt wurde.
„Deine Mutter ist noch schlimmer dran als Nightmare, sie braucht wahrscheinlich keinen Bettvorläger, weil sie schon fast Tod ist!"
Boryos kreischte sofort los.
„Wie kannst du es wagen, meine Mutter ist stärker als Nightmare!"
Das hörte sich so schrecklich an, dass ich mir die Ohren zu halten musste, aber es öffnete seinen Mund und sog mich wieder ein. Der Plan war aufgegangen, aber es war zu wütend und schleuderte mich schneller umher. Mein Kopf war dementsprechend verwirrt, wo ist oben und wo ist unten? Da spürte ich eine Hand an meiner Schulter. Es war einer der Monster, er wirbelte mich herum und warf mich mit einer unmenschlichen Stärke in Richtung Kern. Mein verwirrtes Gehirn erkannte das aber fast schon zu spät und hielt Abendrot vor mich. Es durchstieß den Kern erfolgreich, er zerbrach und der Wind wurde immer langsamer. Sie schrie auf:
„Mama, es tut mir leid…"
Dann war es windstill und ich fiel mit den Kopf voraus auf den Boden. Alles um mich herum drehte sich noch, dass war schlimmer, als wenn ich volltrunken versuchte nach Hause zu kommen. Die sechs standen um mich herum und sahen mich einfach an. Daher, dass sie keine Mimik hatten, wusste ich auch nicht, ob sie besorgt waren oder mich auslachten. Ich fiel auf den Rücken und sah in den klaren Sonnenhimmel. Heilige Scheiße ging es mir schlecht. Mein Kommi vibrierte, der Timer war abgelaufen. Ich drehte mich um, stützte mich ab und kotzte erstmal mein kümmerliches Frühstück aus. Einer der Fremden beugte sich zu mir und hielt meine Haare.
„Danke…"
Meine Energie war jetzt weg, aber wenigstens wurde ich immer klarer im Kopf und konnte langsam, aber sicher aufstehen. Anuyomi lief gerade durch meine Lebensenergie, bevor meine Seele zerriss, schickte ich sie weg. Danach wollte ich mich zurück zu Roro schleppen, als dieser neben mir landete war ich freudig erleichtert, genauso, als Sajin und Noman absprangen, um mich in Empfang zu nehmen.
„Lolo, die beste und größte Kämpferin, die die Anhänger der hohen Geschwister haben. Moon und Solar sei Dank, dass wir dich haben!"
Jubelte Nomen und nahm mich hoch.
„Lob den Tag nicht vor dem Sonnenuntergang, ich bin für den restlichen Tag nutzlos."
Aus dem windstillen Nichts, was uns umgab, hörten wir jemanden Klatschen. Zwei Klatschen. Mir fuhr es kalt den Rücken runter, als ich sie sah.
„Sehr gut Loki, Bravo…"
„Meine kleine Schwester hat sich so sehr ausgepowert, dass sie leichte Beute sein wird, Meister."
Urian und Matt. Sajin blockte Noman und mich mit Flixia, aber Noman schubste mich zu Roro und aktivierte Armistra. Ich konnte nichts tun, nur Abendrot leicht anheben. Plötzlich kreischte Roro komisch auf, es war als hätte er riesige Angst. Dann sprang er hervor. Allector. Er biss direkt zu, aber Noman blockte ihn und mich mit seiner Waffe. Roro hatte er nicht erwischt. Sajin wehrte Matt und Urian ab. Das war unsere Chance Allector zu erledigen, also riss ich mich zusammen und griff Allector an. Noman wollte mir helfen, doch ich wollte, dass er Matt übernahm, um seinen Meister zu helfen. Das tat er auch. Allector kicherte leicht. Seine Stimme war tief und hohl.
„Du bist also die berühmte Dämmerungsmagierin Loki. Du bist der Dorn im unseren Auge."
Aus seinem blanken Schlangenschädel schnellte eine Zunge heraus. Ich stand kampfbereit vor ihm und würdigte ihm keines Wortes.
„Nightmare will dich auf seiner Seite, ich habe aber andere Pläne. Ich will dich Tod sehen."
Wow, wie oft habe ich das von den Kindern schon gehört. Das war so außergewöhnlich. Wie ihr seht, versuchte ich mich zu beruhigen, vor mir stand das Älteste Kind der Negativen, und zusätzlich das stärkste. Roro stand hinter uns, er zeigte sich von seiner gefährlichsten Seite, langer Hals, rot leuchtende Augen, aber Allector schien sich daran nicht zu stören. Er griff mich aber auch nicht an.
„Ich habe ein unstillbares Verlangen danach dich zu beißen, so oft es nur geht, ich will dich auf grausamste Weise leiden sehen. Das stärkste Schattengift habe ich für dich reserviert."
Da musste ich dann doch schlucken. Er schlängelte näher an mich heran und fasste mich an den Schultern an. Ich war wie erstarrt, er zischte, es hörte sich hohl und tief an, wie seine Sprechstimme. Beweg dich, erstich ihn, nur tu irgendwas! Doch ich konnte nichts tun. Er wollte zu beißen, doch ein Arm griff dazwischen. Noman. Jetzt konnte ich endlich wieder was tun ich stach zu, doch Allector sprang, wie auch immer dieses Ding springen konnte, weg und lachte, während ich Noman auffing. Ich holte sein Mittel gegen Schatten und rammte es in seinen Arm. Allector lachte.
„Schade, den falschen erwischt. Aber keine Sorge Loki, dich bekomme ich noch."
Dann verschwand er wieder. Ich hing über Noman.
„Gut, dass du mich direkt geimpft hast."
Stöhnte er voller Schmerzen. Seine Blutadern wurden schwarz und er krümmte sich vor Schmerzen. Sajin kämpfte gegen zwei Gegner, ich musste ihm helfen, also warf ich Noman auf Roro und stürzte zu ihm. Doch er drehte sich kurz um und schlug mich mit Ictusa weg.
„Was soll das Sajin?"
„Renn, ich setze meine Fähigkeit ein, da solltest du nicht in der Nähe sein."
Sagte er mir durch Animoris. Sajin hatte bereits bei der Schlacht am Morgen Saltaiories Mortalis eingesetzt, er war wahnsinnig erschöpft, wenn er nachlässig werden würde, könnte seine eigene Fähigkeit ihn verschlingen, Moon sei Dank, habe ich eine Fähigkeit, die mich allerhöchstwahrscheinlich nicht umbringen kann. Ich saß auf Roro und er flog, ich lenkte ihn aber so, dass er um das Kampffeld herumflog. Sajin aktivierte seine Fähigkeit, aber schwächer. Er war genial, was den Umgang damit anging. Er hatte mir in dem Monat viel beigebracht und mir viel erzählt, auch wie er seine Fähigkeit erlangt hatte. Als Jugendlicher ist er auf einer Mission von einem Monster angegriffen worden und starb, aber so ähnlich wie bei Anuyomi, wurde er von Geistern der Toten heimgesucht und sie erweckten ihn wieder zum Leben. Daher, dass Merlin kurz danach Anuyomi einsetzen konnte, war dieses Ereignis die letzte Parabel, die Merlin gebraucht hat, damit bei ihm endlich der Groschen fiel. Aber jetzt gerade versuchte ich in der Nähe zu bleiben, um Sajin bei Bedarf zu retten, auch wenn ich das ohne meine Magie machen musste. Noman hinter mir durchlebte Schmerzen, leider ein weiteres Symptom, was er nicht mit seiner Impfung kompensieren konnte. Aber er würde leben, auch wenn er jetzt eine Woche Höllenqualen litt. Ich sah wie Untote Matt und Urian verletzten und jubelte, auch wenn die Beiden wahrscheinlich kontrolliert wurden, daher, dass wir sie nicht schnappen konnten, betrachteten wir sie als Feinde, klingt herzlos, aber Matt hat so viele Magier auf unserer Seite durch grausame Methoden gefoltert und hingerichtet, dass ich diesen Mann nicht mehr als meinen großen Bruder sehen konnte. Sajin führte und dominierte den Kampf offensichtlich. Ich feuerte ihn kräftig an und Noman versuchte es, durch seine Schmerzen, seinen Meister anzufeuern. Doch plötzlich spürte ich etwas Seltsames. Die Aura der Toten wurde anders, unkontrolliert. Ich flog niedriger und griff nach Sajin, als die Toten ihn angreifen wollten. Er hatte genauso wenig damit gerechnet, wie ich und sah dementsprechend verwundert aus. Die Toten ließen von ihn ab, und obwohl sie auch Matt und Urian wieder freigaben konnten wir erfolgreich fliehen.
„Sajin, was war das? Was hatten die vor?"
Er sah mich an und wusste selbst nicht, was gerade beinahe passiert wäre.
„Es wäre wohl besser, wenn ich erstmal meine Fähigkeiten nicht mehr einsetzen würde. Lasst uns nach Kanori zurückkehren und Noman versorgen."
sagte er und krabbelte zu seinen Schüler. Vorsichtig und liebevoll nahm er dessen Kopf auf seinen Schoß. Der schlug die Situation, die er gerade wahrscheinlich knapp überlebt hatte, einfach weg. Als wäre es nichts. Aber es war irgendwie sehr süß die Beiden so zu sehen. Ich gähnte, es war langsam Zeit, dass wir abgelöst wurden, es waren gerade keine Kinder aktiv und die negativen Magier hatten sich zurückgezogen, Boryos Tod ließ wohl die Negativen sich neu sammeln, erfahrungsgemäß würde das uns vierundzwanzig Stunden Ruhe verschaffen. Thalia wartete auf mich, dass wusste ich schon. Es war so schön mit ihr. Wir hatten zwar kein einziges Mal Sex gehabt, lasen aber viel zusammen in meiner Hängematte, ich trainierte sie und sie erzählte mir viel über ihre Blumen.
Wir kamen an einem Lazarett an und übergaben Noman an ein paar Krankenpfleger. Die Impfung gegen Schatten wirkte und er bekam die Woche über sehr starke Schmerzmittel, damit es zumindest erträglich wurde. Merlin würde wahrscheinlich demnächst auch entlassen werden, also gesellte ich mich zu ihm, bis er gehen durfte und Sajin ging mit Roro zurück zu Alezsa du A-Lyn. Als ich das Zimmer betrat beugte sich Merlin über eine Tasche und packte ein paar seiner bequemen Klamotten ein. Er trug wieder eine Uniform und seinen Mantel. Das freute mich so sehr.
„Hey, na wie geht es dir?"
Er drehte sich etwas überrascht zu mir.
„Oh Mann, da wollte ich dich einmal mit einem Farbtopf-Streich überraschen, in dem ich zu Hause auf dich warte, und dann kommst du einfach früher."
Meckerte er. Er wollte mich also mit einen Eimer Farbe übergießen, einer seiner besten Streiche. Daran merkte ich, dass Merlin wieder in Ordnung war.
„Du bist unmöglich, Merlin."
Sagte ich und umarmte ihn. Ihn ging es endlich wieder gut und auch wenn ich den Monat mit einen Meister, der tatsächlich auch Geschichte unterrichten konnte, genossen habe, Merlins Streiche, seine Faulheit und Verschlagenheit hatten mir so gefehlt.
„Ich habe gesehen, was passiert ist, geht es Sajin und Noman gut?"
„Ja, aber wir haben uns ordentlich erschrocken. Ich befürchte, wenn Kalli die Übertragung gesehen hat, dass sie sich nun sorgen machen könnte."
„Allector hat dir gedroht. Ich habe mit Thorsten gesprochen, er kann Sajin, da es jetzt etwas ruhiger wird, erübrigen. Wir möchten, dass du dich eine Zeitlang zurückziehst."
„Was? Merlin, das kann ich nicht, bitte, ich weiß, dass es gefährlich für mich, aber ich habe mich den wehrhaften Bürgern angeschlossen, weil ich kämpfen wollte."
„Loki, das ist ein Befehl von Thorsten. Schnapp dir Thalia und besuche Kalli und Ignis, zumindest für ein paar Tage. Die Kinder werden sich jetzt etwas zurückziehen, das heißt, du musst dir keine Sorgen machen, dass sie angreifen. Midnight hat außerdem um einen kurzen Waffenstillstand gebeten, wenn auch sehr geniert."
Vielleicht würde mir eine Pause wirklich guttun. Daher, dass es einen kurzen Waffenstillstand, warum auch immer, gab müsste ich auch kein schlechtes Gewissen haben. Also nickte ich nur kurz und nahm dann Merlins Tasche.
„Ich bin wieder gesund, Loki. Ich kann meine Sachen auch selbst tragen."
Er nahm sie mir ab und wir traten aus dem Zimmer, wo uns Noman erwartete. Er hatte eine Infusion in der Hand und sah mich auf die Art, und geht's jetzt weiter, an.
„Oh nein, du ruhst dich aus. Du bist mit Schatten infiziert."
Ermahnte ich ihn, mittlerweile kannte ich ihn gut genug, um zu wissen, dass er der beste Arzt war, aber der schlimmste Patient, den man sich vorstellen konnte. Schlimmer sogar noch als ich, und ich war schon unerträglich.
„Hey, mir geht es dank der Infusion besser, außerdem haben wir jetzt Waffenstillstand, ich habe jetzt genug Zeit, um mich bei euch auszuruhen."
„Habt ihr kein eigenes Haus, Sajin ist auch schon bei mir zu Hause."
„Das ist zerstört worden, wird erst nach dem Krieg wieder aufgebaut, also sind wir bei euch eingezogen."
„So ganz selbstverständlich!"
„Wir haben Loki gefragt."
Merlin sah mich schockiert an. Aber was hätte ich tun sollen? Die Beiden waren unsere Freunde, die sonst während des Waffenstilstandes in einer kleinen Wohnung im Palast von Kanori verbringen hätten müssen. Da fiel mir ein, Thalia hatte gleich Feierabend, ich sollte sie besuchen und sie fragen, ob sie mit in die Anderswelt kommen wollte. Ich blieb stehen und verabschiedete mich von den Beiden, bevor Merlin mit mir schimpfen konnte. Merlin warf mir noch einen Teleporttrank zu, den ich geschickt auffing und mich aus Spaß verbeugte. Ich eilte in den Palast, der Garten lag auf den Dach eines Turmes, der in der Mitte des Schlosses lag. Mein Herz klopfte, als ich die Treppen hoch eilte, normalerweise würde ich mit Cornxga hochfliegen, aber meine Energie war nach wir vor im Keller. Auf dem Weg kam mir Riguldo entgegen.
„Du suchst sicher Thalia, sie ist gerade beim Werdenbaum und pflückt ein paar Früchte. Du solltest dir auch so langsam eine Frucht nehmen, deine Fähigkeit sollte sich schon lange entwickelt haben."
„Danke, aber ich bin nach wie vor der Meinung, dass ich es auf natürlichen Weg schaffe."
Sagten wir uns kurz und ich rannte weiter. Ich zeigte den Wachen mein Abzeichen vor, was mir erlaubte den Garten der Solar zu betreten. Der Werdenbaum erlaubte es einen Magier seine Fähigkeiten sofort zu bekommen. Er war groß, riesig, meine Freundin flatterte mit ihren Blattähnlichen Flügeln um ihn herum, in einer Hand einen Korb, mit der anderen pflückte sie die Früchte, als sie mich bemerkte steckte sie die Frucht ein und landete.
„Hey, alles okay, bei dir, wie geht es Noman?"
Fragte sie besorgt.
„Der steht schon wieder und hat starke Schmerzmittel. Und ich muss einfach eine Nacht schlafen. Der Waffenstillstand kommt mir ganz recht. Denn ich werde in die Anderswelt gehen und mich etwas ausruhen. Würdest du mich gerne begleiten?"
Sie sah mich etwas unglücklich an.
„Tut mir leid, aber ich muss arbeiten."
Meine anfängliche Euphorie war wie weggeblasen. Trotzdem ließ ich mir nichts anmerken.
„Schon gut… ich werde sowieso nicht lange fort sein, nur mal wieder Kalli und Ignis besuchen."
„Wirst du Moon auch besuchen?"
„Wahrscheinlich, ich war schon lange nicht mehr bei ihm."
Thalia war etwas niedergeschlagen, dass ich gehen wollte. Ich hatte jetzt frei, also wollte ich Zeit mit ihr verbringen. Ach, scheiß auf Allector. Ich nahm ihre Hand, zog sie an mich, drückte sie gegen einen Goldapfelbaum und küsste sie zärtlich.
„Weißt du was, ich werde die Beiden nur Morgen besuchen, dann komme ich sofort wieder."
„Das hoffe ich auch für dich. Ich weiß, wir wollen es langsam angehen, aber jedes Mal, wenn ich dich sehe, hüpft mein Herz."
„Ich verspreche dir, ich komme morgen zu dir und wir machen uns einen schönen Abend."
Sie küsste mich und ich ließ vorsichtig ab.
„Ich muss weiterarbeiten, schreiben wir uns nachher noch?"
Ich nickte und verließ den Garten.
Es war schon Nacht, als ich den Graben der Perla, wie wir es mittlerweile nannten, überquerte und mich, von hinten rechts der Veranda nährte, als ich eine sehr interessante Unterhaltung zwischen Merlin uns Sajin überhörte:
„Es wird immer schlimmer, nach dem heutigen Tag, ist es, als würden sie hinter mir stehen und mich immer wieder versuchen zu sich zu ziehen."
„Sajin, du weißt, ich kann dir helfen. Wenn ich den König darum bitte…"
„Nein, zu gefährlich, wenn ich schon dahin reisen muss, dann will ich dich da nicht mitreinziehen. Es ist nur, sie sind so laut… so unerträglich laut… ich will, dass es endlich aufhört…"
Ich dachte kurz, dass ich diesen ernsten und starken Mann, weinen hörte.
„Ich will nicht sterben, Merlin, ich muss Noman noch so viel zeigen. Aber jetzt scheint es, dass ich bald nicht mehr da sein werde. Wenn ich meine Fähigkeit das nächste Mal einsetze, bin ich Tod."
Nun merkte ich, dass es auch Merlin etwas unsicher und ängstlich.
„Bitte nicht, tu das nicht."
„Merlin, sie sind so verdammt laut, ich halte das kaum mehr aus, ich bitte dich, falls sie mich bekommen, kümmere dich um Noman."
„Bitte sag sowas nicht, Sajin, du bist gerade einmal dreißig!"
„Ich hätte damals einfach sterben sollen… immer noch besser als dieses Leben. Das Einzige, was daran gut war, war dieser Junge, den ich die letzten Jahre meinen Schüler nennen konnte."
Das ging jetzt auch mir nahe. Sajin war ein guter Mann, auch wenn er sehr oft zu ernst war und nur selten ein Lachen aus seinen Mund ließ, er war nach wie vor einer der Stärksten Magier, ein guter und aufrichtiger Mann, der sein Leben für andere geben würde.
„Bitte Merlin, ich würde mich sehr viel besser fühlen, wenn ich weiß, dass Noman bei dir sicher ist."
Merlin schluchzte kurz auf, während Sajin sich schon ein bisschen beruhigt hatte.
„Keine Sorge Sajin, ich kümmere mich gut um Noman. Auch wenn ich dich nie ersetzen kann."
Damit beruhigte sich auch Merlin.
„Ich werde im Übrigen deine Schülerin einweisen, wie man ein hoher Magier wird und was sie zu tun hat. Denn auch falls ich sterben sollte, Loki wird meine Stelle bekommen."
Das war so ein komisches Gefühl. Sajin wusste, dass er sterben würde, ihm ging es nicht gut, ich wusste es, wenn auch per Zufall. Eigentlich war ich nur bereit hohe Magierin zu werden, weil ich Noman und Sajin einen Gefallen tun wollte, und ihnen Beide eine schöne Nachlehre schenken wollte, aber jetzt war ich mir nicht mehr sicher, ob das überhaupt noch was bringen würde. Am Ende hätte Noman nichts davon. Mittlerweile hatte ich mich mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt und sah einfach nur zu Boden. Die Beiden schienen nicht zu merken, dass ich da war, zumindest noch nicht.
„Noman hat ihr das schon gesagt, als Beide gedacht haben, dass ich schlafe, letzten Monat. Sie ist bereit die Stelle anzunehmen, aber nur, wenn du mit Noman die Nachlehre antrittst."
Das brachte Sajin zum Überlegen. Wahrscheinlich wog er ab, was ihm wichtiger war.
„Vielleicht sollte ich jetzt schon zurücktreten und mich zurückziehen, damit Noman zumindest einen Lehrer für die Nachlehre hat."
„Das würde ich an deiner Stelle auch tun. Geh ins abendrote Land und sag Ignis schöne Grüße."
Sajin lachte leicht, dann drehte sich, warum auch immer, Atria zu meiner Hausseite, sah nach unten uns begrüßte mich laut und fröhlich:
„Hallo Loki, geht es dir besser? Du siehst sehr blass aus."
Natürlich sahen jetzt beide Männer genau zu mir und ich stand da, wie eine Statue in der Hoffnung, dass mich die Beiden nicht sahen. Das muss ich glaube ich nicht erwähnen, es war weniger vom Erfolg gekrönt. Die Beiden sahen mich an und ich weiß nicht warum, aber mein erster Instinkt war es, wegzulaufen, das tat ich auch, trotz der Rufe meines Meisters, dass ich stehen bleiben sollte. Ich hatte tief ein meinen Kosmos Beutel vor Angst und Paranoia einen Trank mit einen Portal zur Anderswelt versteckt. Einfach, falls ich im Notfall abhauen musste, mein Gehirn tat das als Notfall ab und ich erschuf das Portal.
So hast du also davon erfahren, was mit Sajin los war…
Tut mir leid, dass ich dir nicht gleich davon erzählt habe, aber ich war einfach in dem Moment so mit meinen Kopf auf Panik, ich saß in der Anderswelt und hatte eine Panikattacke nach der anderen.
Loki, bleib ruhig, ich bin dir deswegen nicht böse, im Gegenteil. Ich bin froh, denn ansonsten hätte Sajin mir nie gestanden, was wirklich mit ihm los war.
Ich saß in irgendeinen Gebirge herum und versuchte nicht ein zweites Mal kotzen zu müssen. Mein Herz schlug wild, meine Gliedmaßen fühlten sich taub an, ich spürte praktisch das Adrenalin in meinen Körper arbeiten. Es war, als würden mich alle Kinder der Negativen gleichzeitig verfolgen. Ich hatte mich vor eine kleine Kugel Angst verwandelt, das einfach hoffte, dass kein reales Wesen vorbeikommen würde, um es aufzufressen. Dann war es so weit, mein Magen entleerte sich das zweite Mal an diesen Tag. Meine Haare hingen mir ins Gesicht, während diese ekelhaft saure Flüssigkeit aus meinen Mund herauskam. Plötzlich hielt mir jemand die Haare fest, raus aus meinen Gesicht. Ich sah zu dem Mann, der schräg hinter mir stand. Es war Moon.
„Ich habe dich hier gesehen, geht es dir gut?"
Ich schüttelte den Kopf und sah ihn betrübt an.
„Sag bloß du hast zu viel Sjn getrunken."
Auch da schüttelte ich den Kopf. Er nahm seinen Ärmel und wischte mir die Kotze vom Mund ab.
„Was ist los, Loki?"
Ich beschloss ihm zu erzählen was los war. Als ich fertig war sah er mich etwas verwirrt an.
„Du wärst also bereit gewesen, Sajins Nachfolge anzutreten, wenn dieser mit Noman die Nachlehre angetreten hätte, jetzt, wo er aber vielleicht oder vielleicht auch nicht sterben könnte, hast du Muffensausen?"
„Ich weiß, es hört sich komisch an, aber ich glaube, daher, dass es jetzt doch früher kommen könnte, hat mich das einfach überrumpelt. Ich habe gerade erst meine Unsterblichkeit erlangt, noch nicht einmal meine besondere Fähigkeit hat sich gezeigt, wie soll ich jetzt schon ein hoher Magier werden, und dann auch noch die Nummer eins? Außerdem habe ich Angst um Noman, was wenn Sajin wirklich stirbt? Noman hätte niemanden mehr. Ich weiß, dass er sich in Sajin verknallt hat, wenn er nicht mehr ihn hätte, wüsste ich nicht, wie ich ihn noch aufheitern könnte."
Er stand auf und reichte mir seine Hand.
„Lass uns etwas spazieren gehen. Ich möchte dir einen Rat mitgeben."
Ich nickte nur und harkte mich bei ihm unter.
„Zuerst, ich glaube, du hast Angst davor mehr von deinen Freunden zu verlieren. Du musst wissen, ich hatte auch damals große Angst davor Magier und Menschen, die mir Nahe standen zu verlieren. Aber manchmal ist das unausweichlich. Egal wie, ob es bei den Menschen der natürliche Tod war, oder Magier ihrer Lebensmüdigkeit zum Opfer gefallen sind. Es tut weh, aber auch wenn es immer weh tut, man muss es als Lebenslauf der Dinge sehen. Auch wenn man selbst vielleicht nie sterben wird, sehe das Leben nicht als etwas, was nicht verkommen kann, sondern genieße trotz deiner Unsterblichkeit jeden Moment, den du mit deinen Liebsten verbringst. Zum Zweiten, du weißt sicher, dass auch ich damals sehr große Angst hatte Verantwortung zu übernehmen. Ich war siebzehn. Solar schien damals schon mit ihren neunzehn Jahren so stark. Als ich sie einmal um Rat fragte, sagte sie mir folgendes. Es ist egal, wie verzweifelt du bist, ohne dich wären viele andere noch verzweifelter. Denk an Thorsten, die Position des ersten Hohen Magier wurde zu meinen Zeiten von Solars und meinen besten Freund belegt, er scheint dir sehr zu Vertrauen, denk daran, was wäre, wenn du nicht diese Position belegst, wem könnte er noch vertrauen? Richtig, niemanden. Denk an Sajin, selbst wenn er nicht sterben sollte, wäre er nicht enttäuscht, wenn du nicht seine Nachfolge antrittst, er scheint deine Talente zu schätzen zu wissen, schließlich vertraut er dir diese wichtige Aufgabe an und nicht seinem eigenen Schüler."
Das nahm den Druck eher weniger, Solar in allen Ehren, aber sie konnte keine guten Ratschläge geben. Das sah ich auch, als ich in Moons Gesicht sah, er dachte dasselbe. Wir liefen den Berg herunter, als er noch etwas ergänzte, was von ihn stammte:
„Du musst wissen, dass du diesen Leuten in vielen Dingen sehr wichtig bist, auch wenn du es selbst manchmal nicht sehen kannst, diese Menschen sehen etwas in dir, was sie auf dich setzen lässt, sei es deine Stärke und einfach nur weil sie dich kennen und du ihnen vertraut bist. Du wirst das schaffen, Loki."
Und da verstand ich es. Alle sahen in mir ein starken Magier, ich war auch stark, das war ja auch mein Ziel, aber da für mich alles erreicht war wollte ich einfach nur Buchhändler werden, dabei vergaß ich, dass ich noch viel mehr erreichen kann, als nur das, und dass ich die Ewigkeit hatte, die noch so viel bot, und wenn ich mich zweihundert Jahre einfach nur hinsetzte und dabei zusah, wie sich Konihi entwickelte. Nun fühlte ich mich doch etwas besser, etwas zittrig, aber gut.
„Und zu dem Thema mit deiner besonderen Fähigkeit, ich weiß, du möchtest…"
Im selben Moment hörten wir Merlin, Noman und Sajin nach mir rufen. Sie kamen auch zu mir gerannt und Noman nahm mich erleichtert in den Arm, während Sajin und Merlin wie angewurzelt stehen blieben und Moon anstarrten. Natürlich erkannten sie ihn und blieben ehrfürchtig vor ihm stehen. Moon lächelte nur die Beiden unsicher an.
„Loki, bist du wahnsinnig? Du kannst doch nicht einfach wegrennen, nachdem Allector dich bedroht hat!"
Fragte Noman besorgt und war als einziger vollkommen bei mir.
„Ich könnte dich das gleiche fragen, du bist mit Schatten infiziert worden, du solltest dich ausruhen."
„Wie soll ich mich ausruhen, wenn meine beste Freundin vor Panik wegrennt? Außerdem sind die Schmerzmittel stark genug."
Er roch an mir, seine Schnüffelschnauze war etwas zu nah an mir, als mir eigentlich lieb war.
„Hast du dich wieder übergeben? Dein Magen muss so am Ende sein, lass mich mal nachschauen."
Und zog mein Oberteil aus.
„Bist du bescheuert!"
Schrien ihn Sajin und ich gleichzeitig an.
„Du hast wirklich eine komische Angewohnheit!"
Sajin nahm netterweise Noman an seinem Kragen weg von mir, damit ich mein Shirt wieder runterziehen konnte. Merlin sah Moon nach wie vor an, als wäre er ein seltenes Tier, ich sah es meinen Großvater an, ihm war das sehr unangenehm.
„Was ist los Sajin? Eifersüchtig?"
Sajins Gesicht fiel aus allen Formen und wurde so rot, dass ich Lachen musste. Es gab eine gewisse Verliebtheit auf beiden Seiten, auch wenn sich Sajin niemals die Blöße geben würde, zuzugeben, dass er sich in seinen nicht einmal ganz Siebzehn Jahre alten Schüler verliebt hatte, auch weil er laut Merlin noch nie einen Partner oder Partnerin hatte. Noman hatte das eher aus Spaß gesagt, wurde nun aber doch rot. Bevor ihr jetzt denkt, Noman hätte einen Fetisch für ältere Männer, Sajin hatte seine Unsterblichkeit mit Neunzehn erlangt, so wie Noman und ich wollte er noch ein wenig warten, anders als wir bewies er die nötige Geduld. Merlin deutete auf Moon und sagte, verblüfft von unserer Macht, diesem Anblick zu widerstehen:
„Da steht der verdammte erste Nachtmagier und alles, was euch interessiert ist die Tatsache, dass Sajin ein Pädo ist."
„Merlin! Ich bin nicht pädophil!"
Ich sah meinen Meister mit meinen, ich weiß was, was du nicht weißt, Blick an und Merlin fragte mich vollkommen fertig:
„Was bei allen hohen Magiern, einschließlich des Höchsten, habe ich verpasst."
„Du weißt doch, dass ich Moons Enkeltochter bin?"
„Ja, aber ich wusste nicht, dass es dir möglich ist, die Toten zu beschwören."
Da fiel mir wieder ein, warum ich eigentlich weggelaufen war, und ich drehte das Thema um.
„Wir reden darüber nachher, erstmal sollte ich mich bei euch entschuldigen. Dafür, dass ich gelauscht habe und dafür, dass ich dann weggelaufen bin."
„Das ist nicht schlimm, wir haben uns glaube ich mehr erschreckt als alles andere."
Erklärte mir Merlin und Sajin trat näher an mich und Noman, der etwas eingeschnappt wegsah.
„Ich hätte mit euch allen ehrlich sein sollen. Seit ich meine Fähigkeiten habe höre ich die Toten, mal besser, mal schlechter. Die Situation hat sich heute bei meinen Kampf mit Urian und Matt drastisch verschlechtert, so dass ich befürchte, dass ich nicht mehr in der Lage bin, meine Fähigkeit einzusetzen, ohne, dass die Toten mich mit in ihr Reich nehmen, für immer. Ihren Tribut fordern, den wir damals festgelegt haben."
Sajin sagte das so normal, als würde er aus einer Zeitung vorlesen, während Merlin und mir die Spucke wegblieb. Ohne sehr feinfühlig sein zu müssen, merkte ich, dass Nomans Geduldsfaden langsam, aber sicher riss, ich nickte leicht in seine Richtung, damit Sajin merkte, dass er jetzt lieber feinfühliger sein musste. Leider merkte er das nicht.
„Ich habe beschlossen, dass ich Loki jetzt aktiv in meine Tätigkeit einlernen werde. Danach werde ich früher als gedacht zurücktreten und als einfacher Soldat…"
Da schlug Noman Sajin direkt auf die Nase. Mein bester Freund zitterte vor Wut, während der beste Freund meines Meister sich die Nase hielt.
„Du… du denkst doch nicht wirklich, dass ich zulassen werde, dass du auch nur einen Schritt auf das Kampffeld machst!"
Sajin rappelte sich ruhig und bestimmt wieder auf. Moon und Merlin sahen genauso erschrocken aus, wie ich in dem Moment. Ich bewunderte Sajin, dass er so ruhig blieb, er nahm Nomans Hände, sah ihn in die Augen und sagte ruhig:
„Wir reden nachher nochmal darüber."
Noman weinte fast vor Wut, also legte ich meine Hand auf seine Schulter und zog ihn zu mir, damit er Sajin nicht noch einmal eine verpasste.
„Wie dem auch sei, Moon, Sie haben noch etwas, was Sie mit Loki bereden wollten?"
Er nickte und zog einen Schlüssel mit einen dunkelblauen glitzernden Sternenanhänger und einem lila Bommel aus seiner Hosentasche und gab ihn mir.
„Noman, um dich abzulenken, welche zwei Geschenke haben meine Schwester und ich euch hinterlassen?"
Wütend zischte Noman:
„Den Garten der Solar, indem seltene Pflanzen wachsen, teilweise Pflanzen, die nur dort zu finden sind, und die Bibliothek des Moon, in der man besondere, bis fast schon als verschollen geltende Bücher findet. Letzteres ist verschwunden, da der Raum ein sogenanntes fliegendes Zimmer ist, was sich nur durch einen Schlüssel einfangen lässt."
Ich sah den Schlüssel und dann ihn an und mich traf es wie ein Blitzschlag.
„Das ist doch nicht etwa!"
„Doch, dass ist der Schlüssel für meine Bibliothek."
Meine Euphorie in dem Moment lässt sich nicht gut in Worte fassen, am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen.
„Damit stehst du nicht ganz ohne da, wenn du deinen Platz als hohe Magierin Nummer eins antreten wirst."
Ich hätte mich beinahe auf die Knie geworfen, aber ich kannte Moon, er mochte sowas dann doch eher weniger. Ich fiel ihn dann doch lieber um den Hals, das war das erste Mal, dass ich meinen Großvater umarmte. Er legte auch seine Arme und mich herum, als hätte er lange auf diesen Moment gewartet.
„Meine Zeit ist bald vorbei, ich muss zurück in den Himmel zu den Kleinwächtern. Ruht euch aus meine Kinder, denn nach dem Waffenstilstand, so glaube ich zumindest, wird es viel härter für euch alle werden."
Damit verwandelte er sich wieder in einen Wolf und verabschiedete sich. Alle sahen mich erwartungsvoll an, ich hingegen ließ den Stress des gesamten Tages über mich kommen und kippte nach vorne.
Ich war so wütend auf Sai. Nicht, weil er dich für die Position vorschlug, anstatt mich, das habe ich ihm oder dir nie nachgetragen, sondern eher, weil er mir nicht vertraute.
Komm schon Nom, du weißt, dass das Quatsch ist, Sajin…
Egal, Lolo, da kommt Merlin, hat Spaß gemacht mit dir, ich will, wenn das Ding fertig ist, ein signiertes Erstexemplar.
So gut, dass das Ding jemals gedruckt wird, ist es nicht.