Kapitel 60: Elementare Misskonzepte
Elaran blickte Akio mit einem leichten Lächeln an, während sie sich weiter im Garten aufhielten. Die vorherige Übung hatte mehr Fragen als Antworten hinterlassen, und es lag nun an Elaran, diese zu klären.
E: „So Akio, wir haben nun herausgefunden, dass du ein Gravitationsmagier bist, aber hast du denn auch eine Affinität zu Magie?"
A: „Eine Affinität? So wie meine Erdaffinität?"
E: „Ah, daher kam das mit der Erdmagie… verstehe. Aber ja, das ist dann wohl deine Affinität."
A: „Was bringt die mir denn?"
E: „Nun… Deine Affinität macht dich stärker in dem Element, zu dem du eine Affinität hast, aber sie kann dich auch beschützen. Es ist wie ein eigenständiger Schutzmechanismus. Deine Erdaffinität macht dich weniger anfällig für Erdangriffe, aber sie zeigt auch deine Verbundenheit zur Natur. Tiere und die Natur können deine Affinität spüren und sind dir dann auch freundlicher gestimmt."
A: „Weil ich eine Erdaffinität habe, mag mich die Natur mehr?"
E: „Nein, weil du die Natur mehr magst, zeigt sich die Natur dir offener und freundlicher gegenüber. Wenn dem nicht so wäre, dann hättest du auch keine Erdaffinität."
A: „Also hängt das, was ich mag, damit zusammen, welche Affinität ich kriege?"
E: „Ja, aber nicht nur …"
A: „Ich dachte, Rebell zu sein wäre einfacher. Ihr macht das doch schon die ganze Zeit. So schwer kann das ja nicht sein, oder?"
E: „So einfach, wie du dir das vorstellst, wird das nicht. Das wird harte Arbeit und viel Zeit erfordern."
A: „Wieso denn das schon wieder?"
E: „Es gibt nun mal viele Punkte abzuarbeiten: Glaubenswürdigkeit, Anhänger, Unterstützer, finanzielle Mittel, vorzeigbare Taten, einen guten Ruf, den erkennbaren Wunsch nach Veränderung, überzeugte Mitglieder, starke Magieausbildung, Treue und Loyalitätsaufbau, Operationsorte, Bekanntmachungen …"
A: „Ah…"
E: „… Hürden überwinden, Beweise gegen die Regierung, das Aufdecken von möglichen Korruptionen, Aufstände überwinden, Propaganda und das alles am besten ohne Mord oder Bestechung. Sie sollen die Wahrheit erfahren, ja, aber die Wahrheit ist nicht so einfach nah zu bringen, wie du denkst."
A: „Ah… Ich verstehe… Puh… Da hat man direkt kein Bock mehr…"
E: „Was denn für ein Bock?"
A: „Ach nichts… Wo kann ich unterschreiben?"
Elaran schmunzelte und führte Akio in einen Bereich des Gartens, wo sie mit den Übungen fortfahren konnten. Nachdem Akio sich wieder an den markierten Punkt gestellt hatte, begann Elaran, ihm weitere Details über Magie und ihre Eigenheiten zu erklären.
E: „Magie zeigt sich immer in der Intention und dem Willen des Anwenders, also sehen wir nach, was du damit erreichen wolltest."
A: „Ich glaube, ich wollte die Erde verbiegen, damit ich da durch gehen kann."
E: „Interessant, wie du das siehst. Aber Erde verbiegt man nicht. Erde wird verschoben oder ausgegraben. Das war aber keine Verschiebung und auch keine Ausgrabung. Die Erde wurde nicht nach oben geschaufelt, sondern weiter nach unten gedrückt."
A: „Was heißt das jetzt?"
E: „Das heißt wohl nur noch eins: Glückwunsch, du bist ein Gravitationsmagier, der mit Worten Magie anwenden kann."
Akio blickte Elaran an und runzelte die Stirn.
A: „Ist das selten?"
E: „Selten genug, dass ich es bisher noch nie gesehen habe." Er hielt inne, bevor er fortfuhr: „Normalerweise bedient man sich bei der Magieanwendung auf einem Todsündenfaktor."
A: „Todsünden? Das klingt gruselig."
E: „Die Todsünden sind auch als Ursünden oder Ursprung der Sünden bekannt. Die ersten Sünden, die die Menschen von den Göttern trennten."
A: „Aber wieso dann Todsünden?"
E: „Die Sünden der Menschen waren so schlimm, dass sie die Verbindung zu den Göttern verloren, und diese ihnen dadurch nicht mehr so viel Lebensenergie gaben. Sie starben nun viel jünger und mit viel mehr Stress in ihrem Leben. Es ist sowohl symbolisch als auch geschichtlich so zu sehen."
A: „Hatten die Menschen denn einen Grund, gegen die Götter zu sein und Sünden zu machen?"
E: „Das ist schwer zu sagen. Aber die Nutzung der Todsünden in der Magie brachte enorme Stärke, die viele verführte. Doch wie du siehst, Akio, funktioniert deine Magie ohne diesen Einfluss. Vielleicht bist du ein Zeichen dafür, dass sich Dinge ändern können."
Akio dachte über diese Worte nach und nickte schließlich. Er war noch immer verwirrt, aber auch fasziniert von den Möglichkeiten, die vor ihm lagen.