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Kapitel 1 : Blut und Stahl

Blitzende Klingen strecken sich gen Himmel. Rüstungen klappern und jubeln lautstark umher. Feierlich werden die Krüge erhoben und heldenhafte Hymnen sind in jeder Ecke der Stadt zu hören.

Ein wahres Fest, so könnte man meinen. Doch der Grund, weshalb ganz Eralis so feiert, ist ein anderer… 

Das oberste Heer entschied sich, den sogenannten Befreiungskrieg zu beginnen. Die eralische Armee sieht sich als Befreier von Zrakgad, dem Kontinent, auch welchen die Menschen leben.

Einst war der gesamte Kontinent ein geeintes Königreich, doch blutige Aufstände ließen das damalige Königreich zerfallen und war nun die Heimat von sechs verschiedenen Monarchien.

Eralis ist eine dieser Monarchien und befindet sich im östlichen Gebiet von Zrakgad.

Schon länger provoziert die Autokratie mit Säbelrasseln. Sogar die Grafschaft Trelif – welche an Eralis grenzt, annektiert und plant, die kriegerische Nation mit ihrer Armee einzunehmen. 

Alor ist einer von vielen eralischen Soldaten, welche es kaum erwarten können, den Kontinent endlich wieder zu einem Reich werden zu lassen.

Mit seiner schimmernden Rüstung und der prächtigen Klinge auf seinem Rücken zieht der schwarzhaarige im Laufschritt mit seinem Trupp mit. 

„Und eins und zwei. und drei und Marsch !" schreit der grimmige Leutnant seiner vierköpfigen Truppe entgegen. „Los jetzt ! Der Befreiungskrieg wartet nicht !" Fügt der Griesgram mit strengem Ton hinzu. 

Relativ holprig versucht Alor den Anweisungen seines Leutnants Folge zu leisten. Doch der Geruch von Lavendel, gemischt mit rosigen Blüten, wirft den jungen Soldaten aus der Bahn…

Katrif — eine Bekannte von ihm läuft selbstbewusst, mit identischer Rüstung an Alor vorbei. Träumend schaut er den langen roten Haaren nach und seine Gedanken springen von einem romantischen Erlebnis mit ihr bis zum nächsten. 

Ein weiterer Soldat, welcher wegen Alors langsamen Lauftempo gegen ihn knallt, reißt den jungen Mann aus seiner Traumwelt heraus.

„Pass doch auf ! Idiot !" Brummte der Soldat genervt und holte zu den Anderen auf. Seufzend tut es der junge Mann ihm gleich und findet sich neben Katrif wieder.

Räuspernd versucht er, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, was ihm nicht gelingt.

Ohne auch nur in die Richtung von Alor zu blicken, läuft Katrif im strammen Laufschritt weiter. Doch so einfach lässt er sich seine Chance nicht nehmen. Er nimmt all seinen Mut zusammen, um mit der hübschen Soldatin zu reden.

„Du…bist ja auch hier. Wir haben uns ein paar Mal gesehen, weißt du noch ?" Fragte Alor, so freundlich er nur konnte, ohne dabei von den matschigen Schritten seiner Kameraden übertönt zu werden. 

Katrif nickt zögernd. Ein leichtes Lächeln formt sich auf ihren Lippen. „Stimmt. Alor, nicht wahr ? Tut mir leid das ich dich nicht beachtet habe…ich bin einfach zu aufgeregt." Lacht Katrif motiviert. 

„Das macht nichts. Ich bin selber aufgeregt. Als erstes befreien wir Trelif oder ? Die meisten unserer Truppen hatten es ja schon vorher annektiert, aber leider scheint dort eine Art Rebellion zu sein…" murmelt er zurück.

Sie nickt. „Ja, aber keine Sorge. Genau dafür sind wir da. Um diese Verräter zum Schweigen zu bringen." Zischt Katrif mit einem ausgeprägten Hass in ihrer Stimme.

Mit angespannter Mimik nickt der junge Soldat, da er nicht mit einer solchen Verbissenheit bei seinem Schwarm gerechnet hat. „S-Sicher. Die werden k-keine Chance haben !" Stammelt er mit gestresster Stimme. 

Gräulich-schwarze Wolken zieren den Himmel mit beständiger Häufigkeit und hüllen den Feldweg der Soldaten in ein gedämpftes Licht. Die ersten Stiefel rammen sich in den nass-feuchten Boden und der Leutnant hebt seine Hand. 

Anhalten !" Schreit er mit unfassbarer Lautstärke. 

„Trelif ist nicht mehr weit ! Jeglicher Widerstand von den Verrätern wird in den Boden gestampft ! Für die Befreiung !" Motiviert der General seine Truppe. 

Synchron und kampfbereit schreien die anderen Soldaten und stürmen über den Feldweg in die Richtung der trelifischen Hauptstadt, die einen identischen Namen wie die Grafschaft hat. 

Sogar Katrif schreit so laut, dass Alor vor lauter Schreck anfängt zu zucken. Mehr eingeschüchtert als motiviert, folgt er seinen Kameraden im deutlich langsameren Laufschritt. 

Die Luft wurde von Feuer und Rauch verpestet, als er die Stadt erreichte. Der Hauptplatz des Dorfes war gefüllt mit Leichen von trelifischen Bürgern. Nicht einmal der Boden war unter der fast endlosen Blutpfütze sichtbar. Viel flüssiger als der matschige Feldweg, spritzt das Elixier des Lebens unter den Schritten seiner Verursacher. 

Die Rüstung des jungen Soldaten zittert und bebt. Sein Magen dreht sich wie ein Uhrwerk. Ein Schrei eines alten Mannes zieht Alor aus seiner alptraumhaften Trance. Er starrt schockiert auf eine in Blutgebadete Katrif, welche ihre Klinge durch die Kehle des Alten stieß. 

Ein breites Lächeln formt sich auf den Lippen der Soldatin, als sie seinen Blick trifft.

„Ist es nicht herrlich ? Endlich befreien wir ganz Zrakgad von diesen Maden !" Lacht Katrif krankhaft. Ihr Geruch von Lavendel und Blüten wurde von Blut und Stahl übertönt. 

„D-Das war ein alter Mann !"Murmelt Alor verzweifelt, als er beobachtet, wie das Blut aus der Kehle des Toten strömt. 

Mit wütender Mimik blickt Katrif in die braunen Augen des jungen Soldaten und rempelt ihn provokant an. 

„Siehst du es denn nicht ?! Es sind alles Irrgläubige ! Sie weigern sich diesen Kontinent zu einen ! Ich habe ihm nur eine Lektion erteilt !" Faucht Katrif aggressiv und wendet sich ein paar weiteren Umstehenden zu, welche sie mit ähnlicher Gnadenlosigkeit niederstreckt und sich über deren Tod ergötzt.

Langsam distanziert sich Alor von seiner Kameradin und stößt im Rückwärtsgang gegen denselben Soldaten, welchen er vorhin schon angerempelt hat.

Seltsamerweise gibt dieser keinen Ton von sich, sondern stöhnt und schnauft leidenschaftlich. Dazu vernimmt der junge Soldat ein leichtes Wimmern – offenbar von einer Frau und dreht sich zitternd in die Richtung seines Kumpanen. 

Seine Augen tränen, während ihm das Erbrochene an den Mundwinkeln herunterläuft und sich mit dem Blut am Boden vermischt. Alors unschuldig-braune Augen blicken auf eine grauenvolle Szenerie. 

Sein einst motivierter Mitstreiter, hält sein Schwert an die Kehle einer trelifischen Frau und reißt ihr die Kleider vom Leib. Dieser wird gewaltvoll an die Wand gedrückt, während der lustvolle Soldat sein Glied in die fremde Frau einführt. 

„Hehe, die haben hier massig Weiber. Beeil dich lieber, sonst schnapp ich dir alle weg." Stöhnte der Perverse. 

„Das ist…Das ist doch kein ehrenhafter Krieg !" Schreit Alor so laut er nur kann. Er weiß genau, dass er sich mit einer solchen Aussage nicht besonders viele Freunde macht.

>>Lieber würde ich sterben, als bei diesen Schweinen zu bleiben !<< Denkt Alor und setzt seine Beine in Bewegung. Holprig und schockiert rennt der Schwarzhaarige so weit weg wie nur möglich. 

Ohne eine wirkliche Richtung im Kopf zu haben, distanziert sich Alor von der trelifischen Stadt und seinen einstigen Kameraden. 

Erschöpft hält er an einem Baum an und stützt sich an diesem ab. Ein kurzer Schulterblick verrät dem Mann, dass die Stadt und deren Rauchschwaden nur noch am Horizont sichtbar sind. 

Wie Nadelstiche, pochen ihm die Erinnerungen an die Taten seiner Weggenossen in den Kopf. Sofort werden seine Beine schwach und er erbricht über den moosigen Boden. 

„Das war die Hölle…Das war die absolute Hölle ! Wie lässt Iva sowas nur zu ?!" 

fragt Alor verzweifelt und lässt Tränen gen Boden fließen. 

Doch als er plötzlich Schritte vernimmt, stellt sich der kauernde Soldat so gut es geht hin.

Männer mit einer ihm unbekannten Rüstung stehen mit Bögen und Äxten vor ihm.

„W-Wer seid ihr ?" Fragt der Junge panisch…

Ohne auf seine Frage einzugehen, lacht einer der Fremden und blickt mit herablassender Mimik auf ihn herab.

„Unser Glückstag ! Ein Schwein läuft uns direkt in die Arme !"