Lucs Gedanken versuchten immer noch zu verarbeiten, was er gerade gesehen hatte. Alles hat sich so realistisch angefühlt. Als wäre er selbst dabei gewesen.
"Das, was ihr gerade gesehen habt, war eine Erinnerung der ersten Elfen. Sie beschreibt bis heute das einzige uns Hütern bekannte Ereignis, in welchem die Erschaffer der Kuppeln in Aktion getreten sind. Ebenfalls ist es eines der bestgehüteten Geheimnisse der Elfen. Euer Erbe."
Die Stimme des Hüters hallte erneut im Kopf der drei wieder. Luc verstand nun, warum der Hüter es ihnen gezeigt hatte. Die Zwillinge mussten von diesen ersten Elfen abstammen und er selbst hatte diese Kraft erhalten, welche die Elfe in der Erinnerung von den Göttern erhalten hatte.
Luc und die Zwillinge saßen die nächsten Stunden noch gemeinsam da und redeten über diese Erinnerung. Auch auf andere Themen, wie Lucs Rückkehr oder wie die beiden auf die Erde gekommen waren, kamen sie zu sprechen.
Erst als der Mond bereits Hoch am Himmel stand, verabschiedeten sich die drei. Die Zwillinge mussten leider schon gehen, da sie am nächsten Tag wieder einiges zu tun hatten.
Bevor Luc jedoch schlafen ging, entschied er sich, den Inhalt der Erinnerung aufzuschreiben. Er wollte jegliche Details festhalten, da er das Gefühl hatte, dass diese ihm zu einem späteren Zeitpunkt noch helfen würden.
Am nächsten Morgen wachte Luc voller Freude auf. Durch das Fenster in seinem Schlafzimmer kamen einige Sonnenstrahlen, welche es durch das dichte Blätterdach des Waldes geschafft hatten. Vogelgezwitscher zusammen mit frischer Morgenluft gaben Luc gleich einen guten Start in den Tag.
Die Erinnerung vom Vortag hatte er natürlich nicht vergessen. Jedoch würde es ihm nichts bringen, sich weiter den Kopf über das Thema zu zerbrechen. Bis er die Kraft aus eigenem Willen nutzen kann, braucht er sich keine Gedanken über das Erbe zu machen.
Und sollten neue Informationen auftauchen, würden die Zwillinge ihn schon kontaktieren. Für ihn stand heute etwas viel Spannenderes auf dem Plan. Für ihn brach nun offiziell ein neuer Abschnitt in seinem Leben an.
Die kommenden Tage nutzte Luc, um sich in das Gilden Leben auf der fliegenden Insel einzufinden. Neben dem Training nutzte er seine freie Zeit, um die vielen Bücher in seinem neuen Haus zu lesen.
Er fand es zwar schade, dass es keine Mission gab, an der er teilnehmen durfte. Aber Elena hatte gesagt, dass Luc erst einige Missionen mit Mitgliedern der Gildenleitung erledigen müsse, bevor er alleine oder mit anderen Gildenmitgliedern losziehen dürfte.
Aiko, Oma Gertrud und Simon waren auch bereits wieder aufgebrochen. Luc konnte sich nach wie vor nicht daran gewöhnen, dass eine so alte Frau wie Oma Gertrud sich in einen Drachen verwandeln konnte.
Luc saß nun bereits eine Woche auf der Insel und hatte nichts außer seinen Büchern und Training. So gerne er auch die Ruhe mochte, wollte er raus in die Welt und Abenteuer erleben.
Während er in der Haupthalle saß mit einem Getränk, um sich nach dem Morgentraining etwas zu erholen, kam Elena plötzlich auf ihn zu.
"Luc, wie schnell kannst du dich für eine Mission fertig machen?"
Überrascht über die plötzliche Frage brachte er nur eine gestotterte Antwort heraus.
"Ähhh, So…fort?"
"Super, dann in fünf Minuten vor der Halle. Abreise und kampfbereit. Wir haben eben eine Zeitkritische Mission erhalten."
Luc stand sofort auf und schüttete sich den Rest seines Getränks runter. Da er die letzten Tage auf eine Mission gehofft hatte, waren seine Vorbereitungen schon abgeschlossen. Er verschwand kurz auf der Toilette, um sich umzuziehen.
Seinen Beutel hatte er die ganze Zeit dabei. Diesen hatte er mit einigen Glyphen geupgradet. Nicht nur hatte er damit deutlich mehr Platz im Innenraum erhalten, auch wurde das Gewicht durch Erd- und Luft-Glyphen minimiert.
So konnte er in kürzester Zeit seine komplette Kampfmontur anziehen. Sein Schwert war ebenfalls in dem Beutel neben seinen Handschuhen und den restlichen Klamotten. Auch wenn er seine Klamotten als Kampfmontur einstufte, bestanden sie eher aus Alltagsklamotten, welche er mit Glyphen im Inneren modifiziert hatte.
Er trug ein T-Shirt mit einer langen Hose und sportlichen Stoffschuhen. Ebenfalls hatte er eine Jacke mit großen Kragen an. Seine Handschuhe waren aus schwarzem Stoff und Leder. Normalerweise würde er sie erst anziehen, wenn er sicher war, dass er sie brauchte. Allerdings wusste er nicht, wo es gleich hinging, und er wollte vorbereitet sein.
Auch hatte Luc einige Steine und Schriftrollen mit Glyphen vorbereitet. Er hatte in den letzten Tagen auch mit diversen Anwendungsmöglichkeiten von Glyphen experimentiert. Seine Haare und einige Klamotten hatten darunter leiden müssen.
Wie versprochen stand Luc wenige Minuten später vor der Halle. Auch Elias wartete bereits. Die Kapuze seines Schwarzen Mantels wieder tief über den Kopf gezogen. Zu seinen Füßen hatte es sich wieder ein Capybara gemütlich gemacht. Scheinbar hatte Elias vor, dieses mit auf die Mission zu nehmen.
Auch Elena erschien wenige später. Sie trug wieder ihren Mantel über einem Strickpullover und eine Jeans. Diesmal hatte sie ihren Stab noch in der Hand. Jedoch ließ sie diesen verschwinden bevor sie aufbrachen.
"So, kurze Information zu unserer Mission."
Sie kramte einen kleinen Zettel aus ihrer Hosentasche und faltete ihn auf.
"Eine andere Gilde hatte die letzten Wochen die Aufgabe gehabt, eine Kuppel in unserer Nähe zu räumen. Allerdings haben sie geheim gehalten, dass sie gescheitert sind und keine weiteren Versuche gestartet haben.
Die Gildenvereinigung hat uns, auch wenn etwas unfreiwillig, nun die Rechte und Pflichten an dieser Kuppel übertragen. Schätzungen nach bleiben uns nun also noch circa fünf Tage bis eine Woche um den Kuppelbruch zu verhindern."
Elias hob das Capybara hoch und dieses schrumpfte plötzlich in seiner Größe. Mit etwa noch der Größe von Elias Handfläche setzte er dieses auf seine Schulter und meinte:
"Ja, dann nichts wie los."
Mit diesen Worten brachen sie zur Kuppel auf. Sie nutzen Elenas Magie, um bis in das Lager außerhalb der Kuppel zu reisen.
Dort erhielten sie von einem Repräsentanten der Vereinigung einige Informationen zum Inneren der Kuppel, auch wenn diese relativ knapp ausfielen.
Da es nichts weiter für die Drei vorzubereiten gab, betraten sie die Kuppel. Während außerhalb der Kuppel alles eine weite leere Hügellandschaft gewesen war, erwartete sie im Inneren ein Wald und eine kleine verlassene Stadt.
Motiviert wieder unterwegs zu sein dachte Luc sich:
'Möge die Jagd beginnen'