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Kapitel 3: Die Begegnung mit dem Schatten

Die Sonne stand hoch am Himmel, als Endar die Baumgrenze des Waldes hinter sich ließ und in eine weitläufige Ebene trat. Vor ihm erstreckte sich das Königreich Aradia, ein Land, das er in seinem früheren Leben als Darion oft bereist hatte. Doch in dieser neuen Welt, in diesem neuen Körper, war ihm vieles fremd. Der alte Weise hatte ihm von den Gefahren erzählt, die im Verborgenen lauerten, und von den Verbündeten, die er finden musste.

Endar ging zielstrebig voran, seine Gedanken fest auf das Ziel gerichtet. In der Ferne erhob sich eine Stadtmauer, die Hauptstadt Aradias. Dort, so hatte er gehört, sollte sich eine Gilde der Magier befinden, die ihm weiterhelfen könnte. Doch bevor er die Stadt erreichen konnte, würde er eine andere Prüfung bestehen müssen.

Am Rande eines großen Sees, der zwischen ihm und der Stadt lag, bemerkte Endar eine seltsame Stille. Die Vögel schwiegen, und selbst der Wind schien aufgehört zu haben, durch die Bäume zu rauschen. Eine unheimliche Kälte kroch ihm den Rücken hinauf. Plötzlich tauchte aus dem Schatten eines alten Weidenbaums eine Gestalt auf. Eine dunkle, fast körperlose Präsenz, die das Licht zu verschlucken schien.

"Endar," flüsterte die Gestalt mit einer Stimme, die wie ein kalter Wind klang. "Du kannst nicht weitergehen."

Endar straffte sich und griff instinktiv nach der Magie in seinem Inneren. "Wer bist du?" fragte er und seine Stimme klang fester, als er sich fühlte. "Und was willst du von mir?"

"Ich bin ein Diener der Dunkelheit," antwortete die Gestalt. "Ich wurde gesandt, um dich aufzuhalten. Deine Reise endet hier."

Endar spürte, wie seine Hände begannen zu glühen, als er seine Feuermagie rief. "Das werden wir sehen," sagte er und schoss einen Feuerball auf die Gestalt. Doch die Dunkelheit verschluckte die Flammen, als wären sie nie gewesen.

Ein kaltes Lachen hallte durch die Luft. "Du musst mehr als das aufbieten, um mich zu besiegen, junger Magier."

Endar wusste, dass rohe Gewalt hier nicht ausreichen würde. Er erinnerte sich an seine Telekinese und griff nach einem nahegelegenen Felsen, den er mit einem Schub seiner Gedanken auf die Gestalt schleuderte. Doch auch dieser Angriff prallte ab, als ob die Gestalt aus purem Schatten bestünde.

Er konzentrierte sich tiefer und griff nach der Illusionsmagie. Mit einer Handbewegung erschuf er mehrere Kopien von sich selbst, die sich in alle Richtungen zerstreuten. Die Gestalt zögerte, verwirrt von den plötzlichen Bewegungen, und das gab Endar die Zeit, die er brauchte.

Er schloss die Augen und fokussierte sich auf seine Umgebung, versuchte, die Quelle der Dunkelheit zu erspüren. Schließlich spürte er eine schwache, pulsierende Energie, die von der Gestalt ausging. Es war eine Essenz der Dunkelheit, die durch Magie gebannt worden war. Mit einer weiteren Handbewegung versuchte Endar, die dunkle Energie zu entwirren und zu zerstreuen.

Die Gestalt schrie auf, als die Magie in ihr destabilisiert wurde. Die Schatten begannen zu flackern und sich aufzulösen. "Das ist nicht das Ende," zischte die Gestalt, bevor sie in einem letzten Aufblitzen von Dunkelheit verschwand.

Erschöpft ließ Endar die Hand sinken und atmete schwer. Er hatte gewonnen, aber er wusste, dass dies nur ein Vorgeschmack auf die Herausforderungen war, die noch vor ihm lagen. Er setzte seinen Weg fort, den See umrundend und auf die Stadt zugehend, die nun in greifbarer Nähe war.

Als er die Tore der Stadt erreichte, wurde er von den Wachen misstrauisch beäugt. "Was führt dich nach Aradia, Junge?" fragte einer der Wachen.

"Ich suche die Magiergilde," antwortete Endar fest. "Ich brauche ihre Hilfe."

Die Wache musterte ihn kurz, dann nickte er und ließ ihn passieren. Die Straßen der Stadt waren belebt, voller Händler, Handwerker und Reisender. Endar navigierte durch das Getümmel, bis er schließlich vor einem imposanten Gebäude stand, das von magischen Symbolen und Runen umgeben war. Die Magiergilde.

Er trat ein und wurde sofort von einer Atmosphäre durchdrungen, die vor Magie nur so knisterte. Ein älterer Mann mit einem langen, weißen Bart und einer tiefblauen Robe trat auf ihn zu. "Willkommen in der Magiergilde von Aradia," sagte er mit einer tiefen Stimme. "Was führt dich zu uns?"

Endar erzählte dem Mann – der sich als Meister Arion vorstellte – von seiner Reise, seinen wiederentdeckten Fähigkeiten und der Begegnung mit dem Schatten. Meister Arion hörte aufmerksam zu und nickte bedächtig. "Es scheint, dass die Dunkelheit tatsächlich erwacht ist," sagte er schließlich. "Wir haben Gerüchte über ähnliche Wesen gehört, die im Land auftauchen. Deine Fähigkeiten werden von großem Nutzen sein, Endar."

Meister Arion führte Endar in eine große Halle, die mit Büchern und Artefakten gefüllt war. "Hier wirst du trainieren und lernen können," sagte er. "Doch zuerst musst du uns deine Kräfte demonstrieren."

In den kommenden Tagen stellte Endar seine Fähigkeiten in verschiedenen Prüfungen unter Beweis. Er meisterte Herausforderungen, die seine Beherrschung der Elemente, seine Telekinese und seine Illusionsmagie testeten. Jeder Test stärkte sein Vertrauen in seine Kräfte und vertiefte sein Verständnis für die Magie.

Eines Abends, nach einem besonders anstrengenden Training, saß Endar mit Meister Arion am Feuer und diskutierte über die Natur der Dunkelheit, der sie begegnet waren. "Die Dunkelheit, die dich angegriffen hat, war kein Zufall," sagte Arion. "Sie sucht dich gezielt, weil sie weiß, dass du eine Bedrohung darstellst. Aber warum wurdest du wiedergeboren? Welche Rolle spielst du in diesem großen Spiel?"

Endar konnte diese Fragen noch nicht beantworten, aber er wusste, dass er auf dem richtigen Weg war. Mit der Unterstützung der Magiergilde und dem Wissen, das er hier erlangen würde, fühlte er sich bereit, den dunklen Mächten entgegenzutreten und die Geheimnisse seiner Wiedergeburt zu entschlüsseln.

Mit jedem Tag wuchs seine Macht, und mit jedem Schritt kam er seinem Schicksal näher. Endar war entschlossen, die Welt vor der drohenden Dunkelheit zu retten und die Wahrheit über seine Wiedergeburt zu enthüllen.