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Kapitel 17 Der grummel Puma

Der Nordblock florierte und die Bewohner wurden sesshafter, aber mit jedem neuen Flüchtling und jeder neuen Information, die sie bekamen, streifte Alex aktiver umher. Min und Gitte bekamen das zu spüren, denn sie hatten immer etwas zu tun. Es wurde zwar darauf geachtet, dass alle ihre Ruhezeiten bekamen, aber trotzdem waren sie oft unterwegs, um Überlebende zu bergen, für Nachschub zu sorgen oder Gebiete auszukundschaften. 

Das es langsam aber sicher kälter wurde, half ihnen gegen die Infizierten. Diese schlossen sich nun immer mehr zu Gruppen zusammen. So wurde die Jagd auf sie einfacher. Im Nu waren die Niederlande zurückerobert, Belgien folgte, dann Frankreich, Spanien und Portugal. Es entstanden Kontakte zur Schweiz, die überlebt hatte und zum Vatikanstaat. So kam Italien hinzu. 

Parallel dazu wurden Teile Deutschlands zurückerobert, zuerst die Hansestädte, dann die Gebiete auf der Rheinseite. Richtung Frankreich, bis hinunter zur Schweiz. Hier wurde der zweite Kontakt hergestellt. Zur ehemaligen Regierung von Deutschland. Viele fragten sich, warum nicht ganz Deutschland zurückerobert wurde. 

Auch Min fragte sich das. Gitte erzählte ihm das dort riesige Schwärme unterwegs waren. Alex öffnete Armeebunker, holte sich die Ressource, die Soldaten dort schlossen sich ihm an und er nutzte das Untergrundnetzwerk der Regierung. Das sich mit Österreich und Bayern abgesichert hatte. Er blockierte das Tor, was aus Bayern kam. Die diplomatischen Aufgaben überließ Alex dem Rat, auch wenn er jetzt öfter an Sitzungen in Kiel teilnehmen musste. 

Gedankenverloren blickte Bettina von der Mauer der Zitadelle hinunter auf die leblose Stadt, leblos schnaubte sie bei dem Gedanken. Versprengte Überlebende und sonst nur noch Infizierte irrten durch die Gassen und klagten ihr Leid. Ihre Gedanken sollten im Hier und Jetzt sein, das sie damals ein idiotisches Glück gehabt hatte, aber gleichzeitig war sie deprimiert. Sie verzieh sich nicht, dass sie Alex damals dort zurückgelassen hatte. 

Seufzend blickte sie weiter auf die Stadt, hinter ihr kamen eilige Schritte näher.

„Bettina, die Funkgeräte, sie empfangen etwas."

Sie schaute zu der Stimme, es war Egon, ein Dompfarrer, er zog eine Augenbraue hoch.

„Wir hören seit Wochen Geistersignale Egon."

Egon war 1,70 groß und ging auf die 80 zu, er trug noch sein Priestergewand.

„ Das ist anders Bettina, das hört sich nach Militär an."

Bettina spuckte über die Mauer auf die Infizierten, die unten an der Mauer herumlungerten. 

„Und was sagen sie?"

„ Nun... mein Englisch ist eingerostet, aber Rita sagte es sind Lageberichte und Zielkoordinaten... von hier..."

„Hier? Egon die Amis von der anderen Seite sind schon lange weg und was hier mal war tummelt sich da unten. Selbst die Banditen trauen sich nicht mehr in die Stadt."

Eine Windböe kam auf und blies ihr ins Gesicht. Sie wünschte sich, dass Egon recht hatte, dass irgendwo jemand überlebt hatte, dass es eine Armee gegeben hatte. Das dieser große Scheißhaufen vorbeiziehen würde.

„Egon wir müssen die nächste Versorgungstour planen..." sie hielt inne, sie glaubte Schüsse zu hören, was selten war.

Egon sah sie an. 

„ Was ist los?"

„ Ich dachte ich hätte.."

Hubschrauber donnerten über sie hinweg in Richtung Stadt, reflexartig hielt sie sich die Ohren zu. Sie war fassungslos. Die Hubschrauber eröffneten das Feuer auf die Infizierten und kreisten über den Gebäuden. Sie sah gepanzerte Fahrzeuge durch die Straßen fahren und auf Infizierte schießen.

Sie sah zu Egon, der auf die Knie gefallen war und betete. 

„Egon, lauf zum Funkgerät und melde dich!"

Er sah sie an, stand auf und eilte davon. Sie wollte ihm folgen, als sie unter sich auf dem Bürgersteig mehrere Soldaten vorbeigehen sah, die die Infizierten erschossen hatten. Sie eskortierten Mike und John.

„Es sind weniger Infizierte als erwartet", kommentierte Mike.

„ Das liegt daran, dass wir den größten Teil im Ruhrgebiet ausgeräuchert haben und weil auf vielfachen Wunsch mehrere Jagdkader von Uther bei uns sind. „ warf John ein und blickte auf die Stadt.

Mike lachte. „Ja, die Jungs sind fix und brutal."

Bettina wollte etwas sagen, doch mehrere Laserpunkte huschten über sie hinweg. Sie hob die Hände.

„Siehst du, ich hab doch gesagt, da sind Leute drin„, kam es von Mike. 

John nickte und sah zu ihr hoch.

„Sie sind jetzt im Nordblock.„ 

Mike lächelte, Bettina starrte Mike an. 

„Ey... du bist doch der Kegelami von Alex... Ich mein... nicht mehr so .. aber ..." 

Mike sah sie an und lachte. 

„Ja das bin ich, dann bist du also Bettinch."

„Bettinchen.." John sah ihn an. 

Mike lachte.

„Bettina, mach die Tür auf, jetzt ist der Scheiß für dich vorbei."

Für sie brach eine Welt zusammen. 

„Aber ... es sind immer noch Leute da draußen ..."

„ Gib die Position durch, wir schicken Leute hin", kam es von Mike.

Egon kam angerannt.

„Bettina.. die reagieren nicht!" 

Er blieb erschrocken stehen und sah die Soldaten an.

John hielt sich sein Handy ans Ohr.

„Wo zum Teufel bist du ... du hast gesagt, du gehst kurz in deine alte Bude ... nein, was meinst du damit, du zeigst ihm noch die Stadt ... nein, du wartest, bis ich da bin ...". John legte auf. 

„Ich sag dir, der hat das nur eingefädelt, um seine Sachen aus der Bude zu kriegen."

Mike lachte. 

„Kümmere du dich um die hier, ich werde dafür sorgen, dass die Katze nicht wegläuft." John schleppte sich mit mehreren Soldaten im Schlepptau davon. Bettina sah ihm entgeistert nach, dann zu Mike. 

„Macht ihr das Tor auf? Dann können wir uns besser unterhalten."

Bettina nickte und ging. Egon folgte ihr.

„ Können wir denen trauen? Was ist, wenn es Banditen sind?" 

Bettina biss sich auf die Lippe. 

„Das glaube ich nicht, Egon, die haben zu viel Ausrüstung dabei. Und der Mann da ..."

In der Zitadelle herrschte helle Aufregung, sie hatte fast hundert Menschen retten können, die sich nun unruhig am Tor versammelten und Bettina anstarrten. Sie hasste es, im Mittelpunkt zu stehen. 

Leise ging sie zum Tor und öffnete es. Mike stand mit 4 Soldaten davor. Er lächelte. 

Egon sah sie an und auch die Leute hinter ihnen.

Mike räusperte sich, zog einen Zettel aus seiner Schutzweste. 

„Im Namen des Nordblocks darf ich sie willkommen heißen. Sie werden in den sicheren Bereich evakuiert und medizinisch versorgt. „Er faltete den Zettel zusammen und steckte ihn ein. 

„Nun, das Offizielle ist vorbei. Wir werden die Stadt säubern und weiter südlich den Rhein entlang gehen und das Gebiet sichern. Die Überlebenden kommen in Auffanglager, wo ihr versorgt werdet und dann, je nachdem wie ihr euch entscheidet, bleibt ihr im Nordblock oder seid frei, in die neue BRD oder die Schweiz zu gehen. „

Bettina kam näher.

„Ihr seid doch keine Banditen, oder? Wir hatten hier schon ein paar, die sich groß aufgespielt haben."

Einige der Leute nickten.

„ Nein, wir sind keine Banditen. Wir sind Flüchtlinge die einen neuen Staat gegründet haben."

„ Aber wie ist das möglich?" fragte eine Frau hinter Bettina.

Mike überlegte.

„ Ich sage mal so, unser Kommandant ist sehr gründlich in seiner Planung."

„ Aha und das sollen wir glauben?"

Mike grinste.

„ Jep.„

Bettina seufzte, sie war es leid sich zu verstecken.

„Komm rein, ich zeige dir auf der Karte, wo die letzten Überlebenden sind, zumindest soweit wir das von vor einer Woche wissen."

Sie drehte sich zu den Leuten um.

„Ich nehme ihr Angebot an, uns fehlt es sowieso an allem und wir müssen auch an die Alten denken."

Egon sah weiter zu Mike, der kramte in seinen Taschen und fand einen Brief, den er Egon reichte.

„Der Papst bittet alle Geistlichen in den Vatikan zu kommen, um sich zu retten. Sie versuchen herauszufinden, wie viele noch da sind."

Egons Augen weiteten sich. 

„Dann sind die Faschisten jetzt an der Macht?", fragte ein Jugendlicher, der ziemlich heruntergekommen aussah.

„ Nein. Der Nordblock wird von einem Rat geleitet der in Koppenhagen sitzt. Ich glaube der Papst war mal bei einer Sitzung dabei..." Mike überlegte und schaute dann zu den Soldaten. 

„ Einmal, aber dann hat er den Bischof und die Nonne dafür abgestellt„, sagte einer der Soldaten. 

„ Ach so." 

„Und wo sind die Zivilisten? Was ist mit anderen Religionen?" fragte der Jugendliche weiter. 

„ Wenn es um Religion geht, sitzt von jeder Religion einer im Rat. In der jetzigen Phase konzentriert sich die Konzentration auf den Norden. Da die Infrastruktur erst wieder aufgebaut werden muss und das geht nicht von heute auf morgen. „

Bettina sah den Jugendlichen an. 

"Jetzt reicht's, du nörgelst schon seit du hier bist. Jetzt, wo die Leute da sind, um uns in Sicherheit zu bringen, passt es dir nicht. „

„Das sind ..."

Mike sah ihn an.

„ Gut. Dann lassen wir dich in der neuen BRD raus oder du versuchst dein Glück auf der anderen Seite des Rheins." 

Bettina driftete gedanklich ab, es kam ihr jetzt wie ein Traum vor, sie zeigte Mike die Karte. Die Menschen wurden in Busse verladen und weggebracht. Zu ihrer eigenen Erleichterung fuhren sie nur zu einem Flugplatz, wo sie in eine Frachtmaschine gesetzt und nach Kiel geflogen wurden, wo alle in ein Auffanglager gebracht wurden. 

Mike hatte nicht gelogen, hier lebten Menschen und sie trafen Zivilisten und andere Überlebende, die alle ähnliche Geschichten erzählten. 

Sie selbst wurde von Kopf bis Fuß untersucht, kein Fleck an ihr wurde übersehen. Sie musste tagelang am Tropf hängen, weil sie unterernährt war. Musste mit Leuten reden, um zu erzählen, was sie erlebt hatte. Irgendwann wurde es ihr zu viel, sie hatte auf der Flucht ihre geliebte vegane Ernährung aufgegeben und alles gegessen um zu überleben. 

Mit einer Infusion im Schlepptau kam sie wieder ins Gespräch, sie sagten, sie hätte Traumata usw., was auch stimmte.

Bettina kam ins gewohnte Zimmer und statt des Arztes saß Babsi am Tisch und strahlte Wärme aus. 

„Hallo! Komm setz dich."

Sie brummte. 

„Wo ist der andere Quaksalber?"

Babsi sah sie an. 

„Dr. Ottowan wurde ein anderer Patient zugeteilt. Er hat sie als schweren Fall eingestuft. Er sagt, sie machen sich Vorwürfe, weil sie ihren Partner verloren haben?" 

Bettina stöhnte auf und setzte sich an den Tisch.

„Ja. Nein. „ Sie atmete schwer aus. 

„Ich hab ihm gesagt Partner wie Arbeitspartner, verstehen sie. Ich habe ihn damals, als es losging, an einer Würstchenbude zurückgelassen, weil ich einen Verletzten gefunden hatte, der sich als Infizierter herausstellte. Ich hab noch gehört, wie die Zentrale gesagt hat, er soll nach Bingen fahren, und dann ging die Hölle los."

Sie sah Babsi an. 

„Wenn ich nicht gegangen wäre, wäre er noch hier..."

Babsi sah sie prüfend an, zog ein Tablet aus der Tasche und rief Bettinas Akte auf. 

„Ah, ich sehe, der Servicepartner. Wie war ihr Verhältnis zu ihm?"

Bettina sah sie verwirrt an. 

„Also nichts Sexuelles, verstehen Sie? Er wurde mir damals als erster Dienstpartner zugeteilt. Ich hatte meine Sporen hinter mir und brauchte keine Aufsicht mehr. Er kam frisch von der Dienststelle zu uns. Nur kurz bei der Polizei."

Babsi schaute sie weiter an. 

„Weiter, hier steht, dass sie immer wieder andere Partner hatten."

Bettina lehnte sich zurück und seufzte.

„Ja, er hat Fortbildungen gemacht, so sinnlos, und dann war er so oft im Bereitschaftsdienst für Demonstrationen und so weiter. Kaum war irgendwo eine Demo. Zack war er da, hat Kurse gemacht für diesen Quatsch, aber er ist nie aufgestiegen. Ich meine, er hatte so viele Qualifikationen. Mehr als ich und ich hatte einen höheren Rang." 

„Warum haben sie dann so oft nach ihm als Partner gefragt?"

Bettina sah sie an. 

„ Ich hab mich sicher gefühlt, auch wenn es blöd klingt. Ich habe Karate gemacht, aber als Frau mitten in der Nacht zu einem Einsatz gerufen zu werden. Die Leute haben vor ihm gekuscht, er war auch ein Riese."

Babsi scrollte durch die Akte. Drückte auf einen Link, schaute sich das Foto an und drehte das Tablet um. Es zeigte Bettina und Alex, als sie noch ein Fleischberg waren, bei einer Fahrzeugkontrolle.

„Ja, das ist er, das ist das Verrückte. Er hat sich nie angenähert."

„Hhmmm.„ Babsi grübelte.

Bettina sah sie an.

„Ich weiß, ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, aber ich habe auch keine Lust, hier ewig zu verrotten ..."

Babsi sah sie an.

„Haben Sie das schon mal gesehen?" 

Sie rief das Bild von John auf, der gerade aus einem Flugzeug gestiegen war.

„ Ja, der war mit seinem Kegelkumpel hier, schien es eilig zu haben. Hat was von einer Katze gesagt."

„Hm.„ Sie sah Bettina an.

„Nun, ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für sie."

„Aha.." 

„ Ihr ehemaliger Partner hat überlebt. „

Sie rief ein Foto von Alex auf, wie er in voller Montur auf einem Humvee stand, drehte es um und zeigte es ihr. Bettinas Augen wurden groß. 

„Kann ich ihn sehen?"

„Das ist die schlechte Nachricht. Er sieht aus wie eine streunende Katze."

Bettina starrte auf das Bild, er war es wirklich. Babsi legte das Tablet vor sich ab, griff nach ihrem Handy und wählte eine Nummer.

„Hallo John, wo bist du gerade?"

Bettina sah Babsi an, hörte aber nicht, was als Antwort kam.

„ Aha ... und wann ungefähr? ... 6 Tage? Okay, verstehe, aber ist das sicher?"

Hinter Bettina ging die Tür auf und sie sah Gitte hereinkommen, sie war erstaunt, wie ähnlich sie Babsi sah.

Babsi legte auf und sah Gitte an.

„Du kannst nicht immer rein kommen wenn ich einen Patienten habe." 

„ Einen Patienten?" Gitte sah zu Bettina und dann zu Tablet. 

„ Sieht eher aus wie Bilder anschauen als Alex in Rom war."

Bettina sah sie weiter an. Babsi seufzte.

„Und woher weißt du das?" 

Gitte deutete auf einen vermummten Soldaten vor dem Auto.

„ Das bin ich und das ist Min und John stand hinter dem, der das Foto gemacht hat."

Bettina kam nicht mit. 

„ Also was willst du Gitte? „

Gitte lächelte.

„ Dich zum Essen abholen und„ sie zeigte auf einen Ring an ihrer Hand. 

Babsi sah sie an. 

„ Einen Ring? „

Gitte grinste. 

Bettina schaute sie weiter an, Babsi schaute sie an. 

„Sechs Tage müssen sie warten, dann gibt es ein Zeitfenster, in dem sie ihn treffen können. So lange müssen sie durchhalten."

„6 Tage..."

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