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Schlechte Nachrichten  

Ein schmerzerfüllter Chor aus Schreien erfüllte das Klassenzimmer, so laut, dass selbst die eigenen Gedanken übertönt wurden. Doch nach wenigen Minuten dieser schrillen Qual erstarb die Geräuschkulisse. Eine gespenstische Stille senkte sich über den Raum, so bedrückend, dass man das leise Rascheln von Grillen hören könnte – wenn es denn welche in der Nähe gäbe.

 

Doch dann wurde diese Stille von etwas noch Unheimlicherem durchbrochen: Ein intensiver, verstörender Gestank von Verwesung und Blut hing in der Luft. Dieser beißende Geruch drängte sich durch die Sinne, und es entstand ein regelrechter Würgechor, der die Stille zerriss. Für einige qualvolle Sekunden hörte man wiederholt Flüssigkeit auf den Boden tropfen, und es schien, als würde das Würgen der Überlebenden die erdrückende Stille durchbrechen.

 

Zwei Erbrechungen folgten kurz nacheinander. Die erste Erbrechende schien sich direkt nach der Stille zu entladen, gefolgt von einer weiteren Welle. Die Tatsache, dass beide Episoden ungefähr gleich lang dauerten, ein ähnliches Volumen hatten und sich auch im Klang unterschieden, ließ Kaiden darauf schließen, dass es außer ihm und Max noch zwei weitere Überlebende gab.

 

Als Kaiden versuchte, aufzustehen, durchzuckte ein stechender Schmerz seinen rechten Arm. Erst jetzt, angesichts des Adrenalins, bemerkte er die Verletzung und konnte nicht genau sagen, wo genau sie sich befand. Er rief nach den anderen beiden um Hilfe und erklärte, dass ihn ein eisernes Rohr getroffen und in seinem Arm stecken gelassen hatte. Er schaffte es nicht, sich alleine zu befreien.

 

Einer der beiden versuchte über die Trümmer zu klettern und näherte sich schließlich. Bei dem Anblick von Kaidens Verletzung wurde ihm jedoch schlecht. Er eilte schnell in die andere Richtung und erbrach sich erneut, dieses Mal in einem Obsidian gefärbten Schwall. Kaiden rief Leon zu und forderte ihn auf, sich zusammenzureißen.

 

Leon wischte sich mit seinem blutverschmierten Hemd die Erbrochenen Reste vom Gesicht und ersetzte sie durch das rote, zähflüssige Blut. Kaiden sagte ihm mit schwerer Atmung, dass er ihn mit dem rechten Arm unter seiner rechten Achsel greifen und mit der

 

Linken Hand seine linke Brust packen sollte. Dann hob Leon ihn vorsichtig hoch und befreite seinen Arm von der eisernen Stange, wobei es laut knackte, und Kaiden vor Schmerzen aufschrie. Der Arm war nun frei, und dicker roter Flüssigkeit tropfte auf den schon beschmutzten Boden.

 

Kaiden nahm sein schneeweißes Shirt in die linke Hand, biss auf den Stoff und zog ihn in einem ruckartigen Ruck nach unten. Sein Kopf riss mit schneller Bewegung nach oben, und er riss eine gerade Linie in sein Shirt. Er wiederholte den Vorgang, bis er einen Streifen hatte, den er Leon gab. Er forderte ihn auf, diesen so fest wie möglich um seinen Arm zu binden. Leon nahm den Streifen und zog ihn fest um Kaidens Arm, was dazu führte, dass das Blut nur noch langsam herausfloss, welches einem langsamen Wasserhahn ähnelte.

 

„Jetzt müssen wir uns um Max kümmern", sagte Kaiden. „Er wurde zwischen Bauch und Rippe durchgestochen." Leon nickte zustimmend. „Aber Max darf das Rohr nicht entfernt werden, sonst wird er innerhalb weniger Minuten verbluten. Verstanden?"

 

Kaiden drehte sich weg und erklärte Leon, er solle die Beine von Max ebenfalls anheben. Kaiden machte sich auf den Weg, um den Zustand der anderen Person zu überprüfen. Er kletterte über die Trümmer und sah nur noch Leichen. Er rief nach der Person, um sicherzugehen, dass sie am Leben war. Eine leise weibliche Stimme antwortete, schwer atmend. Kaiden kletterte zu seiner Rechten über die Trümmer und entdeckte das Mädchen namens April, völlig von Steinen bedeckt.

 

Kaiden wusste, dass es unmöglich sein würde, sie zu retten, wollte aber auch nicht einfach gehen. Er entschied sich, ihr die Wahrheit zu sagen. „April, es tut mir leid, aber du wirst wahrscheinlich in wenigen Minuten sterben. Ich weiß, es ist schwer zu akzeptieren, aber du musst jetzt stark sein."

 

Als Kaiden ihr näher kam bemerkte er, dass April bereits an ihrem Blutverlust gestorben schien. Langsam kniete er sich neben sie und strich sanft über ihre Augenlider, um ihre leblosen Augen zu schließen. Mit leiser und leicht trauriger Stimme sagte er: „Es tut mir leid." Dann erhob er sich und überprüfte seinen eigenen Arm, der kaum noch Blut verlor. Er berührte sein eigenes Gesicht und bemerkte kalten Schweiß auf seiner Haut. Selbst wenn er es wollte, konnte er nicht mehr gerade stehen. Er stützte sich ab, um sich kurz auszuruhen.

 

In Gedanken ging Kaiden den Zustand ihrer kleinen Gruppe durch. Er selbst könnte vielleicht noch ein paar Tage durchhalten, wenn alles gut lief. Auch Leon schien noch einige Tage überlebensfähig zu sein. Doch für Max sah es düster aus. Selbst mit ärztlicher Hilfe wäre seine Aussicht auf Überleben gering. Er musste dringend in ein Krankenhaus gebracht werden.

 

Kaiden wollte gerade sein Handy nehmen, um den Notarzt zu rufen, als er bemerkte, dass eine große Anzahl verschiedener Vögel in ihre Richtung flog. Verwirrt fragte er sich, was Möwen hier taten. Doch dann überlief ihn ein noch intensiverer Schauer von Angst, der von seinem Nacken bis zum Steißbein hinunterlief. Die pure Furcht ließ sein Herz rasen, und er konnte sich selbst nicht mehr beherrschen. Er schien wie eine völlig andere Person.

 

Leon, irritiert von Kaidens seltsamem Verhalten, fragte: „Kai, was ist los?" Doch Kaiden reagierte sofort und drängte Leon, sich sofort ducken. Ein Dutzend Vögel flog plötzlich ins Klassenzimmer und prallte gegen die Wände. Diese Vögel schienen vor Panik zu fliehen, und selbst als sie gegen die Wände krachten, flatterten sie weiter in Richtung der Wände.

 

Leon war noch verwirrter und verstand nicht, was vor sich ging. Kaiden stellte sein eigenes Leben und seine Entscheidungen in Frage und sagte zu Leon, mit blassem Gesicht „Wir werden alle sterben." In Leons Augen schien Kaiden verrückt geworden zu sein.

 

„Wie kannst du so etwas sagen?" schrie Leon und packte Kaidens Arme, wobei sein Daumen in das Loch in Kaidens rechtem Arm eindrang, der in tiefem Purpur verfärbt war. Als er das bemerkte, zuckte er zurück und entschuldigte sich.

 

Kaidens Mimik verfinsterte sich. „Du begreifst es nicht, oder?" fragte er. Leon schüttelte den Kopf, und seine Augen baten darum, die Wahrheit zu erfahren. Kaiden ging zögerlich auf ihn zu, sein Blick wirkte merkwürdig, als er schließlich sprach: „Ein Tsunami ist auf dem Weg."

 

Diese Worte durchdrangen die Stille des Klassenzimmers und ließen Leons Gesicht bleich werden. Die Ernsthaftigkeit in Kaidens Augen machte ihm klar, dass dies keine weitere Panikattacke seines Freundes war. Leon saß für einen Moment regungslos da und starrte Kaiden an, bis die Bedeutung dieser Worte in ihm aufstieg wie eine Flutwelle in seinem eigenen Verstand.