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Plötzlicher Angriff

Die Praeter, von denen zu berichten sich unglaubwürdig anhören mag, enthüllten ihre wahre Natur, als Kaiden die überwältigende Szenerie betrachtete. Der Boden unter ihren Füßen war rätselhaft. Mal fest und doch nachgiebig wie Schlamm, dann wieder so hart, dass man ohne Weiteres darauf laufen konnte. Zuweilen vereinte er scheinbar gegensätzliche Eigenschaften, dehnte sich unter dem Druck aus und verlieh jedem Schritt einen federnden Effekt, vergleichbar mit einem Trampolin. Doch die zukünftigen Soldaten der Akademie waren vor hohlen, instabilen Stellen gewarnt worden, die in die unergründlichen Tiefen des Planeten führten. Betrat man solch eine Stelle, war der sichere Tod besiegelt, denn niemand würde es wagen, nach einem Verschollenen zu suchen.

Als der Sergeant diese Warnung aussprach, verblasste die Spielfreude in den Gesichtern der zuvor noch verspielten Jugendlichen. Sie traten nun vorsichtiger auf den Boden. Jeder achtete sorgfältig darauf, wo er hintrat, und die Geschwindigkeit des Marsches nahm ab. Doch die Verlangsamung schien den Sergeant zu stören, und er brüllte: „Kommen Sie trotzdem verdammt noch mal in die Gänge!" Seine Worte hatten die Wirkung eines unumstößlichen Befehls, dem keiner widerstehen konnte, und plötzlich beschleunigten sie trotz ihrer Ängste.

Es war, als ob dieser Befehl eine unausweichliche Kraft besaß. Während sie weiterhin den Boden im Blick behielten, bemerkte Kaiden, wie einige vor ihnen Bögen um bestimmte Stellen machten, die sie zu meiden schienen. Kaiden beschloss, ganz hinten zu bleiben und die Menschenmenge zu observieren. Auf diese Weise würde er früh genug bemerken, ob eine undichte Stelle vor ihnen lag. Es war vielleicht nicht die moralischste Entscheidung, aber zweifellos die klügste in dieser Situation.

Während er sich auf die Beobachtung konzentrierte, sah er auch andere, die versuchten, sich im Hintergrund zu halten. Darunter befand sich auch der merkwürdige Rothaarige, der scheinbar am Ende der Gruppe verweilte. Dieser starrte Kaiden mit einem ernsten Blick von hinten an, was ihm einen leichten Schauer über den Rücken jagte. Doch er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und analysierte weiterhin die Umgebung und die anderen Rekruten.

Seine weiß-schwarzen Schuhe glitten über den klebrigen, roten Boden, der sich bei jedem Schritt zu verändern schien. Seine Augen nahmen die riesigen, ruinenähnlichen Felsen und die immer enger werdenden Gänge wahr. Sie waren zuvor auf einer weiten Fläche gelaufen, auf der es nichts als diesen rot-weißen Boden gab. Nun aber bewegten sie sich auf eine Richtung zu, gesäumt von riesigen, unnatürlich geformten Felsen. Die Gänge wurden enger und schienen sich von hinten zu schließen, als würden sie sich vor ihnen zusammenschnüren.

Der Gang war noch breit genug, um hindurchzugehen, doch schließlich erreichten sie einen Raum, der etwas größer war. Hier erklärte der Sergeant, dass sie auf sich allein gestellt waren. Um zur Akademie zu gelangen, mussten sie durch das labyrinthartige Höhlensystem navigieren. Die meisten der Jugendlichen waren verwirrt, aber Kaiden erkannte, dass es klüger war, im Hintergrund zu bleiben und aufmerksam zu beobachten.

Kaiden gehörte zu den letzten, die die Klippe hinabkletterten. Er stützte sich fest auf die weiche Felswand und erreichte sicher den Boden. Als er die Krater, die durch die Sprünge der anderen verursacht wurden, berührte, spürte er, wie sich der Boden unter seinen Fingern verfestigte. Es war, als ob er ein seltsames, aber faszinierendes Naturphänomen erlebte.

Während die meisten Schüler eilig den Raum erreichten und verwirrt feststellten, dass der Gang verschlossen war oder nie existiert hatte, realisierte Kaiden, dass die Welt, in der sie sich befanden, nicht den Gesetzen der Physik folgte. Sie mussten lernen, sich an die unberechenbare Umgebung anzupassen.

Einige der Schüler versuchten verzweifelt, den Felsen hinabzuklettern, während andere wie der Sergeant die Klippe hinuntersprangen und dabei Krater im Boden hinterließen. Einige nutzten ihre Fähigkeiten, um sich durch den Boden zu bewegen oder zu fliegen. Während die meisten in Eile in Richtung des Sergeants rannten, stellten sie fest, dass der Weg vor ihnen blockiert war oder nie existiert hatte.

Verwirrt und leicht besorgt standen knapp über hundert angehende Soldaten an diesem unerwarteten Ort. Die Umgebung war warm, obwohl sie sich in einer dunklen Höhle befanden, die normalerweise kälter sein sollte. Doch Kaiden erinnerte sich daran, dass in dieser Welt physikalische Gesetze nicht unbedingt galten.

Während einige Schüler verzweifelt nach Abzweigungen suchten und diesen folgten, wurden die anderen von der Tatsache überwältigt, dass der Pfad zur Akademie nicht so einfach war, wie sie gedacht hatten. Und so begannen sie, sich auf die neue Realität einzustellen und sich auf die bevorstehenden Herausforderungen vorzubereiten.

Erst nach etwa einer Minute schien der Boden sich wieder zu verweichen, woraufhin die Spuren der Krater verschwanden, genau wie die Einwölbungen, die er zuvor mit seinen Fingern erzeugt hatte. Währenddessen, als er all dies beobachtete, begann plötzlich eine weitere große Umformung, die neue Gänge schuf. Dabei schien auch der Boden sich leicht zu bewegen, woraufhin diese wie aus dem Nichts ruckartig in die Tiefe gingen.

Kaiden, der sich nun im freien Fall befand, fuchtelte mit seinen Händen herum, um irgendwie die weiche Wand zu erreichen und seine prothetische Hand hineinzustecken, um Halt zu bekommen und somit seine Fallgeschwindigkeit zu reduzieren. Etwas verzweifelt versuchte er, beim etwas größeren Radius des Loches in die Wand zu schlagen, doch nun war es plötzlich steinhart wie Metall. Verdammt schrie er und versuchte wieder hineinzuschlagen, doch es klappte einfach nicht.

Kurz vor dem Aufprall realisierte er seinen Fehler. Das Material schien weich zu sein, wenn man langsam und sachte hineinging, aber hart, wenn man es schnell und gewaltsam machte. Der freie Fall durchströmte Kaiden mit heißer, fast schon brennender Luft. Sein kurzes Haar schwebte dennoch in der Luft, begleitet von der teuren hellen Kleidung, die noch heißer wurde, besonders sein Rücken. Seine rechte prothetische Hand steckte er wieder in Richtung Wand und konnte gemütlich hineindringen, doch aufgrund des Falles wurde Kaidens Fall sofort durch die gewaltige Gravitation gestoppt, welche die Wand verhärtete und ihn festhielt.

Mit festem Halt und leichten Schwingungen bemerkte er auch, dass es nun ungemein heiß war, fast so, als würden die Sohlen seiner Schuhe anfangen zu brennen. Doch als er hinunterschaute, sah er auch, dass diese scheinbar in Flammen standen, da der Untergrund voll mit heißer, feuriger Flüssigkeit war. Es war keine Lava, sondern reine Flüssigkeit, die brodelte wie ein überhitzter Kochtopf.

Doch zum Glück spürte Kaiden zwar die kochende Hitze, aber sie war nicht zu heiß, da die Prothesen die Schmerzen abdämpften. Es war einem heißen Bad ähnlich. Er versuchte, sich hochzuziehen, doch sein rechter Arm schien festzustecken. Er musste ein paar Minuten warten, bis es sich lockern würde.

Mit der Lockerung spürte er allmählich, wie er seine Arme wieder freier bewegen konnte und zog sich mit langsamen Zügen nach oben, indem er vorsichtig mit Armen und Beinen in die weich eingehenden Wände eindrang. Doch kurz bevor er das Ziel, die obere Höhle, sehen konnte, schloss sich auch diese und erneut bewegte sich alles und formte sich um.

Dabei ertönten hallende, grummelnde Geräusche und die Wand stieß Kaidens eindringende Beine und Arme davon, weshalb er erneut hinunterfiel. Diesmal allerdings nur ein paar Meter, da sich ein neuer Boden bildete und Kaiden auffing. Doch nicht fürsorglich, im Gegenteil, als die Masse mit schneller Geschwindigkeit auf den Boden prallte, schien sein Rücken gebrochen und er bekam Atemnot.

Kaiden rang verzweifelt nach Atem, doch das einzige Geräusch, das er hörte, war das Stöhnen seiner erschöpften Lungen, die sich zuerst wie gelähmt anfühlten. Die Flüssigkeit, die rasch von seinem Rücken auszuströmen schien, beruhigte sich allmählich, und nach einer kurzen Ruhepause konnte er sich wieder aufrichten. Doch in genau dem Moment, als er aufstand und endlich nach Luft schnappte, eilte eine unbekannte Gestalt auf ihn zu und warf ein Messer in Kaidens Bein. Doch das Messer prallte schnell ab, aufgrund des harten Materials, aus dem sein Bein gefertigt war. Es schien, als sei der Angreifer jemand wie er selbst, doch warum griff er an?

Mit diesen Gedanken sprang der Fremde sofort auf Kaiden zu und zog ein noch größeres Schwert hervor, das er auf ihn richtete und herabsausen ließ. Blut spritzte über den blau-schwarzen Boden und mischte sich zu einem dunklen, violetten Muster. Doch es war nicht viel, denn der Schnitt hatte nur leicht Kaidens linke Schulter getroffen. Kaiden griff mit seiner rechten Hand an die Schnittwunde und betrachtete seine Hand, um zu prüfen, ob die Blutung stark war. Zum Glück verfehlte der Attentäter sein Ziel nur knapp um wenige Zentimeter.

Die Atmosphäre wurde etwas kühler, blieb aber dennoch warm und angespannt. Die beiden Männer – der eine verwirrt, der andere nervös, aber entschlossen zu töten – starrten sich mit ernstem Blick an. Der Angreifer schien Blut aus seinem Arm zu verlieren, doch kurz darauf zog er ein Schwert hervor, dieses Mal ein Katana, aus dem Nichts.

Mit einem kraftvollen Sprint stürmte er impulsiv durch den sich immer enger werdenden Spalt auf Kaiden zu. Kaiden wartete gefasst darauf, den Angriff mit seiner rechten Prothese abzuwehren. Doch kurz bevor dies geschehen konnte, schien sich die Höhle erneut zu bewegen, und die Enge verwandelte sich in eine Barriere zwischen den beiden.

Kaiden, geschwächt und abwartend, stand da. Doch das einzige Geräusch, das er hörte, war der Schrei des Schmerzes, als der Angreifer vom verengten Spalt eingeklemmt wurde. Blut spritzte in Richtung von Kaidens Körper und färbte erneut die bläuliche Fläche violett.

Kaiden schien aus unerklärlichen Gründen immer schwächer zu werden. Er begann kalten Schweiß zu produzieren und spürte, wie seine Schulter pochte und anschwoll. Mit dieser Erkenntnis schienen auch seine geschwächten Augenlider gegen das Schließen anzukämpfen, doch es war aussichtslos. Nach nur wenigen Sekunden des Auf- und Abschwellens schlossen sich seine Augen vollständig. Kurz bevor dies geschah, sah er einen schwammigen weißen Text auf einem grellen hellblauen Hintergrund.

<Synchronisation läuft…>

<Erfolgreich >

<Identifiziere anorganische Substanzen als Fremdkörper>

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