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Short Stories: Horror

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TTC_Note · Horror
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8 Chs

Thalassophobie[Ger.]

Louis stand am Rand der Klippe, das Geräusch der Wellen, die gegen die Felsen schlugen, hallte in seinen Ohren wider. Sein blondes Haar flatterte im Wind, während er starr auf das endlose Blau unter ihm blickte. Eine Mischung aus Angst und Faszination fesselte ihn. Thalassophobie - die tiefe, irrationale Angst vor großen Gewässern - hatte ihn seit seiner Kindheit begleitet, doch irgendetwas an diesem Ort zog ihn unwiderstehlich an.

Seine Großmutter hatte ihm oft Geschichten erzählt, die seine Angst vor dem Meer noch verstärkt hatten. "Louis, geh niemals allein zum Meer", hatte sie gewarnt. "Es hat eine dunkle Seele und verlangt manchmal nach Opfern." Als Kind hatte er diese Geschichten als Märchen abgetan, doch nun, als erwachsener Mann, fand er sich wieder an diesem seltsamen Ort, getrieben von einer unerklärlichen Sehnsucht.

Seit Wochen hatte Louis Albträume gehabt, in denen er von einer unheimlichen Stimme gerufen wurde, die ihm sagte, dass er kommen müsse. Zuerst hatte er diese Träume ignoriert, sie als Resultat von Stress und Erschöpfung abgetan. Aber die Träume wurden immer intensiver, und die Stimme immer dringlicher, bis er schließlich beschloss, nachzugeben und der Quelle seiner Albträume nachzugehen.

Heute hatte er die Warnung seiner Großmutter ignoriert und war allein zur Küste gefahren. Der schmale Pfad, der zur Klippe führte, war überwuchert und selten begangen. Je näher er dem Meer kam, desto lauter wurde das Flüstern in seinem Kopf, bis es fast unerträglich war.

Ein kühler Schauer lief ihm über den Rücken, als er sich umdrehte und den schmalen Pfad entlangging, der zur kleinen Bucht unterhalb der Klippe führte. Jeder Schritt fühlte sich schwer an, als ob unsichtbare Hände ihn zurückhalten wollten. Doch die Neugier trieb ihn weiter, tiefer in die Dunkelheit, die sich unter der Oberfläche des Wassers verbarg.

Als er die Bucht erreichte, bemerkte er die ungewöhnliche Stille. Kein Vogelgezwitscher, kein Rascheln der Blätter, nur das gedämpfte Rauschen des Ozeans. Er trat näher an die Wasserlinie heran, seine Füße versanken im feuchten Sand. Der Geruch von Salz und Tang war überwältigend.

Plötzlich bemerkte er etwas im Wasser, einen Schatten, der sich unter der Oberfläche bewegte. Louis erstarrte, seine Thalassophobie ergriff Besitz von ihm. Doch bevor er sich abwenden konnte, brach die Wasseroberfläche auf und eine schreckliche Gestalt tauchte auf.

Es war eine Kreatur, halb Mensch, halb Fisch, mit schuppiger, grauer Haut und leeren, schwarzen Augen. Sie starrte ihn an, und ein verzerrtes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Louis spürte, wie seine Beine nachgaben, und er fiel rücklings in den Sand.

Die Kreatur kroch langsam aus dem Wasser, ihre Bewegungen waren unnatürlich und grotesk. "Louis", flüsterte sie mit einer Stimme, die sich wie Nägel auf einer Tafel anhörte. "Du bist gekommen."

Er wollte schreien, doch kein Laut kam über seine Lippen. Die Kreatur kam näher, und er spürte ihre kalte, schleimige Hand auf seiner Wange. "Die See hat dich gerufen", sagte sie, "und jetzt gehörst du ihr."

Mit einem letzten, verzweifelten Aufbäumen versuchte Louis, sich loszureißen, doch es war zu spät. Die Kreatur zog ihn mit sich ins Wasser, und die eisigen Wellen verschlangen ihn. Das letzte, was er sah, waren die dunklen Augen der Kreatur, die in die Tiefen des Ozeans hinabzogen.

Die Bucht war wieder still, als ob nichts geschehen wäre. Nur die leisen Wellen, die sanft an den Strand schlugen, erinnerten an das unheimliche Ereignis. Louis war verschwunden, und das Meer hatte sein Opfer erhalten.

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Louis wachte schweißgebadet in seinem Bett auf. Sein Herz raste und sein Körper zitterte unkontrolliert. Der Traum hatte sich so real angefühlt, dass er Mühe hatte, die Realität von der Fiktion zu unterscheiden. Er setzte sich auf und rieb sich die Augen, um die letzten Spuren der Dunkelheit zu vertreiben. Doch das Flüstern war noch da. Es war leiser geworden, aber immer noch präsent.

Er versuchte, sich zu beruhigen, indem er tief durchatmete. "Es war nur ein Traum", murmelte er zu sich selbst. "Nur ein Traum." Aber irgendetwas in ihm wusste, dass es mehr als das war. Er spürte eine unheimliche Verbindung zu dem Ort, den er in seinem Traum gesehen hatte.

Louis beschloss, die Sache zu recherchieren. Er verbrachte den nächsten Tag damit, alte Karten und Aufzeichnungen über die Küste und die Bucht zu studieren. Je mehr er las, desto beunruhigender wurden die Informationen. Es gab Berichte über verschwundene Menschen, die zuletzt in der Nähe der Bucht gesehen worden waren. Alte Seefahrersagen und Legenden erzählten von seltsamen Kreaturen, die die Tiefen des Ozeans bewohnten.

Seine Nachforschungen führten ihn schließlich zu einer alten Bibliothek, wo er auf ein verstaubtes Buch stieß, das die Geschichte der Region und ihre Mythen detailliert beschrieb. Das Buch enthielt Zeichnungen und Beschreibungen von Kreaturen, die den seinen Albträumen ähnelten. Es gab sogar eine Zeichnung der Bucht, die ihm vertraut vorkam. Das Bild zeigte eine Kreatur, die aus dem Wasser auftauchte und einen unglücklichen Seemann in die Tiefen zog.

Louis fühlte, wie sich ein Knoten in seinem Magen bildete. Es schien, als ob die Legenden wahr waren und dass er auf etwas gestoßen war, das besser verborgen geblieben wäre. Doch trotz seiner wachsenden Angst konnte er die Neugier nicht unterdrücken, die ihn dazu brachte, tiefer in die Geheimnisse der Bucht einzutauchen.

Am nächsten Morgen machte er sich erneut auf den Weg zur Küste. Diesmal war er besser vorbereitet, bewaffnet mit einer Taschenlampe, einem Seil und einem kleinen Messer. Als er die Bucht erreichte, schien die Welt still zu stehen. Die Stille war fast greifbar, und das Wasser lag ruhig da, als ob es auf ihn wartete.

Er begann, die Bucht zu erkunden und nach Hinweisen auf die Kreatur zu suchen, die er in seinen Träumen gesehen hatte. Seine Schritte führten ihn zu einer Höhle am Rande der Bucht, deren Eingang teilweise vom Wasser verborgen war. Mit klopfendem Herzen und schweißnassen Händen betrat er die dunkle Höhle.

Das Innere war feucht und kalt, und das Geräusch seiner Schritte hallte unheimlich wider. Die Taschenlampe warf zuckende Schatten an die Wände, die wie lebendige Wesen schienen. Plötzlich stolperte er über etwas und fiel der Länge nach hin. Als er sich aufrappelte, sah er, dass er über einen alten, verrosteten Anker gestolpert war, der halb im Boden vergraben war.

Louis untersuchte den Anker und bemerkte, dass er nicht allein war. Überall in der Höhle lagen Überreste von Schiffen und Gegenständen, die vom Meer angespült worden waren. Es war, als ob die Höhle ein Friedhof für verlorene Dinge war, die das Meer verschlungen hatte.

Als er tiefer in die Höhle eindrang, entdeckte er schließlich etwas, das ihn erstarren ließ. An der hinteren Wand der Höhle war ein großes Relief in den Stein gemeißelt. Es zeigte eine Kreatur, die der aus seinen Träumen erschreckend ähnelte. Die Augen der Kreatur schienen ihm in die Seele zu blicken, und das verzerrte Lächeln auf ihren Lippen schien ihn zu verspotten.

Plötzlich hörte er hinter sich ein Geräusch. Er wirbelte herum und leuchtete mit der Taschenlampe in die Dunkelheit, doch da war nichts. Sein Herz raste und sein Atem ging stoßweise. Er wusste, dass er hier nicht allein war.

"Louis", flüsterte eine vertraute Stimme. Er erstarrte, als die Stimme in seinem Kopf widerhallte. Es war die gleiche Stimme aus seinen Träumen.

"Wer ist da?", rief er, seine Stimme zitterte. Doch statt einer Antwort hörte er nur ein leises Kichern, das von den Wänden der Höhle widerhallte.

Plötzlich spürte er eine kalte Hand auf seiner Schulter. Er drehte sich um und sah direkt in die schwarzen Augen der Kreatur. Sie war genau so, wie er sie in seinen Träumen gesehen hatte, mit schuppiger, grauer Haut und einem verzerrten Lächeln.

"Du bist gekommen", flüsterte sie und ihr Atem roch nach Salz und Verfall. "Die See hat dich gerufen."

Louis wollte schreien, doch kein Laut kam über seine Lippen. Die Kreatur zog ihn näher und er spürte ihre kalten Finger, die sich um seinen Arm schlossen. "Jetzt gehörst du der See", sagte sie und begann