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Wo die Liebe hinfällt

Früh in der Nacht schickte mich der Prinz mit einer Kutsche und seinem am meisten loyalem Berater aus dem Osttor. Wir drehten in weiter Entfernung zur Stadt eine Runde und hielten dann westlich von ihr Tief im Wald auf. Dort spannte er die beiden Pferde aus der Kutsche. Den Rest kann ich Ihnen überlassen? Fragte er mich. Natürlich. Antwortete ich ihm. Dann schwang er sich auf das erste Pferd und nahm die Zügel des anderen und ritt zurück ins Schloss. Ich war so Tief im Wald, dass selbst wenn Kaleon die Kutsche, um mich abholen, in der Nacht los schickt, kommen wir erst nach Morgengrauen in der Stadt an. Aber bevor das geschehen konnte musste ich dafür sorgen, dass es hier nach einem Unfall aussieht wenn die anderen Ritter kommen um mich aufzulesen.

Ich verwandelte mich also zurück und gab der Kutsche einen kleinen Hieb mit meinem Schwanz. Sehr schön! Dachte ich mir als ich mein Werk betrachtete. Tür im Arsch, Rad fehlt und die Aufhängung der Pferde ist abgerissen. Jetzt muss ich nur noch ein Monster finden, dass das gemacht haben könnte und Tot daneben platzieren. Ich begann zu überlegen´. Ein Bär? Nein. Ein Eber? Eher auch nicht. Wölfe, Goblins, Greife, Oger… Vielleicht das letztere. Jetzt hab ich es! Eine Riesenschlange! Also flog ich schnell los, tötete eines dieser Schlangenmonster, indem ich ihr den Kopf sauber abtrennte. Dann nahm ich Kopf und Körper mit und platzierte sie in der Nähe der Kutsche. Ich betrachtete mein Werk erneut. Irgendwas fehlt da noch. Ach so ja! Ich knickte noch zwei Bäume um, damit es mehr nach einem Kampf aussah. Perfekt! Ein schön inszenierter Tatort. Um glaubwürdig zu wirken, dass ich das Biest erlegt hatte verwandelte ich einen Stock in ein Großschwert.

Dann wartete ich in meiner Menschengestalt am Wegesrand. Warten ist wirklich unglaublich langweilig. Ich wünschte ich hätte Irgendetwas zu tun. Vor langer weile begann ich mit Magie zu experimentieren. Nach Telepathie kommt nun Telekinese ist doch klar. Aber so richtig funktionierte das nicht. Sich eine Verbindung zu einem Gegenstand mit Magie vorzustellen ist einfach. Aber seine Magie dazu zu bringen den Gegenstand zu erreichen. Ich glaube daran werde ich noch viel üben müssen. Nach einiger Zeit traf dann auch endlich die Kutsche ein. Die Ritter der Eskorte waren schockiert über den Anblick, der sich ihnen bot. Es ist doch schön, wenn Leute die Arbeit von einem zu würdigen wissen. Dachte ich mir.

Ich bin Prinz Zymeth Yuhatsu zukünftiger Gemahl der Prinzessin Celine Lunier. Es freut mich Eure Bekanntschaft zu machen. Stellte ich mich den Rittern vor. Meinen Nachnamen hatte sich übrigens auch die Prinzessin ausgedacht. Es ist nett von Euch, dass Ihr so Zahlreich erschienen seid aber eine Eskorte ist eigentlich überflüssig. Aber wie ihr seht hat das Biest meine Kutsche erwischt. Ich wäre Euch Dankbar, wenn ihr die Kutsche wenden und mich zu meinem Zielort bringen würdet. Sagte ich gelassen mit kräftiger und selbstbewusster Stimme. Sehr wohl mein Herr. Sagte der Kommandant der Truppe. Wenden! Rief er dem Kutscher zu, während er selber vom Pferd stieg. Als die Kutsche zum Stillstand kam öffnete er mir persönlich die Tür. Bitte. Sagte er und machte eine tiefe Verbeugung. Ich bedankte mich und stieg ein. Dann machten wir uns auf den Weg.

So viel Aufwand. Dachte ich mir als ich in der Kutsche saß. Aber wer königlich wirken will Der muss auch nach außen hin königlich auftreten. Dann erreichten wir endlich die Stadt und letztlich auch das Schloss. Der Empfang als ich aus der Kutsche stieg war gnadenlos übertrieben. Ich wurde gefeiert wie ein Held, der gerade siegreich aus einer großen Schlacht zurückgekehrt war. Der Hauptmann der Wache hielt eine kurze Ansprache zu meiner Begrüßung, nach welcher ich für die offizielle Vorstellungszeremonie in den Thronsaal geführt wurde. Dort waren viele Adlige versammelt. Kaleon stellte mich allen in einer Rede offiziell vor und gab zugleich den Grund für meinen Aufenthalt und die Verlobung mit Celine bekannt. Diese Information war ein schock für einige der Adligen, die gehofft hatten ihre Söhne mit der Prinzessin zu verheiraten. Danach wechselte die Gesellschaft vom Thronsaal in einen Ballsaal, wo eine Gruppe Musiker sanfte und leichte Tanzmusik spielten. Es war alles schön dekoriert und ein riesiger Tisch mit einem gewaltigen Buffet lud zum Essen ein. Ich war erstaunt, nicht etwa über die Aufmachung sondern darüber, dass Kaleon dies an nur einem Tag geschafft hatte zu organisieren.

Die Prinzessin kam im Ballsaal auf mich zu. Das aktive und ungestüme Mädchen, dass ich bisher kannte war nicht anwesend. Vor mir stand eine wohlerzogene und beispielhafte Prinzessin eines Königreichs. In einem wundervollen, langen, roten Kleid. Ihr Haar war glänzend gepflegt und ihre Augen strahlten heller als die Saphire in ihrer Halskette, mit denen sie die Farbe teilten. Sie stellte sich mir vor und verbeugte sich vornehm. Dabei erreichte mich der süße und liebliche Duft, der sie umgab. Nachdem ich mein staunen überwunden hatte verbeugte ich mich auch vor Ihr und stellte mich vor. Dann nahm ich ihre Hand. Darf ich um diesen Tanz bitten? Fragte ich sie aufrichtig. Mit vergnügen sagte sie und Hand in Hand gingen wir auf die Tanzfläche.

Ich hatte in meinen alten leben zwar gelernt zu Tanzen aber hatte nie viel Praxis. Und da war ich nun, unsicher ob ich mit ihr den Tanz aus meiner Welt durchführen könnte. Aber es gab kein zurück mehr wir standen bereits mitten auf der Tanzfläche. Ich wusste genau, dass ein Fehler einen Schlechten Eindruck auf uns beide werfen würde. Meine ersten Schritte waren zögerlich. Aber sie vertraute mir völlig, lies mich führen und folgte genaustens meinen Schritten. Sie war ein Naturtalent und schnell war meine Unsicherheit verflogen. Mit jedem Schritt den wir taten wurden unsere Bewegungen flüssiger bis wir schließlich als eine Einheit tanzten. Die anderen hatten die Tanzfläche geräumt und sahen und beim Tanzen zu. Aber mein Fokus war einzig und allein auf meiner Partnerin und der Musik.

Als die Musik verhallte kamen auch wir zum Ende des Tanzes und verharrten einen Moment in dieser Position. Alle Anwesenden applaudierten. Dann lösten wir uns und verbeugten uns voreinander. Dann nahm ich erneut ihre Hand und führte sie zum Buffet, wo ich einen Drink in eines dieser extravaganten Gläser füllte und ihr überreicht. Die Musik spielte erneut und die anderen Gäste begannen auch zu tanzen. Dann füllte ich ein Glas für mich selbst. Auf uns! Sagte ich und stieß mit Celine an. Auf uns. Sagte sie mir nach und trank.

Sie war umwerfend. Kaum zu glauben, dass dies der Wildfang war, der die Regeln ihrer Eltern und ihres Bruders so oft missachtet hat. Mir scheint als hätte ich sie vollends unterschätzt. Ich kannte ja bisher nur diese eine Seite von ihr. Ich frage mich mit was sie mich als nächstes überraschen wird. Dachte ich mir während auch ich aus dem Glas trank. Das ist ja Wein! Dachte ich und war schockiert. Celine ist erst 10 und ich sehe aus wie 15, nun ja solange wir es bei einem Glas belassen wird das schon in Ordnung gehen.

Celine hing sich in meinen Arm ein, nachdem sie ihr Glas ausgetrunken und weggestellt hatte. Wollen wir noch ein bisschen Tanzen? Fragte sie mich. Sehr gerne sagte ich und stellte mein Glas auch auf den Tisch. Wir tanzten, aßen und stellten uns den unangenehmen Fragen der neugierigen Adligen den ganzen Tag lang. Die ganze Zeit über wich Celine nicht von meiner Seite. Am Ende des Abends gingen alle Gäste nach Hause zurück und es kehrte ein wenig Ruhe ein. Es war lange her, dass ich von einem Tag so geschafft war wie von diesem. Auch Celine war ziemlich fertig und schlief fast an meiner Schulter ein.

Wir bringen sie lieber zu Bett. Schlug Kaleon vor. Das wird wohl das Beste sein. Stimmte ich ihm zu. Gemeinsam, mit zwei Mägden, gingen wir zu ihren Gemächern. Dort setzt ich sie auf ihr Bett. Gute Nacht. Sagte ich sanft zu ihr und verließ den Raum. Davor stand noch immer Kaleon und wartete auf mich. Die Mägde kümmern sich schon um sie. Sagte er. Ach, darum mach ich mir keine Gedanken. Sagte ich zu ihm. Um was machst Du dir dann Gedanken? Fragte er mit ernster Stimme. Nicht hier. Hier gibt es zu viele Ohren. Komm gehen wir ein Stück. Sagte ich zu Kaleon. Als wir draußen im Schlossgarten angekommen waren konnten wir ungestört reden.

Also? Sagte er fragend. Celine scheint nicht nur so zu tun als wolle sie mich Heiraten. Sagte ich ihm gestehend. Das sehe ich genauso. Antwortete er mir. Und was wirst Du tun? Fragte er mich mit einem Unterton, als wolle er meine Loyalität prüfen. Ich weiß es nicht. Ich mag sie auch. Aber ich bin mir einfach nicht sicher ob es Richtig ist. Immerhin ist sie ein Mensch und ich ein Drache. Ich hatte auch schon mit ihr darüber gesprochen und sie meinte, dass es für sie kein Problem ist. Erklärte ich ihm und machte eine kurze Pause. Was sagst Du, als ihr Bruder, dazu? Fragte ich. Ich sage dazu gar nichts. Ich mische mich nicht in die Gefühle oder Beziehung meiner Schwester ein. Meinte er. Aber solltest Du nur mit ihr spielen und ihr Herz brechen, dann werde ich Dich eigenhändig töten. Sagt er mit verflucht ernster Stimme. Dann stand er auf und ging zurück ins Schloss.

Ich legte mich auf den Rücken ins Gras und sah in den Sternenhimmel. Die kalte Luft des Frühlingsabends wehte über mich. Ich dachte darüber nach, wie ich mich in meinem letzten Leben nach den Gefühl des Vertrauens und bedingungsloser Liebe gesehnt hatte. Ein Gefühl das mir die Prinzessin an diesem Abend klar und deutlich entgegengebracht hatte. Soll ich diese Chance nutzen, so verrückt sie auch sein mag? Oder werde ich der Vernunft weichen? Fragte ich mich. Doch innerlich wusste ich, dass ich mich bereits entschieden hatte. Ich stand auf und ging in meinen Schuppen. Dann verwandelte mich zurück, legte mich hin und schlief ein.