Am Tag meines Ritterschlags verbrachte ich den ganzen Vormittag mit Celine zusammen. Sie nutzte die Zeit um mir ein paar übliche Tänze beizubringen. Die ganzen Bediensteten des Schlosses waren fürchterlich beschäftigt die Zeremonie vorzubereiten. Diese ganze Hektik um ich herum machte mich fast irre. Nach dem Mittag begann dann auch der Vorbereitungsstress für mich. Celine half mir dabei eine geeignete Rüstung zu erstellen und ein Outfit für die Feier danach auszusuchen. Sie sagte mir auch wie die Zeremonie ablaufen würde und was von mir erwartet würde. Dann war es so weit der Adel und alle hochrangigen Ritter waren bereits im Thronsaal versammelt und ich stand vor der großen verschlossenen Metalltür und wartete auf meinen Auftritt. Ich hörte wie Kaleons Berater mich ankündigte. Dann wurde die große Tür von ein paar Bediensteten aufgeschoben. Sie öffnete sich mit einem tiefen metallisch schleifenden Geräusch.
Im Thronsaal lag ein breiter roter Teppich mit wundervollen goldenen Verzierungen. Rechts und links vom ihm standen die hochrangigen Ritter in ihren glänzenden Rüstungen. Hinter ihnen waren die Adligen in den schönsten und auffälligsten Sachen, die sie finden konnten. Über ihnen an den Wänden hingen große Flaggen des Königreiche. Am Ende des Teppichs wartete Kaleon, der vor seinem Thron stand. Mit sicheren, schweren und langsamen Schritten ging ich stolz und mit erhobene Haupt auf Ihn und den Thron zu. Die Geräusche meiner schweren Plattenstiefel wurden leicht vom roten Teppich gedämpft. Doch die schleifenden und klappernden Klänge der metallischen Gelenke meiner Rüstung und das scheppern meines darunter befindlichen Kettenhemdes hallten durch den totenstillen Thronsaal. Als ich vor König Kaleon stand zog ich langsam und bedacht mein Schwert aus der Scheide. Dann kniete ich nieder und stellte das Schwert mit seiner Spitze, direkt vor mir, auf den grauen Steinboden. Dann schloss ich die Augen und begann meinen Schwur aufzusagen.
Ich schwöre, bei der Göttin Leneth, mein Schwert und Leben zum Schutz von Land und Volk einzusetzen. Mein Schwert wird all jene richten die den Frieden bedrohen, ganz gleich ob es sich dabei um einen Feind von Außerhalb oder um Tyrannei und Unterdrückung von Innerhalb handelt. Mein Schild wird all jene schützen die es selbst nicht können. Und mein Körper wird voranschreiten und allen einen Weg in eine bessere Zukunft weisen.
Schwor ich laut, klar und deutlich. In meinem altem Leben hatte ich gelernt niemals leichtfertig einen Schwur zu leisten. Doch dies war ein Schwur, den ich guten Gewissens leisten konnte, aber keiner den die Ritter normalerweise ablegen. Normalerweise Schwören sie König und Land die Treue. Aber dies konnte ich einfach nicht. Nicht nur war die Zukunft dieses Landen ungewiss, sondern auch die Führung war in den Händen eines viel zu jungen und unerfahrenen Königs. Die anwesenden begannen miteinander zu tuscheln und murmeln. Dann fuhr ein Licht von der Decke auf mich hinab. Ich kniete noch immer auf dem steinernen Boden. Das Wappen von Leneth, auf meiner Brust, begann ebenfalls leicht zu leuchten. Eine schemenhafte Gestalt erschien vor mir. Schlagartig war es wieder totenstille im Saal. Nun war es nicht nur ich allein der nieder kniete. Alle, selbst König Kaleon, waren auf die Knie gegangen. Ich habe deinen Schwur vernommen, Zymeth. Sagte die Schemenhafte Gestalt. Es war die Stimme von Leneth, die ich vernahm, wie immer war sie voller Liebe und Güte und wärmte mir die Seele nur dadurch, dass ich sie hörte. Halte an ihm fest und schreite unbeirrt voran. Ab heute bist Du mein wandelnder Wille auf dieser Welt, meine Stimme und rechte Hand, mein Heiliger Ritter! Sagte Leneth und legte ihre Hand auf meinen Kopf. Als sie mich berührte spürte ich wie mich reine Lebensenergie erfüllte, dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich. In diesem Moment fühlte ich mich wie eine uneinnehmbare Festung hoch in den Wolken. Nun erhebe dich Zymeth und gehe stolz deinen Weg! Sagte Leneth und ihre Worte verhallten im Thronsaal, während das Licht und ihre Gestalt verblassten.
Nachdem sie verschwunden war und Stille in den Thronsaal zurückkehrte erhoben sich alle Anwesenden, außer mir, wieder. Sie waren sprachlos über das was sich gerade vor ihnen ereignet hatte. Selbst Kaleon hatte völlig vergessen weswegen wir hier waren. Hey! Flüsterte ich ihm auffordernd zu. Er kam wieder zur Besinnung und räusperte sich. Dadurch hatten wir auch wieder die Aufmerksamkeit der anderen Anwesenden. Dann zog er sein Schwert und legte es flach auf meine Schulter. Wir Alle haben das Wort der Göttin vernommen! Erhebe dich in ihrem Namen, Heiliger Ritter Zymeth und gehe den Weg, der Dir von der Göttin bestimmt wurde! Sagte Kaleon mit improvisierten, kurzen Worten und steckte sein Schwert wieder ein. Daraufhin erhob ich mich langsam, verbeugte ich mich noch einmal vor Ihm und verließ behutsamen Schrittes den Saal. Nach diesem Erlebnis sammelten sich alle erst einmal wieder. Doch viel Zeit blieb ihnen nicht, denn die Siegesfeier stand in kürze an. Und die meisten von ihnen mussten sich dafür noch umziehen.
Im Licht der Dämmerung fanden sich alle am Marktplatz ein. Die Stände der Händler wurden abgebaut, bis auf einige wenige an denen nun Essen und Trinken von den Gasthäusern verkauft wurde. Der Rest des Platzes wurde mit schlichten hölzernen Bänken und Tischen gefüllt. Auch gab es eine kleine Bühne für die Ansprache von Kaleon. Später wurde sie dann von einer Gruppe Musikern genutzt, die den ganzen Abend lang, bis tief in die Nacht hinein, für uns spielten. Bei der Feier sah ich alle Schichten der Bevölkerung, bis auf die Armen und die Sklaven. Ich sollte mir so bald wie möglich eine dauerhafte Lösung für sie einfallen lassen. Auch sie sind Teil der Bevölkerung und haben ein Recht darauf an solchen Veranstaltungen teilzunehmen. Dachte ich mir an diesem Abend.
Celine war den ganzen Abend lang an meiner Seite. Wir tanzten, aßen und tranken die ganze Nacht. Die Gasthäuser tischten ihre besten Gerichte auf und schenkten einen Humpen Bier nach dem anderen aus, oder Gläser mit Wein für die mit etwas mehr Geld. Wir hatten viel Spaß, alberten herum und genossen den Abend. So etwas wie ein Alkoholverbot für Jugendliche gab es in dieser Welt nicht, also tranken auch Celine und ich eine beträchtliche Menge. Mich beschlich recht schnell der Gedanke, dass das keine gute Idee war. Aber was sollte schon passieren? Dachte ich mir. Nun, was am Ende des Abend geschehen war kann ich auch nicht mit Sicherheit sagen. Ich kann nur mit Sicherheit sagen, dass ich irgendwie in mein Bett gekommen sein muss, denn das war der Ort an dem ich aufwachte. Und ich war nicht allein, auch Celine schien irgendwie den weg in mein Bett gefunden zu haben.
Als ich realisierte, dass ich nicht mehr wusste was in der letzten Nacht geschehen war, riss ich angespannt die Bettdecke zur Seite. Ich war augenblicklich hell wach. Als ich sah, dass wir beiden noch alle Sachen an hatten fiel ich zurück ins Kissen und entspannte mich wieder. Ich zog die Bettdecke bis zu meinem Hals hoch und murmelte mich wieder in die Wärme des Bettes. Celine war noch immer am schlafen, schien aber die kalte Luft gespürt zu haben, denn sie rückte unbewusst sofort an mich heran um sich zu wärmen. Ich legte meinen Arm um sie in schloss meine Augen. Es dauerte nicht lange, dann war ich wieder eingeschlafen. Als ich das nächste mal geweckt wurde, sah ich in zwei große blaue Augen, die mich glücklich ansahen. Guten Morgen. Sagte ich liebevoll zu ihr, zog meine Hand unter der Bettdecke hervor und strich mit ihr durch Celines wunderschönes Haar, dass vom schlafen noch ziemlich zerzaust war.
In den nächsten Tagen kehrte die Normalität in das Leben der Bevölkerung zurück und wir gingen alle unserem Tageswerk nach. Dadurch, dass ich nun nicht mehr an der Ritterausbildung teilnehmen musste, konnte ich mehr Zeit in der Bibliothek der Akademie verbringen. Aber auch an Celines Tagesablauf hatte sich etwas verändert. Sie übte jeden Nachmittag den Umgang mit dem Bogen. Ich hinterfragte das Ganze nicht und war nur froh darüber, dass sie ein Hobby für sich gefunden hatte in das sie sich so richtig hineinsteigerte. So verbrachten wir die nächsten Wochen, natürlich vergaß ich nicht, mir den Schatz vom König von Gozzer zu holen. Der Großteil war nur Gerümpel aber es waren auch einige magische Waffen dabei. Darunter auch ein Bogen, den ich Celine zum Geschenk machte. Auch kehrte ich dazu zurück für die Abenteurergilde zu arbeiten. Ich war nur noch einige Aufträge vom nächsten Rang entfernt. Aber mein wichtigstes nächstes Ziel war es mich um die Armen und Sklaven im Königreich zu kümmern. Dafür musste ich mit Kaleon und seinem Berater zusammen einen Plan ausarbeiten.