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Kapitel 23: Alte Freunde

Luc war gerade dabei, mit Nicolas zu trainieren. Beide waren komplett durchgeschwitzt, da sie bereits den ganzen Morgen damit zugebracht hatten. Der Sand der Trainingsgrube war aufgewühlt und weit über den Trainingsbereich hinaus verstreut. 

Sie wollten gerade erneut aufeinander zustürmen, als etwas mit einem dumpfen Ton vor ihnen im Sand landete. Nachdem sich der Staub legte, konnte Luc zwei Elfen sehen, die sich vor ihm stritten. Sie schmissen sich gegenseitig Beschimpfungen an den Kopf. 

"Woher hätte ich denn ahnen sollen, dass sie hier einen Schutzmechanismus haben." 

"Ich hatte dir doch gesagt, dass unsere Verwandlung hier nicht halten würde. Deine Ohren sind spitzer als dein Schwert, aber taugen echt für nichts."

"Du hast doch selber spitze Ohren."

"Ach sei doch leise."

Mit einem Grinsen im Gesicht ging er auf die beiden zu.

"Na Faelan, du scheinst dich mit deiner Schwester nach wie vor blendend zu verstehen."

Erstaunt schauten die beiden auf, ohne dabei aufzuhören zu versuchen, den anderen zu Boden zu ringen. Erst als sie Luc erkannten, stoppten sie und standen auf.

Beide klopften sich den Sand und den Staub von den Klamotten. Einer der Elfen hatte noch Federn an der Schulter, welche sich noch nicht zurück verwandelt hatten. Dem männlichen Elf fiel dies ebenfalls auf.

"Nari, du wolltest zwar, dass ich leise bin. Aber du hast da noch ein paar Federn an deiner Schulter."

Nari schenkte Faelan einen wütenden Blick, machte sich jedoch sofort daran, die Federn auch noch zurück zu verwandeln. Faelan wandte sich sofort wieder Luc zu.

"Ich finde es echt schön, dich lebend wiederzusehen. Auch wenn deine Rückkehr für einigen Tumult gesorgt hat." 

Nari, die nun keine Federn mehr aufweisen konnte, gesellte sich zu ihnen. Auch Nicolas war neugierig und hatte sich neben Luc gestellt. 

"Faelan, du musst natürlich gleich wieder mit dem Schwert den Raum betreten. Lass uns doch Luc erstmal normal begrüßen und dann zum Geschäftlichen kommen."

Mit den Worten trat sie an Luc heran und umarmte ihn. Er wusste im ersten Moment nicht damit umzugehen. Eigentlich hatte er mit den Zwillingen nie so nahe gestanden. Jedoch erwiderte er die Umarmung dann trotzdem. 

"Es ist echt schön, jemanden aus dem Dorf wiederzusehen. Auch wenn du nur kurz bei uns warst. Du hast uns damals echt viel geholfen."

Faelan zog seine Schwester von Luc weg.

"Wie war das mit normal begrüßen?"

Luc, der nach wie vor amüsiert war, hob sein Schwert auf, welches er fallengelassen hatte bei der Umarmung und steckte es wieder in die Scheide. 

"Ich denke, wir sollten reingehen. Es lässt sich deutlich besser bei einem Getränk und etwas zum Knabbern unterhalten."

Luc, Nari und Faelan folgten Nicolas, der vorangegangen war und ihnen den Weg wies. Luc war erstaunt, als Nicolas sie in den Gildenleitungs-Besprechungsraum führte. 

Die Zwillinge bemerkten dies auch und sagten wie aus einem Mund.

"Man scheint uns ja hier echt zu kennen und für wichtige Gäste zu halten."

Nicolas ließ die drei erstmal alleine im Raum und bat Luc Bescheid zu geben, wenn sie mit ihrem privaten Teil fertig wären. Luc versicherte ihm, dass sie versuchen würden, nicht ewig zu brauchen.

Luc wandte sich den Zwillingen zu.

"Ich freue mich auch, euch wiederzusehen. Ich hatte die letzten Monate immer den Gedanken im Kopf, dass ich der einzige Überlebende aus dem Dorf sei."

Man merkte sofort, wie die Erwähnung des Dorfes Trauer hervorrief. Mit weniger Elan in ihrer Stimme als vorher antwortete Neri.

"Wir beide sind auch nur durch verdammt viel Glück dem Massaker entkommen. Wir hatten einige Stunden vor der ganzen Sache herausgefunden, was die Generalin und Elijah geplant hatten. Jedoch schafften wir es nicht mehr rechtzeitig zurück, um irgendwen zu warnen."

Faelan merkte, wie stark seine Schwester mit sich kämpfen musste, um nicht in Tränen auszubrechen, und führte die Erzählung weiter. 

"Als wir ankamen, fanden wir das Dorf bereits niedergebrannt vor. Wir konnten keinen Überlebenden finden. Auch wissen wir bis heute nicht, was mit der Ältesten passiert ist."

"Da kann ich euch erzählen, was passiert ist. Als das Dorf angegriffen wurde, versuchte Eywin den anderen Dorfbewohner eine Flucht zu ermöglichen und stellte sich alleine den Angreifern entgegen. Ich bemerkte erst zu spät, was ihr Plan war. Sie aktivierte die letzte Stufe ihrer Naturmagie und plättete die ersten Angreifer. 

Leider hatte Elijah sich vorbereitet und Armbrustschützen in den Bäumen platziert. Mit Hilfe der Schützen und seiner eigenen Glyphen brachte er Eywin in Sekunden zu Boden. Als ich ihr zu Hilfe eilen wollte, traf mich ebenfalls ein Bolzen in die Schulter. 

Elijah ließ sowohl mich als auch Eywin gefesselt zusehen, wie er seine Truppen alle im Dorf töten ließ. Einige Zeit später nutzte ich eine Möglichkeit der Unruhe und befreite mich und die Älteste.

Leider kamen wir nur bis in eine nahegelegene Höhle. Das Letzte, was sie tat, war mir ihre Kräfte zu übergeben, dann starb sie in meinen Armen. Ich habe daraufhin die Höhle versiegelt, weil ich nicht wollte, dass Elijah sie findet und die Leiche entwendet."

Luc zog sein Shirt am Hals nach unten und offenbarte ein Tattoo aus geschwungenen Linien und Runen, welches sich an seiner Schulter Richtung Arm entlang schlängelte. 

Die Zwillinge schauten erstaunt auf, als sie das Tattoo sahen. Nari, welche sich wieder etwas beruhigt hatte, schaute Luc an.

"Ich danke dir, dass du Eywin ein ordentliches Grab gegeben hast. Ich wünschte nur, wir hätten mehr tun können."

Auch Faelan schien es zu beruhigen, dass die Älteste eine letzte Ruhestätte gefunden hatte. Mit etwas Wut in der Stimme meinte er.

"Wenn ich Elijah irgendwann in die Finger bekomme, dann muss mich jemand zurückhalten. Ich weiß nicht, was ich dann mit ihm tun werde."

Erstaunt, dass die beiden noch nicht darüber Bescheid wussten, klärte Luc sie auf. 

"Ich kann dir versichern, dass das nicht nötig sein wird. Elijah ist bereits durch meine Hand gestorben. Mich wundert es eigentlich, dass ihr darüber noch nicht Bescheid wisst. Das ganze ist hier auf der Erde passiert. Habt ihr nichts von dem Hamburg-Vorfall gehört?"

Verwundert schaute Faelan auf.

"Elijah war dort?"

"Ja, der ganze Vorfall war Elijahs Schuld. Er ist mit Truppen aus Neria im Lager einmarschiert und hat es komplett übernommen. Dank meiner Kräfte konnte ich mich und die anderen meiner Gruppe befreien. Da Elijah uns zum Schluss von der Flucht abhalten wollte, kam es zu einem Kampf zwischen ihm und mir. Ich habe ihn in diesem Kampf getötet."

Grübelnd schaltete sich Nari ein.

"Jetzt fängt langsam an alles einen Sinn zu ergeben."

Hoffe das neue Kapitel gefällt euch. Ab jetzt wieder regelmäßig, meine Schreibblockade ist vorbei. =)

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