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Der zweite Tag / Payback Time

Für den heutigen Tag war ich mir vorerst unsicher, was ich tun würde. Doch das änderte sich schlagartig, als ich mit Joe die Schule betrat.

Trainer Martins war mal wieder dabei, einem seiner Schüler die Standpauke des Jahrhunderts entgegenzubrüllen. Mir flogen Sätze um die Ohren, die ich gar nicht glauben wollte.

"Du fauler Sack, glaubst du etwa, du wirst es irgendwann zu was bringen, wenn du mit dem Kopf nicht bei der Sache bist?! Ist dir nicht klar, wie wichtig Noten sind?? Sie bestimmen deine weitere Zukunft, Junge! Du kannst von Glück reden, dass man Schüler nicht schlagen darf, denn du hättest eine ordentliche Ohrfeige verdient!!!"

Mir war die Kinnlade heruntergeklappt. Hat er das gerade wirklich gesagt? Es ernst gemeint? Ich fasste einen Entschluss und ging auf den Trainer zu.

Der kleine Junge wich zurück, er war mit den Nerven am Ende, was ich ihm nicht verübeln konnte. Martins Blick fiel auf mich. Doch ehe er etwas sagen konnte, fing ich an zu reden:

"Entschuldigen Sie, Mr. Martins. Ich hätte da eine Frage. SIND SIE NOCH ZU RETTEN? Möglicherweise haben Sie es nicht mitbekommen, aber in weniger als 6 Tagen wird es keine Zukunft mehr geben, in der ihre sooo kostbaren Noten relevant wären! Hören Sie sich selbst eigentlich auch mal zu wenn Sie reden? Sehen Sie sich diesen unschuldigen kleinen Jungen doch an. Er versteht das alles nicht, er ist verängstigt! Und dann kommen Sie und brüllen ihn an, von wegen er wäre faul.

Aber wissen Sie was? Er ist nicht faul. Angst ist natürlich, jeder kennt sie, also hören Sie auf, anderen die Schuld dafür zu geben, dass Sie Ihr Leben als Langweiler verbracht haben und wir bald alle nicht mehr existieren werden. Denn das machen Sie nur, weil die Dinge keinen Sinn mehr haben und Sie ohne einen Sinn nicht mehr wissen, warum Sie noch Trainer sind, oder? Deswegen brüllen Sie ihn an, weil er genauso wenig einen Sinn darin sieht, Liegestütze zu machen, wie Sie, hier noch zu arbeiten. Zeigen Sie Verständnis, Mr. Martins. Alle haben Angst. Und ach ja, noch was: Wenn hier jemand eine Ohrfeige verdient, dann sind Sie das."

Mir starrte ein entsetzter Martins entgegen, der nicht ganz wusste, was gerade geschehen war. Doch das war mir egal. Ich drehte mich zu Joe um, der ein stolzes Lächeln auf den Lippen hatte, und gemeinsam brachten wir den kleinen Jungen in seine Klasse.

Am Nachmittag erfuhr ich, dass der Trainer gekündigt hatte.

Ich wollte schon immer mal einem Lehrer in den Arsch treten.