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Verborgene Gefühle

Der Wettkampf war vorbei, aber die Narben des Spiels blieben in Amaya zurück, nicht auf der Haut, sondern tief in ihrem Inneren. Der magische Austausch mit Jackson war intensiv gewesen – härter als sie erwartet hatte und gleichzeitig erhellender. Als der letzte Zauber in der Luft verglomm und die Arena in die Stille der Nacht zurückkehrte, hatte Amaya das Gefühl, als sei sie von einer unsichtbaren Mauer umgeben, die sie von allem anderen abschirmte.

Jackson hatte gewonnen – das war unbestreitbar. Doch das war nicht das, was sie am meisten beschäftigte. Was sie wirklich erschütterte, war das Gefühl der Unvollständigkeit, das in ihr aufstieg, als ihre Hände nach dem letzten Schlag wieder in den Schoß fielen. Der Moment, in dem ihre Magie gegen seine Barriere krachte, hatte mehr in ihr ausgelöst als nur den Geschmack des Scheiterns. Es war der Hauch einer Erkenntnis gewesen, die sich wie ein Schatten in ihre Gedanken schlich.

„Du warst gut", hatte Jackson gesagt, als er seinen Zauber aufhob und zu ihr herüberkam. Doch sein Blick war nicht der eines Rivalen, sondern der eines Beobachters, der mehr von ihr verlangte. Es war nicht nur der Kampf, der ihn antrieb. Es war das ständige Herausfordern. Und Amaya spürte, wie sie ihn nach und nach in eine Ecke trieb, aus der er nicht mehr entkommen konnte.

Sie hatte mit allem gekämpft, was sie in sich trug – mit ihren Fähigkeiten, ihrer Wut und ihrer Entschlossenheit. Aber etwas hatte gefehlt. Vielleicht war es die gewaltige Differenz zwischen ihnen, die durch das ständige Ringen um Anerkennung nur noch größer wurde. Sie wusste, dass sie ihm etwas entgegenzusetzen hatte. Doch sie hatte nie geglaubt, dass sie für ihn mehr als nur ein interessantes Ziel sein würde. Und doch war die Spannung zwischen ihnen mittlerweile so dicht, dass sie das Gefühl hatte, jeder Schritt, den sie tat, würde sie tiefer in ein Netz von unausgesprochenen Gefühlen ziehen.

Amaya saß an ihrem Schreibtisch in ihrem Zimmer und starrte aus dem Fenster in die düstere Nacht, die die Akademie umhüllte. Die Fackeln, die die Wege erleuchteten, flackerten im Wind, und die Geräusche der Akademie fielen in gedämpften Echos zu ihr herüber. Sie konnte die Geräusche der anderen Schüler hören, die sich in kleinen Gruppen versammelten und über den Wettkampf sprachen. Aber ihre Gedanken waren nur bei einem: Jackson. Er war derjenige, der sie auf die Probe stellte. Und es war nicht nur der Wettkampf gewesen, der sie in seinen Bann gezogen hatte. Es war das Gefühl, dass ihre Rivalität mehr war als nur ein Spiel.

„Komm schon, Amaya, du bist stärker als das", murmelte sie sich selbst zu und versuchte, die wirren Gedanken zu ordnen. Doch das Gefühl, das in ihr brodelte, ließ sich nicht einfach so abschütteln. Es war die schmerzhafte Erkenntnis, dass der Wettkampf nie wirklich um Magie oder Zauber gegangen war. Es war um Macht, um Anerkennung – und vielleicht auch um mehr.

Plötzlich hörte sie leise Schritte vor ihrer Zimmertür. Ein sanftes Klopfen ließ sie aufhorchen.

„Amaya?", rief eine vertraute Stimme.

Es war Clara. Amaya stand auf und öffnete die Tür. Ihr Blick war eine Mischung aus Besorgnis und Neugier, als sie Amaya ansah. „Ich dachte, du bist noch mit den anderen draußen. Du hast den Wettkampf gut gemeistert."

„Danke", antwortete Amaya flach, und Clara schien sofort zu spüren, dass etwas nicht stimmte.

„Du hast es gut gemacht. Du hast dich nicht geschont", fuhr Clara fort, als sie ins Zimmer trat und sich neben Amaya auf das Bett setzte. „Aber ich sehe, dass dir etwas auf dem Herzen liegt."

Amaya schüttelte den Kopf. „Es war nur der Wettkampf. Ich habe verloren. Und trotzdem… es war nicht nur das."

Clara sah sie mit einem ernsten Blick an. „Weißt du, ich habe Jackson nie wirklich verstanden. Er hat seine eigenen Dämonen, aber du, Amaya, du bist anders. Du kämpfst aus einem anderen Grund. Und das ist es, was dich stark macht. Es geht nicht darum, ob du gegen ihn gewinnst oder nicht. Es geht darum, dass du dich selbst findest. Und das wirst du."

Amaya blickte auf und begegnete Claras Blick. Es war das erste Mal, dass sie in dieser Tiefe über den Wettkampf nachdachte. Es war nicht nur Jackson gewesen, gegen den sie gekämpft hatte, sondern auch gegen ihre eigenen Ängste und Unsicherheiten. Vielleicht hatte Clara recht – vielleicht war der wahre Wettkampf nicht der gegen Jackson, sondern der gegen sich selbst.

„Aber was, wenn der wahre Kampf nicht endet? Was, wenn er nie endet?", fragte Amaya, fast flüsternd. Die Worte verließen ihren Mund wie ein ungelöstes Rätsel, das sie nicht mehr begreifen konnte.

„Es wird eine Zeit kommen, da wirst du die Antworten auf deine Fragen finden. Und bis dahin wirst du einfach weiterkämpfen. So wie du es immer tust", sagte Clara sanft und stand auf. „Aber vergiss nicht, du bist nicht alleine. Du hast Freunde. Und das ist mehr wert als alles andere."

Amaya sah Clara nach, wie sie das Zimmer verließ, und ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Die Worte ihrer Freundin gaben ihr Kraft, aber gleichzeitig wusste sie, dass sie sich noch auf einen viel tieferen Kampf vorbereiten musste.

**Ein paar Tage später.**

Die Sonne schien in das große Fenster des Hauptgebäudes der Akademie, und der Duft von frisch gebackenem Brot zog durch die Flure. Der Alltag schien weiterzugehen, doch für Amaya war nichts mehr wie zuvor. Die Rivalität zwischen ihr und Jackson hatte eine neue Dimension erreicht, und sie spürte, dass der wahre Kampf noch bevorstand.

„Bist du sicher, dass du nicht kommen willst?", fragte Clara erneut, als sie Amaya vor der Aula abfing. „Erynn ist schon da. Und Jackson wird ebenfalls da sein. Du solltest dich nicht isolieren."

Amaya nickte, aber ihre Gedanken waren bei den letzten Gesprächen, die sie mit Jackson geführt hatte. Sie hatte das Gefühl, dass zwischen ihnen mehr lag als nur Rivalität. Eine seltsame Verbindung, die sie nicht ganz begreifen konnte, wuchs. Doch anstatt zu fliehen, wollte sie sich dem stellen.

„Ich werde mitkommen. Es ist Zeit, dass ich mich stelle", antwortete Amaya, ihre Stimme fest.

Die Aula war voller Schüler, die miteinander redeten, lachten und ihre Eindrücke vom Wettkampf austauschten. Doch als Jackson den Raum betrat, herrschte plötzlich eine spürbare Stille. Die anderen schauten zu ihm, aber er schien nur Amaya im Blick zu haben. Und in diesem Moment wusste sie, dass alles, was sie bis dahin erlebt hatten, nur der Anfang gewesen war.

Was auch immer zwischen ihnen war, es würde sich weiter entfalten – in einem Wettkampf, der mehr war als nur Magie. Es war der Wettkampf der Herzen. Und dieser war noch lange nicht zu Ende.

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