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Der Streit in der Bücherei

Die Bibliothek der Akademie war ein stiller Ort, ein riesiger Raum mit hohen, gewölbten Decken, der von goldenen Lichtern erleuchtet wurde, die sanft in die Regale fielen. Die Luft roch nach alten Büchern und Papier, eine Mischung aus Geschichte und Magie. Es war ein Ort, an dem sich Schüler oft zurückzogen, um zu lernen oder sich in den unendlichen Weiten von Wissen und Geheimnissen zu verlieren.

Amaya war an diesem Nachmittag hier, um an einem Projekt zu arbeiten. Ihr Tisch war mit aufgeschlagenen Büchern, Notizen und Schriftrollen überhäuft. Der Fortschritt war langsamer, als sie es gewünscht hatte, und die Gedanken an den letzten Wettkampf mit Jackson ließen ihr keine Ruhe. Sie konnte nicht aufhören, an die Auseinandersetzungen zu denken, die sie mit ihm geführt hatte – an die Momente, in denen er sie provoziert hatte, an den Blick, den er ihr zuwarf, wenn er sie herausforderte. Und trotzdem, trotz der Rivalität, war da diese andere, unerklärliche Spannung zwischen ihnen. Eine Spannung, die sie immer mehr verwirrte und sie in den Momenten der Ruhe verunsicherte.

Sie blätterte gedankenverloren in einem dicken Band über Magie der Elemente, als sie plötzlich ein Geräusch hörte, das ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Die Tür zur Bibliothek öffnete sich mit einem leisen Quietschen, und Jackson trat ein. Sie sah ihn, wie er den Raum betrat, selbstbewusst und mit einem fast schon arroganten Schritt. Ein Gefühl der Verärgerung stieg in ihr auf. Warum musste er ausgerechnet hier auftauchen, in diesem stillen, friedlichen Ort, in dem sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen?

Jackson ging zielstrebig auf ein Regal zu, das auf der anderen Seite der Bibliothek stand. Amaya vergrub sich wieder in ihre Bücher, versuchte, ihre Aufmerksamkeit von ihm abzulenken. Doch es war unmöglich, ihn nicht zu bemerken. Er war wie ein Magnet, der ihre Augen an sich zog, selbst wenn sie es nicht wollte. Und genau in diesem Moment drehte er sich um, als hätte er gespürt, dass sie ihn beobachtete. Ihre Blicke trafen sich.

„Du bist immer noch hier?" Jacksons Stimme war ruhig, doch sie trug diese unterschwellige Schärfe, die sie schon so oft bei ihm gehört hatte. Es war nicht wirklich eine Frage, sondern eher eine Feststellung.

Amaya antwortete mit einem scharfen Blick, der mehr sagte als Worte. „Warum sollte ich nicht hier sein?"

Jackson zuckte mit den Schultern und ging weiter auf das Regal zu. Doch er war noch immer ganz in ihrer Nähe, und Amaya konnte nicht anders, als sich von seiner Präsenz überwältigen zu lassen. Sie wusste, dass sie ihm nicht wirklich entkommen konnte. Irgendetwas an ihm zog sie an – oder vielmehr, an dem, was er von ihr verlangte. In jedem ihrer Streitereien war eine tiefe, unausgesprochene Herausforderung verborgen, und jedes Wort, das sie tauschten, schien eine neue Ebene ihrer Rivalität zu eröffnen.

Amaya konnte nicht anders, als sich zu fragen, was er wirklich von ihr wollte. Warum war er immer noch so kalt, so abweisend? Doch gleichzeitig wusste sie, dass sie ihn nicht einfach ignorieren konnte. Dieser Mann hatte etwas an sich, das sie nie ganz begreifen konnte. Und das machte sie noch unruhiger.

Plötzlich drehte Jackson sich wieder zu ihr um, als hätte er ihre Gedanken erraten. „Weißt du, Amaya, es gibt einen Grund, warum du in diesem Raum bist", sagte er mit einer Stimme, die zwischen Spott und Interesse schwankte. „Weil du hier genauso wenig hingehörst wie in jedem anderen Bereich der Akademie."

Die Worte trafen sie wie ein Schlag. Amaya erhob sich schnell von ihrem Platz und trat einen Schritt auf ihn zu, ihre Hand ballte sich zu einer Faust. „Du hast nichts über mich zu sagen, Jackson", entgegnete sie scharf.

Für einen Moment war es still, als würden die beiden sich in einem Kampf aus Worten und Blicken verfangen. Doch dann geschah etwas, das Amaya völlig unerwartet traf.

Jackson trat einen Schritt auf sie zu, seine Augen fixierten sie mit einer Intensität, die sie fast ersticken ließ. „Du bist so naiv, Amaya", sagte er leise. „Du hast keine Ahnung, was du wirklich willst. Du spielst ein Spiel, das du nicht gewinnen kannst."

Amaya öffnete den Mund, um zu antworten, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken. Irgendetwas an seinem Blick, an der Art, wie er sie ansah, ließ sie plötzlich innehalten. Sie fühlte sich wie in einem Netz aus Magie und Spannung gefangen, das sich immer weiter zuzog. Sie versuchte, sich zu befreien, doch sie konnte nicht. Und in diesem Moment, in dem die Luft zwischen ihnen knisterte und die Welt um sie herum verschwamm, war alles, was sie hörte, der Herzschlag, der in ihren Ohren pochte.

Dann trat Jackson noch einen Schritt näher, und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, starrte er sie einfach nur an. Ihre Blicke verstrickten sich in einem stillen Wettkampf. Es war, als könnte er ihre Gedanken lesen, als wüsste er mehr über sie, als sie selbst. Amaya konnte den Blick nicht abwenden, konnte nicht entkommen.

Und dann, ganz unerwartet, passierte es.

Jackson zog sie nicht gewaltsam zu sich, aber er beugte sich so nah zu ihr, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. Ein leises, kaum hörbares Flüstern entfloh seinen Lippen, als er sie ansah – und in dem Moment, als er sie berührte, als sich ihre Blicke wie magnetisch anzogen, wurde die Spannung fast greifbar. Ohne dass sie es verhindern konnte, beugte sich Amaya vor, in dem Versuch, ihn zurückzuhalten oder vielleicht doch näher zu kommen.

Es war ein Moment der völligen Unentschlossenheit, ein Moment, in dem ihre Herzen sich gegenseitig suchten und sich gleichzeitig abwehrten. Ein Moment, der nie hätte passieren dürfen, der aber trotzdem geschah.

Als er sich dann näherte und ihre Gesichter fast berührten, stieg der Druck zwischen ihnen ins Unermessliche. Amayas Gedanken verschwammen. Es war, als könnten die Grenzen zwischen ihnen nicht mehr klar gezogen werden. Alles, was sie fühlte, war ein intensives Bedürfnis, sich diesem Moment hinzugeben – und gleichzeitig ein tiefes Wissen, dass sie dabei alles verlieren könnte.

Und dann, plötzlich, zog Jackson sich zurück.

„Du bist nicht bereit", sagte er in einem fast schon flüsternden Ton. Es war nicht vorwurfsvoll, sondern eher wie eine Tatsache, die er für sich selbst entdeckt hatte.

Amaya stand da, fassungslos und mit pochendem Herzen. Was war das gerade? War es ein Test? Oder war es etwas anderes, etwas viel tieferes, das in Jackson erwacht war?

„Du bist verrückt", murmelte sie, obwohl sie selbst nicht sicher war, ob sie es zu ihm oder zu sich selbst sagte.

Jackson zuckte mit den Schultern und drehte sich ab, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Der Raum fühlte sich plötzlich leer an, wie ein Ort, an dem ihre Welt in sich zusammengefallen war.

Amaya starrte ihn nur noch an, den Blick auf den Boden gerichtet, den Kopf voller Fragen. Doch eine Sache war klar: Der Moment, der gerade zwischen ihnen passiert war, würde sie nie wieder loslassen.

Und sie wusste, dass sie Jackson nicht mehr nur als ihren Rivalen sehen konnte. Die Dinge zwischen ihnen hatten sich verändert. Aber auf eine Weise, die sie nicht begreifen konnte.

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