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Honig

"So süß", murmelte Serena lächelnd, während sie ihren Mann beobachtete, der sich verlegen abwendete, sein Gesicht gerötet von ihrem neckischen Kommentar.

Ihr Lächeln erlosch jedoch bald und wurde durch ein leichtes Zittern ersetzt, als sie die Augen schloss. Endlich war sie nicht mehr allein. Das Haus, in das er sie gebracht hatte, hatte sie erschreckt; die Leere darin verstärkte ihre Ängste.

Serena starrte an die Decke und ihre Gedanken wanderten immer wieder zu der Frage, die sie schon zum gefühlten hundertsten Mal belästigte: Wer war sie wirklich? Es schien undenkbar, dass sie die Tochter des Paares war, das ihren Tod gewünscht hatte, und doch hatte sie die Krankenschwestern gefragt, ob jemals jemand anderes sie besucht hatte. Die Antwort war stets die gleiche gewesen - niemand.

Anfangs war es immer nur dieses Paar gewesen, das sie jeden Tag kurz besuchte und etwas Aufruhr verursachte, bevor es wieder ging. Später, als die Ärzte ihr sagten, ihr Zustand verschlechtere sich, begann Aiden sie täglich zu besuchen. Das Krankenhauspersonal glaubte der Geschichte, die das Paar erfunden hatte: Aiden sei ihr Ehemann, der am Anfang ferngeblieben war, um sie zu schützen, und erst später gekommen sei, um sich von ihr zu verabschieden. Sie sagten ihr, sie könne sich glücklich schätzen, am Leben zu sein und einen liebevollen Ehemann zu haben. Aber war das wirklich so?

Melancholie überkam sie, und die Ungewissheit ihrer Vergangenheit und aktuellen Umstände machte ihr zu schaffen. Sie hatte vorläufig Unterstützung gefunden, aber sie hatte keine Ahnung, wann ihr Gedächtnis zurückkehren würde. Sie konnte nicht für immer von Aidens Wohlwollen oder seiner Notwendigkeit für sie abhängig sein. Was, wenn er eines Tages beschloss, dass er sie nicht mehr brauchte? Was würde sie dann tun?

Nein, sie musste einen Weg finden, sich für ihn unentbehrlich zu machen und ihre Zukunft zu sichern, ob mit oder ohne wiederkehrende Erinnerung. Aber wie sollte sie das anstellen? Ihre Augen fielen auf den Laptop am anderen Ende des Zimmers. Da kam ihr eine Idee. Sie konnte zwar nicht über sich selbst recherchieren, aber Informationen über Aiden Hawk einholen.

Zu müde zum Aufstehen oder Laufen versuchte sie, sich im Bett zu drehen, um an den Laptop zu gelangen. Sie hatte es gerade geschafft, sich zur Hälfte umzudrehen, als die Tür aufging und Aiden eintrat, der sie in einer ungünstigen Position erwischte.

"Was machst du da?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue.

Sie grinste schelmisch. "Ich rolle mich hin und her. Hast du es dir anders überlegt und willst mitmachen?"

Aiden rollte mit den Augen und ging zu ihr hinüber. "Nein, aber ich habe dir etwas mitgebracht." Er legte ein Telefon neben das Bett. "Großmutter hat es dir geschickt, damit du nicht die Polizei rufen musst, wenn du das nächste Mal nach Hause kommen möchtest."

Sie setzte sich auf, um das Telefon zu nehmen, zuckte jedoch zusammen, als sie ihre Beine verkrampfen spürte. Aiden legte das Telefon neben sie und kam schnell zu ihr. "Geht es dir gut?"

Als er ihren Knöchel in die Hand nahm, konnte sie nicht anders, als diesen Mann anzustarren. Sein Verhalten irritierte sie immer wieder; mal überheblich, mal fürsorglich. Er sah auf und ihre Blicke trafen sich kurz, bevor er den Blick abwandte und zurückwich.

"Großmutter hat die Familie heute Abend zum Essen eingeladen. Du kannst dich hier bis dahin ausruhen."

Um die entstandene Verlegenheit zu durchbrechen, rief Serena schnell: "Ehemann?"

Sie beobachtete, wie er innehielt und sich mit einem genervten Gesichtsausdruck umdrehte: "Ich habe einen Namen. Er lautet Aiden."

Sie nickte. Mit diesem Mann, diesem hitzköpfigen Mann, konnte sie umgehen. "Ich weiß. Ist deine Nummer auf dem Telefon gespeichert?"

"Nein."

Sie reichte ihm lächelnd das glänzende neue Telefon. "Würdest du so nett sein und sie für mich einspeichern? Bitte."

Er starrte auf ihre Hand, als würde sie ihm Gift anbieten, aber sie schüttelte nur den Kopf. "Komm schon. Ich frage dich nach deiner Telefonnummer, nicht nach deinem Eigentum. Du weißt, dass ich einfach die Großmutter danach fragen kann. Dann kannst du mir nicht die Schuld geben, wenn sie mit dir schimpft..."

Mit einem tiefen Seufzer ging Aiden zurück zum Bett, ergriff das Telefon und tippte schnell seine Nummer ein, bevor er sich zum Gehen wandte. Er wollte gerade gehen, doch er hielt inne, als er sie leise etwas vor sich hin murmeln hörte.

"Wie hast du mich genannt?"

Sie sah zu ihm auf und zwinkerte ihm zu. "Du magst es nicht, wenn man dich 'Ehemann' nennt, oder? Also habe ich deinen Namen als 'Liebling' gespeichert."

Aiden starrte sie entsetzt an. Doch er wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich zu streiten, also verließ er einfach den Raum und speicherte entschlossen die Nummer seiner Frau als 'nicht Liebling'.

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