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Kapitel 8

Kate berührte instinktiv den Ring an ihrem Finger. Dieser Mann war erstaunlich aufmerksam, trotz des Alkohols.

"Nur weil ich verheiratet bin, heißt das nicht, dass meine Probleme von meiner Ehe stammen", versuchte Kate sich zu verteidigen, fühlte sich jedoch sehr bloßgestellt.

Kate vermutete immer noch, dass er ein Stalker war. Aber warum sollte er sich die Mühe machen, sie zu verfolgen? Sie war weder eine wichtige Persönlichkeit noch eine solche Schönheit, dass es sich lohnen würde, von ihr besessen zu sein.

Sie war einfach eine normale berufstätige Frau, die zu viel Stress mit sich herumtrug.

"Das stimmt", stimmte der Mann zu und nahm einen weiteren Schluck. "Aber in der Regel sind die Hauptprobleme einer berufstätigen verheirateten Frau auf ihre Beziehungen zurückzuführen. Viele von ihnen sind gezwungen, zwischen ihrem Mann und ihrer Arbeit zu wählen."

"Ich weiß, dass du als Chefredakteurin sehr gut verdienst, aber genau deshalb arbeitest du wie verrückt," kommentierte der Mann. "Die einzige Ursache für deinen Zusammenbruch muss also ein Streit zwischen dir und deinem Mann über deine Arbeitsstunden und seine Nützlichkeit sein."

Der Mann hielt inne, um ihre Reaktion abzuwarten. Als sie eine Augenbraue hochzog, fuhr er fort: "Warum halte ich ihn für nutzlos? Nun, kein Mann, der etwas auf sich hält, würde zulassen, dass seine Frau wie ein Roboter arbeitet, wenn er reich genug ist, um sie zu unterstützen."

Kates Unterkiefer klappte herunter, als der Mann seine genaue Beobachtung über sie erklärte. Sein letzter Satz war das Todesurteil.

Es stimmte. Kein reicher Mann würde wollen, dass seine Frau sich bis zur Erschöpfung arbeitet.

"Aber ich glaube nicht, dass du weinst, nur weil du dich mit ihm gestritten hast, oder?" fragte der junge Mann und brachte Kate aus ihren Gedanken heraus. "Es muss noch mehr dahinter stecken. Ein tiefer Grund, ein größeres Problem."

"Und warum glaubst du das?" fragte Kate nach.

Der junge Mann zögerte einen Moment: "Weil du wie eine starke Frau wirkst. Du würdest nicht wegen eines kleinen Streits weinen."

...

Kate konnte nur spöttisch lachen, als der junge Mann durch sie hindurch sah. Er sah aus wie ein Student, der das ganze Wochenende trinkend verbrachte und kaum seinen Verstand in der Schule benutzte.

Aber er überraschte sie mit seinem Scharfsinn.

"Für einen betrunkenen Studenten bist du ziemlich scharfsinnig", kommentierte Kate sarkastisch. "Ganz schön beeindruckend."

"Heheh, ich bin nur betrunken, nicht dumm", sagte der Mann. Er wirkte eher amüsierst als beleidigt, denn es war das erste Mal, dass ihn jemand als betrunkenen Studenten bezeichnete.

Aber das war in Ordnung, sie waren Fremde und sollten nicht wissen, wer der andere war.

"Nun, wenn du es unbedingt wissen willst, die Antwort ist Ja, es ist nicht nur ein Streit. Es ist..." Kate holte tief Luft und überlegte kurz, ob sie diesem Fremden ihr Herz ausschütten sollte. Am Ende des Tages würden sie sich wohl ohnehin vergessen haben.

Sie atmete noch einmal tief ein und ließ schließlich die Bombe platzen: "Er hat mich betrogen."

Kate wartete auf eine Reaktion des Mannes, doch er blieb ruhig, als hätte er geahnt, was sie sagen würde.

Kate war ein wenig enttäuscht, dass er nicht überrascht war und sie fuhr fort: "Und er hat mich mit meiner eigenen Schwester betrogen. Mit der Schwester, die ich seit ihrer Kindheit aufgezogen habe."

"Das ist überraschend", sagte der Mann schließlich, schüttelte den Kopf und nahm einen weiteren Schluck aus der Weinflasche. "Ich hätte nicht erwartet, dass er dich mit deiner Schwester betrügt, echt, das ist wahnsinn."

"Aber du hast trotzdem erwartet, dass er mich betrügt?"

"Natürlich", sagte der Mann rücksichtslos. "Das war doch absehbar, oder? Ein nutzloser Mann, der im Leben versagt hat, betrügt seine erfolgreiche Frau aus Bosheit oder Langeweile, je nachdem, was ihm besser passt."

...

Kate seufzte. "Du hast recht. Das war absehbar. Wie konnte ich das nicht erwarten?"

"Trotzdem ist er nicht im Recht. Mach dir keine Sorgen, ich bin auf deiner Seite", versicherte der Mann. "Und was ist passiert, nachdem du ihn beim Betrügen erwischt hast? Hat er sich entschuldigt?"

"Hah! Als ob!" entgegnete Kate. "Er hat mir gesagt, dass er eine offene Beziehung will und ich akzeptieren sollte, dass er mit anderen Frauen schläft, weil ... er es so will!"

Kate war kurz davor zu sagen, dass Matt sie betrogen hatte, weil sie unfruchtbar war, doch das war zu persönlich und beschämend. Sie wollte nicht, dass jemand dies wusste, nicht einmal ein Fremder, den sie nie wiedersehen würde.

"Völlig unangemessen! Du willst mir doch nicht erzählen, dass du seine offene Beziehung akzeptierst", entgegnete der Mann verächtlich. "Es sei denn, du möchtest ebenfalls eine offene Beziehung. Aber das willst du doch nicht, oder?"

...

Kate starrte den Mann ein paar Sekunden an und überlegte kurz, zu sagen, dass sie das gleiche tun wollte.

Nicht, weil sie offene Beziehungen toll fand. Sie könnte das nie. Aber sie dachte an Rache an diesem nutzlosen Arschloch namens Matt. Er hatte sie betrogen? Dann könnte sie das gleiche tun!

Aber ihr gesunder Menschenverstand hielt sie davon ab und zum Glück war sie nicht betrunken.

"Nein, ich will keine offene Beziehung. Ich möchte eine Beziehung mit einem Mann, der mich liebt. Eine normale Liebesbeziehung", erklärte Kate schließlich, obwohl sie sich ihrer Worte nicht ganz sicher war.

"Und dieser Mann, dein Mann. Willst du bei ihm bleiben?" fragte der Mann.

"Verdammt, nein!" rief Kate aus und schüttelte den Kopf. Der Gedanke, bei ihm zu bleiben, war für sie unvorstellbar. "Ich habe schon so viel für ihn getan und so "bedankt" er sich? Ich bin doch nicht dumm genug, mit ihm zu versöhnen, nachdem er mich betrogen und gedemütigt hat!"

"Nun, was hält dich dann noch auf?" fragte der Mann und stand auf. Er trat auf Kate zu, streckte seine Hand aus und öffnete die Handfläche. "Gib mir deinen Ring."

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