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Das flammende Erbe

Mio war geschockt, denn die ersten Worte, die aus dem Mund ihrer Tochter kamen, waren Worte des Hasses und der Enttäuschung. Das kleine Mädchen, das sie auf der Straße getroffen hatte, war trotz ihrer frechen Worte immer noch deutlich freundlicher gewesen als jetzt. Mio fand keine schnellen Antworten auf die Fragen von Seika. Sie hatte erfahren, was Seika in der letzten Zeit passiert ist, doch das war bei weitem nicht genug Information. 

Mio: „Ich verstehe, dass du wütend bist, aber ich hatte keine Möglichkeit, um dich von dort abzuholen."

Seika: „Was soll das heißen? Was ist so schwer daran? Weißt du, was du mir damit angetan hast? Weißt du, was er mir deswegen angetan hat?" 

Mio: „Seika, Schatz…"

Seika: „Nenn' mich nicht Schatz, du blöde Kuh! Du bist doch genau so ein Monster wie er."

Mio: „Seika. Bitte. Nein."

Seika: „Nein, für'n Arsch. Ich sage, was ich will!"

Mio: „Das meinte ich nicht…"

Seika: „Wegen dir wurde es noch schlimmer! Weißt du das?"

Mio: „…"

Seika: „Er ist komplett ausgerastet und hat mir noch viel Schlimmeres angetan, als davor. Und er hat geschrien: „WO BIST DU?" Er hat nach dir gerufen und dich nicht gefunden. Und weißt du, wer dafür bestraft wurde? ICH!!! Er hat mich dafür geschlagen, weil DU abgehauen bist."

Mio: „Es tut mir leid, Seika."

Seika machte diese versuchte Entschuldigung ihrer Mutter nur noch wütender und Seika fing an, um sich herum zu schlagen und schleuderte dabei eine Tischlampe von einem kleinen Tisch. Die Lampe zerbrach und ein großer Splitter flog Mio in ihr Bein.

Seika: „Deine Entschuldigung ist viel zu spät! Ich brauche sie nicht mehr! Ich bin alleine abgehauen, ohne deine Hilfe! Es ist zu spät für alles!"

Mio holte den Glassplitter, ohne ein weiteres Wort zu sagen aus ihrem Bein und wollte den Raum verlassen. Doch noch bevor Mio an der Tür stand, war eine andere Frau bereits im Türrahmen. Sie hatte das Zersplittern und das Schreien von Seika gehört und ist daraufhin direkt in die Richtung gerannt, wo das Schreien noch zu hören war.

W: „Was ist hier los, Mio?"

Mio: „Es ist gar nichts. Die Lampe ist nur runtergefallen und ein Splitter hat mich getroffen."

Seika: „Nichts passiert?"

W: „Mio, wer ist das und was macht sie hier?"

Seika: „Los, sag es ihr, Mama"

W: „Mama? Mio, das ist doch nicht wirklich deine Tochter!?"

Mio: „…"

Seika: „Den anderen hast du es auch noch erzählt."

W: „Du hälst mal jetzt besser die Klappe."

Seika: „Wer bist du und was willst du von mir?"

W: „Das habe ich dir gerade gesagt. Du sollst die Klappe halten."

Mio: „Lasst es sein. Ihr beide. Ja, sie ist meine Tochter und ja, ich habe Scheiße gebaut. Aber ich kann nichts mehr daran ändern, was passiert ist. Ich kann nur versuchen mich zu entschuldigen."

Seika: „…"

W: „Was ist da zwischen euch passiert?"

Mio: „Das ist jetzt nicht wichtig."

Seika: „Wieso ist das nicht wichtig? Ich will, dass du meine Fragen beantwortest!"

Mio: „Ich sagte, es ist jetzt nicht wichtig. Wir können später darüber reden, was passiert ist."

Seika: „Wie willst du das wieder gut machen? Was willst du mir schon erzählen können?"

Mio: „Mir werden noch genug Sachen einfallen. Kümmer' dich nicht darum."

W: „Oh weh. Das klingt nach einem größeren Problem. Aber was ist jetzt mit der kleinen?"

Seika: „Was soll ich hier? Wolltest du mir nur dieses Bild zeigen?"

Mio: „Nein, ich wollte nur sicher gehen."

Seika: „Für Was? Sicher gehen, dass es mir gut geht? Sicher gehen, dass ich diejenige bin, die du verlassen hast?"

Mio: „Ich wollte wissen, ob du es wirklich bist, weil ich es für unmöglich gehalten habe, dass du noch lebst."

Seika: „Wieso sollte ich denn nicht leben? Ach ja! Wegen dir!!"

Mio: „…"

Seika: „Wozu bin ich noch hier?"

W: „Willst du sie einladen, Mio?"

Mio: „Ich kann sie nicht dazu zwingen."

Seika: „Was denn für eine Einladung, wohin? Wozu?"

W: „Hast du ihr gar nichts erzählt, Mio?"

Mio: „Ich hatte nicht die Zeit dafür. Du merkst doch, dass es hier ein großes Problem gibt!?"

Seika: „Was geht hier ab? Was wollt ihr von mir?"

W: „Wir wollen gar nichts von dir. Du kannst hier beitreten, wenn dich jemand einlädt."

Seika: „Was habe ich davon? … Habt ihr was zu essen?"

Mio: „Klär du das mit ihr. Ich muss meine Wunde auswaschen."

W: „Immer muss ich auf die Kinder aufpassen…"

Seika: „Ich bin kein Kind!"

W: „Das sagt mir jedes Kind. Immer. Du bist so groß und so dumm wie ein Kind."

Seika: „Was willst du von mir? Kommst du' einfach um die Ecke und nennst mich dumm!?" 

W: „Beruhig dich kleine. Du weißt doch noch gar nichts über die Welt oder sonst irgendwas. Du willst was essen? Dann komm' mit. Aber wag es bloß nicht, mich anzugreifen oder sonstige dumme Ideen. Du hättest sowieso keine Chance."

Seika: „Wieso sollte ich angreifen?"

W: „Ich wollte es nur gesagt haben. Wäre nicht das erste Mal, das ich einfach von solchen Plagen angegriffen werde."

Seika: „Nennst du mich jetzt eine Plage?"

W: „Nein, was los bei dir? Wenn du mich nicht angreifst und auf die Regeln achtest, dann passiert dir nichts. Wenn du mir auf die Nerven gehst oder mich angreifen willst, dann bist du ne' Plage. Du bist aber niemand, bis dir jemand einen Namen gibt. Kapiert'?"

Seika: „Was sind das hier für Regeln oder Spiele, die ihr hier treibt?"

W: „Ha, Spiele nennst du das? Das zeigt nur, das du wirklich keine Ahnung hast. Und jetzt komm'."

Seika spürte etwas an dieser Frau, was sich wie eine merkwürdige Mischung aus Angst, Respekt, aber auch Wärme anfühlte. Seika wollte sich instinktiv nicht mehr mit ihr anlegen. Seika sah 2 Gründe dafür:

Erstens war es diese merkwürdige Wärme, die sie von ihr spürte und zweitens war sie offen genug zu sagen, dass sich das Angreifen von ihr nicht lohnen würde. Selbst wenn es wie eine Drohung klingen sollte, Seika nahm es für sich als eine Art der Warnung wahr. Sie hatte nichts das Gefühl, dass diese Frau ihr ohne einen Grund etwas tun würde. Die Frau ging aus dem Raum und Seika sah eine große Narbe an der rechten Schulter der Frau.

Seika: „Was ist das da für eine Narbe?"

W: „An meiner Schulter, meinste'? Das ist noch von früher. Kleiner Kampf, als ich noch neu hier war."

Seika bekam das Gefühl, dass die Frau sie angelogen hatte. Doch sie entschied sich dazu, nicht weiter nachzufragen.

Seika: „Was ist das hier?"

W: „Das ist unser Haus. Wir leben, trainieren und kämpfen hier."

Seika: „Was ist das für ein Haus?"

W: Oh weh. Du stellst echt viele Fragen, kleine…Das, was ich gerade gesagt habe, nicht viel mehr. Und eine Sache solltest du dir merken, jetzt schon, egal ob du beitrittst oder nicht. Die erste Regel für alle hier ist: Männer sind verboten."

Seika: „Das ist eine komische Regel…aber eine gute."

W: „Das stimmt. Beste von allen. Du solltest wissen, dass alle Frauen hier Männer hassen."

Seika: „Männer sind das Schlimmste!!"

W: „Ha…Ich dachte, du fragst jetzt wieder deine dummen Fragen…"

Seika: „Nenn' mich nicht wieder dumm!"

W: „Ich kann echt nicht sagen, ob ich dich mag oder nicht…Du machst es aber auch ziemlich schwer kleine."

Seika: „Seika. Nenn mich Seika."

W: „Ok, Sei. Du bist ab sofort Sei."

Seika: „Nein, ich bin Seika."

W: „Ich gebe allen hier die Spitznamen. Nicht mehr als 3 Buchstaben. Wenn du mehr von deinem Namen willst, dann musst du auch mehr leisten."

Seika: „Was soll das heißen?." fragte Seika mit einem Fragwürdigem Hinterton in ihrer Stimme.

W: „Du kannst hier einen gewissen Ruf verdienen. Das funktioniert in beide Richtungen. Wenn du Scheiße baust und wenn du für diesen Verein kämpfst. Hängt ganz davon ab."

Seika: „Ich habe nicht mal gesagt, dass ich beitrete!"

W: „Ah…Da war ja noch was…"

Seika: „Aber wenn ihr hier was zu essen habt, dann kann ich auch bleiben."

W: „Du hast doch hoffentlich nicht vor, von unseren Vorräten zu essen und dann einfach zu verschwinden?"

Seika zuckte nach hinten, als die Frau diese Worte aussprach, als hätte Sie sie direkt aus ihrem Kopf genommen.

W: „Ha…erwischt. Wer arbeitet kann auch essen. Punkt. Das verstehst du doch?"

Seika: „Hmmmph…" 

Seika hatte überhaupt nicht gefallen, was sie gerade zu hören bekam. Sie war verärgert und drehte ihren Kopf in Missbilligung von der Frau weg. Doch die Frau sah das Kommen und lachte nur.

W: „Zu deinem Glück kann ich kochen. Dann ist deine erste Mahlzeit hier auch direkt mitgemacht."

Seika: „Was meinst du mit „Mitgemacht"?"

W: „Du hilfst mir beim Kochen."

Seika: „WAS?"

W: „Wieso wunderst du dich? Das haben wir doch gerade noch besprochen. Wer arbeitet kann auch essen. Wer essen kann, kann auch arbeiten."

Seika: „Ich will aber nicht."

W: „Und wenn interessiert das? Du kommst mit, und dann reden wir weiter."

Die Frau ging mit Seika gemeinsam in die Küche und sie bereiteten das Abendessen für die Gruppe vor. Anfangs schien Seika noch sehr rebellisch zu sein, doch im späteren Verlauf der Zubereitung schien Seika Spaß daran zu finden zu kochen und fing sogar an zu grinsen. 

W: „Weißt du, es gibt hier nicht viele Mädels, die gut kochen können. Sie haben es selbst nie gelernt. Ich in meinen jungen Jahren, habe meinen Job in der Küche aufgegeben und habe meinem Scheiß Boss in die Eier getreten und ihm mit einer Stecknadel die Kündigung in sein Hemd gesteckt."

Seika: „Was?"

W: „Ja…das hat den Leuten dort natürlich nicht gefallen und dem Chef sowieso nicht. Tja…und ich hatte dann nicht nur die direkte Kündigung sondern auch noch eine Anzeige."

Seika: „Du wurdest dafür angezeigt?"

W: „Ja, ich wurde angeklagt, und habe eine Geldstrafe dafür bekommen, die ich nicht zahlen konnte."

Seika: „Und deswegen bist du hier?"

W: „Ne, nicht direkt, aber irgendwie schon."

Seika hatte ein Fragezeichen in ihrem Gesicht…"

W: „Uhhh…Das eine führte zum anderen und dann bin ich dann doch irgendwann hier hin."

Seika: „Das klingt ja scheiße."

W: „Korrektur: Das ist sogar Scheiße. Die haben mich dazu gebracht und mich wie ein Scheiß Haustier oder so behandelt."

Seika: „Meinst du wie ein Sklave?"

W: „Ja, Haustier, Sklave. Keine Ahnung."

Seika runzelte ihre Stirn und sah die Frau mit einem schiefen Blick an. 

W: „Ja, ich bin nicht so ein Wortmensch."

Seika: „Ich merk das schon…"

W: „Ist jetzt aber auch nicht so wichtig."

Seika: „Ich kenne deinen Namen aber auch immer noch nicht."

W: „Ha!?…Habe ich meinen Namen nicht gesagt? Merkwürdig… Aber Ich bin Wero."

Seika: „Wero? Was ist das für ein komischer Name?"

W: „Uhhh…Das ist kurz für Weronika."

Seika: „Mit W?"

W: „Was?"

Seika: „Mit W. Der Buchstabe W!?"

W: „Ach, keine Ahnung. Ist auch egal. Ich bin, wer ich bin, egal ob W oder nicht."

Seika: „Das hat doch nichts damit zu tun. Was ist, wenn du deinen Namen schreiben musst?"

W: „Muss ich nicht. Und jetzt lass' das mal lieber."

Seika: „Und wie heißt der Verein hier überhaupt? Habt ihr einen Namen?"

W: „Na klar. Wir sind Warrior Woman."

Seika: „Haha, das sind ja schon wieder zwei W's."

W: „Was redest du da?"

Seika: „Du hast ein W im Namen und auch dieser Verein hat zwei W's. Du bist dann sowas wie WWW."

W: „Ich verstehe dich nicht, was soll das heißen? Das ist doch ein Uah-Wä-Geräusch."

Seika: „Du bist Weronika in Warriors Woman. Du bist ein W in zwei W's"

W: „Was soll das heißen, zwei Weh's?"

Seika: „Nein, das ist eine andere Sprache. Da wird das so geschrieben."

W: „Hä? Ich versteh' kein Wort…Aber ich kann dir unser Logo zeigen, dass ist voll geil."

Seika: „Hmmm?"

Weronika zeigte Seika das Logo und erkannte selbst auf einmal, dass es tatsächlich zwei W's waren, die das Logo ausmachten. Das Logo, dass sie sich ansahen, war das im Speiseraum, wo sie auch das Essen hinbrachten. Erst jetzt verstand sie, was Seika vorhin gemeint hatte.

Seika blieb in der Gang und nach nicht mal einem halben Jahr ließ sich Seika das Gang Tattoo stechen. Sie erhielt das „WW" auf ihren Rücken, was für sie selbst als Warriors Way oder Womans World mitgedeutet wurde. Seika sah es als eine Form der Charakterlichen Stärke der Gang an. Und Seika schwor sich eine Sache ganz eindeutig:

Seika: „Ich werde nie wieder einen Mann in mein Leben lassen."

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