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Berührung der Magie

Die Tage vergingen, und Amaya spürte, wie sich die Luft der Akademie immer mehr auflud. Es war nicht nur die Magie, die durch die Mauern strömte – es war die Spannung, die zwischen den Schülern lag, die der Direktor als Herausforderung inszenierte. Prüfungen standen bevor, und jeder Schritt, den sie tat, schien sie auf eine unsichtbare Grenze zuzubewegen. Eine Grenze, an der sie sich entweder bewies oder zerbrach. Doch immer wieder kehrten ihre Gedanken zu Jackson zurück, zu seiner kalten, abweisenden Art, die sie in den letzten Wochen so oft frustriert hatte.

Er hatte sich nach ihrem letzten Treffen im Bibliotheksraum wieder zurückgezogen – und dennoch war er überall. Es war, als ob er in jeder Ecke lauerte, bereit, mit seinen scharfen Bemerkungen und seinem arroganten Blick zu durchdringen, was sie sich mühsam aufgebaut hatte. Und obwohl sie versuchte, sich nicht davon ablenken zu lassen, konnte sie den Gedanken an ihn nicht aus ihrem Kopf vertreiben.

Es war an einem der regelmäßig stattfindenden Trainingsnachmittage, als sich alles verändern sollte. Die Akademie legte großen Wert auf praktische Übungen, und heute standen die Schüler vor der Herausforderung, ihre Fähigkeiten unter realen Bedingungen zu beweisen. Ein gemeinsames Projekt war angesetzt, bei dem sie mit einem Partner zusammenarbeiten mussten, um ein besonders herausforderndes Artefakt zu manipulieren, das sowohl mentale als auch astrale Energie erforderte.

Amaya hatte gehofft, dass sie in einem Team mit Clara arbeiten würde, doch stattdessen hatte das Los sie mit Jackson zusammengeführt.

„Du hast Glück, dass du mit mir arbeiten darfst", sagte er, als er sich zu ihr an den Tisch setzte, seine Stimme kaum mehr als ein leises, herausforderndes Flüstern. „Ich bin sicher, du wirst von meiner Erfahrung profitieren."

Amaya konnte das Beben in ihrer Brust kaum unterdrücken. Hatte er wirklich geglaubt, dass sie seine arrogante Einstellung ertragen würde? Doch sie versuchte, ruhig zu bleiben. „Ich werde sicher etwas lernen, Jackson. Aber sei nicht so selbstsicher. Du bist hier nicht der Einzige, der weiß, wie man mit Astralenergie umgeht."

„Mal sehen, ob du deinen Worten Taten folgen lassen kannst", antwortete er schneidend und setzte sich dann hin, um das Artefakt zu inspizieren. Amaya konnte die Spannung in seinen Bewegungen spüren – und sie war sich sicher, dass er ebenfalls bemerkte, wie sich die Luft zwischen ihnen verdichtete.

Der Projektauftrag war klar und simpel, aber gleichzeitig so komplex, dass es eine präzise Zusammenarbeit erforderte. Die Aufgabe bestand darin, das Artefakt in die Mitte eines Korridors zu bewegen, der nur mit einem bestimmten Maße an Astralenergie durchquert werden konnte. Gleichzeitig mussten sie den Bereich stabilisieren, damit das Artefakt nicht beschädigt wurde. Ein falscher Schritt, und das gesamte Experiment würde scheitern.

„Du musst die Energie durch den Kristallkanal leiten", erklärte Jackson, ohne sie anzusehen. „Ich werde die Steuerung übernehmen. Du kümmerst dich um die Stabilisatoren. Es wird nur dann funktionieren, wenn wir beide perfekt zusammenarbeiten."

Amaya nickte. Es war nicht das erste Mal, dass sie mit Astralenergie arbeitete, aber es war das erste Mal, dass sie so eine Aufgabe zu zweit hatte. Die Kontrolle über die Energie war schwierig, besonders, wenn sie ihre Kräfte mit jemandem teilen musste, der so wenig Vertrauen in sie setzte.

„Bereit?", fragte Jackson nach einer kurzen Pause. Seine Augen blickten sie kalt an.

„Ja", antwortete sie bestimmt, auch wenn ihre Hände leicht zitterten.

Sie streckten ihre Hände aus und begannen, die Energie zu kanalisieren. Amayas Finger fühlten sich leicht an, als sie den flimmernden, durchsichtigen Faden der Astralenergie ergriff, der in den Kristallkanal eintrat. Doch kaum hatte sie die Verbindung hergestellt, spürte sie die Schwingungen der Energie, die sich in ihr zu sammeln begannen. Der Kristall schien förmlich zu pulsieren, als ob er ihre Energie ansaugte.

Doch gerade als sie versuchte, die Energie zu stabilisieren, berührte Jacksons Hand ihre.

Es war keine zärtliche Berührung. Es war ein unachtsamer, gezielter Druck, der eine Welle von Energie in ihren Körper katapultierte, die sie fast aus dem Gleichgewicht brachte. Die Verbindung zwischen ihren Händen war wie ein Blitz, der sie durchzuckte – und es war alles andere als angenehm. Amaya starrte auf ihre Hände, die nun fast wie elektrisch aufgeladen schienen, und fühlte, wie der Strom der Astralenergie zwischen ihnen flackerte.

„Was tust du?", fauchte sie, als sie versuchte, ihre Energie zu kontrollieren, die nun unvorhersehbar zu schwanken begann. Doch Jackson schien davon unbeeindruckt.

„Das hier gehört zum Prozess, Amaya. Du musst die Energie akzeptieren, auch wenn sie unangenehm ist."

Doch in diesem Moment gab es keinen Raum für Worte. Der Kristall in der Mitte des Raumes begann zu vibrieren, als er mehr und mehr Energie aufnahm. Die Luft schien schwerer zu werden, die Funken der Astralenergie sprangen hin und her, und Amaya spürte, wie der Boden unter ihren Füßen zu wanken begann. Der gesamte Raum schien sich zu verformen.

„Hör auf!", rief sie. „Du destabilisiert alles!"

Aber es war zu spät. Jacksons Energie war zu unkontrolliert, und die Magie um sie herum begann, sich wild zu entladen. Der Kristall hatte die maximale Kapazität erreicht und überlud nun. Ein gewaltiger Funken durchzuckte den Raum, und Amaya spürte, wie die Energie ihre Körperkräfte übernahm.

„Amaya!" Jacksons Stimme hallte in ihren Ohren, doch sie konnte sich nicht mehr auf ihn konzentrieren. Die Energie war zu intensiv. Mit einem letzten verzweifelten Versuch, die Kontrolle zu gewinnen, streckte sie ihre Hände aus und versuchte, die entweichende Energie zu kanalisieren.

Doch im nächsten Moment, als der Raum von einem gleißenden Licht erfüllt war, stießen ihre Körper zusammen. Die Spannung zwischen ihnen war elektrisch – und plötzlich war alles still. Der Raum schien zu vibrieren, und ihre Hände, die sich während des Vorfalls berührt hatten, waren jetzt noch immer von einem schwachen Leuchten umgeben.

Jacksons Gesicht war nahe bei ihr, seine Augen weit geöffnet, als er die plötzliche Nähe bemerkte. Die Luft zwischen ihnen war fast greifbar. Sie konnte seinen Atem spüren, den Puls seines Körpers. Amaya wollte sich zurückziehen, doch irgendetwas hielt sie fest. Sie fühlte sich wie in einem Bann, der von dieser ungewollten Nähe ausgeht. Es war eine Art Spannung, die nicht nur zwischen ihren Händen lag, sondern die ganze Atmosphäre durchzog.

Und dann, fast unmerklich, trat der Moment der Stille ein – ein Moment, in dem beide die Welt um sich herum vergaßen.

„Das war...", begann Jackson, doch seine Stimme brach ab. Er schien selbst überrascht zu sein, dass sie überhaupt so weit gekommen waren.

„Du hättest nicht so handeln dürfen", sagte Amaya, ihre Stimme leiser als sie beabsichtigt hatte.

Doch der Moment war nicht ohne Bedeutung. Die Stille zwischen ihnen war erfüllt von einer neuen, unerklärlichen Spannung – und obwohl ihre Worte hart klangen, wusste sie tief in ihrem Inneren, dass sie diesen Augenblick nie wieder vergessen würde.

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