Das erste Licht des Morgens drang nur schwach durch die dichten Baumkronen der Schattenlande. Eryon und Lyra machten sich bereit, den Marsch fortzusetzen. Sie hatten nicht viel gesprochen, aber eine unausgesprochene Übereinkunft lag in der Luft – sie würden zusammen kämpfen und einander vertrauen müssen.
„Wir müssen weiter nach Osten," sagte Eryon und deutete auf eine schmale, kaum sichtbare Spur im Unterholz. „Dort liegt die Festung der Dunkelheit. Wenn der Dämon irgendwo ist, dann dort.
"Lyra nickte, zog ihr Schwert und folgte ihm. Die Schattenlande waren tückisch, und die beiden Krieger mussten sich ständig wachsam umsehen. Überall lauerten Gefahren, von denen sie wussten, dass sie sie jederzeit angreifen konnten.
Nach Stunden des Marschierens erreichten sie eine alte, verfallene Brücke, die über einen breiten, dunklen Fluss führte. Eryon blieb stehen und betrachtete die Brücke mit einem misstrauischen Blick.
„Wir müssen vorsichtig sein," warnte er. „Diese Brücken sind oft Fallen."
„Ich gehe vor," sagte Lyra entschlossen. „Ich bin leichter und schneller. Wenn etwas schiefgeht, kann ich schneller reagieren.
"Eryon zögerte, dann nickte er. „Sei vorsichtig.
"Lyra setzte einen Fuß auf die Brücke und spürte, wie die alten Bretter unter ihrem Gewicht knarrten. Langsam und vorsichtig machte sie einen Schritt nach dem anderen. Plötzlich, ohne Vorwarnung, brach ein Teil der Brücke unter ihr zusammen. Mit einem geschmeidigen Sprung erreichte sie das andere Ufer, gerade rechtzeitig, bevor die Bretter vollständig nachgaben.
„Alles in Ordnung?" rief Eryon ihr zu.
„Ja," antwortete Lyra und blickte zurück. „Aber du wirst springen müssen."
Eryon schätzte die Distanz ab und nahm Anlauf. Mit einem kraftvollen Satz sprang er über den Abgrund und landete sicher neben Lyra. Zusammen setzten sie ihren Weg fort.
Die Festung der Dunkelheit erhob sich bald vor ihnen. Sie war ein imposantes Bauwerk aus schwarzem Stein, umgeben von einem düsteren, pulsierenden Nebel. Eryon konnte die böse Präsenz des Dämons förmlich spüren.
„Dort drin wartet er," sagte Eryon leise. „Sei bereit."
Sie betraten die Festung durch das große, eiserne Tor, das überraschenderweise offen stand. Drinnen herrschte eine unheimliche Stille. Sie bewegten sich langsam und aufmerksam durch die dunklen Gänge, bereit, jederzeit anzugreifen.
Plötzlich schoss ein riesiger, feuriger Dämon aus den Schatten und griff sie an. Seine Augen glühten vor Hass und Zorn, und seine Krallen leuchteten wie glühende Kohlen. Eryon und Lyra kämpften Seite an Seite, ihre Schwerter blitzten im flackernden Licht.
„Pass auf!" rief Eryon, als der Dämon mit einem gewaltigen Schwung seiner Klauen nach Lyra schlug. Sie wich geschickt aus und schlug zurück, ihr Schwert traf die Bestie an der Seite. Der Dämon brüllte vor Schmerz, aber er war noch lange nicht besiegt.
Die Schlacht tobte weiter, und Eryon spürte, wie sich eine seltsame Verbindung zwischen ihm und Lyra entwickelte. Sie kämpften synchron, als ob sie einander seit Jahren kennen würden. Jeder Schlag, jede Bewegung war perfekt aufeinander abgestimmt.
Schließlich, nach einem langen und erbitterten Kampf, gelang es ihnen, den Dämon zu überwältigen. Mit einem letzten, mächtigen Hieb stieß Eryon sein Schwert in das Herz der Bestie. Der Dämon schrie auf und zerfiel zu Asche.
Atemlos und erschöpft standen Eryon und Lyra nebeneinander. Der Kampf hatte sie an ihre Grenzen gebracht, aber sie hatten gesiegt. Sie sahen einander in die Augen, und ein unausgesprochenes Band der Freundschaft und des Respekts entstand.
„Danke," sagte Lyra schließlich leise. „Ohne dich hätte ich das nicht geschafft."
Eryon lächelte schwach. „Wir haben das gemeinsam geschafft," sagte er. „Vielleicht ist es Zeit, dass ich lerne, nicht mehr alleine zu kämpfen."
Lyra nickte. „Gemeinsam sind wir stärker," sagte sie und legte eine Hand auf seine Schulter. „Vielleicht ist das erst der Anfang."