Seika wuchs in der Sicherheit ihrer Familie auf und fühlte sich eigentlich immer glücklich, weil sie auch immer etwas tun konnte, auf das ihre Familie stolz sein konnte. Das Gefühl, dass in ihr dadurch Form annahm, wandelte sich in eine Lichtaffinität. Die anderen aus ihrer Familie hatten Großes mit Seika vor, und sie sah mit einem Lächeln in die Zukunft. Die Zukunft war hell und erleuchtend, doch auch wegweisend und klar. Es würde immer etwas geben, in dem Seika gut war. Das war ein befreiendes Gefühl für sie.
Seika ging in ihrem Zimmer umher und fragte sich, was sie nun tun sollte, jetzt da sie den Entschluss gefasst hatte. Sie wurde skeptisch und begann zu wanken.
„Kann ich das überhaupt? Was werden sie dazu sagen? Nein! Es ist doch egal, was sie sagen! Aber was ist wenn sie das nicht erlauben? Ich brauche ihre Erlaubnis nicht! Was ist, wenn sie mich dann aus dem Haus werfen? Nein, das können sie nicht…oder doch? Was mache ich jetzt…"
Die lauten schnellen Tritte von Seika blieben nicht unerhört. Seika bemerkte, wie scheinbar jemand die Treppen zu ihrem Zimmer hochging. Leise, sanfte Schritte, die nicht zu hören waren. Seika hörte nur den Wind, wie er um die Person kreiste, die sich Seika näherte. Leichtes knirschen und ein pustender Wind, bevor die Tür zu Seikas Zimmer aufging. Seikas Mutter betritt mit einem sorglosen Gesichtsausdruck das Zimmer.
M: „Was war das bitte Seika? Ich habe unten einen starken Knall gehört. Ist hier oben etwas passiert?"
S: „…Was meinst du denn? Ich habe nichts gehört…"
M: „Ist irgendetwas heruntergefallen?"
S: „Nein, alles ist Heile geblieben…ja…alles…"
M: „Nun, du kannst mir dann auch sicherlich erklären, wieso der Knall 3-Mal schnell nacheinander kam."
S: „Nun…"
M: „Genug davon Seika, ich weiß genau was das war, aber ich weiß nicht wieso. Erkläre es mir."
S: „Ich habe nur stark nachgedacht…und dann…"
M: „Du hast mit deinem Fuß auf den Boden gestampft. Das gehört sich nicht."
S: „Aber woher weißt du das so genau?"
M: „Du hast es mir doch gerade bestätigt."
S: „…Nein, ich habe dich doch nur getestet…"
M: "Ich sagte genug mit diesen Spielchen…"
S: „Aber…"
M: „Nichts aber…Sag mir jetzt sofort, was in dir vorging."
S: „Ich will aber nicht darüber reden!"
M: „Gut, dann werden wir jemand anderen in dieses Gespräch einbeziehen müssen…"
S: „Nein, warte. In Ordnung, ich rede. Aber bitte sag mir, woher du das wirklich weißt. Du kannst das doch nicht einfach so sofort richtig geraten haben."
M: „Erstens, das kann ich schon. Zweitens, ich bin schließlich deine Mutter. Und drittens, ich war auch einmal in deinem Alter und hatte mit mir zu kämpfen."
S: „…"
M: „Und daher denke Ich, dass es nicht zu weit vorweggenommen ist."
S: „…Ich hatte Zweifel, aber das geht jetzt schon wieder."
M: „Was denn für Zweifel?"
S: „Zweifel…ob ich alles richtig mache…"
M: „Und das soll ich dir glauben?"
S: „Wieso? Hattest du noch nie Zweifel?"
M: „Und wie ich die hatte. Doch das ist nicht das Problem. Du hast gelogen."
S: „Nein, ich spreche doch nur die Wahrheit."
M: „Und auch das ist gelogen."
S: „…Woher willst du das wissen?"
M: „Du willst von mir nicht immer die gleichen Antworten haben, oder Seika?"
S: „Was soll das bitte heißen?"
M: „Lass mich wieder raten…Du hattest Zweifel daran, ob du das noch länger aushältst in dieser Familie, unter diesen Bedingungen. Du wusstest nicht, ob du für immer gut genug bleiben würdest, damit wir dich akzeptieren. Du hattest Gedanken dieses Leben hinter dir zu lassen und warst dafür sogar bereit von hier zu verschwinden. Doch du hast den Mut nicht gefunden, es auch zu tun."
S: „Nein, das ist falsch."
M: „Ach, ich lag also komplett daneben?"
S: „Ja, also Nein…Es ist nicht alles davon richtig."
M: „Und was war dann richtig davon?"
S: „Eigentlich nur, dass mit den Zweifeln und ob ich für immer gut genug sein würde…Ich hatte nicht vor abzuhauen und auch keine Gedanken daran, dass ihr mich nicht akzeptiert."
M: „Was war es dann?"
S: „Ich weiß es nicht. Ich habe nicht weiter gedacht…Es tut mir leid."
M: „Seika, es ist in Ordnung. Jedes Mädchen in unserer Familie kommt irgendwann auf die Idee einfach alles aufzugeben und irgendwo anders ein Neues, alternatives Leben zu beginnen. Doch es ist nur eine Phase, die wieder vergeht. Sie sind alle wieder zu Sinnen gekommen und haben es sein lassen."
S: „Ah…Alle?"
M: „Jede einzelne aus unserem Familienstammbaum. Sie erkannten, dass es nichts bringt und dass sich dadurch alles nur zum schlimmeren wenden würde."
S: „Aber…Wieso? Was ist denn so schlimm daran, wenn ich mein Leben ändern möchte? Ich will doch nur ein bisschen anders leben. Ich will nicht immer das machen, was schon Generationen vor mir gemacht haben. Immer mit demselben Lächeln, im selben Stil immer besser werden in allem, bis ich es perfekt beherrsche."
M: „Aber Seika, das sind doch unsere Traditionen und unsere Lebensweise. Wir machen das seit Generationen und es ist uns wichtig. Wir ehren…"
S: „..Wir ehren unsere Vorfahren und ihr Leben damit…Ich weiß…Ich habe das schon Tausende Male gehört…"
M: „Dann solltest du es auch gut genug wissen, dass es unausweichlich ist. Du kannst die Traditionen nicht beenden. Das würde Schande und Scham über unseren Namen bringen."
S: „Was interessiert mich bitte so ein dummer Name? Dann nenn mich einfach nicht mehr Seika Kurohane. Nenn mich einfach nur Seika."
M: „Das ist ja wohl ein schlechter Scherz! Du kannst es doch nicht wagen unsere Familie damit so zu beschmutzen. Das würde einer Enterbung gleichkommen."
S: „Und? Wo ist das Problem? Wieso geht das nicht?"
M: „Bist du jetzt wahnsinnig geworden? Du spinnst doch! Du kannst doch nicht von mir verlangen, mein einziges Kind einfach wegzugeben, als wäre sie irgendein Objekt, das keinen Wert mehr hat."
S: „Habe ich denn einen Wert für dich?"
M: „Natürlich. Du bist meine Tochter."
S: „Das wars? Ich soll dein sein? Ich bin deins? Ich soll kein Objekt sein, aber trotzdem sprichst du über mich, als wäre ich eins!? Ich gehöre dir nicht! Das ist nicht dein Leben, sondern meins."
M: „Aber Seika, so war das doch gar nicht gemeint. Du bist doch nur…"
S: „Nur? Was bin ich nur? Nur deine Tochter? Nur ein Abbild von dir? Nur ein weiteres Mädchen in unserer Familie, die nichts tut, außer das zu erreichen, was ihre Eltern nicht geschafft haben?"
M: „Woher kommt dieses grauenhafte Bild von dir?"
S: „DENKEN! Kennst du das? Ich denke nach. Ich akzeptiere nicht einfach alles, was mir vorgeworfen wird."
M: „Aber Seika…wann bist du so geworden?"
S: „Richtig…Woher solltest du das Wissen? Du denkst ja nicht nach. Du kannst das nicht, Du fügst dich einfach, als wärst du ein Teil von einem Puzzle, das an die eine richtige Stelle gebracht werden muss. Du kennst deine eigene Tochter nicht."
M: „Seika, halt. Warte doch mal…"
S: „Wieso sollte ich noch länger warten? Du willst doch nur, dass ich so werde wie du."
M: „Nein…Ich wollte nur sagen, dass ich damals aufgegeben habe…Ich habe nicht erwartet, dass du mich so sehr hasst. Das Leben ist nicht so schwer, wenn man sich einfügt. Die anderen erwarten etwas von dir und du gibst ihnen genau das. Ich wollte dir kein schweres Leben machen, sondern dir helfen."
S: „Das nennst du Hilfe? Du sagst mir, ich soll mich ausliefern und denkst ich stimme einfach so zu?"
M: „Du lässt das so negativ klingen…Bitte lass es sein, ich will meine Tochter…Ich will dich nicht verlieren."
S: „Warum? Was hast du davon wenn ich hierbleibe?"
M: „…Ich will nicht traurig sein oder deinen Verlust beweinen."
S: „Statt dich zu freuen, dass ich weiterdenke. Statt mir zu sagen, dass du beeindruckt von meinen Ideen bist. Statt mir zu sagen, dass du mich unterstützen wirst, sagst du mir nur, dass es eigentlich nur um dich geht?"
M: „…Kann ich eigentlich noch etwas sagen, was du nicht falsch verstehst?"
S: „Das wars. Ich will nicht mehr mit dir reden…"
M: „Ich hoffe du überdenkst dass noch einmal Seika…"
S: „Ich werde noch viel darüber denken, Mutter. Ich werde das tun, was noch keine vor mir getan hat."
M: „Bitte vergiss nicht, dass es nur einen Weg gibt. Es gibt keinen Weg zurück."
Seika war wütend. Ihr Mutter hatte es bis zum Ende nicht verstanden. Sie war sturköpfig bis zum bitteren Ende, doch Seika wusste, dass sie die gewünschte Freiheit erreichen würde. Doch sie wusste noch nicht wie.
Seika sitzt auf ihrem Bett und denkt noch einmal über das Gespräch mit ihrer Mutter nach.
„War ich zu harsch zu ihr? Ich hätte wohl ruhiger bleiben sollen. Ich muss mich dafür später wohl noch einmal entschuldigen. Aber wieso eigentlich? Ich war doch im Recht! Sie wollte mich nur einsperren, und ich wollte nur nicht eingesperrt werden."
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1: „Hast du schon einmal von dem Ort gehört, wo niemals wieder jemand zurückkam?"
2: „Ja, sie sollen dort wohl gefangen und eingesperrt werden."
1: „Was? Ich habe gehört, sie werden dorthin gebracht, weil sie nicht mehr im Land bleiben dürfen!?"
2: „Das ist doch dumm. Wieso sollte man sie denn aus dem Land werfen?"
1: „Wieso soll man sie denn dort einsperren?"
2: „Ich habe nur gehört, dass dort alle Gefangenen und Kriminellen hingebracht werden."
Ein weitere Schüler hört das Gespräch der beiden und schaltet sich mit in die Diskussion ein.
3: „Sie nennen es das Tote Land. Aus alten Erzählungen sagt man, dass es sich wohl um einen kleinen Ort auf der Welt handeln soll, wo Magie nicht verwendet werden kann."
1: „Ich finde, dass klingt schon sehr komisch."
3: „Ja, es ist auch nur eine Erzählung. Wir haben doch vom Lehrer gelernt, dass sie die Geschichten gerne ein bisschen anpassen, damit es spannend bleibt."
1: „Glaubst du die haben das auch so verändert, damit es interessant klingt?"
2: „Ja, aber vielleicht ist die ganze Geschichte auch nur ein Märchen."
3: „Märchen sollen doch auch immer etwas Wahrheit in sich haben, oder etwas, was man daraus lernen kann."
1: „Etwas daraus lernen…Hmmm…"
2: „Ich denke vielleicht so etwas wie: Nichts ist selbstverständlich."
1: „Oder besser: Nur die Auserwählten können es nutzen!"
3: „Wo ist das besser?"
1: „Ich finde das klingt einfach besser. Stell dir vor, du bist ein Auserwählter Magier, der für die Regierung kämpfen darf."
2: „Ich will ja gar nicht kämpfen!"
1: „Nicht mein Problem."
2: „Dan sag doch auch nichts!"
Akio: "Ich denke, da ist nichts dran. Das sind doch bestimmt nur Lügen."
1: „Wieso denkst du das?"
Akio: „Sie denken sich das nur aus, um den Leuten Angst zu machen."
2: „Das ergibt doch keinen Sinn. Wieso sollten sie anderen Angst machen? Die haben doch nichts davon."
Akio: „Totes Land? Ein Ort dem man nicht betreten darf. Ein Ort des Todes."
1: „Glaubst du also auch, dass es nur ein Märchen ist?"
Akio: „Ja, das erzählen die nur, damit die Kinder nicht alleine nach draußen gehen. Keiner will in das Tote Land."
3: „Also ich denke, es könnte auch einfach nur ein Friedhof sein."
1: „Was?"
3: „Ja, ich meine das passt doch: Ein Ort wo du keine Magie anwenden kannst, weil du Tot bist."
1: „Weißt du…Irgendwie macht das Sinn…Aber das ist auch irgendwie langweilig."
Akio: „Jetzt wo du es sagst, ja. Und es macht Angst und die Kinder wollen da nicht alleine hingehen."
2: „Ja und auch ein Totes Land, weil dort niemand lebt."
Akio: Das macht doch Sinn. Das wars, Rätsel gelöst."
1: „Nein, Rätsel müssen schwerer sein und man muss lange daran arbeiten, um es zu lösen."
Akio: „Lange an einem Rätsel arbeiten ist doch kein Zeichen, dass es schwer ist. Dann bist du wohl einfach nur zu dumm dafür."
1: „Nenn mich nicht dumm!"
Akio: „Das hast du so verstanden. Du weißt doch gar nichts. Mein Vater muss auch so ein schwieriges Rätsel lösen, bevor er nach Hause kommen kann."
1: „Also ist dein Vater auch blöd?"
Akio: „Das habe ich niemals gesagt!"
2: „Du hast gesagt, dass man blöd ist, wenn man ein Rätsel lange lösen muss."
Akio: „Nein, wenn man ein einfaches Rätsel lange lösen muss!"
1: „Stimmt nicht, das hast du nicht gesagt. Dein Vater ist dumm."
Akio: „Mein Vater ist gar nichts für mich. Er kann wegbleiben, solange er will. Es interessiert mich nicht. Aber es ist nicht dumm."
Es wandelte sich zu einem Gespräch, dass nicht mehr mit dem Ursprünglichen Thema zu tun hatte, doch darin lag auch Freiheit.
3: „Lass ihn doch nur reden Akio. Er hat die Freiheit zu sagen, was er denkt und du hast die Freiheit dir nicht alles zu Kopf zu nehmen, was jemand sagt. Damit ist das Problem gelöst. Du hörst nur, was du hören willst. Also wähle Klug, was du willst."
1: „Junge, du bist doch kein Lehrer oder der Vater von irgendwem."
3: „Ja, aber es wäre das, was mir mein Vater sagen würde, wäre er jetzt hier."
2: „Aber das ist er nicht. Wir sind nur hier zu viert und keine Väter."
3: „Du bist in deiner reinsten Form immer die Konstante deines Lebens. Der Ort macht hier nicht viel her. Es ist die Weisheit der alten Generation, die uns die Freiheit des Neuen Lebens gibt."
1: „Du laberst zu viel, ich bin weg."
2: „Ja, lass uns gehen, die sind doch nicht mehr ganz dicht."
3: „Nun Akio, jetzt da sie weg sind, muss ich nicht mehr so gestochen reden."
A: „Was hast du da gerade gesagt?"
3: „Keine Ahnung, habe ich mal irgendwo gehört…"
A: „Ah, klar…Sowas sagt man einfach so."
3: „Ja, meine Unvergesslichkeit ist wohl so eine Art Fluch und Segen zugleich."
A: „Wie fühlt sich das so für dich an?"
3: „Ich finde es ist schön, dann kann ich mich nämlich mehr auf das erlernen und erfahren neuer Dinge konzentrieren und muss nicht, wie andere stundenlang auswendig lernen. Unvorstellbar, wenn ich das müsste."
A: „Tut mir leid, ich habe schon wieder deinen Namen vergessen. Wie war der noch gleich…?"
3: „Wir sind jetzt seit fast 3 Jahren in einer Klasse und du weißt meinen Namen immer noch nicht? Elaran. Einfach nur Elaran."
A: „Elaran?"
3: „Was? Nein. Meralan. Einfach nur Meralan ."
A: „Ich bin mir sicher, ich habe Elaran gehört…"
E: „Ich habe noch nie von so einem Namen gehört…Elaran!?"
A: „Ja, ich kenne ihn von wo anders…"
E: „Von wo denn? Was macht ihr da, wo das Wo ist? Es ist doch ein Ort?"
A: „Naja, wir machen da noch gar nichts, ich bin Neu dort. Aber ich will für die Freiheit der Tiere und der Natur kämpfen."
E: „Oh, das klingt edel. Da würde ich gerne direkt mitmachen."
A: „Es liegt nicht an mir, ob du beitrittst…"
E: „Haha…Ich verstehe, ich habe die freie Wahl."
A: „Ja, stimmt, Haha…Wir sind eine Gruppe von Jugendrebellen, die für…"
E: „Alles klar…Ich bin überzeugt. Na dann, lass mich diesen Elaran kennenlernen."