Er saß in seiner Gasse und spürte zu seinem Erstaunen hinter den Kartons und Decken ein Loch in der Wand. Während er die Kartons und Decken vorsichtig verschob, dachte er darüber nach, was diese Entdeckung für Konsequenzen hatte. Dies könnte großes Glück oder Pech sein. Pech in dem Fall, dass das Loch entdeckt und folgend geschlossen werden würde. In diesem Prozess würde höchstwahrscheinlich auch seine Ecke, die er sich über lange Zeit sehr gemütlich eingerichtet hatte, geräumt werden. Dies war bisher noch nicht passiert aus Gründen, die ihm entgingen. Er hinterfragte es nicht groß und war einfach glücklich darüber, dass er eine trockene und sichere Ecke für sich in London hatte, die nicht zu weit vom Stadtzentrum entfernt war. Glück, falls das Loch, an dem er lehnte, in den Altbau führte und ihm somit Zugang zu einem Haus ermöglichte. Egal was passieren würde, er hoffte, dass es ihm nicht die Laune verderben würde. Er hatte über den Tag genug Geld bekommen, um sich ein gutes Nachtessen und Verpflegung für den morgigen Tag zu kaufen und noch mehr als genug übrig hatte, um sich weitere Tage zu verpflegen. Er stellte zweimal sicher, dass die dicken Kartons und Decken nicht nass werden würden.
Zufrieden mit der Sicherheit der Bauteile seiner Ecke wendete er seine Aufmerksamkeit dem Loch zu. Etwas Gespannte wie er die nächsten paar Stunden, bis die Stadt ruhig und dunkel werden würde, verbringen würde, untersuchte er das Loch, das er so sorgfältig freigelegt hatte. Für ein Lock das in das dahinterliegende Haus führen sollte war es erstaunlich dunkel und hatte eher die Struktur von einer Höhle als eines Loches in der Fassade in einem Haus. Nicht willig sich für die nächsten paar Stunden zu langweilen berief er sich auf sein altes Wissen und seine alten Fähigkeiten zu Höhlen und begann in das Loch zu kriechen. Dies rief Erinnerungen aus seiner Kindheit hoch, in der er Höhlen mit ähnlicher Struktur oft erkundet hatte. Zu seinem Erstaunen endete der Tunnel nicht in einem dunklen Besenschrank oder einem nicht erleuchteten Keller, sondern schlug nach weniger als einem Meter eine fallende Richtung ein. Nachdem er den nächsten Teil des Tunnels mit den Händen abgetastet hatte und festgestellt hatte, dass dieser mit weniger als 22 Grad fallen wird, entschied er sich dazu, weiter zu kriechen. Je tiefer er kroch, desto größer wurde der Tunnel und erinnerte ihn mit der Textur der Wände an eine Höhle.
Nach einigen Minuten kriechen, wurde der Tunnel schlagartig größer und er lag am Boden einer Höhle. Unter London – unentdeckt. Er brauchte einige Sekunden, um diese ordentlich in seinen Kopf zu bekommen. Als er wieder zu sich kam, stand er auf und tastete sich in der Höhle umher, er besaß zur Sicherheit eine Taschenlampe, und hatte die im Moment auch bei sich, wollte die wertvolle Energie der Batterien allerdings nicht verschwenden und verschob die Überlegung ober er sie verwenden sollte auf später. Mit dem wenigen Licht, das durch den Tunnel kam und seinem Tastsinn erkundete er die Höhle. Es stellt sich heraus, dass die Höhle ziemlich rund war und etwa einen Durchmesser von fünf Metern hatte. Es gab kaum Echo, also ging er davon aus, dass sie nicht besonders hoch war. Der Stein hatte sich schon im Tunnel stetig verändert, er war sich während dem Kriechen allerdings noch nicht sicher, welche Art von Stein es war, und hatte erst jetzt die Zeit, ihn genauer zu untersuchen. Zuerst hatte er den Gedanken, dass es sich um einen Schiefer handelte, war dann allerdings zum Schluss gekommen, dass er den Stein nicht kannte. Er war zu hart für den Schiefer und hatte eine leichte Krümmung, die ihn mehr an Drachenschuppen als an Stein erinnerte.
Während des Erkunden war ihm eine sehr flache Stelle an der Wand aufgefallen. Mit der ersten Untersuchung aus dem Weg schaltet er die Taschenlampe kurz an, um sich die Höhle im Licht zu sehen. Sie war ziemlich genau so, wie er sich sie vorgestellt hatte, etwa sechs Meter Durchmesser, etwa drei Meter hoch und mit dem Fakt, dass der Stein pechschwarz war. Er sog das Licht förmlich auf. Die flache Stelle an der Wand sah genauso aus wie die Oberfläche von Schiefer und hatte die Größe einer Tür, allerdings mit einer nach oben gerichteten Spitze anstatt des klassischen Türrahmens. Er schaltete die Taschenlampe schnell wieder aus, um Energie zu sparen und fing an zu überlegen, ob es sich für ihn lohnen würde, diese Höhle einzurichten. Er hatte keine Pfützen gefunden und die Luft war nicht feucht, also würde hier so schnell kein Wasser hineinkommen. Außerdem war er vor Wind, Licht und Geräuschen geschützt, was auf der einen Seite ein Vorteil war, da er seine Ruhe hatte, andererseits allerdings auch suboptimal war, da er keine Idee hatte, was in der Außenwelt vor sich ging. Bei Bränden oder anderen Katastrophen war das definitiv ein Problem. Er kam zum Schluss, dass es sich wahrscheinlich lohnte, hier ein Lager für Lebensmittel und andere Dinge wie Batterien einzurichten und je nachdem auch noch ein Bett. Trotzdem sollte er nicht zu viel Zeit in dieser Höhle verbringen, da ihm hier so einiges entging, und er nicht auf die schwere Weise lernen wollte, was dies zur Folge hätte.
Um sein eigenes Wohlbefinden machte er sich keine großen Sorgen, er war früher oft mit seinen Eltern in Höhlen gewesen, auch für längere Zeiten und hatte als kleines Kind natürlich dort auch geschlafen, während seine Eltern die Höhle untersucht hatten.
Er machte sich auf den Weg zurück, um genügend Polster zu holen. Seine gute Laune war noch besser geworden, da er einen sehr ruhigen Ort in der Londoner Innenstadt gefunden hatte, an dem er ohne Probleme schlafen konnte. Während er durch den Gang wieder hinauf kroch, machte er sich Gedanken darüber, wie er die Decken und Kartons am besten den Gang hinunter bekommen würde. Er kam zum Schluss, dass das wahrscheinlichste Ergebnis war, dass sie heil aber sehr dreckig in der Höhle ankommen würden. Da er seit über einer Woche nicht mehr geduscht hatte, machte ihm das nicht besonders viel aus, trotzdem machte er sich noch leichte Sorgen darum, ob er es schaffen würde, alles heil in die Höhle zu bringen.
Da er sich aber schon sehr auf den ruhigen Schlaf in der Höhle freute, fackelte er nicht lange und nahm sich zwei Decken, stopfte sie vor sich in den Gang und schob sie vor sich her, bis er in der Höhle aufstehen konnte und sie in eine Ecke brachte. Er stellte mehrfach sicher, dass diese Ecke auch wirklich trocken war und legte sie dann dorthin. Er hatte einerseits die Erfahrung gemacht, dass die Decken für sein Bett am Abend trocknen, zu einem nicht besonders schlaf führte und auf nassen Decken schlafen noch schlimmer war. Andererseits hatte er bereits als Kind gelernt, dass Höhlen anders funktionierten, was Luft anging, speziell bei einem engen Zugang.
Diese wiederholte er einige Male, bis alle seine Besitztümer in der Höhle waren. Er stieß auf keine großen Schwierigkeiten und richtete fünfzehn Minuten später glücklich summend die Höhle ein. Er war sich nicht sicher, wann er das letzte Mal so glücklich gewesen war. Vermutlich an seinem letzten Geburtstag, den er mit seinen Eltern verbracht hatte.
Langsam ließ die Kraft durch die Aufregung nach und er spürte seine Müdigkeit wieder. Zufrieden richtete er sich gegenüber dem Eingang ein provisorisches Bett ein. Kaum hatte er seine Schuhe und Jacke ausgezogen und sich auf die Seite gelegt, schlief er auch schon ein.
Er hatte einen speziellen Traum. Er träumte, seitdem er Obdachlos war, nicht besonders viel, er wusste nicht wieso, nahm aber an, dass er so erschöpft war, dass sein Kopf keine Kraft mehr hatte, um Kopfkino zu betreiben. Dieser Traum war insofern auf mehrere Arten speziell. Es war ein luzider Traum, etwas, das er wie die Freude an diesem Abend schon lange nicht mehr hatte. Er sah von weitem einen Stern, einer wie die Sonne. Arthur selbst war allerdings außerhalb des Systems. Es war nicht das Sonnensystem der Erde, er sah zwei Gasgiganten und mehrere Planeten wie Saturn, außerdem mehrere grüne Planeten. Dafür fehlten Mars, Merkur und Venus. Langsam zoomte er auf einen grünen Planeten. Während er an den verschiedenen Riesen vorbeiflog, fiel ihm auf, dass hinter einem eine große Raumstation lag. Sie war von weitem zu klein zu sehen, von nahem sah sie aber groß aus. Doch sie, wie auch der Planet, den sie umflog, zog an ihm vorbei und er glitt auf den Planeten zu. Die Ansicht erinnerte ihn sehr an die Bilder von der Erde aus dem All, die er gesehen hatte. Deswegen fühlte es sich auch so falsch an, dass die Kontinente nicht in Eurasien, Afrika, Nord- und Südamerika, Australien und Antarktis aufgeteilt waren.
Plötzlich fiel er durch die Wolken und eine kleine Stadt kam in Sicht. Doch anstatt direkt in ihrer Mitte zu landen, fiel er einige Kilometer neben ihr in den tiefen Wald. Vor sich sah er einen Höhleneingang, der ihn sehr an den erinnerte, den er an diesem Tag gefunden hatte. Er war kurz davor aufzuwachen, doch dann begann sein Interesse für Höhlen wieder zu wecken und er glitt in die Höhle. Sie sah fast exakt so wie seine Höhle aus, mit dem Unterschied, dass sie erleuchtet war. Plötzlich hörte er hinter sich ein lautes Rumpeln. Erschrocken drehte er sich um und sah, wie ein Steinschlag die Höhle schloss.
Dies trieb alte Erinnerungen und Gefühle wieder hoch. Seine Eltern, wie sie voller Vorfreude auf eine Höhle-Tour vorbereiteten, wie sie ihm sagten, er solle kurz auf sie warten. Er sah, wie sie freudig und gekonnt in die Höhle hinunter stiegen. Er erlebte erneut, wie plötzlich es zu rumpeln anfing. Wie die Steinbrocken herunterfallen und den Eingang versperren. Und wie er das tat, was seine Eltern ihm beigebracht hatten. Er blieb wie ein guter Junge auf der Stelle und rief den Notfalldienst. Er wartete auf der gleichen Stelle auf seine Eltern und auf den Notfalldienst. Er hoffte auf seine Eltern und erwartete den Notfalldienst. Hin und hergerissen zwischen seinen Gefühlen und den Lehren seiner Eltern, hockte er wie versteinert auf die Steine. Irgendwann hörte er die Geräusche des Helikopters, die einzige Möglichkeit, eine so einsame Stelle so schnell zu erreichen.
Egal wie viel die Rettungsleute sagen, er wollte nicht vom Stein, bis er seine Eltern sah. Irgendwann sah er dann seine Eltern. Auf Baren mit weißen Tüchern bedeckt. Er sah zum abertausenden Mal, wie das weise Tuch zurückgelegt wurde und er die stillen, schmerz erfüllten Gesichter sah. Für ihn brach die Welt ein weiteres Mal zusammen.
Irgendwann schaffte er es, sich aus der Stare, die durch seine Erinnerungen ausgelöst wurde, zu lösen. Aus Interesse, wie weit die Ähnlichkeiten gingen, ging er zum Türrahmen und untersuchte ihn ein weiteres Mal. Er fand einen kurzen Moment einen runden Stein. Dieser war wie eine Kugel, die in einer speziell angefertigten Halterung. Aus irgendeinem Grund hatte er das Verlangen, sie zu drücken. Diesem Verlangen folgte er auch und im selben Moment tat sich ein Portal auf der schwarzen Fläche auf. Ihm sah er eine Höhle, die der, in der er stand, sehr ähnlichsah. Er trat durch das Portal und sah sich um. Zu seinem Erstaunen gab es einen großen Unterschied zu der vorigen Höhle: er sah sich auf der Seite schlafen.
Erstaunt und etwas verängstigt ging er auf seinen Körper zu und beugte sich über ihn, da er zur Wand gedreht auf der Seite lag. Er sah völlig normal aus, soweit er das beurteilen konnte. Er hatte sich noch nie selbst in Echtzeit beim Schlafen gesehen. Es war ein interessantes Erlebnis, das ihm allerdings auch Angst einjagte, die ihm unter die Haut ging. Dies lag vor allem daran, dass dieser Traum sich viel zu realistisch anfühlte für einen einfachen Traum. Seine Neugier gewann allerdings den stillen Kampf gegen seine Vorsicht und er fasste sich auf die Wange.
Erschrocken wachte er auf und drehte seinen Kopf nach links, er hatte von dort etwas gespürt. Es brauchte einige Momente, damit er verstand, was passiert war. Sich selbst in einem Traum zu berühren, war ein sehr spezielles Erlebnis.
Völlig verdattert setzte er sich hin und überlegte eine Weile. Vor allem versuchte er den Traum zu verarbeiten. Er hatte seit langem einen luziden Traum mehr gehabt, aber auch wenn er einige Jahre in die Vergangenheit reiste, war dies ein sehr spezieller luzider Traum. Er hat sich sehr realistisch angefühlt. Es war nicht der übliche «Wahnsinn», den man aus sonstigen Träumen kannte, sondern viel eher eine sehr realistische Fantasie. Vor allem beschäftigten ihn die letzten beiden Teile des Traumes. Dass sein luzider Traum realistisch war, war etwas, das ihn stark verwunderte, allerdings an sich nicht besonders war, dass dabei Aliens oder die Zukunft der Menschheit zu sehen waren, konnte er auf eine ähnliche Art akzeptieren. Die Teile, die ihn beschäftigten, waren einerseits, dass er in dem Traum vorkam, infolgedessen er sich mit sich selbst interagieren konnte und dass er sich so gut an den Traum erinnern konnte. Dass er sich an einen Teil erinnerte, der ihn aufweckte, war an sich nicht so speziell, allerdings war er daran gewöhnt, dass ein Großteil des Traumes innerhalb von Minuten aus seiner Erinnerung verschwand. Trotzdem konnte er sich genauso gut an den Anfang des Traumes erinnern wie an das Ende.
Über den ganzen Überlegungen hing der Schreck, von sich selbst aufgeweckt zu werden. Er versuchte, sich mit der Rätselei an seinem Davor abzulenken, dies funktionierte allerdings nicht besonders gut, da das Aufwecken der wohl wichtigste Teil für ihn an diesem Traum war. So drehten sich seine Gedanken im Kreis. Er versuchte sich selbst von dem Schreck, der noch in seinen Knochen steckte abzulenken, in dem er über den restlichen Teil des Traumes nachdachte, was ihn am Schluss wieder an den Anfang brachte, das Gefühl gleichzeitig zwei gegenteilige Dinge zu empfinden und davon aufgeweckt zu werden. Das Gefühl, im Traum sich selbst aufzuwecken, hat sich genauso real angefühlt wie das Gefühl, von jemandem aufgeweckt zu werden.
Irgendwann kam sein Bauch zu dem weisen Schluss, dass man seinem Kopf nicht vertrauen konnte, und wies ihn sanft darauf hin, dass er Hunger hatte. Diese Meldung brachte ihn dazu, sich aus diesem Kreis zu lösen und sich anderen Dingen zu widmen. Der Vorrat, den er gestern gekauft hatte, lag neben ihm und brachte den Teil der Freude, die er am vorigen Tag hatte, wieder zurück, da er nicht jeden Tag mit Essen direkt neben seinem Schlafplatz aufwachte. Ein fast voller Magen vergrößerte diese Freude weiter.
Diese Ablenkung brachte seinen Kopf so weit in die Realität zurück, dass er feststellte, dass er keine Ahnung hatte, wie spät es war. Außerdem fiel ihm auch erst jetzt auf, dass es sehr dunkel war. Dies war an sich nicht speziell, wenn man den Ort in Betracht zog, an dem er geschlafen hatte, es erinnerte ihn allerdings an den vorigen Abend. Um sich zu orientieren, schaltete er die Taschenlampe schneller an und schneller aus, als er gedacht hatte, da sie ihn furchtbar blendete.
Trotzdem fand er seinen Weg aus der Höhe ohne große Probleme. Draußen stellte er fest, dass es etwa zehn Uhr war. Seine Ecke war in der Nähe einer der größeren Straßen, also konnte er anhand der Geräusche erkennen, ob der morgendliche Verkehr schon vorbei war. Er war sich nicht sicher, was er jetzt tun sollte; sonst würde er jetzt nach einem Weg suchen, an Geld zu kommen, darauf hatte er heute allerdings keine große Lust und konnte es sich auch leisten. Nach einigem Überlegen entschied er sich dazu, sich wieder hinzulegen und sich weitere Gedanken über den Tag erst zu machen, wenn er das Rumliegen müde war.
Zu seiner Enttäuschung dauerte es keine Viertelstunde, bis er das Dösen aufgegeben hatte. Er hatte nicht erwartet, dass er den ganzen Tag durchschlafen konnte, allerdings hatte er gehofft, dass er es etwas länger aushalten könnte.
Da er es während des Dösens nicht geschafft hatte, den Traum aus seinem Kopf zu bekommen, entschied er sich dazu, die «Türe» etwas genauer zu untersuchen. Erstaunlicherweise fand er neben der Türe die kleine Kugel wieder, den Drang, den er während dem Traum verspürt hatte, diese Kugel zu drücken, existierte zum Glück nicht mehr; er hatte schon genug Schwierigkeiten gegen seine Neugierde anzukämpfen. Er wollte herausfinden, wie viel an seinem Traum mit dem Portal war, allerdings hatte er auch Angst davor, was passieren würde, wenn es Realität wäre.
Nach einigem an Dagobert Duck angelegten im Kreis laufen konnte er schlussendlich seiner Neugierde nicht mehr stand geben und trat wieder an den Türrahmen. Seine Hand schwebte vor der Kugel, während der letzte Funke Angst gegen seine übermächtige Neugierde umkämpfte. Schließlich wurde auch dieser Zipfel an Angst von seinem Wissensdurst übermannt.
Es schien ihm, als würde er den Moment in Zeitlupe erleben. Seine Hand näherte sich der Kugel und er spürte an seinen Fingerkuppen die Kälte des Steins, der ihn umgab. Die Kugel gab unter seinen Fingern leicht nach und er spürte, wie sie in einer zweiten Position einrasten. Er bekam einen leichten Stromschlag von der Kugel und fühlte sich plötzlich ziemlich erschöpft. Dies merkte allerdings nur ein Augenblick, bevor ihm das Herz in den Hals sprang. Vor ihm tat sich ein Portal auf. Zuerst entstand eine kleine Kugel im Zentrum des Rahmens die an sich nicht zu sehen war, allerdings alles um sich herum verzog und Funken abgab, die manchmal wie Funken von Feuern einfach verglühten oder in sich in kleine Blitze verwandelten und vergingen.
Die Kugel wuchs von einem halben Zentimeter auf drei und weiter, wurde an diesem Punkt aber flach. Die Fläche wuchs, bis sie den Rahmen gefüllt hatte. Dann veränderte sich die Oberfläche, für einen Moment sah er eine Galaxie, in einem anderen eine grüne Wiese. Nach wenigen Augenblicken sah er eine Höhle, die fast genauso aussah wie seine und wie die Höhle aus seinem Traum.
Erschrocken sprang er zurück. Der Prozess hat nur einige Sekunden gedauert. Er war sich nicht sicher, was er jetzt tun sollte. Er hatte sich seit seinem Erwachen nur damit auseinandergesetzt, ob er versuchen sollte, dieses Portal wieder zu aktivieren. Jetzt stand er wortwörtlich vor einer offenen Tür und er war sich beim besten Willen nicht sicher, ob es sinnvoll war, sie zu durchschreiten. In einem Augenblick gingen ihm unzählige Szenarien durch den Kopf, was passieren würde, falls er das Portal benutzen würde. In einigen wurde er zerrissen, verbrannt oder explodierte einfach, in anderen wachte er auf oder betrat wirklich die andere Seite.
Nachdem er Minuten lang mit sich selbst gerungen hatte, kam er zu dem Schluss, dass er bis vor kurzem nicht daran geglaubt hatte, dass das Portal real war. Er musste zugeben, dass die Umstände sehr mysteriös waren, allerdings bestand nach wie vor eine Chance, dass er in einer speziellen Höhle einen komischen Traum haben würde. Das Portal ließ sich allerdings mit seinem Wissen nicht so einfach erklären. Das wenige, an dass er sich noch erinnern konnte, von dem einen Mal, dass er sich mit Wurmloch-Portalen auseinandergesetzt hatte, war, dass sie die Erde höchst wahrscheinlich zerstören würden, würden eines in ihrer Nähe geöffnet werden.
Ungeachtet dessen kämpfte wieder seine Neugierde gegen seine Angst vor dem Unbekannten an. Während sich der größte Teil seines Körpers, inklusive eines großen Teiles seines Gehirns darum stritt, ob er das Portal betreten sollte, bemerkte der kleine restliche Teil seines Gehirns, dass er seitdem das Portal sich geöffnet hatte, er noch keinen laut von sich gegeben hatte.
Irgendwann schaffte er es, seine Angst und Neugierde so weit zu beruhigen, dass er sich hinsetzen konnte. Erst dann bemerkte er, dass er schweißüberströmt war und wie ein Erfrierender zitterte. Er nahm sein Essen hervor und begann zum Stressessen. Es stellte sich heraus, dass für ihn seine Wissbegierde und Neugierde fast unschlagbar waren. Er hatte Angst davor, auf der anderen Seite des Portals eingeschlossen zu werden, er hatte die Bilder von dem einstürzenden Eingang nach wie vor vor seinem inneren Auge.
Je länger er über die Entscheidung nachdachte, die auf ihn zukam, desto größer wurde seine Angst. Gleichzeitig und sogar schneller wuchs seine Neugierde.
Das war der Punkt, an dem er erkannte, dass es für ihn keinen Weg vorbei an diesem Portal geben würde. Er konnte es hinauszögern, aber sein Wissensdurst würde nie verschwinden und erst dann aufhören ihn zu quälen, sobald er durch das Portal trat. Diese Gewissheit schaffte ihm etwas Ruhe. Das Wissen, dass er durch dieses Portal treten würde, egal was passieren würde, war für ihn befreiend, da er sich kaum noch Gedanken dazu machen musste.
Die einzige Frage, die noch offen blieb, war, wann er dieses Erlebnis machen würde. Die Antwort auf diese Frage zu finden war nicht besonders schwierig. So bald wie möglich.
Trotz der vorigen Erkenntnisse nagte nach wie vor die Angst vor ihm. Um diese zu beruhigen, entschied er sich dazu, sich übermäßig vorzubereiten. Sein Plan war, sich mit Essen zum Umfallen einzudecken und dann samt Schlafsack, Taschenlampe und Messer in die Höhle zu gehen.
Dank seines Vorrates an Geld vom vorigen Tag konnte er sich Verpflegung für etwa fünf Tage kaufen, inklusive Wasser. Er ließ einen Großteil seiner Habseligkeiten in der Höhle, da er nicht davon ausging, dass diese in der nächsten viertel Stunde entdeckt werden würde. Es war für ihn ein sehr ungewohntes Gefühl, mit nur einem leeren Rucksack und seiner Geldbörse durch die Stadt zu laufen. Ohne die Decken wäre es erstaunlich einfach gewesen, aus der Höhle zu kriechen.
Keine fünf Minuten später stand er vor seinem Lieblingsladen. Ein sehr billiger kleiner Laden an einer Ecke, der von einem alten Herrn betrieben wurde. Er hatte keine Ahnung, wie dieser Mann hieß, war sich allerdings sicher, dass er sehr nett war, da er ihm schon einige Male etwas geschenkt hatte, vor allem, als er noch klein war.
Nach einem ungewohnt großen Einkauf hatte er nicht nur seinen Rucksack mit haltbaren Sachen voll, sondern auch eine zusätzliche Tasche. Als er wieder vor dem Laden stand und sich über das Lächeln von dem alten Ladenbetreiber freute, fiel ihm ein, dass er vielleicht noch etwas Frisches einkaufen hätte können, um es über einem Feuer zu braten.
Da er sich in einem Zustand befand, der eine Mischung zwischen dem Gefühl vor einer Premiere eines Klassen Stückes und dem Bauchweh bei Verspätungen für wichtige Termine entsprach, brauchte er einige Momente das er damit ihm sich wieder daran erinnerte das er eine Höhle erkunden würde und es nicht sicher war, dass er das ganze Essen brauchen würde, weshalb es mehr zu seiner Beruhigung gekauft wurde.
Da er für die nächsten Tage vorgesorgt hatte und keine weiteren Termine hatte, stieg seine Aufregung stetig an. Je näher er seiner Gasse kam, desto mehr kribbelte sein Bauch. Sobald er wieder durch den Eingang gekrochen war, was dieses Mal deutlich komplizierter aufgrund der Tasche war, packte er im leichten Glühen des Portals die letzten Dinge wie sein Messer und seine Taschenlampe sowie seine restlichen Ersatzbatterien.
Seine Aufregung stieg auf eine Ebene, die fast schon unangenehm war, was ihn weiter dazu anspornte, sich zu beeilen. Nachdem er ein zweites Mal hektisch sichergestellt hatte, dass er auch alles mit dabei hatte, setzte er sich seinen überfüllten Rucksack auf, nahm die gefüllte Tasche in die linke Hand und die Taschenlampe in die rechte. Seine größte Sorge in diesem Moment war, ob die Taschenlampe nach dem Portal noch funktionieren würde. Unwillig darüber nachzudenken, machte er einen großen Schritt durch das Portal und zog den zweiten Fuß schnell nach. Er ein Kribbeln an seinem Körper, das schnell schwächer wurde, allerdings nicht weg ging. Er war sich nicht sicher, ob es auf dem Portal lag oder an seinem Gehirn, das nicht akzeptieren konnte, was gerade passiert war.
Erleichtert, dass alles gut gelaufen war, stellte er die Tasche neben sich ab, als er hinter sich ein leises Geräusch, das so ähnlich anhörte, als würde jemand ganz leicht mit den Nägeln über die Tafel kratzen. Erschrocken ließ er die Taschen ganz fallen und drehte sich um, nur um zu sehen, wie das Portal flimmerte, als hätte es keine Energie mehr und schließlich mit einem leisen Plopp wieder in eine Kugel zusammen zu fallen und dann mit einem weiteren Plopp zu verschwinden.