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Kapitel 4: Streit

Gu Ning organisierte ihre Beerdigung, sein Gesicht starrte ausdruckslos auf das Foto auf dem Grabstein, das Schwarz-Weiß-Bild, das ihr immerwährendes Lächeln festhielt, und den alten Mann, der sich an den Grabstein kauerte und dessen weißes Haar sich sträubte.

Plötzlich wehte ein Windstoß über den Himmel und ließ die Blätter auf dem Boden in der Luft tanzen.

Im frühen Licht, bei Sonnenuntergang, innerhalb des Lebens, außerhalb des Lebens.

Die Seelen sehnen sich...

Die Reste des Sonnenuntergangs färbten den halben Himmel scharlachrot und verblassten dann in Karmesinrot.

Tang Yuxin wurde von einem lauten Zanken geweckt.

Sie schlug die Augen auf und starrte auf die Decke über ihrem Kopf, an der der Putz abgeblättert war. Die Erinnerung daran lag lange zurück, so weit, dass sie fast vergessen hatte, wann es passiert war.

Das einzige Mal, dass sie die Wände zu Hause so hatte abblättern sehen, war in ihrer ersten Wohnung, dem Haus ihres Vaters. Seit sie weggegangen war, war sie nicht mehr dorthin zurückgekehrt. Sie hatte vieles vergessen, viele Erinnerungen mit der Zeit verloren. Aber sie hatte diese vom Putz befreite Decke nicht vergessen, auch nicht den rostigen Deckenventilator darüber, der mit einer Staubschicht bedeckt war.

"Tang Zhinian, warum sollte ich dir meine Tochter geben?" rief eine Frau wütend und erschütterte das ganze Haus, so dass ein weiteres Stück zerfledderten Putzes von der Wand fiel.

"Tang Zhinian, ich werde Xinxin auf jeden Fall mitnehmen. Du bist ein erwachsener Mann, der sich nicht einmal selbst ernähren kann. Wie kannst du eine Tochter großziehen?"

"Das kann ich nicht", antwortete der ehrliche Bauer, der dort hockte, mit roten Augen, gezeichnetem Gesicht und einer dicken Schicht blaugrauen Schleiers unter den Augen.

"Ich kann dir Xinxin nicht geben. Ich habe nichts mehr, nur sie."

"Das liegt nicht an dir", höhnte die Frau, "sie ist meine Tochter und sie hat mich immer geliebt. Wir sollten es ihr überlassen. Wenn sie aufwacht, fragen Sie sie, bei wem sie leben will."

Der Mann sagte nichts, aber man konnte hören, wie er sich an seinen Worten verschluckte.

Aber es fielen keine Tränen, vielleicht schluckte er sie alle hinunter.

Tang Yuxin hörte dem unaufhörlichen Streit draußen zu. Sie starrte eine gefühlte Ewigkeit an die Decke, bis sie die Augen wieder schloss und nicht wusste, ob sie müde oder tot war.

Als sie die Augen wieder öffnete, war das Sonnenlicht, das durch das zerbrochene Glas einfiel, warm.

Sie war im Herbst gestorben, einem Herbst, der kälter war als der Winter, einem Herbst, der eisiger war als der Winter, und doch fühlte es sich jetzt wie Frühling an.

"Yuxin, komm essen."

Ein Mann kam herein, ein einfach aussehender junger Mann, der eine Schüssel trug. Seine Kleidung war blass, seine Haut gebräunt und dunkel. Seine großen Hände, die wie Palmblattfächer aussahen, hielten eine kleine Schale.

Der Mann lächelte, ein törichtes, aber liebevolles Lächeln.

Er stellte die Schüssel vor Tang Yuxin und zerzauste ihr spielerisch mit seiner großen Hand das Haar: "Iss erst zu Ende, dann geht Papa mit dir angeln, okay?"

Tang Yuxin starrte den Mann eine lange Zeit an. Instinktiv streckte sie die Hand aus, aber ihre Hände waren erbärmlich klein. Sie starrte eine ganze Weile auf ihre eigenen Hände, bewegte sich aber nicht.

"Was ist, willst du nicht essen?", fragte der Mann und strich seiner Tochter wieder über den Kopf, "Sag mir, was willst du essen? Papa kann es für dich kochen. Oh, haben wir nicht noch Eier zu Hause? Meine liebe Yuxin, möchtest du gedämpfte Eier essen? Dein Vater wird sie für dich machen."

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