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Für dich, bis in alle Ewigkeiten 

Die Kinder hatten sich nun wieder vertragen und das Fest konnte wie geplant ablaufen. Es gab genug zu essen, zu trinken und einige gemeinsame Aktivitäten waren geplant. Kiyomi hatte sich sehr lange und ausführlich um alle Vorbereitungen gekümmert. 

Das Haus war geschmückt, die Lichter waren angebracht und das Essen war auf den Punkt genau zubereitet. Sie hatte Spiele geplant und dafür auch gute Zeit eingerechnet. Sie hatte auch eine schöne Rede zum Anlass des Festes geplant. Nachdem die Kinder nun auch wieder ruhig und nicht mehr wütend aufeinander waren, würde das Fest zu einem der besten Feste seit langem werden. Es war das wichtigste und meist geliebte Fest für Kiyomi. Doch dieses Fest würde etwas anders enden, als alle anderen Feste zuvor…

Auch wenn sie anfangs Schwierigkeiten hatte diese Feste ohne Ferruccio zu feiern und das Winterfest ganz besonders, so hatte sie sich doch daran gewöhnen können. Er war in Gedanken immer bei ihr und während der Feiertage dieses Festes rief Ferruccio zudem auch immer an, um allen ein schönes Fest zu wünschen und das Beste für alle. 

(…)

K: „Ich möchte noch einmal euch allen danken, dass ihr heute hierhergekommen seid. Ich bin wirklich froh darüber dieses Mal wieder eure Gastgeberin zu sein. Wie ihr sicher sehen, und auch riechen könnt, habe ich einiges für dieses Fest vorbereitet…"

Die Gäste sehen sich nochmal um und erkennen die Mühen und den Aufwand von Kiyomi an. Es war wirklich sehr schön geworden und roch himmlisch. Sie war bei den letzten Feiern immer auf die Wünsche und Ideen der anderen eingegangen, was beim nächsten Mal besser werden konnte. Sie schrieb jede dieser Ideen und Wünsche auf, um bei diesem Fest diesmal wirklich alles zu geben. Spielwünsche, Musikwünsche, Essenswünsche und vieles mehr hatte sie sich für genau diesen Fall notiert. Es könnte wirklich zum Besten Winterfest aller Zeiten werden. 

K: „Ich habe auch einige Spiele geplant. Wer nicht mitspielen möchte muss natürlich nicht, aber verpasst dann auch einiges. Wie ihr sehen könnt habe ich sogar eine kleine Karaoke Station geholt, damit wir auch gemeinsam singen können. Und damit das Singen auch noch mehr Spaß macht, habe ich den besten Wintertrunk meines Lebens gebraut. Er hält schön warm und hebt die Laune auf der Skala bis über die Wolken."

?: „Könnte ich denn diesen besten Trunk auch direkt probieren?"

K: „Keine Zurückhaltung, was?"

?: „Ach was. Du hälst dich ja auch nicht zurück mit diesen Beschreibungen. Bester Trunk deines Lebens! Na klar will man dann direkt was haben."

1: „Runter mit dem Gesöff!"

K: „Hier sind auch noch jüngere…"

1: „Dann kipp' das schneller runter, bevor alles weg ist!"

Die Erwachsenen lachen etwas über diese Situation, bis Kiyomi sich dann in die Küche aufmacht, um für alle Erwachsenen einen, erstmal kleinen Krug zu holen.

1: „Mit Alkohol beendet man keine Party! Mit Alkohol fängt sie erst an! Was geht?!"

K: „Und du bist wirklich sicher, dass du deine Sucht im Griff hast?"

1: „Von einem kleinen Krug allein' passiert doch nix…"

K: „Dann bleib dabei…Ich will dich nicht schon wieder nach dem Fest nach Hause tragen müssen."

1: „Was? Ich musste noch nie nach Hause getragen werden!"

?: „Natürlich hast du es vergessen…Ist auch alles dicht da oben?"

1: „Siggi…Es läuft mir den Rachen runter…Wow Kiyomi, wie hast du das gemacht? Boah. Das ist Bombe, ich schwöre…"

K: „Werd' bloß nicht abhängig davon. Ich habe nur genug für eine kleine Feier vorbereitet. Für dich alleine reicht das wohl gerade so."

1: „Ich werd' noch verrückt! Wie kann das so gut schmecken?"

?: „Als würde sie dir einfach so ein Geheimrezept verraten."

K: „Tatsächlich ist das gar kein Geheimnis. Ich habe mir einfach nur eure Vorlieben für Getränke und so aufgeschrieben und wollte mal gucken, was dazu sonst noch so passen könnte und tja…"

1: „Unglaublich. Du hast so ein absurdes Talent für sowas. Mach doch damit das große Geld, …yomi…"

K: „Ich will doch nicht aus Trunkenbolden wie euch Geld machen, das wäre ja schon fast unmenschlich von mir."

Die beiden anderen Lachen über Kiyomis Kommentar und vom vielen Lachen muss Kiyomi nun auch grinsen. 

K: „Die Stimmung aktuell ist einfach super."

Kiyomi sieht sich nach dem kleinen Gespräch mit den Müttern noch einmal um. Sie blickt zu den Kindern, die diesmal zwar nicht schlecht gelaunt, aber dafür gelangweilt aussehen. Sie geht direkt zu ihnen rüber, als sie bemerkt, dass Sophie gar nicht mehr da ist. 

Sie sieht sich noch einmal um und schaut auch noch einmal hinter sich. Sophie ist hier nicht zu sehen. Sie geht weiter in Richtung Küche, wo sie sieht wie Sophie in einer Ecke sitzt und nichts tut.

K: „Was machst du denn hier Sophie? Wieso bist du nicht bei den anderen?"

S: „Mir ist einfach nur langweilig. Nichts Besonderes."

K: „Es ist doch wieder irgendetwas los. Was stimmt nicht?"

Sophie beißt sich leicht auf die Unterlippe.

S: „Nichts. Es ist nichts."

K: „Wir wollen doch heute nicht lügen oder uns mit irgendwelchen Problemen beschäftigen. Heute ist doch einfach nur Zeit für Freunde, Familie, Liebe und Spaß. Sag mir doch was los ist."

S: „Nein, alles gut. Ich will niemandem das Fest verderben…"

K: „Jetzt habe ich dich schon darauf angesprochen. Jetzt musst du mir auch antworten."

S: „…Aber…"

K: „Du wirst schon niemandem das Fest verderben. Wir lösen das Schnell hier und jetzt und niemand wird davon erfahren."

S: „Ok, wenn das so ist…"

K: „Geht es um deine Eltern?"

Sophie nickt Kiyomi zu.

K: „Sie konnten schon wieder nicht zum Fest kommen?"

Sophie nickt erneut.

K: „Das ist es nicht. Das ist nicht alles. Ich habe gesehen, wie du sonst aussahst, als deine Eltern nicht kommen konnten. Da ist noch mehr. Erzähl es mir. Normalerweise bist du dann einfach zu den anderen gegangen und es war schnell wieder vergessen."

S: „Ja…Also…Ich kann das nicht mehr."

K: „Hmmm?"

S: „Akio hat mir seine Liebe gestanden, aber…Also ich habe ihm dann auch gesagt, dass ich ihn liebe, aber…ich kann das nicht."

K: „Das ist nicht so schwierig wie du denkst Sophie. Du kannst doch einfach…"

S: „Ich wollte das nicht sagen…Und Akio wollte das nicht sagen, aber er und auch ich haben es gesagt…"

K: „Immer noch Sophie, das ist nicht so schlimm, wie du es dir gerade im Kopf machst."

S: „Und ich habe dann…Ich habe dann einfach gesagt, dass ich alle Liebe wie meine Freunde und Familie."

K: „Das ist doch gut, oder?"

S: „NEIN! Ich hatte Angst. Ich dachte ich würde alles kaputt machen, wenn ich meine Liebe gestehe. Und dabei weiß ich doch nicht einmal, ob ich ihn wirklich liebe. Also ich liebe ihn schon, aber halt als Freund…Und…Und ich habe so dumm gesagt, dass ich alle genauso sehr liebe wie ihn. Ich habe alles kaputt gemacht. Und dann habe ich auch noch mit einem Lächeln gesagt, dass alles gut ist, und dass das hier das Fest der Liebe, Freude und Gemeinschaft ist. Ich habe die Situation so komplett zerstört. Akio guckt mich deswegen auch schon die ganze Zeit komisch an."

K: „Also…Kann ich dir mal etwas dazu sagen?"

S: „Hmmm?"

K: „Für mich klingt das alles nach gar keinem Problem. Im Grunde hast du die Situation genutzt, um die Mauer zwischen euch zu verkleinern und deine wahren Gefühle hindurch gelassen. Die anderen haben dich nicht abgewiesen und du bist immer noch ihre Freundin. Und durch das, was du gesagt hast, ist das Vertrauen zwischen euch nun noch stärker geworden."

S: „Finden sie?"

K: „Ja, absolut. Und es ist ja keine Lüge, wenn du sagst, dass du ihn liebst. Das tust du ganz bestimmt, nur eben anders als ich es zum Beispiel tue, aber du tust es. Und die Sache mit Akio und das er dich komisch ansieht liegt wohl daran, dass diese Situation und dein Liebesgeständnis auch für ihn schwer zu verarbeiten sind. Einfach nur, weil es etwas Neues für ihn ist, so wie auch für dich. Er geht da nur anders heran als du. Das macht es nicht weniger richtig oder weniger Falsch. Du hast nichts kaputt gemacht und du hast niemanden angelogen."

S: „Aber ich hatte doch Angst, und habe vom Thema abgelenkt. Ich wollte doch gar nicht sagen, dass ich ihn liebe…"

K: „Hast du es bewusst gesagt?"

S: „Ich habe einfach nur auf sein Geständnis reagiert."

K: „Und wie hast du dich dabei gefühlt?"

S: „Ich weiß nicht…Warm, sicher."

K: „Dann hast du wohl schon unterbewusst verstanden, dass du ihn magst, oder gar liebst und das nicht nur als Freunde."

S: „Denken sie dass es so ist?"

K: „Ich kann es nur vermuten. Ich weiß nicht wie du es verstehst und ich kann nicht behaupten, dass ich es jemals verstehen werde. Ich will dir nur einen Denkanstoß geben, eine Idee, was es sein könnte. Deine einzige Möglichkeit ist es selbst herauszufinden was nun echt ist und was nicht. Das kann ich dir nicht vorsagen oder wegnehmen…Was ist los?" 

Sophies Pupillen werden kleiner, als sie bemerkt, dass sie etwas Wichtiges vergessen hatte. Nun dimmte es ihr langsam.

S: „Ich habe ihm Danke gesagt."

K: „?"

S: „Er hat mir gesagt, dass er mich liebt und ich habe Danke gesagt…"

K: „Ohh…?"

S: „Wie konnte ich das nur sagen?"

K: „Hast du ihm nicht auch gesagt, dass du ihn auch liebst?"

S: „Ja…"

K: „Und wann ist dann bitte Platz für ein Danke nach einem Ich liebe dich?"

S: „Er hat es ein zweites Mal gesagt, dann habe ich danke gesagt."

K: „Pahh…Dann zählt das erste Mal."

S: „Meinen sie wirklich?"

K: „Ja, genug davon."

S: „…"

K: „Nein warte, noch eine Sache, wenn wir schon bei diesem Thema sind: Weißt du wer für dich die wichtigste Person in deinem Leben ist?"

S: „Wichtigste Person für was?"

K: „Die Person, die dir am nächsten steht. Die Person mit der du den Rest deines Lebens verbringen wirst…"

S: „Den Rest meines Lebens? Ich bin noch nicht bereit zu heiraten…"

K: „Es muss eine unglaublich Person sein und du kannst nicht ohne sie leben. Eine Person, die dir alles bedeutet und dein Leben definiert. Diese Person wird dich für immer begleiten, solange du am Leben bist. Bist du bereit dafür?"

S: „Das klingt nach ziemlich viel…Ich kann das so noch nicht sagen…Wieso fragen sie sowas? Ich weiß es nicht. Sie wissen doch dass ich Akio liebe, ich habe es ihnen doch gerade gesagt. Aber ich weiß nicht, ob ich mein ganzes Leben mit ihm verbringen kann. Es gibt noch viel zu viel Unklares in meinem Leben und ich…"

K: „Das hat nichts mit Akio zu tun."

S: „Wieso dann die ganze Fragerei?"

K: „Weil es wichtig ist und dir bei deiner Entscheidung sehr gut helfen kann. Es hilft dir auch dabei herauszufinden wer du bist und was du willst, wenn du es erst einmal begreifst, wer die wichtigste Person in deinem Leben ist. Bedenke, dass du dann komplett abhängig von dieser Person bist und von allem was sie tut."

S: „So eine Person gibt es doch gar nicht."

K: „Doch und sie ist sogar hier auf dieser Feier."

S: „Ich sagte doch, dass es nicht Akio ist."

K: „Ja, und ich sagte, dass es nichts mit Akio zu tun hat."

S: „Meinen sie etwa sich selbst? Ich meine ich respektiere sie, aber ich kann mich nicht abhängig von ihnen machen und sie für den Rest meines Lebens mit meinen Problemen belasten…"

K: „Ich rede von dir Sophie."

S: „HÄ?"

K: „Das alles trifft auf dich zu. Du musst lernen, dass du die wichtigste Person in deinem Leben bist und dass alle Entscheidungen Einfluss auf dich nehmen. Wenn du verstehst dass du es bist, für die du lebst, dann wirst du auch verstehen, dass du es bist, die alles in deinem Leben besser oder schlechter werden lässt. Wenn du daran denkst wer du sein willst oder wie du wirken willst, dann solltest du dich sehen. Wenn du diesen Punkt erreicht hast ist das ein guter Schritt dahin, sich selbst und seine Wünsche besser zu verstehen. Du wirst dann begreifen, dass nur du immer für dich da bist und das, bis in alle Ewigkeiten."

S: „Sie sind einfach unglaublich…Ich liebe sie…"

K: „Woah…Nicht zu schnell mit diesen Worten herumwerfen…Was machst du jetzt?"

S: „Ich glaube ich habe mich dazu entschieden mit Akio darüber zu reden."

K: „Gut, dann mach das bitte möglichst, ohne die anderen zu stören oder die Festtagstimmung zu ruinieren."

S: „Kein Problem! Ich werde die Festtagstimmung noch weiter in Richtung Himmel tragen."

K: „Das ist schön zu hören. Na, dann los!"

Sophie steht aus der Ecke auf und geht mit neuer Motivation und Überzeugung direkt los zu Akio. Er hätte sowieso keine Chance abzuhauen oder sich herauszureden, weil er die Stimmung halten müsste und das nun mal auch sein Zuhause war. Solange Sophie also nicht fliehen würde, könnte sie dieses Gespräch mit Akio führen. Sie sucht nach Akio und wo er sich hinbegeben haben könnte. Ganz wie erwartet war er im Wohnzimmer und saß dort auf dem Sofa, während er ein paar Snacks verschlang.

Ohne weiter zu zögern, sprach Sophie ihn an:

S: „Akio? Können wir kurz reden?"

A: „Was? Was ist los?"

S: „Es geht um die Sache von vorhin."

A: „Welche Sache?"

S: „Na…dass du gesagt hast, dass du mich liebst…"

A: „Das wollte ich gar nicht sagen…Ich weiß nicht, warum ich es gesagt habe."

S: „Nein, schon in Ordnung…Ich wollte es auch nicht sagen…"

A: „Aber warum dann dieses Gespräch?"

S: „Nun ja…Ich wollte es nicht sagen, weil ich es in dem Moment einfach nicht gefühlt habe, aber nun denke ich anders."

A: „Und was denkst du jetzt?"

S: „Ich denke, dass es am besten wäre, wenn wir nur Freunde bleiben. Alles andere könnte diese Freundschaft und auch unsere Gruppe zerstören. Was denkst du?"

A: „Ja. Ich denke auch, dass da nicht mehr sein könnte."

S: „Was soll das heißen?"

A: „Na, was du gesagt hast, wir sollten nur Freunde bleiben."

S: „Nein, das meine ich nicht, das was du danach gesagt hast. Da könnte nicht mehr drin sein? Was soll das bedeuten?"

A: „Es bedeutet, dass wir nur Freunde bleiben sollten."

S: „So klingt das aber nicht. Das klingt eher, als ob du dir niemals vorstellen könntest, mit mir zusammen zu kommen."

A: „Ja…geht es dir nicht auch darum?"

S: „Ah…eigentlich schon, aber irgendwie tut es weh, wenn du das so sagst."

A: „Wie soll ich es sonst sagen?"

S: „Es hätte doch gereicht wenn du sagst, dass du mir zustimmst."

A: „Aber das war ja nicht alles, was ich gedacht habe."

S: „Achso…Ja. Klar…Sicher. Ich verstehe…"

A: „Also ist jetzt alles wieder Ok?"

S: „Ja. Ja, alles ist wieder gut."

A: „War das alles, worüber du reden wolltest?"

S: „Ja, das war alles."

A: „Kommt da nicht noch mehr?"

S: „Nein…Nein, denke nicht…"

A: „Ok. Gut."

S: „Weißt du Akio, ich mag dich. Ich mag dich wirklich, manche könnten sogar behaupten, dass ich dich lieben würde, aber es geht nicht."

A: „Ja, darum ging es doch auch."

S: „Nein, nein, du verstehst es falsch. Ich spreche davon, dass ich dich liebe und auch davon, dass ich gerne mit dir zusammen wäre, aber dass es nicht geht. Du sprichst davon, dass es nicht geht und du es nicht willst."

A: „…Was soll schon heißen, dass ich es nicht will? Ich will ja, aber ich will auch nicht. Ich weiß nicht wie so eine Beziehung funktioniert und ob ich wirklich alles riskieren will, nur um mit dir zusammen zu kommen."

S: „Ist es wirklich das, was du denkst?"

A: „Ich weiß nicht, ob das was ich fühle als Liebe bezeichnet werden kann oder einfach nur unsere lange Freundschaft sich so anfühlt. Ich habe keine Ahnung."

S: „Und was heißt dass jetzt für uns?"

A: „Ich denke es heißt, dass sich hoffentlich nichts an unserer Freundschaft und unserer Gruppe verändert."

S: „Wieso hoffst du darauf?"

A: „Weil ich es immer mochte, wie unsere Gruppe ist. Ich möchte nicht, dass alles kaputt geht, nur weil wir nicht wissen, wie wir mit unseren Gefühlen klarkommen sollen."

S: „Das macht Sinn…Aber ich verstehe nicht, wieso du dich heute so komisch verhältst."

A: „Was meinst du denn damit?"

S: „Du bist heute so zuvorkommend und verständnisvoll. Beim letzten Mal warst du sehr verletzend und ich habe sogar geweint."

A: „Ich weiß nicht, was du meinst. Ich dachte, ich bin immer so."

S: „Du hast gesagt, dass du mich nicht verstehst und dass du auch nicht verstehen kannst, wieso ich so drauf war. Du hast mich gefragt, wie du mich verstehen sollst, weil keine meiner Worte für dich Sinn gemacht hat. Du fandest es komisch, dass ich nicht wusste, was ich fühle und jetzt ist alles anders. Du wirkst wie ausgetauscht."

Akio holte tief Luft und schwankte mit seinem Kopf hin und her.

A: „Ich kann es dir nicht genau sagen, aber vorhin draußen im Schnee, als ich das Ritual vollzogen habe, habe ich dein Lächeln gesehen und wollte direkt mitlächeln. Alles schien sich wie in Zeitlupe zu bewegen und ich sah für diesen einen Moment nur dich und sonst nichts. Ich wollte nichts sagen, und ich habe nicht einmal daran gedacht, aber ich habe es einfach hinausgerufen, dass ich dich liebe. Ich verstehe doch nicht einmal was Liebe ist und wie soll ich dir sagen, dass ich so fühle, wenn ich nicht weiß, was ich fühle. Ich habe die Ironie erkannt."

S: „Das ist wirklich ziemlich ironisch. Denkst du jetzt anders über mich? Komme ich dir immer noch so komisch und unverständlich vor?"

A: „Ich kann nicht behaupten, dass ich dich komplett verstehe, aber ich habe nun begriffen, dass ich es selber nicht viel besser weiß als du."

S: „Also lassen wir es sein?"

A: „Ja, es wäre besser."

S: „Wenn du dir vorstellst, dass wir niemals zusammenkommen könnten, was fühlst du dann?"

A: „Was ich bei diesem rein hypothetischen Fall dann darüber denken würde?"

S: „Ja, wenn du es so ausdrücken willst…"

A: „Hmmm…Wie soll ich es sagen…? Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir mal so weit auseinander gehen werden. Ich weiß nicht, ob ich es bereuen würde, niemals mit dir zusammengekommen zu sein. Aber ich weiß aktuell ja nicht einmal, wie es überhaupt ist, mit jemandem zusammen zu sein."

S: „Weißt du was ich dabei fühle?"

A: „Was denn?"

S: „Ich würde es bereuen es niemals versucht zu haben. Es wäre ein kleines Risiko, aber es wäre es mir wert. Ich würde erfahren, ob es wirklich Liebe ist, die ich bei dir spüre oder etwas anderes. Ich würde viel über mich lernen, denke ich und auch du würdest dasselbe über dich sagen."

A: „Aber es bleibt wohl nur eine Hypothetische Beziehung?"

S: „Wahrscheinlich ja…Aber wer kann das schon genau sagen? Oder wissen?"

A: „Bestimmt weiß meine Mutter das."

S: „Ja, haha. Bestimmt. Sie kennt sich mit sowas ziemlich gut aus, wie?"

A: „Ja, du kannst sie nach allem fragen, was Beziehungen angeht und sie kennt bestimmt eine Antwort."

S: „Aber du hast heute ja gar nicht mit ihr geredet. Also bis auf den Punkt, wo sie uns draußen aussperren wollte."

A: „Sie wollte uns nicht nur aussperren, sie hat uns ausgesperrt."

S: „Ja, ja, stimmt. Du hast recht. Aber was ist denn los? Es ist doch was los?"

A: „Ja, also nicht wirklich. Ich brauche nur noch etwas Zeit, um ihr zu verzeihen."

S: „Wieso denn verzeihen? Was hat sie gemacht? Oder hat sie etwas gesagt? Kann ich mir kaum vorstellen, dass sie etwas tun würde, weswegen du ihr danach erst verzeihen müsstest."

A: „Nun…Ich habe Scheiße geredet und sie auch…"

S: „Ok, Ok, ich frage lieber nicht nach was da passiert ist. Aber du liebst deine Mutter doch trotzdem?"

A: „Ja klar. Das eine hat ja nichts mit dem anderen zu tun."

S: „Gut, dann haben wir ja eigentlich alles geklärt…"

A: „Ja, wir sollten lieber weiter hier am Fest teilnehmen."

S: „Ja…Danke Akio, dass du mir zugehört hast und respektvoll mit mir geredet hast. Es hat mir sehr geholfen selber damit klarzukommen."

A: „Ach was, das ist doch kein Problem. Mir hat es ja auch etwas gebracht."

Sophie beißt sich leicht auf die Unterlippe und nickt Akio zu, bevor sie sich umdreht und wieder in die Küche geht.

Akio konnte nicht verstehen, wieso Sophie so plötzlich zu ihm kam, um mit ihm zu reden. Irgendwie war das merkwürdig. Sophie wirkte so anders. So viel reifer. Eigentlich wäre das kein Thema gewesen, über das Akio gerne mit ihr gesprochen hätte, doch er war froh, es doch getan zu haben. 

Akio geht deutlich ruhiger und entspannter zu Auron, um ihn nach seiner Meinung zu diesen Geschehnissen zu fragen. Auch wenn das Gespräch mit Sophie gut ausging, so war es doch trotz allem ein sehr merkwürdiges Gespräch mit Sophie gewesen. Es hatte sich für Akio angefühlt, als könnte er Sophie nichts abschlagen oder gegen das Sein, was sie ihm sagte. Und das ergab keinen Sinn.

Ak: „Sophie ist gerade zu mir gekommen und wollte reden."

Au: „Ahh, ok. Worüber?"

Ak: „Über das, was auch immer zwischen uns steht."

Au: „Und wie ist es gelaufen? Ich meine du stehst ja noch."

Ak: „Es war ganz merkwürdig. Es war alles so ruhig, sie war nicht übertrieben emotional und sie hat auch nicht wütend oder irgendwas. Sie wirkte so erwachsen und bedacht. So war sie doch noch nie drauf!?"

Au: „Ehrlich gesagt fand ich auch, dass sie sich in letzter Zeit ganz anders verhalten hat. Aber was heißt schon erwachsen verhalten?"

Ak: „Nein, sie war ganz anders und wie sie mit mir geredet hat war fast so, als würde ich mit meiner Mutter reden. So in der Art."

Au: „Ist das der Beginn eines Mutterkomplexes?"

Ak: „Sehr lustig…Ich hatte nur das Gefühl, dass es etwas Ernstes sein würde und das war es auch."

Au: „Wie ernst war es denn?"

Ak: „Wir haben über eine mögliche hypothetische Beziehung geredet."

Au: „Klingt nicht sehr ernst."

Ak. „Nein, das war auch eher zum Ende hin. Wir haben darüber geredet, ob wir zusammenkommen könnten."

Au: „Und?"

Ak: „Nein, das wird wohl nichts. Wir hielten es für die bessere Lösung es nicht zu tun."

Au: „Was nicht zu tun?"

Ak: „Eine Beziehung einzugehen."

Au: „Achso ja…offensichtlich. Ha."

Ak: „Was hast du denn sonst gedacht? Ich habe doch nur darüber geredet…"

Au: „Ist nicht so wichtig…Und was denkst du jetzt über dieses Gespräch mit ihr?"

Ak: „Ich hoffe wir können weiter Freunde bleiben und die Gruppe so erhalten, wie sie jetzt ist."

Au: „Alter Sentimentaler Nostalgiker."

Ak: „Wieso?"

Au: „Heb dein Glas und sing auf die guten alten Zeiten!"

Ak: „Das ist nicht, was ich dabei im Sinn hatte."

Au: „Hast du eine andere Antwort erwartet?"

Ak: „Ja. Ich dachte du bist auf meiner Seite und du würdest so etwas sagen wie: Ja, das wünsche ich mir auch."

Au: „Wenn ich auf irgendeiner Seite bin, dann auf deiner. Aber es wäre mir schon peinlich genug auch nur daran zu denken."

Ak: „Und bis wann bleibst du auf meiner Seite?"

Au: „Ich habe mir bisher noch keine Gedanken darum gemacht wann es anfing und wann es enden wird."

Ak: „Also unbegrenzt?"

Au: „Joar…So wie man gerne sagt: Bis in alle Ewigkeiten!"

Ak: „Die Ewigkeit ist eine ziemlich lange Zeit."

Au: „Aber die beste, mit den richtigen Leuten und etwas gegen die Langeweile. Und natürlich Eiskalten Getränken im Sommer und einem schönen warmen Tee im Winter, du verstehst, was ich meine?"

Ak: „Natürlich tue ich das. Deswegen sind wir ja beste Freunde."

Au: „Also werden wir niemals zusammenkommen?"

Ak: „Nein, mit einem Bruder führt man keine Romanze!"

Au: „Oh Bruder…Das macht mich gerade so scharf…"

Ak: „Nein Bruder, es ist verbotene Liebe."

Au: „Aber das macht sie so unwiderstehlich…"

Ak: „Pfff…Bwaha…Uhhh…OK, ok. Gut, holen wir uns was zu trinken, Bruder."

Au: „Hrgh…Das war schon ziemlich schräg…Bringst du mir was mit?"

Ak: „Ich dachte du kommst mit?"

Au: „Nein, ich sitze hier doch so schön. Die Couch und ich sind jetzt schon beste Freunde geworden…fast schon wie Brüder."

Ak: „Betrügst du mich etwa mit der Couch?"

Au: „Es ist nicht so wie es jetzt klingt…"

Ak: „Ich will nicht mit dir Streiten Bruder. Lieber würde ich teil dieser Beziehung mit dir und der Couch eingehen, statt alles und vor allem dich zu verlieren."

Au: „Oh Bruder…Du findest immer die passenden Worte…Ja ich will auch, dass du dich neben mich setzt."

Ak: „Danke Bruder…Aber erst die Getränke."

Au: „Sicher. Bringst du mir was mit?"

Ak: „Hatten wir das nicht gerade?"

Au: „Einen weiteren Versuch war es auf jeden Fall wert."

Ak: „Komm jetzt schon mit."

Au: „Wohh…Wahh…Ich will nicht."

Ak: „Wenn du nicht aufstehst, dann gibt's auch nichts kühles."

Au: „Ist ja gut Bruder…Ich komme gleich wieder Couch."

Akio und Auron standen auf, um sich etwas zu trinken zu holen, als sie auf dem Weg in die Küche Sophie von dort herausstolzieren sahen. Sie entschieden sich dazu Sophie deswegen nicht anzusprechen. In der Küche trafen sie dann auf Kiyomi, die ein weites Lächeln auf dem Gesicht hatte. 

K: „Hey Jungs, was darf sein?"

Au: „Ein Bier."

K: „Was? Trinken die Jungs denn nicht nur Wasser und Cola?"

Au: „Wie alt sind wir denn? 12?"

K: „Ja, also zumindest nicht allzu weit davon entfernt."

Au: „Es muss ja kein Bier sein."

K: „Genau, dass muss es nicht. Wir haben hier auch Mischbier. Das ist besser für Einsteiger…Aber was sage ich da? Dürft ihr überhaupt Alkohol trinken?"

Ak: „Wir sind 16, na klar dürfen wir das."

K: „Aber stört das nicht euer Wachstum?"

Ak: „Mom, bitte wir brauchen diese Plaudereien darüber wirklich nicht."

Au: „Es muss ja kein Bier sein. Ich trinke auch gerne was anderes."

K: „Wie wäre es mit Tee?"

Au: „Klingt gut."

Ak: „Du wolltest doch was kaltes!?"

Au: „Ja, aber da habe ich noch nicht an Tee gedacht."

Ak: „Aber du hast doch…Tee?"

K: „Kommt sofort. 2-mal Tee."

Ak: „Ich habe keinen Tee bestellt."

K: „Der hier geht aufs Haus."

Ak: „…"

Au: „Danke, sehr freundlich. Ich nehme diesen Tee gerne an."

Ak: „Hah…Na gut, dann gibt's halt Tee."

Akio war dabei die Küche wieder zu verlassen, als seine Mutter in direkt ansprach. Auch Auron blieb dabeistehen.

K: „Akio…"

Akio drehte sich halbwegs zu seiner Mutter und fragte entgeistert:

Ak: „Ja?"

K: „Was willst du denn für einen Tee?"

Ak: „Einen Guten natürlich."

K: „Und was ist denn gut?"

Ak: „Du kennst doch meine Lieblingssorten."

K: „Ja, aber welche davon willst du?"

Ak: „…Hach…Es geht nicht um den Tee, oder?"

Au: „Ich gehe dann mal wieder zur Couch…"

K: „Nun…Das kann man unterschiedlich wahrnehmen. Ich habe gerade mit Sophie geredet…"

Ak: „Und?"

K: „War sie schon bei dir gewesen? Was für ein komische Frage…Was habt ihr besprochen? Sophie wirkte so glücklich, als sie gerade eben bei mir war."

Ak: „Ist das so?"

K: „Ja, was habt ihr vereinbart?"

Ak: „Wie viel weißt du von der Situation?"

K: „Ich habe sie in die Wege geleitet. Erzähl schon deine Perspektive."

Ak: „…Wieso interessiert dich das?"

K: „Weil du mein Sohn bist und mich solche Dinge einfach interessieren."

Ak: „Weil ich dein Sohn bin? Das ist ein wirklich schwacher Grund."

K: „Ich finde der Grund ist ziemlich stark. Du bist der Einzige, der mein Sohn ist und kein anderer Mensch wird es jemals sein können. Das ist schon etwas ziemlich besonderes."

Ak: „Ja…So wie jeder Sohn der Sohn seiner Mutter ist…Das zählt nicht."

K: „Und ob das zählt. Sollen sie doch die Söhne von irgendwelchen Müttern sein, du bist mein Sohn und mein Sohn alleine."

Ak: „Ich bin aber nicht dein Eigentum."

K: „…Trotzdem interessiert es mich, was da zwischen euch vorgefallen ist."

Ak: „Wir bleiben Freunde."

K: „Kurz und kompakt. Was stimmt nicht?"

Ak: „Was? Nur weil ich mal eine schnelle gute Antwort auf deine Frage habe?"

K: „Ja. Keine Umschweife oder Ausrede. Kein Meckern oder Begründen der Situation."

Ak: „Ja, weil da einfach nicht mehr drin ist."

K: „Und wie kann es sein, dass diese Antwort Sophie so glücklich gemacht hat?"

Ak: „Was weiß ich?"

K: „…Verstehst du es nicht, oder tust du nur so?"

(…)

Akio und Kiyomi reden darüber, dass Kiyomi denkt, dass Sophie eine gute Freundin für Akio abgeben könnte. Doch Akio beharrt darauf, dass er das selbst zu entscheiden hat. Akio bringt es wieder auf, dass er nicht bereit für irgendeine Art der Beziehung ist und wirft dann auch in den Raum, dass sie und Ferruccio ja auch nicht mehr so nahe sind, was ihm den Gedanken gebracht hat, dass selbst die besten Beziehungen nicht halten können, wenn nicht beide Seiten bereit dafür sind.

Es klingelt.

K: „Kommt noch jemand?"

Ak: „Ich habe sonst niemanden eingeladen…"

K: „Ist doch auch kein Brief oder Paket, was viel zu spät kommt?"

Ak: „Keine Ahnung, ich habe nichts bestellt."

Kiyomi macht sich auf zur Tür und blickt durch den Türspion.

K: „Nein. Das kann nicht sein…"

Akio ruft aus der Entfernung zu Kiyomi. 

Ak: „Was? Wer ist da?"

Kiyomi öffnet die Tür und blickt entgeistert auf den großen Mann, der nun vor ihr steht.

K: „Was machst du hier?"

?: „Ich habe mir gedacht, ich könnte ja mal wieder vorbeikommen. Es ist ja schon einige Zeit vergangen."

Kiyomi wirkt nicht gerade begeistert, als sie den Mann abmustert. Sie ist kurz davor zu weinen. Sie streckt ihren Arm aus und hält den Türrahmen mit einer Hand fest.

K: „Ferro…Wieso bist du hier?"

Was denkst du über die Entwicklung bis hierhin? Hast du Fragen oder Anmerkungen? Lass es mich gerne Wissen, indem du einen Kommentar hinterlässt. ich Versuche dann darauf einzugehen.

Dann bis zum nächsten Abschnitt.

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