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Das große Fest des Winters

3 Monate vergingen und der Herbst war zu Ende gegangen und der Winter hatte somit begonnen. Und mit dem Winter begannen nun auch die größten Feiertage für Freunde und Familie.

Doch trotz der Bedeutsamkeit dieses Festes und der Freude, die die Menschen dafür empfanden, war es für Akio aktuell alles andere als schön. 

Die kleine Gruppe hatte sich nun seit Sophies Vorfall vor 3 Monaten nicht mehr gesehen. Akio war nicht aufgetaucht, um mit Sophie zu sprechen. Lirien war es immer noch zu peinlich, was sie zu Auron gesagt hatte. Auron wollte es am liebsten einfach vergessen und normal weitermachen, doch die anderen verhielten sich zu merkwürdig. Sophie hatte nicht erwartet, dass Akio nicht auftauchen würde und die Gruppe wurde schweigsam untereinander, bis sie sich ohne Worte dazu entschieden eine kleine Pause ohne ihre Gruppe zu nehmen. 

Aus der kleinen Pause wurden nun die 3 Monate und die Winterzeit hatte begonnen.

Ein Fest der Freude, des Friedens und der Liebe zwischen den Menschen. Manche nannten es das Winterglanz-Fest und andere wiederum einfach nur Luminara. Es war egal, wie man es nannte, denn man kannte beide Namen und sie wurden auch gleichermaßen verwendet. Man feiert es mit Freunden und Familie zusammen. Kein Schnee würde auch kein Fest bedeuteten, doch so etwas geschah bisher noch nie.

Es gab in letzter Zeit ein Problem nach dem anderen innerhalb ihrer kleinen Gruppe und Luminara wirkte in seiner Art und Weise aktuell weniger feierlich. Doch es würde stattfinden, so wie jedes Jahr. Oder etwa nicht? Und die Familien würden alle gemeinsam in ihren kleinen Kreisen feiern, oder etwa nicht?

K: „Hey Akio, hast du schon alles vorbereitet für Luminara?"

A: „Was soll ich den vorbereiten?"

K: „Hast du es nicht beim Wetterbericht gehört? Der erste Schnee kommt schon bald."

A: „Ah…Ja, habe ich…"

K: „Was ist denn los Akio? Du freust dich ja gar nicht."

A: „Ich habe aktuell auch wenig Grund dazu."

K: „Man freut sich doch nicht aus irgendwelchen Gründen, sondern weil man glücklich sein will, oder nicht?"

A: „Das klingt ganz nach einer persönlichen Ansicht. Ich glaube niemand denkt darüber so wie du."

K: „Wieso? Ist das falsch?"

A: „…Ich denke einfach nur, dass ich aktuell einfach keinen Bock auf Luminara habe. Ich fühle mich nicht bereit dazu."

K: „Aber es liegt doch nicht an dir, ob du bereit für Luminara bist. Das Fest kommt zusammen mit dem ersten Schnee am Jahres-Ende. Da kann auch deine Null-Bock-Einstellung nichts dran ändern."

A: „Darum geht es mir doch gar nicht. Ich meine…"

K: „Ich weiß was du meinst und auch was du denkst. Du willst Luminara nicht feiern, weil du meinst das deine Probleme wichtiger sind als die schönen Dinge in deinem Leben. Habe ich recht?"

A: „Wenn du das so sagst, komme ich mir noch dumm vor."

K: „Was ist denn los?"

A: „Meinst du das jetzt ernst?"

K: „Natürlich meine ich das Ernst. Wo liegt das Problem?"

A: „Alles. Alles ist aktuell einfach scheiße!"

K: „Was ist alles?"

A: „Na…Alles halt. Sophie geht mir auf die Nerven und ich verstehe sie nicht. Lirien verhält sich auch immer zickiger und unfair mir gegenüber. Ich denke ich bin aktuell der Einzige, der auch wirklich etwas verändern will. Ich glaube diese ganze Freundschaft ist kurz davor zu zerbrechen."

K: „Das ist ein harter Punkt…Aber was ist mit Auron?"

A: „Auron? Er ist aktuell der einzige, mit dem ich normal reden kann, aber ich glaube er interessiert sich nicht mal mehr dafür, was ich ihm erzähle."

K: „Wie kommst du auf so einen Gedanken?"

A: „Ich weiß nicht…Es fühlt sich einfach so an. Auch als ich ihm von diesem Mädchen in diesem Dorf erzählt habe, hatte ich das Gefühl, dass es ihn gar nicht interessiert, was ich gefühlt habe. Ich fühle mich so einsam. Es ist einfach so scheiße!"

K: „Hör mal Akio…Das hört sich zwar alles nicht so schön an, aber es ist ein Teil des Lebens und der Erfahrung, die ein Mensch nun mal machen muss."

A: „Das muss ich mir von dir nicht anhören."

K: „Wie bitte?"

A: „Jedes Mal, jedes verdammte Mal, wenn ich mit dir rede, drehst du alle meine Sorge und meine Probleme in eine Lektion. Ich habe die Schnauze voll. Woher willst du wissen, wie es mir geht?"

K: „Fang nicht wieder damit an!"

A: „Ach! Und was wenn ich einfach weitermache? Willst du mir dann wieder sagen, wie sehr du Männer hasst und alles was sie verkörpern?"

K: „Lass es sein Akio!"

A: „Komm schlag mich! Sag mir wie sehr du es bereust Männer in dein Leben gelassen zu haben. Sag mir wie sehr du mich hasst! Schlag mich und beleidige mich."

K: „Das war nur einmal und es war ein Versehen. Ich wollte das nicht sagen."

A: „Und wie du das wolltest! Ich habe es genau gespürt, wie dein Hass den ganzen Raum gefüllt hat."

K: „Ich habe nur kurz die Kontrolle verloren, weil dein Vater mir wieder eine schlechte Nachricht von seiner Arbeit mitgeteilt hatte!"

A: „Der kann mich auch mal! Was macht er da bitte so lange?"

K: „Ist es dir nicht egal geworden, was er denkt, wo er ist oder was er macht?"

A: „Bist du ihm nicht egal geworden?"

K: „Lass den Unsinn! Niemals würde er mich einfach so stehen lassen. Wir haben viel zusammen durchgemacht und haben viele Schwierigkeiten zusammen überwunden. Er hat mich ins Leben zurückgeholt, nachdem ich alles aufgegeben hatte. Sogar als ich mich selbst aufgegeben hatte."

A: „Dann passt ihr ja gut zusammen. Zwei verräterische Idioten, die ihrem Sohn alle ihre Probleme aufhetzen und dann meinen, dass mit einem Ich liebe dich dann alles wieder gut ist."

K: „Hör damit auf Akio, das ist die letzte Warnung!"

A: „Was sonst? Was willst du machen?"

K: „…"

A: „Komm schon, Mutter!"

K: „Puhhh…In Ordnung Akio…Ich werde nicht darauf eingehen. Ich nehme an, zu verstehen, wieso du gerade so streitlustig bist."

A: „Ach, du nimmst an, es zu wissen?"

K: „Ich weiß dass du selber gerade scheinbar große Probleme hast und dich nur etwas entladen willst. Das nehme ich hin. Ich war in deinem Alter nicht viel besser drauf. Doch wenn du mich weiter provozierst dann…"

A: „Dann was…?"

K: „Dann werde ich dich in ein Heim für Schwer-Erziehbare Jugendlich stecken und das wars dann mit deiner Streitfreudigkeit."

A: „Das ist deine größte Drohung?"

K: „Das ist keine Drohung, sondern eine Konsequenz."

A: „…"

K: „Ich gebe dir noch eine Chance und dann wars das. Ich werde dir alles verzeihen, wenn du dich jetzt entschuldigst und wir dieses Thema endlich verwerfen."

A: „Wofür soll ich mich denn bitte entschuldigen?"

K: „Das du deine Eltern beleidigt hast!? Das du versucht hast mich zu provozieren!? Und beides mehrfach. Ich werde es einfach vergessen wenn du dich entschuldigst."

A: „Dann musst du dich aber auch entschuldigen."

K: „Wofür denn?"

A: „Dafür, dass du mich und jeden Mann auf dem Planeten noch vor weniger als 3 Monaten beleidigt und niedergemacht hast."

K: „Es war ein Versehen."

A: „Bei mir doch auch."

K: „Gut, weißt du was? Machen wir. Sobald der Schnee draußen liegt gehen wir dahin und führen diese Fest-Tradition durch. Dann vergessen wir den Streit von heute und feiern dieses Fest."

A: „Von mir aus. Aber ich will trotzdem nicht feiern."

K: „Mach deine Probleme nicht noch mehr zu meinen. Aber wenn du es so willst, dann kann ich auch meine Problem zu deinen machen. Ich bin mir sicher, dass du danach nicht mal mehr stehen könntest."

A: „Klingt ja gefährlich, Mutter."

K: „Sei leise, halte dich an die Traditionen und hab gefälligst Spaß dabei."

A: „Wie sie es befehlen, Mutter."

Der erste Schnee kam wie angekündigt und Kiyomi geht mit Akio zusammen nach draußen, um die erste Tradition des Festes durchzuführen.

Beide sind komplett in ihrer Winterkleidung eingepackt und nehmen sich etwas Schnee, der auf dem Boden liegt und werfen ihn in die Luft, direkt über ihre eigenen Köpfe.

K: „So, damit hätten wir die Reinigung auch schon hinter uns. Unsere Aura ist nun wieder Schneeweiß und Rein."

A: „Ja ganz toll…"

K: „Gehen wir wieder rein Akio. Willst du etwas Warmes trinken? Einen Kakao oder einen Tee? Glühwein gibt's für dich erst nächstes Jahr."

A: „Ich…Ich will nicht…"

K: „Gut, dann trinken wir später etwas Schönes warmes zusammen."

A: „Das meine ich nicht."

Kiyomi blickt über ihre Schulter zu Akio, als sie sich bereits auf der Türschwelle ins Haus befand. Sie dreht sich schlussendlich um, und sieht wie Akio mit gesenktem Kopf Tränen vergießt.

A: „Ich will nicht, dass unsere Freundschaft zerbricht. Ich will das Papa endlich wieder nach Hause kommt und das alle unsere Probleme mit einem Mal einfach verschwinden."

K: „Das verstehe ich Akio, aber so läuft das nicht immer."

A: „Wieso nicht? Wieso können wir nicht einfach nur glücklich sein und das Leben spüren?"

K: „Akio…Bitte."

A: „Wieso müssen wir immer mit diesen Weltlichen Problemen leben und die Probleme der anderen lösen?"

K: „Akio Bitte, unsere Auren sind rein. Beschmutze sie doch nicht sofort wieder."

A: „Verdammte Scheiße!"

Akio nimmt sich wieder etwas Schnee und wirft es wieder über seinen Kopf.

A: „Verdammte Probleme!"

Wieder nimmt Akio etwas Schnee und wirft es über seinen Kopf."

A: „Verdammte Welt!"

Akio tritt mit voller Kraft gegen den Schnee, der ihm wieder über seinem Kopf herunterfällt. Akio stolpert und fällt mit dem Rücken auf den Boden. Und Akio hört nicht auf zu weinen. Kiyomi legt sich neben Akio in den Schnee und sagt: 

K: „Seit wann genau bist du denn so nah am Wasser gebaut? Ich erzähle dir mal etwas über meine schlimmsten Feiertage, die auch gar nicht so zum Feiern waren…Es war kurz nachdem ich deinen Vater getroffen habe, also schon vor einigen Jahren…"

Kiyomi erzählte Akio über ihre ersten Festtage, die sie mit ihrer Familie verbrachte. Mit dem Vater, den sie hasste und der Mutter, die sie schlussendlich alleine gelassen hatte. Jedes dieser Feste war der reinste Horror, weil ihr Vater es nicht ertragen konnte, das andere Menschen glücklich waren. Vor allem bei den Festen wie Luminara waren die Leute in ihrer Umgebung immer ein wenig zu fröhlich. Kiyomis Vater bekam immer einen Wutanfall wenn die Nachbarn anfingen zu singen oder so heuchlerisch zu grinsen. 

Um nichts davon mitzubekommen hatte er zur Winterzeit noch mehr getrunken als sonst, was ihn aber nur noch aggressiver machte. Kiyomi bekam deswegen immer schreckliche Angst und entwickelte eine Phobie gegen Festtage, was sie bis zum ersten Treffen mit Ferruccio auch noch hatte. 

Akio unterbrach Kiyomi, die nicht aufhören konnte darüber zu reden. Akio merkte, dass sie jedes Mal wenn sie wieder über ihren Vater erzählte in ihre Opferrolle kam, was Akio ziemlich nervte. Er konnte es sich nicht mehr anhören und unterbrach sie damit, dass er meinte es verstanden zu haben.

Kiyomi wusste nicht, was sie ihm sonst noch erzählen könnte, damit er es endlich verstehen würde und an seine eigene Situation anwenden könnte. Sie dachte nur:

K: „Hoffentlich versteht er es wirklich."

Und auch Akio ging nun nur noch ein Gedanke durch den Kopf:

Ak: „Ich habe genug von diesen Geschichten." 

Sophie wusste nicht, ob sie schon wieder bereit dazu war am alljährlichen Fest teilzunehmen, was normalerweise auch mit den Familien ihrer engsten Freunde war. Sie und ihre Eltern, Lirien und ihre Eltern, Auron und seine Eltern und Akio mit seiner Mutter. 

Es schien fast schon gefährlich, aber eigentlich nur sehr unangenehm. Was sollte sie sagen? Worüber würden sie reden? Könnten sie das überhaupt? Es war das schlimmste von Akio, einfach nicht zum Gespräch aufzutauchen. Würde er sich überhaupt noch daran erinnern? Könnte sie ihn auf dem Fest darauf ansprechen?

Für Lirien war es relativ klar gewesen. Sie würde zum Fest auftauchen, aber sie würde es vermeiden mit Auron zu reden. Es gab ja auch noch immer Sophie, die zu sehr mit sich und ihren eigenen Problemen beschäftigt war… Oder Akio, der einfach niemanden, nicht einmal sich selbst verstand… 

L: „Na ganz toll…"

Auron dachte viel nach über die Situation. Und er hatte sich entschieden. Es war nie passiert. Es gab kein peinliches Gespräch mit Lirien und sie hatte niemals gesagt, dass er heiß ist. Nein, das war niemals der Fall. Einfach so weitermachen wie sonst. Alles ist gut. Alles ist normal. Sie haben sich dazu entschieden, dass es nie passiert ist und das ist gut so.

Au: „Gut, dann muss ich wohl los…"

Zurück bei Kiyomi und Akio zu Hause hatten sie bereits alle Vorbereitungen für das gemeinsame Fest abgeschlossen. Dieses Jahr waren sie an der Reihe. Alle 4 Jahre war das der Fall. Der Ort des Festes und somit des Gastgebers wurde Jahr um Jahr geändert, bis der Zyklus wieder von vorne begann.

Und so sahen sich die 4 Mitglieder der kleinen sprachlosen Rebellen nach 3 Monate wieder. Zu einem Fest der Freude, der Liebe und der Gemeinschaft. 

Und sie sprachen kein Wort, da niemand die Stille brechen konnte.

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