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Was die Erde fühlt

Es sind ein paar Tage vergangen und Akio ist erneut zu Besuch bei den Jugendrebellen.

(…)

E: "Wie würdest du es finden, wenn wir dir heute dein Element bestimmen?"

A: „Kann man das denn? Muss ich dafür nicht zum Arzt gehen?"

E: „Zum Arzt? Wegen so einer Kleinigkeit? Nein, wir machen das hier und jetzt."

A: „Wie denn sonst? Meine Mutter und auch meine Lehrer haben mir immer gesagt, dass ich wegen fast allem immer zuerst zum Arzt gehen soll."

E: „Das ist wohl etwas übertrieben und die Ärzte wollen auch nicht, dass sie ständig von kleinen Beschwerden überrumpelt werden, die man auch locker hätte alleine lösen können."

A: „Was heißt das dann jetzt für mich? Wie willst du mich denn testen?"

E: „Erst einmal müssen wir die Stärke und die Art deines Mana erfahren. Das machen wir zusammen mit der Vase. Dann erfährst du auch, was deine Intention in der Magienutzung ist. Du erfährst auch, ob du Böses oder Gutes Mana hast."

A: „Ach so!? So einfach geht das?"

E: „Ja, was dachtest du denn?"

A: „Ich weiß nicht genau, aber ich dachte dass dauert lange und wir müssen Tausend Test machen und eine Impfung."

E: „Was denn für eine Impfung? Wer hat dir denn so etwas erzählt? Nein, das brauchst du alles nicht. Wir testen direkt danach wie du am besten deine Magie anwenden kannst."

A: „Ich darf Magie anwenden? Ist das nicht verboten?"

E: „Im Sinne einer Überprüfung ist das schon erlaubt."

A: „Ok!? Wann machen wir das genau?"

E: „Wie gesagt, machen wir das hier und jetzt. Hier im Sinne von Auf diesem Grundstück."

Elaran bittet Akio vor die Vase zu treten und sie mit einer Hand kurz zu berühren. Akio tritt ein paar Schritte nach vorne und steht unmittelbar vor der Vase. Er streckt seine Hand aus, um die Vase berühren zu können, doch Akio zögert.

A: „Soll ich die Wirklich berühren? Die war doch wertvoll? Was ist, wenn ich die kaputt mache?"

E: „Selbst wenn du das solltest, würde ich dir nur gratulieren, weil du der erste wärst, der das geschafft hätte."

A: „Wie..? Was..?"

E: „Mach dir keine Sorgen, es wird schon nichts passieren."

Akio streckt seine Hand wieder nach vorne und berührt die Vase…

Angstschreie, Hass und Wut in der Luft. Kreischende Kinder und fauchende Tiere. Ein zerrissener Himmel, der die Welt spaltet. Panik und Angst umgeben die Welt und der Boden verbrennt die Beine von jedem, der auf ihm wandert. Ein Lachen, dass die Angst bändigt und nach Wahnsinn schreit. Blut an den Händen, so Rot wie Wein. 

Akio schreit auf. Er fällt um und die Vase mit ihm. Elaran fängt die Vase auf und stellt sie zurück. Er sieht zu Akio, der mit erschrockenen Augen auf dem Boden sitzt.

E: „Was ist passiert? Was hast du gesehen?"

A: „…I…ich…Nein…Nein…NEIN…NEIN! Wa…Was…Was war das?"

E: „Ich weiß ja nicht, was du gesehen hast, aber es war wohl nicht so schön. Aber was hast du denn jetzt gesehen?"

A: „Angst…Ich habe Angst gesehen…Menschen, die weinen und schreien. Ich weiß nicht warum, ich weiß nicht wann oder warum."

E: „Und was fühlst du? Wie geht es dir dabei, so etwas gesehen zu haben?"

A: „Es war schrecklich und ich will das nie wieder sehen. Es erinnert mich aber auch an meinen Traum. Ein schrecklicher Alptraum…"

E: „Hmmm…Du hast also so etwas wie einen Alptraum gesehen!?…Vielleicht war das eine Warnung von der Vase. Sie wollte dir wohl sagen, dass du aufpassen sollst oder hat dir gezeigt, was du verhindern sollst."

A: „Nein…Ich glaube nicht…Ich glaube die Vase hasst mich!"

E: „Nein, das kann doch gar nicht sein. Vasen spüren doch nichts. Sie tragen nur das Mana ihrer Schöpfer in sich."

A: „Was war das dann? Ich kannte dieses Lachen…"

E: „Hast du eine dir bekannte Person gesehen?"

A: „Nein, ich habe keine einzige Person gesehen, ich habe nur ihre Schreie gehört und ihr Weinen. Und dann noch dieses Lachen…"

E: „Selbst ich verstehe das in diesem Punkt nicht."

A: „Das war ja klar…Niemand versteht mich…"

E: „Aber nicht doch Akio. Ich verstehe dich schon, ich verstehe nur nicht, was die Vase damit mitteilen wollte. Hat sie dir vielleicht einen Streich gespielt?"

A: „Macht sie das häufiger?"

E: „Joar…So ein paar Mal ist, das schon passiert."

A: „Hat das einen Grund?"

E: „Ich denke dein Mana ist ihr einfach nur fremd und sie wollte dich nur abschrecken. Wenn du das noch mal versuchen würdest…"

A: „NEIN! Auf keinen Fall! Ich bin nicht bereit noch einmal so etwas zu sehen!"

E: „Ruhig Akio. Wir haben doch geklärt, dass es wahrscheinlich nur zur Abschreckung war."

A: „Was wenn nicht? Ich will das nicht wieder hören! Ich will das nicht wieder sehen! Ich will nicht…"

E: „Ui…Da hat sie wohl einen üblen Punkt getroffen. Aber wie sollen wir sonst deine Stärke herausfinden…?"

A: „Ich weiß nicht, aber nicht wieder die Vase…"

E: „Gut, vielleicht wann anders, man weiß ja nie, wie es sich entwickelt. Hmmm…Gut, dann gehen wir eben in den Praxistest."

A: „Was ist das denn für ein Test?"

E: „Na, ein praktischer. Wir werden sehen, wie du Magie anwenden kannst und dann sehen wir auch deine Stärke und ein wenig von deinem Potential."

A: „Wie ICH Magie anwenden kann? Ist das nicht immer gleich?"

E: „Aber nicht doch, nicht doch. Magie ist so individuell wie jeder selbst. Wir werden herausfinden was dein Element ist und auch was deine Methode ist, sie anzuwenden. Zudem werden wir deine wahre Intention in der Stärke deiner Angriffe erkennen können."

A: „Ich verstehe nicht…"

E: „Das wirst du schon rechtzeitig. Mach dir da mal keinen Kopf drum. Ich habe alles vorbereitet und das Gebiet draußen schon mit einer Schutzbarriere versiegelt."

A: „Dafür waren deine Vorbereitungen?"

E: „Unter anderem, aber auch dieser Lehrplan. Ich hoffe, du kannst mir heute etwas Interessantes über dich verraten."

Elaran geht mit Akio zusammen in den hinteren Garten, wo Akio nun seine Magie herausfinden soll.

E: „So, ohne weiteren Jux, fangen wir an."

A: „*nickt* Gut, was muss ich machen?"

E: „Du sagtest ja, dass du denkst, entweder ein Erdmagier oder ein Gravitationsmagier zu sein. Das werden wir heute herausfinden. Alle Übungen sind für diese beiden Attribute eingestellt."

Akio atmet tief ein. Was wird ihn jetzt wohl erwarten? Sein Herz klopft schneller und Akio fängt an schneller zu atmen und schluckt die Schwere Luft herunter.

E: „So, als erstes wollen wir deine Intention und dein Element bestimmen. Stell dich dort vor den markierten Punkt und stell dir vor, dass du durch einen Tunnel in der Erde irgendwohin reisen willst."

Akio steht vor dem markierten Punkt und starrt diesen an.

A: „Wohin will ich denn?"

E: „Das solltest du doch wissen, nicht Ich."

A: „Ok, ok!?"

Akio starrt weiter auf den markierten Punkt und stellt sich vor, wie er durch den Boden reisen könnte. Doch es passiert nichts.

A: „Mache ich etwas falsch? Ich stelle es mir vor, aber es passiert nichts."

E: „Hmmm…Ich war davon ausgegangen, dass etwas passieren würde? Bist du nicht faul?"

A: „Was? Was hat das damit zu tun?"

E: „Gut…Wenn du nicht faul bist, dann müssen wir etwas anderes ausprobieren…Stell dir nun stattdessen vor, dass die Erde dir gehört. Sie hat auf dich zu hören. Sie darf sich dir nicht unterstellen. Du bist ihr Herrscher."

A: „Aber das kann ich nicht. Die Erde gehört nicht mir."

E: „Nein, darum geht es auch nicht, du sollst es dir nur vorstellen, damit wir deine Technik erfahren können."

A: „Ok. Hey, du Erde. Ich bin dein Boss und du musst mir ein Loch machen, damit ich reisen kann."

E: „Doch nicht reden, sondern nur vorstellen."

Doch die Erde fing an ein wenig zu beben und es öffnete sich ein kleines Loch im Boden, was gerade groß genug wäre, um dort ein Kabel zu verlegen oder einen flachen Stein zu begraben.

E: „Oh, das ist nicht gerade die Größe, an die ich dabei dachte, aber die Größe war auch nie in der Aufgabe festgelegt. Also gut gemacht. Aber sag mir bitte, was hast du dabei gedacht, als du dieses kleine Loch erschaffen hast?"

A: „Ich wollte einfach nur meine Aufgabe erfüllen. Ich dachte mir nichts wirklich dabei."

E: „Du dachtest nicht dabei und konntest trotzdem ein kleines Loch erschaffen? Komisch."

A: „Wieso denn komisch?"

E: „Komisch, dass dein Element so auf dich hört. Ja, Hören ist das richtige Wort. Oder doch eher Sagen?"

A: „Was meinst du denn jetzt schon wieder?"

E: „Nun, ich denke, du hast die Macht des Sprechens, nein, des Wortes, was es dir ermöglicht mit deiner Magie zu reden. Merkwürdig."

A: „Wieso denn wieder merkwürdig?"

E: „Normalerweise bedient man sich bei der Magie Anwendung auf einem Todsündenfaktor."

A: „Todsünden? Das klingt gruselig."

E: „Die Todsünden sind auch als Ursünden oder Ursprung der Sünden bekannt. Die ersten Sünden, die die Menschen von den Göttern trennten."

A: „Aber wieso dann Todsünden?"

E: „Die Sünden der Menschen waren so schlimm, dass sie die Verbindung zu den Göttern verloren, und diese ihnen dadurch nicht mehr so viel Lebensenergie gaben. Sie starben nun viel jünger und mit viel mehr Stress in ihrem Leben. Es ist sowohl symbolisch als auch geschichtlich so zu sehen."

A: „Hatten die Menschen denn einen Grund, gegen die Götter zu sein und Sünden zu machen?"

E: „Akio…Ich würde es vermeiden wollen, dass wir jetzt über Götter und Sünden reden…Es schmerzt mich einfach zu sehr. Aber ich bin froh, dass du dich keiner von ihnen bedienen musst."

A: „Ich verstehe nicht, wozu man die überhaupt braucht."

E: „Um das zu beantworten gebe ich dir mal ein Beispiel von den beiden Todsünden, die ich dir vorstellen wollte: Die Faulheit. Sie ermöglicht dir durch deinen Willen Dinge zu vollführen, die du eigentlich aufwendig erledigen müsstest. Sie erledigt Aufgaben für dich, ohne dass du einen Finger rühren musst. Das andere war der Stolz: Er erdrückt das Mana und zwingt es auf, für ihn zu arbeiten und dem Willen des Nutzers Bedingungslos zu folgen, egal was die Folgen dafür sein könnten. Die Todsündenfaktoren kümmern sich nicht darum, was der Zweck ist, sondern nur darum, wie sie dem Anwender dienlich sein können."

A: „Aber was habe ich denn jetzt für eine Magie?"

E: „Ach ja, das habe ich schon wieder fast vergessen. Dann lass uns dieses Loch genau untersuchen."

A: „Ich sehe nichts Besonderes. Es ist ein kleines Loch. Das wars."

E: „Magie zeigt sich immer in der Intention und dem Willen des Anwenders, also sehen wir nach, was du damit erreichen wolltest."

A: „Ich glaube ich wollte die Erde verbiegen, damit ich da durch gehen kann."

E: „Interessant, wie du das siehst. Aber Erde verbiegt man nicht. Erde wird verschoben oder ausgegraben. Das war aber keine Verschiebung und auch keine Ausgrabung. Die Erde wurde nicht nach oben geschaufelt, sondern weiter nach unten gedrückt."

A: „Was heißt das jetzt?"

E: „Das heißt wohl nur noch eins: Glückwunsch, du bist ein Gravitationsmagier, der mit Worten Magie anwenden kann."

A: „Also kann ich jetzt zaubern?"

E: „Nenn das bitte nie wieder zaubern."

A: „Oh, stimmt, ich habe da etwas dazu in der Schule gelernt."

E: „Wenigstens das bringen sie noch bei."

(…)

A: „Elaran? Was hat das denn bitte mit den Todsünden der Menschen zu tun, dass man damit Magie anwenden kann?"

E: „Wie sage ich das am besten…Es sind starke Kräfte, die den Willen verstärken und der Anwender ist darin überzeugt, was er tut. Danach sehnt sich das Mana, denn es gehört nie wirklich jemandem und kann ohne die Magier nicht existieren, da es nicht selbstständig Entscheidungen treffen kann."

A: „Heißt das auch, dass das Mana Gut und Böse unterscheiden kann?"

E: „Was für eine spezielle Frage, aber ich denke nein. Mana sucht sich niemanden aus, weil er gut oder böse ist, sondern weil der Wille und die Kraft groß ist."

A: „Aber wie weiß man dann, ob man gut oder böse ist. Du hast doch gesagt, dass die Vase mir sagen kann, ob ich gut oder böse bin."

E: „Ja, das kann sie auch. Das liegt aber nicht daran, dass es das Mana weiß, sondern nur daran dass das vorhandene Mana in der Vase mit „Gutem Mana" angereichert ist."

A: „Wieso sagst du „Gutem Mana" so komisch?"

E: Der Grund ist wohl ein einfacher. Ich denke nicht, dass es wirklich gut oder böse gibt. Dieses Mana wurde einfach nur als Gut angesehen, weil die Erbauer dieser Vase es aus guten Gründen erschaffen haben. Und nach ihrer Logik macht das auch sie gut und ihr Mana."

A: „Ist das denn nicht so?"

E: „Nein, ich denke, dass sich gutes nicht darin zeigt, anderen vorzugeben, was gut ist."

A: „…"

E: „Wie auch immer Akio. Wir werden noch sehen, ob du wirklich gut bist, oder böse. Aber mach dir keine Sorgen darum. Wenn wir auf der richtigen Seite stehen, ist es egal, ob sie uns als gut oder böse ansehen."

A: „Ah, genau…Bin ich denn jetzt ein Mitglied hier?"

E: „Ah…Da gehe ich mit dir direkt ins Training, ohne dir zu sagen, dass du als Mitglied akzeptiert worden bist…Ups…Aber ja, die Feier wird noch nachgeholt."

Während Akio mit Elaran über Magie und Mana redet, tut Ferruccio mit seinem Kollegen dasselbe. Jedoch scheint hier eine deutlich schlimmere Nutzung von Magie der Fall zu sein.

Ferruccio und sein Kollege sehen sich noch einmal alle Fotos vom Tatort an. Doch sie können nicht erkennen, ob noch etwas Wichtiges übersehen wurde. 

F: „Es scheint ein wirklich schwieriges Rätsel zu werden…"

?„Haben sie denn einen weiteren Anhaltspunkt gefunden?"

F: „Nein, ich habe nicht das Gefühl etwas übersehen zu haben…Konntest du noch etwas neues erkennen?"

?: „Nein, ich sehe es mir immer wieder an, aber ich erkenne nichts neues daran. Ich habe sogar das Blut auf Farbe und Verunreinigung durchsucht. Ich habe die Proben ins Labor gesendet, aber nichts. Wieso können sie mit dem Blut nichts anfangen?"

F: „Das Blut…Ich verstehe ebenso wenig, wie das sein kann. Blut ist wie Mana. Es ist einzigartig und immer genau einer Person zuordbar. Aber es scheint diese Person gar nicht zu geben. In anderen Fällen konnten wir das Blut zuordnen, aber nicht in diesem Fall. Immer stellt sich uns etwas in den Weg oder es wird immer bizarrer."

?: „Haben sie etwas neues bemerkt?"

F: „Nicht wirklich…Ich habe versucht zu erkennen, ob die anderen Tatorte etwas miteinander zu tun haben, vielleicht ein Symbol, eine Methode, ein Ritus, irgendwas. Aber die Standorte haben wohl nichts Weiteres miteinander zu tun, außer dass sie öffentliche Orte sind."

?: „"Das ist wirklich schwierig Herr Firenze…"

F: „Das Blut ist nicht zuzuordnen…Es hat keinen Ursprung…"

?: „Denken sie vielleicht, dass es falsches Blut ist? Künstliches Blut oder eine Blutmischung?"

F: „Nein, es muss echtes Blut sein, sonst hätten die aus dem Labor bereits etwas dazu gesagt. Aber warum ist es nicht identifizierbar? Diese Überlegungen haben keine Form und keine Kanten…"

Ferruccio legt seinen Kopf auf die Seite und streicht mit seinen Fingern über die Breit ausgelegten Fotos auf seinem Arbeitstisch. Er streicht weiter und geht mit seinem Finger von einer Ecke eines Fotos zur nächsten Ecke.

F: „Alles im Quadrat, ohne Kreise ohne Rad…"

?: „Erfinden sie jetzt Kinderlieder?"

F: "…Dreiecke ohne Punkt, wieso ist es hier nicht rund?"

?: „Bitte konzentrieren sie sich noch ein wenig."

F: „…Ich will nur noch bunt malen. Die Ecken brauchen Farbn'…"

?: „Herr Firenze, bitte wachen sie aus ihrem Halbschlaf auf."

F: „HA? Was ist passiert?"

?: „Sie haben irgendwelche Lieder vor sich hin und her gesungen und sind dabei wohl fast eingeschlafen."

F: „Ich wette, das war bestimmt ein sehr gutes Lied."

?: „Gut? Sie sind hier doch zum Arbeiten, nicht zum Kinderlieder schreiben."

F: „Kinderlieder?"

?: „Nana nana nanaaa…Bla bla bla bla bla blaaa…Ecken brauchen Farben…"

F: „Ja, farblose Ecken sind ja auch langweilig, genau wie auf diesen Fotos."

?: „Ja, aber darum geht es doch gar nicht. Diese Fotos…"

F: „…haben keine Farben in den Ecken…Wieso ist mir das nicht früher aufgefallen?"

?: „Wovon reden sie? Was hat das jetzt damit zu tun?"

F: „Die Ecken haben keine Farben. Jedes einzelne Bild hat keine Farben in den Ecken. Das Blut ist an jedem Tatort immer stark verteilt, aber kein einziges Mal in den Ecken oder an den Wänden. Immer nur auf dem Boden."

?: „Und was bringt uns diese Erkenntnis?"

F: „Wie kann das sein? Wieso ist niemals Blut an den Wänden und Ecken, obwohl es sonst so aussieht, als ob das Blut wie Wild herumgespritzt ist?"

?: „Ich verstehe den Punkt nicht, auf den sie hinauswollen!?"

F: „Das ist doch Wahnsinn. Wie kann das sein? Die Opfer hängen immer an den Wänden oder an den Bäumen, aber das Blut ist immer entfernt von ihnen. Die Opfer selbst sind aber unbefleckt. Kein einziger Tropfen an Blut an ihrer Kleidung oder an ihrer Haut."

?: „Aber Herr Firenze, wie kann das sein? Wenn die Ofer doch getötet wurden und es ihr Blut ist, dass auf dem Boden war, wieso sind sie dann ohne einen einzigen Tropfen auf der Haut oder der Kleidung?"

F: „Es bestünde die Möglichkeit, dass die Opfer nach dem Tod gewaschen wurden und neue Kleidung angezogen bekommen haben, aber wieso?"

?: „Sie meinen es wäre möglich, dass die Täter ihren Opfern Neue Kleidung anziehen wollten, damit sie frei von Blut wären?"

F: „Vielleicht ist das der Grund. Ich meine auch, dass es zu den ehemaligen Feinen Verbrennungen an den Hälsen der Opfer passen würde. Vielleicht ist einer der Täter wirklich ein Perfektionist!?"

?: „Aber das erklärt doch trotzdem nicht, wieso das Blut so verteilt ist und niemals die Wände berührt."

F: „Ich habe da noch ein Vermutung, die mir allerdings schon etwas Angst macht. Ich hoffe wieder, dass ich damit falsch liege. Ich kenne ihre Fähigkeiten nicht, aber ich halte es für möglich, dass dahinter ein Schattenabsolute steckt, der den Raum in Schatten gehüllt hat, um die Flecken an den Wänden zu verhindern."

?: „Aber selbst wenn, warum hat er dann das Blut hiergelassen? Wieso hat er nicht gleich alles auf einmal abgedeckt, damit hier gar kein Blut mehr ist?"

F: „Ich habe viele Überlegungen dazu, ich kann aber keine auswählen, die nicht Verrückt oder gar wahnsinnig wäre."

?: „Was sind denn ihre Überlegungen?"

F: „Vielleicht mag er den Geruch vom Blut seiner Opfer. Vielleicht wollte er auch nur das Opfer sein eigenes Blut in Massen sehen lassen, um ihn verrückt werden zu lassen. Ich halte es ebenfalls für möglich, dass es seine Art ist uns mittzuteilen, dass wir niemals genug Hinweise haben werden, um ihn aufzuholen. Er will, dass wir es sehen. Er will, dass die Opfer gesehen werden. Vielleicht denkt er auch, dass er uns durch altes Blut vergiften kann!? Wer kann schon in den Kopf eines Wahnsinniges gucken?"

?: „Tun sie das nicht gerade?"

F: „…"

?: „Naja, wie dem auch sei…Das sind alles Denkbare Möglichkeiten, wir können sie nicht ausschließen. Es ist das einzige, mit dem wir aktuell arbeiten können."

F: „Aber wenn er ein Schattenabsolut ist, dann macht das doch wenig Sinn, wenn die Hälse verbrannt wurden!?"

?: „Beziehen sie sich da nicht etwas zu sehr auf Magie? Es ist doch ebenfalls möglich, dass diese Wunden ohne Magie zugefügt wurden. Und es schließt auch die Idee aus, dass sie in Gruppen arbeiten, oder nicht?"

F: „Das mit der Magie stimmt wohl…Da darf ich nicht zu stark drauf verharren. Aber es schließt nicht aus, dass sie in Gruppen arbeiten. Es zeigt uns wiederum, dass wohl einer aus dieser Gruppe ein Schattenabsolut sein könnte, der in jedem dieser Mordfälle mitbeteiligt war."

?: „Ist das nicht etwas zu schnell entschieden?"

F: „Wir haben da nicht viel Auswahl. Wir müssen uns durch unsere neuen Erkenntnisse und Ideen neue Szenen ausdenken und diese weiterdenken. Wir folgen den weiteren Gedanken, die uns zu neuen Gedanken führen. Und so geht das dann immer weiter."

?: „Und was wäre, wenn wir falsch gedacht haben? Wo machen wir dann weiter?"

F: „Na, am letzten Punkt, der funktionierte."

?: „Wie sind sie nur jemals Ermittler geworden?"

F: „Die Geschichte ist lange her…Relativ gesehen…"

?: „Das wollte ich jetzt eigentlich nicht hören."

F: „Dann frag doch auch nicht so. Solange ein System funktioniert muss man es nicht hinterfragen."

?: „Das kommt mir ziemlich kindisch und naiv vor."

F: „Wie du meinst…"

(…)

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