1 Bring mich hin

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'"Herr Qinn, ich liebe Sie wirklich", hallte eine weibliche Stimme durch die schwach beleuchtete Tiefgarage, so sehr, dass Abigail vor Schreck versehentlich beinahe ihr Handy fallen ließ. Sie war gerade auf dem Weg zu ihrem geparkten Auto, aber wer hätte gedacht, dass sie an diesem dunklen und kalten Ort Zeugin eines Liebesgeständnisses werden würde.

"Was hast du gesagt?", klang eine kalte, heisere Männerstimme, die ihr einen Schauer über den Rücken jagte. Vielleicht war es die schiere Kraft seiner Stimme, oder die Art und Weise, wie seine Worte die Luft durchschnitten, komplett ohne Wärme.

"Ich habe gesagt, dass ich dich liebe", hörte Abigail die Stimme der Frau erneut, "Ich liebe dich so sehr! Ich habe mich in dich verliebt, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe."

Abigail hielt den Atem an, in der Hoffnung, eine Antwort des Mannes zu hören, doch folgte nur Stille. Trotz ihrer Neugier blieb sie wie erstarrt und wartete, bis der Mann die schwere Stille durchbrach.

"Ist das alles?", war seine einzige Antwort, und Abigail keuchte auf, überrascht von seiner Gefühllosigkeit.

"W-wall?", stammelte die Frau, offensichtlich völlig schockiert.

"Sag mir, was du willst."

"Ich... Ich habe mich seit dem Anfang in dich verliebt. Ich bin seit zwei Monaten deine Freundin, aber du hast nie etwas über deine Gefühle für mich gesagt. Herr Qinn, ich... ich möchte nur... Ich möchte nur, dass du mich auch liebst."

"Wir sind fertig", erklärte er. Seine Stimme war genau wie vorher, ohne jegliche Wärme, jede Silbe kalt und emotionslos.

"W-w-was?"

"Ich werde mich nicht wiederholen."

"W-warum? Herr Qinn, was wollen Sie damit sagen? Das ist nicht... im Vertrag steht deutlich, dass ich für drei Monate deine Freundin sein sollte! Es sind erst zwei Monate vergangen, und jetzt sagst du, dass es vorbei ist? Was soll das ..."

"Frau Moore ... Haben Sie den Vertrag nicht richtig gelesen?" Die Stimme des Mannes wurde noch kälter, fast streng. "Scott, komm her und lies vor, was sie wohl übersehen hat."

Abigail horchte bei dieser sich entfaltenden Konversation nur mit absolutem Entsetzen. "Ein Vertrag?" Ihr Verstand lief auf Hochtouren, sie glaubte es nicht.

Dann bemerkte sie, dass sich die Situation zu verschlechtern schien und sie verspürte den dringenden Drang zu gehen. Aber die Angst, entdeckt zu werden, ließ sie an der Stelle erstarren. Gefangen zwischen der Notwendigkeit zu fliehen und der Angst, entdeckt zu werden, beschloss sie widerwillig, sich zu verstecken.

"Frau Moore, hier ist eine der beiden Klauseln in dem Vertrag, den Sie unterschrieben haben", begann ein anderer Mann zu sprechen. "Die vertraglich vereinbarte Freundin kann alles verlangen, außer liebe oder Zuneigung. Sobald die vertragliche Freundin Liebe einfordert, wird der Vertrag automatisch ungültig."

Abigail war so schockiert, dass sie trotzdem einen Blick wagte. Sie konnte einfach nicht glauben, was gerade passierte. Dass so etwas Ungeheuerliches im wirklichen Leben passieren konnte, erklärte sie für absoluten Wahnsinn.

Als sie das Mädchen sah, hielt sie vor Schreck die Hand vor den Mund. Ist das nicht Ina Moore? Die berühmte Schauspielerin?!

Sie konnte ihren Augen nicht trauen. Warum sollte so eine schöne Frau wie sie um die Liebe eines Mannes betteln müssen? Und noch wichtiger, waren ihre Beziehungen vertraglich geregelt?! Diese wunderschöne Diva, Ina Moore, war die Vertragsfreundin eines rücksichtslosen Mannes?!

Abigails Augen wanderten dann zu dem Mann, aber sie konnte sein Gesicht nicht sehen, weil er ihr den Rücken zugewandt hatte.

"Ich habe dich vor langer Zeit gewarnt. Ich mache keine Liebe und werde es auch nie tun. Und du solltest wissen, wie ich mit jedem umgehe, der gegen einen Vertrag verstößt", ertönten die Worte des Mannes und ein Schaudern durchfuhr Abigail, als sie sah, wie Ina Moore auf die Knie fiel. Die Göttin, die von vielen Männern da draußen bewundert wurde, sah jetzt aus, als wäre ihr das Blut aus den Adern gesogen worden. Dann wurde sie einfach so von einem massigen Mann in Schwarz in ein anderes Auto geschleift.

Als das Auto weg war, kam Abigail endlich wieder zu sich und versteckte sich schnell.

Doch dann...

"Komm raus. Ich weiß, dass du da bist. Jetzt!" Die Anweisung des Mannes hallte wider und ließ sie so fassungslos zurück, dass sie einige Sekunden lang wie versteinert dastand. Sie wusste, dass er mit ihr sprach und, dass er ein Mann war, der keine Wiederholungen mochte, also nahm sie all ihren Mut zusammen und trat hervor.

"Komm her", befahl der Mann und Abigail hob langsam ihr Gesicht. Sie war unglaublich nervös. Sie konnte sich nicht erinnern, ob sie jemals in ihrem Leben so große Angst vor jemandem gehabt hatte.

Als ihre Blicke aufeinander trafen, zuckte Abigail beinahe zusammen. Der Mann, der vor ihr stand, war nicht nur attraktiv; das war eine grobe Untertreibung. Er war auf einer ganz anderen Ebene an Attraktivität, die jede Berühmtheit, die sie je gesehen hatte, in den Schatten stellte. Seine Statur war beeindruckend, sein pechschwarzes Haar schien sich selbst zu ordnen, wenn er es einfach aus dem Gesicht strich. Alles an ihm war ein Bild von Männlichkeit, das nur als Perfektion bezeichnet werden konnte. Der Mann war zu gut aussehend, um real zu sein! Kein Wunder, dass eine so schöne Frau wie Ina Moore um seine Liebe bettelte!

Aber dies wunderschöne Wesen starrte sie herab. Seine dunklen Augen waren so feindselig, dass sie sich am liebsten auf dem Boden zusammengerollt und verschwunden wäre. Die Art, wie er sie ansah, war definitiv die Definition des Satzes "Wenn Blicke töten könnten".

"Wer bist du? Ein Paparazzo?" Abigail zog sich vor dem Unmut in seiner Stimme zurück. Seine eiskalten Augen schimmerten gefährlich und ließen sie mehr frösteln als die eisigen Temperaturen. Sie kam nicht umhin zu denken, dass dieser Mann definitiv das perfekte Beispiel für den unmenschlich schönen Mann war, von dem sie oft in Romanen gelesen hatte.

Abigail schluckte und zwang sich, ihm zu antworten. "Nein, das bin ich nicht." Sie schüttelte den Kopf, aber der Mann sah sie nur mit verengten Augen an und bewegte sich dann auf sie zu.

Jeder seiner Schritte fühlte sich an wie eine tickende Zeitbombe, aber überraschenderweise konnte sie standfest bleiben, obwohl ihre Knie ein wenig zitterten. Als der Mann weniger als einen Meter von ihr entfernt stehen blieb, biss sie sich auf die Unterlippe. Der Mann musterte sie genauestens, und sie fühlte sich wie seine Beute. Ein Blick in seine Augen sagte ihr, dass 'gefährlich' eine Untertreibung war, um ihn zu beschreiben.

"Kleines Lamm... hast du alles mitgehört?" fragte er, sein Blick tödlicher als der schärfste Dolch. Sie hatte noch nie so schöne, aber auch so eiskalte Augen gesehen wie seine. Er hatte Augen wie ein Killer, die durch die Seele jedes Einzelnen bohren konnten.

"Es tut mir leid, ich... Ich wollte nicht..." Abigail schaffte es gerade noch, zu antworten, als der Mann plötzlich seine Hand nach ihr ausstreckte. Sie zuckte vor Angst zusammen und schloss instinktiv die Augen, da sie dachte, der Mann würde sie erwürgen wollen.

Aber das passierte nicht.

Langsam öffnete Abigail ihre Augen wieder.

Er sagte kein Wort. Er schien nur auf ihren leuchtend gelben Strickschal fixiert zu sein. Aus irgendeinem Grund schienen die Dolche und die antiken Gletscher in seinen Augen wie ausgelöscht und wurden plötzlich durch eine seltsame, ruhige Leere ersetzt.Sie blickte nach unten und bemerkte seine Finger, wie sie mit dem Rand ihres gestrickten Schals hantierten. Abigail erstarrte erneut, ihr Herz schlug unkontrolliert schnell. "Gelb...", murmelte er vor sich hin, ließ seine Hand sinken und plötzlich veränderte sich sein Blick erneut, wirkte nun nicht mehr so hart und kalt wie noch vor Augenblicken. "Geh nach Hause", sagte er und wandte sich ohne weiteres zum Gehen.

Abigail atmete aus, als sie sah, wie er sich von ihr entfernte. Sie hätte nun flüchten sollen, jetzt, wo er endlich nachgab, aber sie stand nur da, unfähig sich zu rühren, und beobachtete wie er ging. Sie ballte ihre Händen so fest, dass ihre Knöchel weiß wurden, und rief plötzlich in den Raum. "Warten Sie, bitte warten Sie!" Der Chauffeur hatte ihm bereits die Tür geöffnet, als ihre Stimme in der kalten Garage widerhallte. "Was?", antwortete er ohne sich umzublicken.

Ohne Angst machte Abigail nun einige Schritte auf ihn zu. Sie fühlte sich plötzlich voller Energie und Mut. Ihre Knie zitterten nicht mehr und die Angst in ihren Augen wich Entschlossenheit. "Stimmt alles, was Sie gesagt haben wahr? Dass Sie nichts mit Liebe am Hut haben?", fragte sie, nun weniger als einen Meter hinter ihm stehend. "Sind Sie wirklich sicher, dass Sie sich niemals verlieben werden?"

Der Mann drehte sich schließlich um und sah sie an. Seine dunkelgrauen Augen musterten sie erst ungläubig und dann neugierig. "Verstehe ich richtig, Sie würden eine Freundin akzeptieren solange diese nicht nach Ihrer Liebe fragt, oder?" fragte sie erneut, ihre Rehaugen blickten entschlossen zu Ihm.

Stille legte sich für einen Moment zwischen sie. Der Mann starrte sie an, seine Augen zusammengekniffen, als würde er einem unfassbaren Wesen gegenüberstehen. "Warum wollen Sie das wissen?" Seine Lippen formten nun ein schelmisches, amüsiertes Lächeln. "Ich bin nur neugierig. Stimmt es?" antwortete sie.

"Und wenn es stimmt?" Nun presste Abigail ihre Lippen zusammen. "Wenn es wahr ist, wie können Sie da so sicher sein? Glauben Sie wirklich, dass Sie niemals Gefühle für jemanden entwickeln werden? Niemals?"

Seine Antwort war ein gedämpftes Lachen. Sein Lachen hatte etwas Teuflisches an sich, es unterstrich seine Erscheinung. Sein Blick blieb kühl, doch seine Haltung zeigte eine Spur Belustigung, auch wenn es ihr schwerfiel, diese genau zu erkennen. Er gab ihr Rätsel auf, voller Geheimnisse, die sie nicht lösen konnte.

"Sagen Sie mir. Was genau versuchen Sie mir zu sagen?", spielte er erneut an der Kante ihres Schals herum, während seine dünnen Lippen sich zu einem gefährlichen und schelmischen Lächeln verzogen. "Ich ... ich will damit nur sagen, dass ich nicht glaube, dass Sie eine Ausnahme sein werden. Vielleicht haben Sie einfach noch nicht die Person getroffen, die Ihr verschlossenes Herz knacken kann."

"Meinst du, du willst es versuchen, Kleines?" Direkt in seine Augen blickend nickte Abigail – entschlossen. Er lachte.

Sie runzelte die Stirn und versuchte ihm zu vermitteln, dass sie es ernst meinte, doch ihre Intensität schienen den Mann nur weiter zu amüsieren.

Nachdem er aufgehört hatte zu lachen, sprach er. "Glaubst du wirklich, dass du es schaffst, mich dazu zu bringen, mich zu verlieben? Schade, Gelb... Unzählige Frauen haben das bereits versucht und außerdem... glaube ich nicht, dass du dazu in der Lage bist." Seine Augen wanderten von ihrem Kopf hinunter zu ihren Zehen. "Und du hast es richtig gehört, ich macht nicht das mit der Liebe. Niemals. Also verschwende nicht deine Energie mit dem Gedanken daran." Seine Stimme war weich, trotz dem Lächeln auf seinem Gesicht.

Doch Abigail blieb unbeeindruckt. "Wie wäre es, wenn Sie es mit mir versuchen? Ich verspreche, ich werde nicht verlangen, dass Sie mich lieben", schlug sie vor und hob dabei ihre Hand, wie ein Pfadfinder, was den Mann erneut zum Lachen brachte.

"Gelb, du bist so mutig für ein kleines Mädchen." Sein Lächeln verblasste und seine Stimme wurde härter. "Bitte nennen Sie mich nicht mehr Gelb! Mein Name ist Abigail. Und ich bin kein kleines Mädchen mehr! Ich werde bald zweiundzwanzig."

Der Gesichtsausdruck des Mannes änderte sich abrupt und er kicherte. Sein Lachen hatte etwas Magisches, welches ihre Ohren verzauberte. Sein unerwartetes Lachen hatte eine bemerkenswerte Anziehungskraft, die sie überraschend fesselte.

"Tatsächlich, du bist ein mutiges kleines Mädchen, Gelb. Weißt du, wer ich bin?" "Nein." "Und trotzdem bist du noch hier und bietest dich blindlings an?" Sie nickte und der Mann grinste nun frech. Er starrte sie von Kopf bis Fuß an, leckte sich über seine sexy Lippen und trat einen Schritt auf sie zu. Mit seinem langen, eleganten Finger hob er ihr Kinn. "Kleines Lämmchen, lass mich dir etwas sagen. Gerade jetzt stehst du vor den Toren der Hölle. Bist du bereit, mit mir in die Hölle zu steigen?" Seine Augen loderten. Eine Warnung war in ihnen zu sehen und Abigail wusste, dass er mehr als ernst war und dass die Gefahr mehr als real sein könnte.

Und dennoch, seine Warnung war nicht genug, um sie zum Nachgeben zu bewegen. Sie war noch nie in ihrem Leben so mutig - oder verrückt - gewesen. Sie stellte sich bereits viele verschiedene Situationen in ihrem Kopf vor. Natürlich ängstigte sie der mögliche Ausgang dieses Wahnsinns, in den sie sich stürzen wollte, aber... immer, wenn sie an ihre Zukunft dachte, gab es im Moment nichts, das ihr mehr Angst machte. Hatte sie nicht nach so etwas gesucht? Nach einem Mann wie diesem?

Als die Stille andauerte, formten die Lippen des Mannes ein triumphierendes, spöttisches Lächeln und seine Hand strich über ihren Kopf. Er wuschelte durch ihr glattes schwarzes Haar und beugte sich zu ihr vor. "Die Hölle ist kein guter Ort, zumindest nicht für ein kleines Lämmchen wie dich. Das ist dir sicher bewusst. Also lauf weg, solange der große, böse Wolf noch freundlich und ruhig ist."

Und dann drehte er sich einfach um und ging lässig weiter, als wäre nichts geschehen. Doch nach drei Schritten hielt Abigail ihn erneut auf. "Die Hölle, von der du sprichst", murmelte sie, "ich ... ich würde sie gerne selbst sehen. Nimm mich mit."

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