Mit dem Amulett und dem „Buch der Elemente" im Gepäck kehrte Endar zur Magiergilde zurück. Meister Arion empfing ihn mit einem stolzen Lächeln. „Du hast dich als würdiger Träger der alten Artefakte erwiesen," sagte er. „Nun ist es an der Zeit, dass du eine neue Herausforderung annimmst. Es gibt jemanden, der deine Hilfe braucht."
Endar lauschte gespannt, als Meister Arion ihm von Prinzessin Lyria erzählte, der Tochter des Königs von Aradia. Lyria hatte das Talent der Magie geerbt, doch ihr Potenzial wurde durch dunkle Kräfte unterdrückt. Der König, verzweifelt und besorgt um seine Tochter, hatte die Magiergilde um Hilfe gebeten.
„Du musst zum Königspalast reisen und Lyria helfen, ihre wahre Macht zu entfesseln," erklärte Meister Arion. „Doch sei auf der Hut. Der Hof des Königs ist ein Netz aus Intrigen und Geheimnissen. Nicht jeder wird froh sein, dich dort zu sehen."
Am nächsten Morgen brach Endar auf und erreichte nach einer beschwerlichen Reise die prächtigen Tore des Königspalastes. Die Wachen musterten ihn misstrauisch, ließen ihn aber nach Vorlage der Empfehlung von Meister Arion passieren. Der Palast war ein beeindruckendes Bauwerk aus Marmor und Gold, und überall waren Wappen und Fahnen des Königreichs zu sehen.
Endar wurde in einen großen Saal geführt, wo der König auf einem prächtigen Thron saß. Neben ihm stand Prinzessin Lyria, eine junge Frau mit langem, goldenem Haar und einem nachdenklichen Blick. Endar spürte sofort die unterdrückte Magie in ihr und wusste, dass die Geschichten über ihr Potenzial nicht übertrieben waren.
„Willkommen, Magier Endar," begrüßte der König ihn. „Meine Tochter benötigt eure Hilfe. Dunkle Mächte scheinen sie gefangen zu halten."
Endar verneigte sich tief. „Es ist mir eine Ehre, Majestät. Ich werde alles tun, um Prinzessin Lyria zu helfen."
Doch nicht alle am Hofe waren so wohlwollend. Besonders ein Mann, der königliche Berater Lord Varian, schien Endar misstrauisch zu betrachten. „Seid vorsichtig, König. Dieser junge Magier mag mächtig erscheinen, aber er ist unerfahren und könnte mehr Schaden als Nutzen bringen," warnte Varian.
Der König wies die Einwände ab und befahl Endar, sofort mit der Untersuchung von Lyrias Zustand zu beginnen. Endar wurde in Lyrias Privatgemächer geführt, wo er ungestört arbeiten konnte. Prinzessin Lyria setzte sich ihm gegenüber und musterte ihn neugierig. „Kannst du wirklich helfen?" fragte sie leise.
Endar nickte. „Ich werde mein Bestes tun. Erzähle mir, was du fühlst, wenn du versuchst, deine Magie zu nutzen."
Lyria erzählte ihm von den Schmerzen und der Dunkelheit, die sie jedes Mal spürte, wenn sie ihre Magie aktivieren wollte. Endar hörte aufmerksam zu und spürte nach der dunklen Präsenz, die sie beschrieb. Schließlich bat er Lyria, ihre Hände auf das Amulett zu legen, das er aus den Ruinen von Azareth mitgebracht hatte.
Sofort spürte er eine Veränderung. Das Amulett begann zu leuchten und Lyrias Augen weiteten sich vor Überraschung. „Ich spüre es," flüsterte sie. „Die Dunkelheit weicht."
Endar konzentrierte sich und begann, einen Reinigungszauber zu murmeln. Die dunkle Energie in Lyria reagierte auf seine Magie und begann, sich aufzulösen. Lyria atmete tief ein und aus, ihre Hände zitterten. Langsam, aber sicher, konnte Endar die Dunkelheit aus ihr vertreiben.
Doch plötzlich stürmte Lord Varian in den Raum, seine Augen voller Zorn. „Was habt ihr getan?" schrie er. „Lasst sofort von ihr ab!"
Endar war überrascht von der Intensität von Varians Reaktion. „Ich helfe ihr," sagte er ruhig, aber entschlossen. „Die Dunkelheit muss weichen, damit ihre wahre Macht entfesselt werden kann."
Varian zog ein kleines, verborgenes Messer und richtete es auf Endar. „Ich werde nicht zulassen, dass du hier Schaden anrichtest!"
In diesem Moment trat die Dunkelheit aus Lyria hervor und formte sich zu einer schattenhaften Gestalt. „Varian," zischte sie. „Du hast versagt."
Die Wahrheit traf Endar wie ein Blitzschlag. Varian war derjenige, der die dunkle Magie auf Lyria gelegt hatte. Ohne zu zögern, konzentrierte Endar seine Kräfte und formte einen Schild aus Licht, der die dunkle Gestalt von Lyria fernhielt.
„Ich werde dich besiegen," rief Endar und ließ das Licht um ihn herum intensiver werden. Er nutzte das Amulett, um seine Magie zu verstärken und schickte einen mächtigen Lichtstrahl auf den Schatten. Die dunkle Gestalt schrie auf und löste sich in einem Schwall aus schwarzem Rauch auf.
Varian versuchte, zu fliehen, doch Endar war schneller. Mit einer geschickten Bewegung seiner Hand band er Varian mit magischen Fesseln. Der König und seine Wachen stürmten herein, alarmiert durch den Lärm. Der König sah den gefesselten Varian und die schwach lächelnde Lyria und verstand sofort.
„Du Verräter," zischte der König und befahl den Wachen, Varian fortzubringen. „Endar, du hast uns einen großen Dienst erwiesen."
Lyria trat vor und legte ihre Hand auf Endars Schulter. „Ich danke dir," sagte sie. „Dank dir fühle ich mich zum ersten Mal seit Jahren frei."
Endar nickte und lächelte. „Es war mir eine Ehre, Prinzessin. Aber dies ist erst der Anfang. Die Dunkelheit ist noch nicht besiegt."
Der König nickte zustimmend. „Wir werden an deiner Seite stehen, Endar. Aradia wird sich gegen die Dunkelheit erheben."
Endar spürte eine neue Entschlossenheit in sich aufsteigen. Mit Lyria an seiner Seite und der Unterstützung des Königs war er bereit, sich der größeren Bedrohung zu stellen, die über ihnen allen schwebte. Seine Reise war noch lange nicht zu Ende, doch mit jedem Schritt kam er seinem Ziel näher, das Gleichgewicht der Magie wiederherzustellen und die Welt vor der drohenden Dunkelheit zu retten.